private Grabung

Begonnen von Wiesenläufer, 26. November 2020, 15:31:55

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Wiesenläufer

Moin,

mein (fast) Flintdolch ließ mir einfach keine Ruhe.  :dumdidum:

< Flintdolch >

Da das Feld mit der Winterfurche so liegen bleibt, habe ich beschlossen, am Fundort des Dolches und der kleinen Feuerstelle eine Grabung zu machen.
(Habe ja die Ausrüstung dazu und schon lange nicht mehr benutzt)

Will einfach wissen, was da drunter ist.  :glotz:

Die Frage bei einem gepflügtem Feld ist, wo anfangen.   :kopfkratz:
Es ist ja nicht genau darunter.
Also habe ich rechts und links neben der angepflügten Feuerstelle einen kleinen Schacht bis auf den anstehenden Boden gemacht.
Da dort nichts zu erkennen war, bin ich weiter an den Dolch ran.

Hier zeichnete sich was ab. Den Schacht erweitert um eine Richtung festzustellen, wo es weiter geht.
40cm tief, 1,20 lang war der erste Teil.

Nebel (gut), Regen (schlecht)

Jetzt taste ich mich langsam ran.

Es sieht (vorläufig) nach einer Siedlungs-/Abfallgrube aus.
Einiges ist schon an typisch Bronzezeitlicher Keramik rausgekommen.  :-D

Das sind bis jetzt die größten Stücke.

Ein paar kleine Abschläge waren ebenfalls vorhanden .

Morgen geht es weiter, denn ich habe noch viel, viel zu schaufeln, bis ich komplett erfassen und dokumentieren kann.

Gruß

Gabi

Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

StoneMan

Moin,

jau, datt kannst Du gut  :super:

Dann ergänze ich an dieser Stelle - zur Ermutigung Deines Vorhaben - was zu Deinem Dolch passen könnte.

"Gedächtnisprotokoll" Gespräch/E-Mail mit einem Archäologen.

Es handelt sich bei den meisten vollständigen (ausgepflügten) Dolchfunden um Grabfunde.
Könnte ich mir bei Deinem (StoneMans) kleinen Stücke auch vorstellen.
Oft wurden sie ungeschäftet anstelle des ehemaligen größeren Dolches des Besitzers mit ins Grab gelegt.
Wir kennen ja Situationen, wo sich in der als Schatten abgebildeten Scheide ein sehr kleiner Dolch befand, der ansonsten
überhaupt nicht zur reichen Grabausstattung passt.
Und ob die Spielzeugdolche der Kinder immer am Griffende geschäftet waren, wage ich nicht zu sagen.
Gedächtnisprotokoll Ende.

Also mach weiter Gabi und viel Erfolg.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

mike 81

Wow Gabi,  :super:

Das hast du echt drauf. Respekt.

Gruß Mike
Sich regen bringt Segen

Chris

Servus Gabi!

Coole Sache! :super: :staun:

Gruß, Chris

Wiesenläufer

Moin,

wenn ich Pech oder auch Glück? habe, können diese Gruben sehr sehr groß sein.

Halte euch auf dem Laufenden, wie es voran geht.

Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

hargo


Wiesenläufer

Moin,

heute habe ich den Befund erweitert.
Jetzt hat die Grube etwa die Größe von ca. 2,5m x 2.5m und noch ist kein Ende zu sehen.
Die Form deutet sich langsam an, denn den umgebenden hellen Boden kann ich in diesem Bereich schon sehen.

Hier wurden die Reste von Feuerstellen, kaputten Töpfen entsorgt.
Mal schauen was noch so kommt.
Evtl. ist ein Schleif-Wetzstein Fragment darunter, denn es lag im Befund. Den stelle ich aber separat vor. 
Jede Menge Keramik und auch schöne Randscherben mit Fingertupfen Zier und gerauhter Wandfläche.

Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Nanoflitter

Sieht nach Blut und Schweiss aus, Respekt! Ich lass sowas, wenns geht, andere machen... :dumdidum:  :super: Gruss..

Fabulas

🥶
Das nenn ich Ausdauer. Klasse und die Belohnung stimmt auch.
Außerdem schöner Bericht und Bilder. Macht Spaß so im Warmen und Trockenen "dabei" zu sein.

Jetzt noch weitere schöne Funde...

Viele Grüße
Fabulas

Wiesenläufer

Moin Fabulas,

bei so einer Grabung wird es einem auch warm.  :zwinker:
Gegen Mittag flog die Jacke auf den Boden.  :-)

Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Wiesenläufer

Moin Nano,

das ist das was ich am liebsten mache und schon lange vermisst habe.

Ob ich es auch noch schaffe, ein Profil anzulegen, weiß ich allerdings nicht.

Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

sauhund

 :dumdidum:
Das würde ich an deiner Stelle mal mit den Behörden abklären. Was du hier machst ist Imho ne definitiv nicht legale Grabung. Nur ein gut gemeinter Tip. Also bevor du dir Ärger einhandelst.
Nix für ungut  :friede:

RockandRole

Servusle,

bei uns in Bayern dürfte man das nicht. Vielleicht mal an einer Verdachtsstelle auf Anweisung ein wenig herumkratzen. Aber bis auf den Befund dürfen nur die Ausgebildeten.

Bissel im Dreck wühlen tue ich bei einem Scherbennest aber auch. Da bekommt man in der oberen Bodenschicht noch die Scherben für Anpassungen. Dann kann man sich auch einigermaßen sicher sein, dass da unten drunter was ist.

Andere Länder, andere Sitten

Liebe Grüße Daniel

gefährliches Drittelwissen

Wiesenläufer

Moin,

a) das ist abgesprochen
b) es ist nicht meine erste Grabung als
     Ehrenamtlicher.

Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

sauhund


hargo


Wiesenläufer

Moin,

bis auf eine kleine Ecke, die ich morgen mache, ist  der Siedlungsgrubenbefund erfasst.

Der Durchmesser ist ca. 2x2m und nicht wie befürchtet, weitaus größer.

Wenn die letzte Ecke raus ist, kommt der "Feinputz" dran.
Anschließend mache ich Fotos (mit meiner alten Nikon) und dann wird das Planum gezeichnet.
Hoffentlich frieren die Hände nicht ab, denn es dauert bei mir länger.  :dumdidum:

Nächste Woche wird dann abgeklärt, ob ich noch ein Profil anlege oder wieder alles zuschaufele.

Neben ein paar Keramikscherben war heute ein grober Bohrer mit 7,5cm  Länge dabei.

Gruß

Gabi

Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

hargo

Moin,

der Bohrer ist sehr cool!
Leider kann ICH ihn zeitlich nicht einordnen.

mfg

Fabulas

Hi Gabi,

da bin ich hin und weg - genau wie Du wahrscheinlich, vor allem beim Graben.

Die Feuerstelle lässt mich an ein Buch denken, das ich kürzlich gelesen habe (immer so vorm Einschlafen muss es leichte, luftige Lektüre sein).
Es heißt "Die Neandertalerin" und handelt von zwei Frauen: Die eine lebte vor 40.000 Jahren, die andere, Archäologin, in unserer Zeit.
Hier eine kleine Beschreibung, wenn Du es nicht kennst und Lust auf Lesen hast:
https://buchweiser.com/2020/10/12/rezension-neandertal-von-claire-cameron/

Erst nach dem Lesen des Buches habe ich einen Bericht über die Ausgrabungen in der Bruniquel-Höhle in Frankreich gesehen. Ich denke, das Buch hat dem Film viel entnommen.
Falls Du den Film nicht kennst, hier der Link:
https://www.arte.tv/de/videos/078144-000-A/auf-den-spuren-der-neandertaler/

...damit Dir Erholung und Aufwärmung leichter fallen :-)

Viele liebe Grüße
Fabulas

Wiesenläufer

Moin Fabulas,

Wow, den Beitrag  kannte ich nicht.  :staun:

Das ist das, was mich an der Archäologie so fasziniert!
Das drumherum, sich vorzustellen wie es dort ausgesehen haben könnte, was sich hinter unseren Oberflächen-Funden verbirgt.
Deshalb diese Anstrengungen, auch wenn nach dem vielen Kratzen meine Hand schon wieder taub wird und scheißendreck drauf,
auf Rücken, Verspannungen oder sonst was. Das ist halt meine Leidenschaft.

Gestern das Planum abgeschlossen und gezeichnet.

Hatte sogar Besuch von einem dort Wohnenden, der mir Kaffee brachte und einiges von früher erzählte. Sogar zwei Jäger waren sehr interessiert und staunten nicht schlecht was ich dort machte.
Das sind freudige Momente um Jemanden zu erklären warum man über die Felder geht um Artefakte und Siedlungen zu finden. Auf diesem Acker werde ich in den nächsten Wochen auch noch mit dem Detektor gehen um zu sehen ob es außer Steinen noch was anderes gibt.
Heute muss ich arbeiten und  dann sehen wir weiter.

Gruß

Gabi



Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Fabulas

 :winke:
:narr: :narr: :narr:
Hab' so gelacht, Gabi ..."Scheißendreck drauf".... Genau!!!

Deine Begegnungen sind genau an die Richtige geraten.

Eine gute Woche!
Fabulas

Wiesenläufer

Moin,

so, meine Grabung ist abgeschlossen.  :-D

Das Profil ist gemacht (trotz Lehmboden bin ich zufrieden), Bilder sind fertig und die Zeichnung auch.
Abstriche in der B-Note, weil die Grube nicht schön rechteckig und der Grubenboden nicht eben ist.   :zwinker:

Jetzt geht alles per mail vorab zum Amt. Nach kurzem Telefonat, bleibt die andere Hälfte drin.

