Emaille / Zellenschmelz

Begonnen von St. Subrie, 06. Februar 2021, 10:29:56

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St. Subrie

Guten Tag allerseits,

hier stelle ich Euch einen Fund aus dem Jahr 2016 vor, der trotz intensiver Bemühungen auch seitens der Archäologie immer noch rätselhaft hinsichtlich  Darstellung und zeitlichen Einordnung ist. Bin aber nicht völlig sicher, ob ich das  Stück nicht schon einmal hier gezeigt habe, finde jedoch nichts....
Die Fundumstände ergeben sich aus einem Grabungsbericht, der auch auf der Internet-Seite des GHV Mainhausen unter" Archäologie" zu finden ist :
https://www.ghv-mainhausen.de/images/zellkirche/zellhausen-2016-zusammenfassung.pdf
Es handelt sich  um einen rechteckigen Beschlag mit Zellenschmelzdekor. Was aber dort dargestellt ist, bleibt auch nach langer Zeit rätselhaft. Auffällig sind die eingravierten Katzen- oder Löwenköpfe auf den Schmalseiten des Beschlags. Ich habe viele Standardwerke über Objekte in Zellenschmelztechnik aus allen relevanten Epochen ohne Ergebnis durchforstet und komme langsam auf den Gedanken, daß es sich um ein neuzeitliches Stück handeln könnte. die Darstellung mutet ja auch fast "abstrakt" an, die Technik jedoch älter.

Vielleicht fällt dem hier geballt vorhandenem Fachwissen zu kleinen Fundobjekten etwas ein, wäre schön nach so langer Zeit,

Mit Gruß
St. Subrie

Signalturm

 :staun:  Keine Ahnung, aber das Ding ist echt der Hammer. Ich hätte beim ersten Anblick klar gesagt: ArtDeco, Jugenstil oder sonst was neuzeitliches.
Aber die Fundumstände sprechen dagegen.
Spannend.
Finderglück ist Finderlohn genug.

mike 81

Servus,  :winke:

sicher vergoldet? (Beschreibung unter dem Bild)

Ich hatte auch mal einen Beschlag eingestellt, wo um die Nietlöcher keine Patina auf der Bronze gebildet wurde.
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,78114.0.html

Die Nieten waren wohl aus Silber oder zumindest silberhaltig, dadurch ist an den Stellen keine Patina entstanden.
Vielleicht waren an deinem Fundstück ebenso Nieten oder Nägel aus Silber...

Spannender Fund allemal

Gruß Mike
Sich regen bringt Segen

Signalturm

Wir werden wohl auf eine Anteort von Merowech warten müssen.  Evtl weiß er ja was weiteres zu dem Fund.
Finderglück ist Finderlohn genug.

Merowech

Ich hätte gerne größere Bilder  :zwinker: Bitte in der PM schauen.

Stilistisch ART DECO bin ich mir fast zu 99,9 % sicher.
Grüße    MICHA   Und nutze den Tag - na ja ? - die Nacht auch !  :zwinker:

St. Subrie

Übrigens, wer die Grabungsberichte anderer der jährlichen Grabungen lesen will, siehe hier :
https://www.ghv-mainhausen.de/archaeologie.html
Einfach auf die braun abgehobenen Jahre klicken.

cyper

Für mich ein feuervergoldeter Beschlag in Zellschmelztechnik gearbeitet
Zeitlich 13./14. Jh.
Hätte ein Beispielbild eines in dieser Technik gearbeiteten Stückes mit etwa gleichfarblichen Schmelzeinlagen. Kann  es aus bildrechtlichen Gründen nicht zeigen.
Leider ist eine Bilderübermittlung hier im Forum per PN nicht möglich

Gruß cyper

Signalturm

Es müsste aber Merowech und Cyper doch möglich sein, sich außerhalb des Forums auszutauschen.
Mir würde ja eine Bestättigung in schriftlicher Form reichen, dass es soch tolle Dinge schon im Spätmittelalter gab.
Das wäre klasse.
Finderglück ist Finderlohn genug.

Merowech

Zitat von: cyper in 06. Februar 2021, 16:10:31

Leider ist eine Bilderübermittlung hier im Forum per PN nicht möglich

Gruß cyper

Dann schicke es mir mal an meine private Adresse  :zwinker:

Gruß
MERO
Grüße    MICHA   Und nutze den Tag - na ja ? - die Nacht auch !  :zwinker:

stratocaster

Die oben gelinkte .pdf-Datei hat 2,8 MByte

Die beiden "Gesichter" erinnern mich etwas an die stilisierten
Tierköpfe, die man auf den Scheibenfibeln Typ Fraunhofen manchmal findet.

