Quarzitfunde

Begonnen von RockandRole, 12. Januar 2016, 10:43:12

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RockandRole

Hallo Leute,

angeregt durch den Quarzitfund von Nanoflitter, will ich hier mit eurer Hilfe versuchen eine Übersicht von Quarzitfunden, die ihr und andere gemacht haben zusammenzustellen. Ich finde das ein spannendes Thema und bin der Meinung, dass wir vielleicht zusammen einige Stücke klassifizieren können. Ich hoffe, wir können hier mal eine schöne Sammlung an Quarziten aufzeigen. Ich selbst finde ab und an einmal ein Stück Quarzit mit Artefaktcharakter, weiß aber darüber noch viel zu wenig.

Dann mach ich einfach mal den Anfang.

Das erste Stück ist ein Einzelfund von Obernau, in der Nähe von Aschaffenburg. Die lateralretuschierte Klinge scheint neu gebrochen und ist an der Oberfläche ein wenig ´patiniert´. Die Bruchstelle ist leicht heller. Dieses Stück erinnret mich an eines, welches ich am Sonntag in Beschau nehmen durfte. Die Herkunft wurde mit Hessen betitelt. Das könnte evtl. der Quarzit aus Hanau Steinheim sein, ist aber nur eine Vermutung.

Liebe Grüße Daniel

gefährliches Drittelwissen

RockandRole

 :winke:

Weiter geht mit einer Levallois Spitze aus Lenderscheid (kein Eigenfund). In Nordhessen gibt es Zahlreiche Quarzitfundstellen, unter anderem auch das von Khamsin genannte Quarzitvorkommen bei Wernswig. Frielendorf ist direkt daneben, auch mit einer Quarzit Abbaustelle. Weiter sind in der Literatur noch viele Funstellen in Nordhessen beschrieben. Z. B. Ziegenhain, Leimsfeld, Homberg a. d. Efze, Pfaffenhausen, Dillich usw.

https://books.google.de/books?id=-Ca0BgAAQBAJ&pg=PA209&lpg=PA209&dq=quarzit++wernswig&source=bl&ots=HIUG9CUsEG&sig=RjSEhLsbrrh6oWV0lGSnXpV9muM&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=quarzit%20%20wernswig&f=false

Greets Daniel
gefährliches Drittelwissen

RockandRole

Servus

Hier ein Fund aus Pflaumheim bei Aschaffenburg. Das Stück wurde als Kratzer unbekannter Zeitstellung vom Amt betitelt. Man könnte den Artefaktquarakter aber anzweifeln wenn man sich die Rostspuren auf Bild 2 anschaut. Hier geht es aber ja eher um den Rohstoff. Herkunftsort unbekannt.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

RockandRole

Der nächste in der Reihe ist ein Fund aus Rossbrunn/Waldbüttelbrunn aus dem Kreis Würzburg. Es handelt sich um einen Abschlag der evtl ad-hoc zum kratzen verwendet wurde. Auffällig ist natürlich der Blauanteil, was den Stein ja evtl bestimmbar machen könnte.

:winke:
gefährliches Drittelwissen

hargo

Zitat von: RockandRole in 12. Januar 2016, 11:33:24
... was den Stein ja evtl bestimmbar machen könnte.

Aus der Ferne betrachtet erinnert mich das Material an patinierten Rijckholt-Feuerstein.

mfg

RockandRole

Hallo Hargo  :winke:  hmm für mich sieht es hier so aus, dass sogar größere Sandkörnchen in dem Material eingeschlossen sind. Den Typischen glimmer hat das Stück aber nicht so wirklich.

Weiter geht es mit einem proximalen Klingenbruchstück aus Lindelbach in der Nähe von Würzburg. Da der Boden dort sehr eisenhaltig ist, könnte das Stück durchaus patiniert sein. Sein uriges Aussehen ist aber (auch?) dem Material geschuldet.

liebe Grüße Daniel

gefährliches Drittelwissen

RockandRole

Dieses Einzelfundstück stammt aus der Gegend von Hörstein vor dem Spessart. Von der Farbe her, könnte man den Ursprung des Rohmateriales für den kleinen Kratzer in Nordhessen vermuten.

Man kann wirklich sagen, dass Quarzit hier in meiner Suchgegend nur in Ausnahmefällen Verwendung fand.

:winke:
gefährliches Drittelwissen

Steinkopf

Hallo Daniel,

das ist eine interessante Bilderreihe von unterschiedlichen Quarzitvarietäten.

