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#71
Steinartefakte / Aw: Kratzer mit Kratzern
Letzter Beitrag von Nanoflitter - 23. November 2025, 21:53:42
Hier kann ich auf den Bildern weder Schlagmerkmale noch planvolle Retuschen erkennen. Natur meiner Meinung nach.. LG
#72
Steinartefakte / Aw: Bruchstück mit Retouche
Letzter Beitrag von Schabersucher - 23. November 2025, 21:53:09
Hallo Nanoflitter, Fischkopp und Persephone,

vielen Dank für Eure Einschätzungen! BZ = Bronzezeit, ca 1800 bis ca 1000 v Chr? Das würde dann ja auch gut dazu passen, dass der Kratzer noch so schön scharf ist. Ob das Konzept hier lieblos ist oder nicht, da habe ich auch eine Weile darüber nachgedacht... das ist ein spannender Aspekt, Persephone! Ich habe schon viele Werkzeuge gefunden mit dem Prinzip "Function follows form", dh., ein Stein oder Trümmerstück wurde wie er ist betrachtet und der/die Flintschlägerin hat dann überlegt, dass die Form schon so ähnlich ist wie ein Kratzer zB und dann diesen daraus hergestellt. Andererseits gibt es ja auch die vielen Werkzeuge nach dem Konzept "Form follows function", d.h., hier wurde ein großer Block Flintstein gesucht und sich überlegt, dass zB ein Beil entstehen soll und dann so lange Material entfernt, bis das Beil übrigblieb. Das erfordert sicher größere Handwerkskunst und Planung, aber das Konzept des Beils hat wahrscheinlich schon jemand anders vorher entwickelt. Wo ist also mehr Phantasie oder Kreativität beteiligt? Wie auch immer, ich habe viele viele Generationen später tatsächlich auch die sehr einfach ausgeführten Stücke liebgewonnen  :-D   

Viele Grüße,
Sven
#73
Steinartefakte / Kratzer mit Kratzern
Letzter Beitrag von Schabersucher - 23. November 2025, 21:32:42
Liebe Leute,

diesen Stein habe ich auch am Ostseestrand gefunden: Ein einfacher Abschlag, der so aussieht, als wäre eine an einer Flintknolle abstehende Pocke abgeschlagen worden. Dieser Abschlag ist dementsprechend auf der Dorsalseite flächig mit Kortex bedeckt. Die Ventralseite besitzt (seitlich) einen Schlagbuckel und die typische Krümmung (in Bild "5" wurde von unten rechts geschlagen). Die lange, distale (?) Seite ist durchgängig auf der Dorsalseite retouchiert, und die gegenüberliegende Seite im Bereich der Spitze, so dass sich auch eine schön scharfe Spitze ergibt.
Außergewöhnlich finde ich an diesem Stein, dass der kreideartige weisse Kortex deutliche "Rillen" oder "Kratzer" besitzt (das sieht man auf den Bildern leider nicht so deutlich wie im Original, wo ich ca 20-30 Kratzer sehe). Diese scheinen auch eine Vorzugsrichtung zu haben, entlang der langen Achse des Steins, und einige der Kratzer sind parallel. Ähnliche Ritzungen habe ich schon in einigen Steinen gefunden, aber nie so deutlich. Mir ist nicht klar, ob das im Prinzip im Entstehungsprozess der Flintknolle entstanden sein könnte, oder ob es vor/während/nach der Anfertigung eines Werkzeugs passiert sein könnte (zB beim Schleifen/Glätten des Kortex), oder später durch Gebrauch, oder ob doch irgendwie anders. Hat jemand von euch so etwas auch schonmal gefunden?

Meine Fragen wären: ist das ein Kratzer, Bohrer, eine Spitze? Und können die parallelen Kratzer im Kortex auch aus der Steinzeit stammen?

Viele Grüße,
Sven
#74
Steinartefakte / Aw: Bruchstück mit Retouche
Letzter Beitrag von Persephone - 23. November 2025, 21:14:02
Mich erinnert das Stück sehr an die BZ Schaber aus dem Norden, die großformatig, oft lieblos gerne aus Frostsprüngen hergestellt wurden.

