Stein- und metallzeitlicher Acker, 2.Tag

Begonnen von Sassanide, 08. Juni 2013, 22:12:36

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Ishtar

Zitat von: Sassanide in 10. Juni 2013, 18:52:45
Meist passiert es einfach so, heute habe ich schlichtweg nicht aufgepasst, sondern ein Blatt Papier gelesen.

Das vielleicht?



:zwinker:

Gute Besserung! :super:
Není všechno zlato, co se třpytí.

Sassanide

lol, ne, das handout zu einem Referat.

Und nüchtern war ich obendrein.
Oh, vielleicht bin ich auch gerade deswegen hingefallen.....

thovalo


Mann dann mal eine gute Besserung!
Die Bänderreisserei kenn ich auch nur zu gut als alter Volleyballer!


Gute Besserung von hier aus!  :Danke2:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

grünland

Hallo Sassanide,

schließe mich ( als alter Fußballer ) gerne thovalo an: Gute Besserung  :winke:
Diesen Beitrag und deinen vorangegangenen Beitrag möchte ich noch mit dieser Abbildung einer Scherbe ergänzen. Sie gehört zu einer großen Schüssel und wurde bei uns im Rheinland um 13. Jhd. hergestellt. ( Duisburg, Ratingen, Elmpt und wohl auch Siegburg )
Fingertupfenleisten wurden in der Geschichte des Töpferhandwerks annähernd durchgehend als Zierelemt ( und Stabilisatoren ) verwendet.
LG
Guido

Sassanide

Danke für die Genesungswünsche.  :danke:

Mein Mann uns sein Brunder sind Volleyballer und hatten noch nie was. EINMAL die Patellasehne nach einer Wanderung am Sinai.

Diese Scherbe ist wirklich schön.  :-)

Hilft mir, meine Scherbe doch zu mögen, auch wenn sie sich entgegen meiner Erwartungen als mittelalterlich entpuppen sollte.

:super:

thovalo

#35
Zitat von: grünland in 10. Juni 2013, 21:08:38
Hallo Sassanide,

schließe mich ( als alter Fußballer ) gerne thovalo an: Gute Besserung  :winke:
Diesen Beitrag und deinen vorangegangenen Beitrag möchte ich noch mit dieser Abbildung einer Scherbe ergänzen. Sie gehört zu einer großen Schüssel und wurde bei uns im Rheinland um 13. Jhd. hergestellt. ( Duisburg, Ratingen, Elmpt und wohl auch Siegburg )
Fingertupfenleisten wurden in der Geschichte des Töpferhandwerks annähernd durchgehend als Zierelemt ( und Stabilisatoren ) verwendet.
LG
Guido


Sosososo Grünland mein Herz!  :schaem:

Wo stammt die denn her?
Die gab es SO
NUR und AUSSCHLIEßLICH
in RATINGEN!

Auch der Scherben ist in seiner Machart eindeutig ein RATINGER!

Falls gefunden .... könntest Du mir zart die Richtung deuten?
Der am weitesten vom Produktionsort ergrabene Fundbeleg dieser Gefäßvarietät stammt aus dem Stift Villich bei Bonn!


lG Thomas


Der Art wie das Stück verrundet ist zufolge vermute ich mal Du hast sie da her wo sie produziert worden ist
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#36
  :weise:

Diese besondere Schalentyp ist im späten 12. bis erstes Drittel des 13. Jhs. in Ratingen entwickelt und ausschließlich dort produziert worden.

Es handelt sich um beeindruckend massive Großformen und riesige rein stationäre Gefäße, die gefüllt nicht mehr zu bewegen waren.

Das hier gezeigte Fragment ist 25 cm lang und ist zusätzlich mit Rundstempeln mit einem Gitterdekor in Rundstempeln verziert worden, das der älteren Averdunckkeramik aus Duisburg entlehnt worden ist. Deren direkte und unmittelbare Nachfolgeproduktion war Ratingen.

Das gewaltige Schalenfragment weist in diesem Fall noch eine Handhabe auf. Das umlaufende Tonband verstärkte den Randumlauf um ein Auseinanderbrechen unter der Druckeinwirkung der wuchtigen Form und des Inhaltes zu vermeiden.

Diese Handhaben dienten dazu die wuchtigen massigen Schalen anzukippen, um den Inhalt über den hier nicht mit erhaltenen Ausguss auszugießen. Der Durchmesser der offenen Mündung betrug in diesem Fall etwa 50 cm und konnten bis 70 cm erreichen.

Ratingen war ein herausragendes Innovationszentrum der hochmittelalterlichen Keramikindustrie im Rheinland, das leider zu wenig bekannt ist, weil der Höhepunkt des Interesses an reduziert gebrannter Irdenware des hohen Mittelalters schon vorbei gewesen ist als diese Produktion entdeckt und beschrieben worden ist.