Die Teile des letzten Beitrags sind ja kleine Schmuckstücke.

Bei dem Artefakt aus Rossbrunn/Waldbüttelbrunn sieht eine Stelle ähnlich anders gefärbt aus,
wie die 'Konkretionen' im Flint.


Schön, das Du es hier gezeigt hast!

Jan

steinwanderer

Moin Daniel,
sehr interessante Stücke, besonders der Kratzer hat was. Doch bei dem Fund aus Rossbrunn schließ ich mich  den Vorrednern an, das dieser patinierter Flintstein ist.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

RockandRole

Hallo Leute  :winke:,

von der Form her erinnert mich das letzte Stück an einen Kratzer aus der LBK. Leider keine Siedlung weit und breit  :besorgt:
Hab hier noch einmal den Glanz von dem aus Waldbüttelbrunn eingefangen. Glimmert doch stärker wie ich geglaubt habe.  :glotz:  Das müsste schon Quarzit sein.

Weiter gehts mit einem Stück aus der Nähe von Kitzingen. Diesmal ist das Rohmaterial ein Maingeröll. Das Artefakt hat wahrscheinlich schon mehrere 10000 Jahre auf dem Buckel und war frisch ausgepflügt wegen den Konkretationen. Grundform ist ein Apfelscheibenförmiger Abschlag. Zeitstellung evtl Mittelpaläolithikum.

Habe noch ein paar Artefakte, muss aber in den Fundkisten schauen. Weitere Stücke sind herzlich willkommen.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Waldläufer85

Hallo Daniel,

hier mal 4 Stücke aus Quarzit von einer LBK-Siedlung im Norden von Frankfurt am Main, die Herkunft des Rohmaterials müsste ( laut Bestimmung vom Amt ) Hanau-Steinheim sein.

Viele Grüße

Philip

RockandRole

Hallo Philip

Toll dass du deine Quarzitbelege hier zeigst. Jetzt habe ich Informationen aus erster Hand. Dann könnte der Kratzer ja durchaus aus Hanau stammen. Die Farbe und Struktur passt gut. Sind ja nur leppische 20 KM vom Fundpunkt entfernt.

Vielen Danke und liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Waldläufer85

 :winke: nichts zu danken.
Das sind bisher die einzigen Artefakte aus Quarzit, die ich hier in der Gegend finden konnte, noch dazu alle auf einer Fundstelle. Vielleicht hatte diese Gruppe damals gute Connections nach Steinheim  :-)

Gruß

Philip

Merle2

Hallo :winke:

ich habe, als ich den Beitrag las gedacht, da müssten doch noch ein paar Quarzitfunde in den Kisten schlummern und als ich las das hier unterfänkischen Funde Thema sind, hab ich mich aufgerafft sie ein Zweitesmal zu finden und ein paar Photos gemacht...
Die Funde stammen ausschließlich aus Unterfranken, zum einen aus dem schon erwähnten Lindelbach und von einer anderen Fundstelle (@Daniel, da haben wir uns mal getroffen :-D) ebenfalls in Ufr. Gerade in der letzt genannten Gegend im Maindreieck sind die Siedlungen vorwiegend LBK, doch finden sich immer wieder auch Artefakte älterer Zeitstellung... ob dies für die gezeigten Quarzitfunde anwendbar ist kann ich selbst nicht klar bestimmen. Ich hoffe mein Beitrag erweitert den Post von Daniel noch ein wenig, das Thema finde ich insgesamt echt toll und sage vielen Dank Männer für die schönen Beiträge
Grüße Marc

Merle2

Hallo :winke:
und noch der Rest...
Grüße Marc

RockandRole

Hallo Marc

Super dass du hier mit einsteigst. Es dürfen aber auch andere Quarzitfunde eingestellt werden  :zwinker:
Ich weiß nicht, ob du es schon wusstest, aber Lindelbach liefert auch mal das eine oder andere Artefakt aus dem MP. Zwei Schaber, einen aus Quarzit (fast noch ein Messer) und einen aus Lydit durfte ich da schon finden. Da kann auch was von deinen Stücken in den Zeitrahmen fallen. Dein Quarzit sieht auch irgendwie patiniert aus.
Besonders das 2. Artefakt finde ich interessant. Sind diese Retuschen denn nachträglich an der Grundform angebracht worden, oder ist das eine Levallois Technik? Wie sieht denn der SFR aus (Schlagflächenrest)
Ein Jammer dass Quarzit immer so alt aussieht  :-D

