Levallois-Abschlag?

Begonnen von Danske, 25. Mai 2020, 15:41:27

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Danske

Hallo zusammen,

am Tag nach dem "Vielleicht-Chopper" war ich auf der anderen Naheseite unterwegs. An der Kante eines Plateaus, in dessen Bereich ich die Spitze http://www.sucherforum.de/index.php/topic,77188.0.html gefunden habe, konnte ich das hier gezeigte Stück auflesen. Einen Zusammenhang zwischen den beiden Funden sehe ich eigentlich nicht, dafür liegen die Fundstellen zu weit auseinander.

Ich halte es für einen annähernd runden Levallois-Abschlag. Auf der Dorsalfläche sind die Facetten der Abbauflächenformung in Form eines Schildkrötenbuckels zu erkennen. Die Ventralfläche ist vollkommen plan. Foto 1012 zeigt den schmalen gewölbten und facettierten Schlagflächenrest.

Zur Materialfrage muss ich passen. Da müsste ein Geologe ran. Die Oberfläche ist deifarbig patiniert (hellbeige, dunkelbeige und blaugrau) und fühlt sich recht rau an. Quarzit scheidet m.E. aus. Hornstein könnte vielleicht passen, er kommt heute gelegentlich als geröll im Rheinschotter vor, allerdings nicht in der Größe, die einen solchen Abschlag zulassen würde. In der Nähe der Fundstelle finden sich in einer aufgelassenen Sand- und Kiesgrube Dinotheriensandablagerungen des miozänen Ur-Rheins, der seinerzeit quer durch Rheinhessen in Richtung Bingen mäandrierte und große Mengen Sand und Geröll ablagerte.

LG
Holger   
Das Leben ist die Summe all unserer Entscheidungen

hargo

Cool, das hätte ich auch mitgenommen  :glotz:

mfg

Furchenhäschen

Hallo Holger,

ja in jedem Fall,
ich hätte ich das ebenfalls eingetütet.
Sämtl. größerflächigen, muschelförmigen Negative sind schon alt, es handelt sich um keine Frostausbrüche, über die ganze Fläche verteilt ist das schon recht interessant.
Das würde ich auch vorlegen, sieht aus wie ein alter angewitterter Jurahornstein.

Grüße
Peter

Nanoflitter

Das sieht gut aus, ob Levallois, maße ich mir nicht an, festzulegen. :super: Gruss..

RockandRole

Hallo Holger,

ich denke, da hast du nen ganz heißen Kandidaten gefunden, alles nachvollziehbar. Ein-zwei Sachen hätte ich noch zu fragen  :-) von wo kam deiner Meinung nach der Schlag? Aus der Richtung des roten Pfeiles?

Die jetzt noch vorhandenen Facetten auf deinem Stück müssen nämlich nicht zwangsläufig von dieser letzten Abtrennung kommen, sondern könnten auch ´nur´der Kernpräparation, der Abschläge davor gedient haben. Auf meinen Levallois-Kernen finden sich ab und an mehrere facettierte Bereiche. Manchmal ist die finale Schlagfläche auch gar nicht facettiert, aber welche davor.....uuund....wo ist der Bulbus? Könnte die Energie in einer natürlichen Trennfläche oder einem Riss aufgegangen sein?

Ist das rot umrandete die Facettierung?

liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Danske

Zitat von: RockandRole in 25. Mai 2020, 17:19:38
Hallo Holger,

ich denke, da hast du nen ganz heißen Kandidaten gefunden, alles nachvollziehbar. Ein-zwei Sachen hätte ich noch zu fragen  :-) von wo kam deiner Meinung nach der Schlag? Aus der Richtung des roten Pfeiles?

Die jetzt noch vorhandenen Facetten auf deinem Stück müssen nämlich nicht zwangsläufig von dieser letzten Abtrennung kommen, sondern könnten auch ´nur´der Kernpräparation, der Abschläge davor gedient haben. Auf meinen Levallois-Kernen finden sich ab und an mehrere facettierte Bereiche. Manchmal ist die finale Schlagfläche auch gar nicht facettiert, aber welche davor.....uuund....wo ist der Bulbus? Könnte die Energie in einer natürlichen Trennfläche oder einem Riss aufgegangen sein?