Elmpt ist in Bezug auf Entwicklung von Formen und Typologien vollkommen uninteressant weil dort nur andernorts entwickelte Formen massenhaft reproduziert worden sind. Das gilt auch für die so genannten "Elmpter Amphoren" die chronologisch zuerst in Ratingen, in Anlehnung an die Badorfer Amphoren, in reduziert gebrannter Irdenware ausgeführt worden sind.

lG Thomas   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Sassanide

Lieber Thomas,

Dein Wissen ist schlichtweg der Hammer. Da kann ich nicht mal her gratulieren, sondern nur noch anerkennend daneben stehen.


Darf ich Dich bitten, Dir mal diesen Henkel hier http://www.sucherforum.de/index.php/topic,58993.0.html anzusehen.
Zuerst dachte ich er sei römisch, da ich ihn zwischen mehreren Villae rusticae gefunden habe, allerdings.... die anderen hatten gewaltige Zweifel, und ich hege einen Verdacht, den ich noch nicht laut aussprechen will.  :dumdidum:

Danke Dir.

thovalo

#38
Zum Henkel:

das ist ja ein in einer eher schwierigen Schrägansicht "geschossenes" Bild.

So wie abgebildet scheint das das Henkelfragment eines großen römischen Kruges und nicht der einer Amphore zu sein.

lG Thomas  :winke:


und noch kurz zu meinem "Wissen" .....  

ich bin bei systematischen Prospektionen über die hochmittelalterliche Keramiktradition von Ratingen "gestolpert", habe die Plätze mühsam erschlossen und kartiert, die Unmengen von Fundbelegen in Bezug auf die Typologie Jahre lang bearbeitet, irre viele Stunden mit dem Studium lateinischer Klosterurkunden verbracht und dabei viel Glück gehabt und dazu eine der extrem seltenen konkreten Erwähnungen des Töpferhandwerks im hohen Mittelalter herausgearbeitet, die sich sogar direkt auf diese Töpferei bezogen hat. In den Klosterurkunden der Abtei Werden steht 1362 der Tod des Töpfers GERHARDVS verzeichnet. Er gehörte der etwa vorletzten Generation von Töpfermeistern des hohen Mittelalters dieser Produktion an.

Da bleibt dann Einiges an Wissen hängen!  :zwinker:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Sassanide

Warte, ich mach neue Bilder.

Da meine Eltern ein ähnliches Teilchen wie dieses "grazile" Töpfchen im Garten haben, dachte ich zuerst, es sei ein Henkel davon:

http://shop.mein-schoener-garten.de/gewaechshauser-pflanzzubehoer/amphore-bologna-amphoren_pid_1105_17176.html


grünland


Hallo Thomas,

hätte ich gewußt das jemand es so fundiert erkennt hätte ich die Scherbe nicht so "verallgemeinert" vorgestellt. :engel:
Ja, gefunden in Ratingen-Breitscheid.
Genaueres per PM

LG
Guido




thovalo

Zitat von: grünland in 11. Juni 2013, 21:32:20
Hallo Thomas,

hätte ich gewußt das jemand es so fundiert erkennt hätte ich die Scherbe nicht so "verallgemeinert" vorgestellt. :engel:
Ja, gefunden in Ratingen-Breitscheid.
Genaueres per PM

LG
Guido

:dumdidum:

Ich finde es faszinierend wie man damals diese riesigen schweren Formate nach Köln befördern konnte.

An Breitscheid führte die "alte Kölner Landstrasse" entlang.
Auf diesen Weg werden die Gefäße auf Wagen in Stroh oder sonst wie gut abgefedert verfrachtet worden sein.

Die Herren zu Linnep bei Breitscheid waren zugleich Domherren in Köln.
Diese Beziehungen werden sie herzlich gut für den Austausch der am Ort produzierten Gefäßkeramik genutzt haben.

Die Breitscheider Keramik fand sich mit unter den Geschirrresten der Dombauhütte und der umliegenden Haushalte des begonnenen gotischen Kölner Domes.

Der bislang weiteste nachweisbare Fundbeleg eines Gefäßes aus "Breitscheider Irdenware" stammt aus dem Stahlhof in London!


Das ist und finde ich selber immer ein hoch spanendes Thema!


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

grünland



...und sogar in meiner Heimatstadt Münster wurden Ratinger Gefäße verhandelt.
Ich glaube die alte Kölner Straße endete am "alten Fischmarkt" in MS - oder führte dort vorbei...?!
Gespannt bin ich ob noch ein Ratinger Ofen entdeckt wird. Es müssen doch einige betrieben worden sein. :kopfkratz:

Ja, das Thema ist spannend......

Gute Nacht
Guido

Leseratte

Gute Besserung, ich leide mit Dir. Hatte mir vor Kurzem das Steißbein gebrochen, weil ich an der Arbeit mit 2 riesigen Glasschüsseln ein Treppe runtergesegelt bin - trotz Sicherheitsschuhen. Aber tröste Dich, im Moment ist eh alles zugewachsen und die Mücken, Zecken und Pferdebremsen fressen Dich auf. :zwinker:

VlG Leseratte
Ich kenn mich nur in Almerode aus.