Gruß  :winke:
Das Sucherforum dankt all denen,
die zum Thema nichts beitragen konnten
und dennoch geschwiegen haben !

St. Subrie

Fraunhofen : Richtig, die Augen !

St. Subrie

#11
Manchmal steht man wirklich auf dem Schlauch : Gestern habe ich sehr lange auf verschiedenen alten Festplatten vergeblich nach besseren Fotos des Beschlags aus der Grabung 2016 gesucht und heute kam die "Erleuchtung" : Es gibt keine, jedenfalls nicht bei mir !
Funde währen der Grabungen (Aushub und Flächen) bleiben, wie im vorliegenden Fall,  ausnahmslos sofort  bei der Archäologie. Ich selbst mache keine Fotos davon. Die  zahlreichen Funde außerhalb der fast jährlichen Grabungszeiten, z. B. Funde nach jedem Pflügen, fotografiere ich dagegen, übersende Archäologie die Fotos und lege die Objekte in Abständen  dort vor.
Insofern habe ich inzwischen bei der Archäologie um Übersendung besserer Fotos zum Zwecke möglicher Hinweise auf die Entstehungszeit des Beschlags gebeten.

hargo

Verlassen wir mal das Motiv und konzentrieren uns auf die Durchlochung.
Gibt es dazu etwas zu sagen?

mfg

St. Subrie

#13
Wenn du es so sagst, allerdings :
Die Durchlochung zeigt auf beiden Seiten Spuren der Kraft, mit der man den Beschlag befestigt hat, worauf auch immer. Die runden Lochränder sind nämlich beidseitig nach innen verbogen. Also war entweder die Kraft bei der Befestigung beträchtlich, oder das Metall des Beschlags relativ weich.
In den Befestigungslöchern scheint die Vergoldung noch teiweise intakt zu zu sein, also wohl eher genietet als geschraubt.
Aber wie hilft uns  das alles in Bezug auf die Entstehungszeit weiter ? Hast Du da einen Gedanken ?

Gruß
St. Subrie

PS: Bessere Fotos noch nicht erhalten.

stratocaster

Ich sehe, dass die Bohrlöcher auf der Vorderseite angesenkt sind,
und auf der Rückseite meine ich die Spuren von kreisrunden Unterlegscheiben zu erkennen,
vor allem bei den beiden linken Bohrlöchern.  :glotz:
Rechts unten sehe ich eine quadratische Struktur am Bohrloch.
Das Sucherforum dankt all denen,
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cyper

Das könnten aber auch Durchprägungen von den Umrandungen der Vorderseite sein.

Gruß cyper

stratocaster

Zitat von: cyper in 08. Februar 2021, 17:48:23
Das könnten aber auch Durchprägungen von den Umrandungen der Vorderseite sein.

Gruß cyper

Ich weiß nicht recht  :kopfkratz:
Ab wann wurden Unterlegscheiben verwendet?
Durch mein säubern verschiedener karolingischer Beschläge habe ich schon gelernt,
dass man sich schon damals mit der Vernietung viel Mühe gemacht hat; z.B. mit eingelegtem Perldraht.

Übrigens:
Wenn man das Fundstück dreht; könnte das nicht ein Vogel sein?
Die Gesichter halte ich für Katzenköpfe.

Gruß  :winke:
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St. Subrie

An Vogel habe ich auch schon gedacht, aber würde eine solche Darstelleng stilmäßig in ältere Zeiten passen ? Dann wohl doch eher in die Moderne.
Noch keine Rückmeldung von der Archäologin wegenTrauerfall.

stratocaster

Zitat von: St. Subrie in 08. Februar 2021, 18:15:34
An Vogel habe ich auch schon gedacht, aber würde eine solche Darstelleng stilmäßig in ältere Zeiten passen ?

Aber Hallo  :dumdidum:
Vogelfibeln, Adlerfibeln, Taubenfibeln,....

Ist aber nur eine Überlegung.  :kopfkratz:
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St. Subrie

Ich sehe da aber eher eine abstrakte Auflösung eines solchen Vogels, das war der Grund.
Gruß
W.

hargo

#20
Zitat von: St. Subrie in 08. Februar 2021, 20:31:04
Ich sehe da aber eher eine abstrakte Auflösung eines solchen Vogels, das war der Grund.
Gruß
W.