Ist das rot umrandete die Facettierung?

liebe Grüße Daniel

Hallo Daniel,

wenn du den roten Pfeil einen knappen Zentimeter nach rechts schiebst, zeigt er auf die Schlagfläche und in etwa die Schlagrichtung an. Das rot umrandete ist nicht die Facettierung. Auf dem Foto 1012 schaust du auf die gewölbte und nach meinem Dafürhalten facettierte Schlagfläche. Rechts darunter ist die Schlagnarbe mit einem nicht ganz deutlich ausgeprägten Bulbus.
Irgendwie kriege ich das mit der Bildbearbeitung nicht hin, sonst würde ich das mal auf dem Foto markieren. Glaube, ich bin zu doof dafür.

Die Facetten auf der Dorsalfläche resultieren m.E. nach von der Kernpräparation zur Abtrennung des Abschlags und nicht von der letzten Abtrennung.

Ich denke, ich muss mich mal näher mit der Levallois-Technik befassen. Einiges ist für mich mitunter noch "böhmisch" und schwerlich nachvollziehbar.

LG
Holger
Das Leben ist die Summe all unserer Entscheidungen

Merle2

Hallo Holger,

Tolles Teil, echt ein super Fund. Ich könnte mit vorstellen das es sich um einen Levalloisabschlag handelt!
Zur Materialfrage kann ich auch nichts sagen, ich habe einige Stücke aus Nordspanien bei denen die Oberflächen auch sehr rau und stumpf sind. Die Fundplätze in Spanien sind extrem errosionsgeprägt, da steht kaum ein Baum und die Altsteinzeit liegt da als hätte sie jemand dort kurz vorher  hingelegt...vielleicht kann ein Verwitterungsprozess so auf die Oberfläche wirken?
Viele Grüße
Marc

Furchenhäschen

ja,

gerade das Foto DSCF1012.JPG würde schon sehr für einen Levalloiseabschlag sprechen!

Gruß
Peter

Danske

Hallo zusammen,

vielen Dank an alle für eure Antworten. :Danke2:

Werde das Stück als Levallois-Abschlag eintüten und gehe damit bei Gelegenheit auf's Amt, mal schauen, wie dort die Ansprache ist. Vielleicht lässt sich da auch die Materialfrage klären. Die raue Oberfläche ist vielleicht auf die Patinierung und Verwitterung zurückzuführen. Auf jeden Fall habe ich jetzt einiges zur Levalloistechnik zu lesen, interessant, aber auch nicht so einfach, das Konzept zu verstehen.

Ich werde morgen und am Wochenende nochmals die Fundstelle ablaufen. Trotz intensiver Absuche habe ich zuletzt dort nur den Abschlag und ein paar Quarzitgerölle gefunden. Der Fundort ist ein kleines Jungfeld, d.h., es werden zukünftig dort nicht mit größeren Erdumschichtungen mehr zu rechnen sein. Und daneben liegt Brachland mit Büschen. Vielleicht sind die Aussichten nach einem neuerlichen Regenguss wieder besser.

LG
Holger

Das Leben ist die Summe all unserer Entscheidungen

Furchenhäschen

Zitat von: Danske in 26. Mai 2020, 21:16:14
Hallo zusammen,


Ich werde morgen und am Wochenende nochmals die Fundstelle ablaufen. Trotz intensiver Absuche habe ich zuletzt dort nur den Abschlag und ein paar Quarzitgerölle gefunden. Der Fundort ist ein kleines Jungfeld, d.h., es werden zukünftig dort nicht mit größeren Erdumschichtungen mehr zu rechnen sein. Und daneben liegt Brachland mit Büschen. Vielleicht sind die Aussichten nach einem neuerlichen Regenguss wieder besser.

LG
Holger



Hallo Holger,

bin gespannt was noch kommt aber nach Regen sieht es leider eher nicht aus.
Drücke Dir die Daumen.

Gruß
Peter

Nanoflitter

Das ist eines der besten Videos zur Levalloistechnik, was ich kenne. Das Ziel, ein grosser gescheiter Abschlag, hier sogar mehrere. Gruss..
https://youtu.be/AGkU2lXtQ0Y

Danske

Zitat von: Furchenhäschen in 26. Mai 2020, 21:27:07
Hallo Holger,

bin gespannt was noch kommt aber nach Regen sieht es leider eher nicht aus.
Drücke Dir die Daumen.

Gruß
Peter

:Danke2:
Das Leben ist die Summe all unserer Entscheidungen

Danske

Zitat von: Nanoflitter in 26. Mai 2020, 22:11:43
Das ist eines der besten Videos zur Levalloistechnik, was ich kenne. Das Ziel, ein grosser gescheiter Abschlag, hier sogar mehrere. Gruss..
https://youtu.be/AGkU2lXtQ0Y

:Danke2:
Das Leben ist die Summe all unserer Entscheidungen