Gemme römisch?

Begonnen von mike 81, 27. Juni 2023, 09:05:16

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mike 81

Servus,

meine erste Gemme aus Glas.
Stammt vom Römeracker.

Könnte die auch in diese Zeit passen?
Unweit davon hatte ich den römischen Chi Roh Ring.
Stellt diese Christus dar?

Beste Grüße
Mike
Sich regen bringt Segen

stratocaster

Keine Ahnung.  :nixweiss:

Aber ein ganz ganz toller Fund  :super: :super: :super:
Das Sucherforum dankt all denen,
die zum Thema nichts beitragen konnten
und dennoch geschwiegen haben !

thovalo


Moin!


Ein toller Fndbeleg und es macht Sinn die Bildseite unter fließenden Wasser zu reinigen und dann noch einmal einzustellen.  :glotz:

lG Thomas  :winke:



PS: das ist keine Christudarstellung
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

mike 81

Zitat von: stratocaster in 27. Juni 2023, 10:30:08
Keine Ahnung.  :nixweiss:

Aber ein ganz ganz toller Fund  :super: :super: :super:

Dankeschön  :Danke2:

Da es ein recht spätrömischer Platz ist, möchte ich nun gerne Richtung Byzanz Kaiser oder Kaiserin tendieren.

Gruß
Mike
Sich regen bringt Segen

mike 81

Zitat von: thovalo in 27. Juni 2023, 10:51:18


Es macht Sinn die Bildseite unter fließenden Wasser zu reinigen und dann noch einmal einzustellen.  :glotz:

Gerne. Bin gerade live auf dem Acker.

Gruß
Mike
Sich regen bringt Segen

thovalo

#5
Zitat von: mike 81 in 27. Juni 2023, 10:52:32
Dankeschön  :Danke2:

Da es ein recht spätrömischer Platz ist, möchte ich nun gerne Richtung Byzanz Kaiser oder Kaiserin tendieren.

Gruß
Mike


Wie kommst Du zu dem Schluß dass dies ein "recht spätrömischer Platz" ist?
Was spricht dafür?

Plätze mit spätrömischen Fundmaterialien liegen fast ausschließlich auf älteren Fundarealen bilden also nur das Ende einer längeren Besiedlungsfolge.

Das Portrait in frontaler Darstellung zeigt eine Büste an der insbesondere die Haartracht mit den in "Schlaufen" gelegten" Zöpfen/Haarsträhnen auffällt. Ein byzantinischer Kaiser oder eine Kaiserin würden eine Krone und Ornat tragen. Das fehlt völlig. Im ersten Eindruck ist das eher eine weibliche Figur ohne Krone und ohne Attribut, die man am wahrscheinlichsten über das genannte Merkmal der Haartracht ansprechen kann. Eine mögliche Richtung wäre eine Darstellung der Göttin Isis.

Das Stück wurde in eine Form gegossen und ist nicht nur gut erhalten, sondern in der Darstellung auch in einer guten Qualität ausgeführt. Es ist sicher kein besonders hochwertiges Produkt gewesen, sondern eine eher einer breiten Masse verfügbare Arbeit, die wiederholt aus der Form gegeossen werden konnte. Es war zumindest die Prodktion einer Kleinserie dieser Glasgemme möglich.

Ich würde die Ansprache erst einmal ruhig angehen und nach Vergleichen suchen.




lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Chris

Servus! :winke:

Schöner Fund.
Ob römisch oder nicht oder, oder.... kann ich nicht beurteilen.
Aber ich meine auf dem Haupt etwas zu erkennen. Kleine Krone?  :kopfkratz:

Gruß, Chris

mike 81

Soooo, gereinigt, gebürstet und zur Einschätzung bereit  :-D

@Thovalo: Dort habe ich mittlerweile über 110 Münzen gefunden, welche in das späte 2. bis späte 3.Jahrhundert datieren. Deswegen spätrömisch. Ältere Funde fehlen auf dem Platz völlig.