Eine Lehmentnahme-Grube, die anschließend mit Müll der Siedlung verfüllt wurde.

Wie nun der Dolchgriff da hin kommt.  :kopfkratz: :nixweiss:

An Keramik ist unwahrscheinlich viel drin. Unten ein paar Bilder von den schönsten Stücken.
Vom Typ her fast alle gleich. Bauchiges, gerauhtes Vorratsgefäß mit glattem Rand und Fingertupfen.

Ein kleiner Kernstein, (nicht mal besonders schön) war auch noch als Abschluss mit drin.

Wer Interesse oder ganz viel Langeweile hat, kann ja  mal ausrechnen, was an Erde bewegt wurde.  :dumdidum:

2,70m x 2,30 Kantenlänge der Grube. Tiefe zwischen 45-50cm, plus zusätzliche 55cm tiefe der Profilseite, mit ca. 50-60cm Breite.

Und das Ganze wieder in die Grube zurück.  :engel:

Würde mich freuen, wenn euch dieser Ausflug gefallen hat.

Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Nanoflitter

Hab alles interessiert verfolgt, saubere Arbeit, danke fürs posten.  :super: Gruss..

Fabulas

Hi Gabi  :winke:
super interessant und verantwortungsvoller Umgang. Dass es Lehmboden ist, hat die Sache ja nicht gerade einfacher gemacht.
Da kann das Amt froh sein, wenn es Leute gibt, die so arbeiten. Wäre auch mein Ziel - aber bis dahin vergeht wohl noch einige Zeit. Und ob ich dann auch ,,scheißendreck" auf alle Wehwehchen geben kann  :nixweiss:

Wir sind doch hier im Neolithikum, oder? Was ich mir gar nicht vorstellen kann ist, dass zu dieser Zeit tatsächlich so etwas wie eine Müll-Verfüllung gemacht wurde. Also, überhaupt Müll auf einen ,,Haufen" gegeben wurde. Gerade Tonprodukte. Waren die Siedlungen so groß, dass sie tatsächlich einen Ort für Müll gebildet haben? Oder ist das in der Nachära passiert? Entschuldige bitte, wenn ich mich so banal ausdrücke. Wenn ich Dich richtig verstehe, war es eine Lehmgrube, aus der Töpfer Lehm entnommen haben. Diese wurde dann mit kaputten Teilen aufgefüllt. Dazwischen war auch der Dolchgriff und der Kernstein... Evtl. auch Müll? Oder musste die Siedlung schnell aufgegeben werden und man hat möglichen Feinden nichts überlassen wollen?
Fabulier, Fabulas...

Auf jeden Fall war das ein interessanter Ausflug. Dankeschön!

Viele Grüße
Fabulas

mike 81

Dankeschön Gabi fürs mitnehmen.  :Danke2:
Gerne mal wieder.

Gruß Mike
Sich regen bringt Segen

Wiesenläufer

Moin Fabulas,

wir sind hier in der nordischen Bronzezeit.

Der Lehm wurde auch für die Häuser gebraucht und die Bronzezeitler haben wahrscheinlich deshalb gerne auf diesen Böden gesiedelt.

Es gab meistens mehrere Gruben dieser Art, je nachdem wie groß die Siedlung war.

Da die Keramik sehr grob und schlecht gebrannt war, wird sie auch schnell kaputt gegangen sein.

Beim waschen der Keramik merke ich es selber.

Der Dolchgriff gehört in die Zeit davor.

Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Fabulas

Danke Gabi  :Danke2:
Super

Grüße
Fabulas

hargo

Respekt!
Wie findest du neben deinem Beruf nur ausreichend Zeit dazu?

mfg

Wiesenläufer

Moin hargo,

ich habe ja, wenn man so will, nur einen Minijob und jetzt im Winter noch mehr Zeit.

Nur die Kraft, habe ich leider nicht mehr um sowas öfter zu machen.  :heul:  :nono:

Es sind noch drei weitere angepflügte Stellen drumherum und es juckt mir gewaltig in den Fingern aber ich lass es mal schön bleiben!
Wenn da keine Baumaßnahme stattfindet, wird dort nie wieder was passieren und wenn ich es nicht gemacht hätte,
wüsste man auch nicht, dass dort die BZ ist.

Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Chris

Servus Gabi!  :winke:

Wenn ich einen Hut hätte, würde ich ihn vor dir ziehen.  :zwinker:  :super:
So etwas verdient größten Respekt.  :Danke2:
Und wenn du so etwas nochmal machst, lass uns dabei sein.

Gruß, Chris