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

sven

Hallo,

dann zeige ich hier mal ein beidseitig bearbeitetes Bruchstück eines Gerätes, wohl eines Faustkeils aus Quarzit von der Teufelsmauer (nördlich des Harzes gelegene, senkrecht gestellte Quarzit/Sandsteinformation). Die Funde von dieser Fundstelle sollen etwa 200000 Jahre alt sein.
:winke: Sven

thovalo

#17



Das sind vor mehr als 26 Jahren gemachte Eigenfunde:


Ein phänotypisch präparierten Levalloiskern mit dem Negativ eines nicht ideal gelaufenen Zielabschlags.

Der Schlag ist um eine Nuance zu steil ausgeführt worden. Bei der Ausführung des ZielSCHLAGES lief die Schlagenergie zunächst zu tief in den Stein hinein verlor schnell an Wucht und lief nach mit einem kräftigen Versprung noch vor Ende der umlaufend angelegten Präparationfacette aus.

Pech für den Hersteller und Glück für den heutigen Betrachter, da an diesem Fundbeleg all das erkennbar wird was einen Levalloiskern idealtypisch ausmachen sollte.

Die letzten beiden Bilder zeigen den Schlagpunkt zur Lösung des Zielabschlags.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#18


Ein kräftiger Faustkeil mit intentionell durch wenige Schläge zusätzlich frei gestellter Spitze.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo



Ein kleinerer polyedrisch abgebauter Kernstein.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#20


Zwei ähnliche "cleaverartige" Geräte:  eines aus einem Abschlag, eines ist ein Kerngerät.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo



Eine massive Spitze aus einem ventral am Proximalende intensiv retuschierten Abschlag.
Ventral unilateral zusätzlich ausgeführte Negative zur Schärfung der Lateralen.


Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo



Ein Geröll mit der Zurichtung auf einen scharfen Kantenverlauf
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo



Ein Faustkeil mit abgebrochener Distalpartie
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo



Eine nicht fertig gestellte Faustkeilvorarbeit
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo



Ein großer Abschlag (Cleaver) mit vorpräparierter Schlagfläche
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Nanoflitter

So was liegt hier massenhaft rum, dacht immer das wär nix... :dumdidum:
Was feine Sachen, alles eindeutig und nicht "könnte, vielleicht", toll, danke fürs Zeigen! :super:
Gruss...

RockandRole

Hallo Großer

Das ist jetzt aber wirklich nicht aus Unterfranken  :zwinker: schön, dass du die Stücke mal zeigst. Am allerliebsten würde ich aber gerne den Mikrolithen aus Bergkristall sehen, den du bei deiner Kletterpartie gefunden hast   :dumdidum:  Späßle

Wie werden die Stücke denn datiert?

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

thovalo



Den einen aus Bergkristall ..... werde ich leider nicht zeigen können, aber einen hab ich Heute noch (irgendwo), den hab ich noch nicht verschluckt.   :heul:


Es sollte ja um "Quarzitfunde" gehen und ich finde, dass die gezeigten Stück sehr gut zeigen wie eindeutige Fundbelege aus Quarzit aussehen können. Du warst ja leider nicht in Bonn dabei. Dort wurden die Funde des Neandertalerateliers von Ratingen (Kreis Mettmann), meiner Heimatstadt, vorgestellt. Diese Funde dort haben ein vergleichbar klare Ausführung und Qualität. Der hiesige Quarzit war für solche Werkstücke bestens geeignet.


Die Datierung der Artefakte ist dort schwierig. Das einst aride Klima hat vielfältige Erosionsphänomene ausgelöst und die einzigartige Lage wurde wohl hunderttausende Jahre lang aufgesucht..... da kann bereits der homo erectus Proben seines Könnens hinterlassen haben. Ich war damals noch so scheiß jung und archäologisch zu wenig erfahren.

Heute wüsste ich dort eine wirklich absolut einzigartige Sammlung zusammen zu tragen.


Naja, dafür bin ich dann hier auf eine ähnlich extreme Fundkonzentration aus dem Neolithikum gestossen.


lG Thomas   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

hargo

Hallo,

dagegen ist das hier ein Witz ; )
Ein basales Klingenfragment aus hellem Quarzit.
Ebenfalls gefunden im Rheinland. Undatiert, aber mit Sicherheit nicht aus der Zeit der Neandertaler.

mfg