Da meine erste Gemme, habe ich überhaupt kein Gefühl dafür. Göttin Isis würde mir gefallen  :super:

Beste Grüße
Mike
Sich regen bringt Segen

RockandRole

Na da drücke ich mal ganz arg die Daumen, damit das ne Gemme ist  :-)
gefährliches Drittelwissen

mike 81

Zitat von: RockandRole in 27. Juni 2023, 13:48:54
Na da drücke ich mal ganz arg die Daumen, damit das ne Gemme ist  :-)

Na ne Gemme wirds schon sein.
Aber römisch  :nixweiss:

Gruß
Mike
Sich regen bringt Segen

mike 81

Heute mal ne schnelle Antwort meines Archäologen:

Zum ,,Normalprogramm" gehört der auf keinen Fall. Auf den ersten Blick würde man nachrömische Zeitstellung annehmen. Dafür spricht die Farbe des Materials, die Hintergrundschraffur der Darstellung und der Halsausschnitt des Gewandes, auch die ziemlich rohe Frontaldarstellung der Frau. Andererseits ist die Frisur ziemlich markant und keinesfalls eine später imitierte römische ,,Standardfrisur". Beste Vergleiche bieten die Kaiserinnenporträts der 230er bis 240er Jahre – allesamt Frauen, die selten plastisch wiedergegeben wurden. Wer hätte eine solche Person in der Neuzeit zum Thema gemacht?

In der Herstellungstechnik mit dem grob abgeschlagenen Rand und den rückseitigen Abdrücken vom Einpressen in die Model sowie in der unbeholfenen Darstellung bestehen große Ähnlichkeiten zu den Kameen vom sog. Kreuz des Desiderius in Brescia, die in das 9. Jahrhundert datiert werden. Einen solchen Kameo gibt es auch in Augsburg und einen weiteren auf dem Lorenzberg bei Epfach. Kameen dieser Zeit gehören zu den großen Raritäten. Allen gemeinsam ist die Imitation römischer Kaiserdarstellungen, aber immer in Seitenansicht, nicht en face. Verwendet wurde dafür römisches Recycling-Glas, weshalb alle möglichen Farben vorkommen können.

In jedem Fall handelt es sich bei Deinem Fund um ein Stück, mit dem man sich ausgiebig beschäftigen muss.

Beste Grüße
Mike
Sich regen bringt Segen

Mucke

Hi Mike,
sehr cool  :smoke:
Ein Toller Fund, Glückwunsch dazu  :super:

Liebe Grüße
Andreas
" Mit Geduld und Spucke ...."

Carolus Rex

Hi.

Na, dass hört sich ja schon mal spannend an.
Tolles Stück.

Gruß CR
------------Melden macht frei--------------

Signalturm

In dem Band: "Forschung in Augst, 10, zum Thema römischer Schmuck ist auf Seite 22 folgendes zu lesen:
"...Tabelle 8 bringt die prozentualen Anteile von echten Steinen und von Nachbildungen aus Glas, wobei insbesondere der hohe Anteil von Nicolopasten (Glasimitationen einer blauen Onyxart)
ins Auge fällt. .
Die Darstellungen17 auf den Augster und Kaiseraugster Gemmen sind in Tabelle 11 zusammengestellt.
Nicolopasten
Am häufigsten in Augst und Kaiseraugst kommen Nicolopasten vor, die aus einer schwarzen bis braunen
Unterschicht und einer blauen Oberschicht bestehen.
In Augst/Kaiseraugst sind 26 derartige Gemmen ausgegraben worden. Aufgrund der Untersuchungen, die Platz-Horster an den Gemmen aus Xanten vorgenommen hat, konnte sie eine frühkaiserzeitliche und eine spätkaiserzeitliche Gruppe differenzieren. Die frühen Nicolopasten bestehen aus einer dickeren Oberschicht von kräftigblauer, häufig stark glänzender Glasmasse. Zuweilen ist die leuchtendblaue Oberschicht derart dick, dass sich die Darstellung nicht kontrastfarbig von der dunklen Unterschicht abhebt. In Augst
sind sechs Gemmen bekannt, bei welchen die Darstellung nur in die blaue Oberschicht eingepresst ist..."