Und ich eine abstrakte Maske einer Katze.
Natürlich nicht ägyptisch.
mfg

Im Mittelalter hierzulande ein Dämon.
Oder?

stratocaster

Wir reden von 2 Dingen:
Email: vielleicht Vogel
2 Seiten: Katze

Gruß  :zwinker:

PS: Zu dem schönen Foto der Katze passt auch ein Fundstück von mir
      und natürlich die Darstellungen auf den Scheibenfibeln Typ Fraunhofen
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,55494.msg345366.html#msg345366
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und dennoch geschwiegen haben !

hargo

#22
Habe ich verstanden, wir reden von 2 Dingen.

Noch ein paar Gedanken zum vermeintlichen Katzenkopf.

Bereits ein einfacher Kartoffeldruck kann den Eindruck einer Katze vermitteln.
Es ist die äußere Form und nicht zuletzt die ,,Ohren", die uns das glauben lassen.

Ohne Ohren könnte es sich bei diesem Objekt ebenso gut um einen Helm, oder ein Schild handeln.
Wäre es ein Schild, würde ich es nicht waagrecht stellen.

Auffällig ist die scheinbar auf beiden Seiten nicht in gleicher Stärke geschlossene Gravur am linken Ohr.
Was ich für eine moderne, künstlerische Komponente halte und nicht im Mittelalter erwarten würde.
Aber sorry, letztendlich habe ich keine Ahnung.

mfg

Wiedehopf

Für mich stellt das zentrale Motiv keinesfalls einen Vogel dar. Ich musste spontan vielmehr an einen Fisch denken, etwa einen Hecht oder Stör, so wie man sie auch in der mittelalterlichen Buchmalerei als Zierelemente findet (auf dem ersten, nicht umgedrehten Foto). Und können die Katzenköpfe nicht auch nachträglich zugefügt worden sein ?

Viele Grüße
Michael       

Merowech

Ich habe jetzt in meiner privaten Bibliothek nachgeschaut ich wusste das ich da was habe ( Email im Frühen Mittelalter ) und werde da mal eruieren was da so hinkommen könnte.
Spannende Sache.  :idee:
Grüße    MICHA   Und nutze den Tag - na ja ? - die Nacht auch !  :zwinker:

Signalturm

Jetzt bin ich aber echt mal gespannt.
Finderglück ist Finderlohn genug.

Tomcat

Meine erste Assoziation war Schlange mit Weltkugel, aber meine Phantasie ist recht aufgeweckt :-)
Life burns!

St. Subrie

Lieber Mero,

den "Haseloff" habe ich mir auch besorgt, bin aber bisher  leider nicht fündig geworden :nixweiss:
Werde aber bei einer Kollegin der federführenden Archäologin wegen mehr und besserer Fotos nachfragen.

Gruß allerseits

St. S.

hargo

Zitat von: Wiedehopf in 10. Februar 2021, 12:14:14
Für mich stellt das zentrale Motiv keinesfalls einen Vogel dar. Ich musste spontan vielmehr an einen Fisch denken, etwa einen Hecht oder Stör, so wie man sie auch in der mittelalterlichen Buchmalerei als Zierelemente findet (auf dem ersten, nicht umgedrehten Foto). .....

Der Verwitterungsgrad der Emaille ist sicherlich alt.
Wenn Fisch, würde ich noch den Delphin als vage Vermutung hinzufügen.

Könnte es sich vielleicht auch um einen Buchstaben handeln?
Weit hergeholt und keinesfalls belegt: ein J ?

mfg

Wiedehopf

#29
Ja, an eine Initiale (Zierbuchstabe) habe ich auch schon gedacht.  

Im Grabungsbericht wird das Teil ja als früh-bis hochmittelalterlicher Gürtel- oder Pferdebeschlag angesprochen. Könnte es nicht auch ein Buchbeschlag sein ? Von einem Evangeliar oder so ? Dann wären die Löwen möglicherweise die Symbole des Evangelisten Markus (Markuslöwe). Das würde für mich auch viel besser in den Kontext passen als z. B. ein Pferdebeschlag. Im Fundbericht sind ja auch drei Kreuzfibeln abgebildet, das ganze wurde im Umfeld einer Kirche gefunden. Das sind aber nur die unausgegorenen Gedanken eines Laien auf diesem Gebiet.

Viele Grüße
Michael