 :winke: Persephone
#75
Steinartefakte / Aw: Bruchstück mit Retouche
Letzter Beitrag von Fischkopp - 23. November 2025, 19:23:15
Hallo Sven,

ein ähnlicher Fund ist mir hier im Norden noch nicht begegnet. An einen Kratzer denke ich hier auch. Ich bin gespannt was noch so an Meinungen kommt.

LG Fischkopp
#76
Steinartefakte / Aw: Bruchstück mit Retouche
Letzter Beitrag von Nanoflitter - 23. November 2025, 16:49:48
Im nordischen würde ich das als Schaber bezeichnen. An Frostsprüngen wie diesem sind die da oben recht häufig angelegt. Für Brandungsgeröll halte ich es auch nicht. Dürfte aber nicht so alt sein... da ist bei Meso halt Ende, im Norden, von wenigen Ausnahmen abgesehen. LG
#77
Steinartefakte / Bruchstück mit Retouche
Letzter Beitrag von Schabersucher - 23. November 2025, 15:57:50
Liebe Leute,

nachdem ich den interessanten Beitrag von Jondalar zu seinem schönen Kratzer gelesen hatte, fiel mir ein irgendwie ähnlich retouchierter Stein auf, den ich vor kurzem gefunden habe.

Zitat von: Jondalar in 12. November 2025, 08:57:13Hallo zusammen,
nachdem ich schon zweimal einen Kratzer gemutmaßt hatte und dieser in Verdacht geriet ein Flintenstein zu sein,
diesmal ein (zumindest für mich) zweifelsfreier Abschlagkratzer, den ich vor ein paar Wochen fand. Interessant finde ich, dass die 'Rinde' erhalten ist und die retuschierten Bereiche bereits wieder soweit patiniert sind, dass farblich kaum ein Unterschied besteht.
... Viele Grüße, Jondalar

Mein Stein stammt zwar vom Ostseestrand (in SH), ist aber praktisch überhaupt nicht abgerollt, soweit ich das beurteilen kann. Es scheint ein Frostsprung oder Trümmerbruchstück zu sein, dh. ohne Schlagbuckel, eine Seite ist flächig retouchiert, ansonsten gibt es keine Abtrennung von Material, sodass sehr viel Kortex erhalten ist.
Jedenfalls ist die Kratzerkante noch sehr scharf. Er muss also vor kurzem erst auf dem Steilufer herausgekommen sein... mit allmählich steigendem Meeresspiegel bricht dieses hier immer schneller ab...
An dem Ufer habe ich noch einige weitere Steine mit Retouchen gefunden, jeweils auch mit sehr viel erhaltenem Kortex, allerdings eher Abschläge und keine so flächige Retouche.
Was haltet ihr davon?
Viele Grüße,
Sven
#78
Steinartefakte / Aw: Eigenartig-individuelles F...
Letzter Beitrag von Jondalar - 21. November 2025, 11:25:33
Hallo Thomas, 

vielen Dank für Deine ergänzende Einschätzung. Vielleicht sollte ich das Stück als Lehrlingsarbeit deklarieren...  ;)
Viele Grüße

Jondalar
#79
Steinartefakte / Aw: Eigenartig-individuelles F...
Letzter Beitrag von Jondalar - 21. November 2025, 11:23:22
Hallo Sprotte,

vielen Dank für Deine Einschätzung. 

Tja, das Stück lässt einen etwas ratlos zurück. Für einen Kern erscheinen die generierten 'Klingen' selbst für mesolithische Verhältnisse sehr klein und als Kratzer wäre das selbst wenn man berücksichtigt, dass dieser Typus im Mesolithikum, zumindest in meiner Gegend, meist lieblos gearbeitet wurde, eine 'Gurke'. Ich dachte, dass man das Stück wegen der runden, ebenen natürlichen Schlagfläche vielleicht als Keil hätte einsetzen können...
Viele Grüße

Jondalar 
#80
Steinartefakte / Aw: Eigenartig-individuelles F...
Letzter Beitrag von Jondalar - 21. November 2025, 11:14:04
Hallo Nano,

vielen Dank für Dein Statement. Ich würde angesichts der geringen Patinierungsneigung am Fundort auch die Möglichkeit eines Frostsprunges nicht gänzlich ausschließen wollen...
Viele Grüße

Jondalar