Und auf Seite 23 ist noch zu lesen: "...Gemessen an diesen Kriterien wären die Gemmen 3.9.10.13.15.16.20.33.34.37.38.40.48.497.52.57 in die spätkaiserzeitliche Phase der Herstellung von Nicolopasten einzuordnen. Von diesen typologisch späten Nicolopasten sind folgende stratigraphisch datiert (Tab. 10): 3.20.(33).37.38.(40).48. Keine der übrigen Datierungen fällt in die frühe Kaiserzeit; sie liegen hauptsächlich in der Zeitspanne von der 2. Hälfte des 2. bis in die 1. Hälfte des 3. Jh...."

Ein besonderer Fund den du da hast.    :staun:
Sehr ungewöhnlich ist die Frontale Abbildung des Frauenkopfes.   :super:
Finderglück ist Finderlohn genug.

mike 81

Dankeschön für die Erläuterungen Signalturm  :Danke2:

Gruß
Mike
Sich regen bringt Segen

teabone

Hallo,

Ein sehr schöner Fund.

Möchte dazu erwähnen das es sich dabei nicht um eine ,,Gemme" handelt. Gemmen sind in eine Fläche vertieft eingeschliffen.
Hier handelt es sich um eine Kamee. Das Abbild ragt aus dem Grund heraus.

Lg Augustin
Such- und Fundgebiet: Weinviertel, Nö.

Signalturm

Hallo teabone.
DANKE.
Ich wusste schon das es beide Arten gibt, vertieft und erhaben, aber die namentlichen Untetschiede
waren mir nicht präsent.
Finderglück ist Finderlohn genug.

Robert

#17
Servus,

diese Kleine habe ich schon vor Jahren gefunden und diese ist wie Signalturm es beschrieben hat
mit Nicolopasten gefertigt, also zweifarbig. Die Oberseite blaues Glas, Unterseite schwarzes Glas.

Adler greift einen Hasen ???

Grüße
Robert
wer alles weiß, bekommt keine Überraschung mehr

Signalturm

Ein wenig erinnert mich das Portrait der Dame auch an einen Medusenkopf
Hier mal ein Vergleich eines römischen Kameo, allerdings in Onyx geschnitten.
https://www.online.landessammlungen-noe.at/objects/257044/kameo-mit-medusenkopf
Finderglück ist Finderlohn genug.

RockandRole

Zitat von: teabone in 28. Juni 2023, 06:56:42
Hallo,

Ein sehr schöner Fund.

Möchte dazu erwähnen das es sich dabei nicht um eine ,,Gemme" handelt. Gemmen sind in eine Fläche vertieft eingeschliffen.
Hier handelt es sich um eine Kamee. Das Abbild ragt aus dem Grund heraus.

Lg Augustin

Danke auch von mir  :winke:
gefährliches Drittelwissen

Signalturm

In dem erwähnten Band von FiA 10 gibt es einige zweifarbige Nicolopastenkemeos mit Tierabbildungen. Stier, Löwe, Bock, Hahn. Ein Adler ist zwar nicht dabei, aber der Adler von Robert ist eine typisch römische Abbildung.
Finderglück ist Finderlohn genug.

Signalturm

Es gibt ein paar Gemmenringe welchen einen Adler zeigen, der eine Schlange angreift.
Evtl. ist dieNicologlaspaste ausgebrochen?
Auf Merowechs Seite zu historischen Ringen gibt es welche mit solchen Glaseinlagen. Zum Beispiel der folgende:
http://www.historische-ringe.de/ringe_einzeln.php?nummer=40
Finderglück ist Finderlohn genug.