Kannelurenstein

Begonnen von Wiesenläufer, 09. September 2018, 14:31:43

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Wiesenläufer

Ja, wenn die Lösung so einfach wäre, dann könnte man Geschichte schreiben.  :zwinker:

Gruß
Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Steinsucher

#31
Inhalt entfernt.

Information muss nicht doppelt oder mehrfach hier vorhanden sein. Die nächsten Beiträge führen da weiter.
Fritz.

StoneMan

Zitat von: Steinkopf in 11. September 2018, 17:22:46
Sowas aber auch - in der heute bei mir eingegangenen Archäo.. in D. steht auf S. 73
'ein rätselhaftes Steingerät aus den Magazin des Archäo.. Museums Hanburg. Durchm. 10 cm

Oder war das in diesem Textreichen Thread schon gesagt worden?

LG

Jan
Moin Jan,

Colobus hatte bereits auf den Fund des Hamburger Museums verlinkt > klick hier <

Und ich hatte in einer Anmerkung zu Colobus wiederholt auf den Fund des Monats im Archäologischen Museum Hamburg verlinkt > Klick <

Der Bericht ist also öffentlich hier einzusehen > https://blog.amh.de/raetselhaftes-objekt/

Gruß

Jürgen

Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

StoneMan

Zitat von: Wiesenläufer in 11. September 2018, 15:45:35
...

Ich habe versucht, einen Ausschnitt zusammen zustellen und hoffe, dass mir Jürgen ein klein wenig hilft und es ergänzt, was noch fehlt und wichtig ist.

Z.B. die Verbreitungskarte.  :zwinker:

Moin,

was fehlt denn noch wichtiges außer der Verbreitungskarte?

Die Verbreitungskarte aus Deinem Jahrbuch MV, "Bronzezeitliche Steingegenstände aus dem EIbe-Oder-Raum , Fritz Horst",
ist identisch mit der aus dem PDF "Ein Kannelurenstein von Moide bei Soltau, von Klaus Raddatz" >Klick <, siehe Bildanhang.

Gruß

Jürgen

Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Wiesenläufer

Moin Jürgen,

:Danke2:

Es gab eine Passage, die ich einfügen wollte, war aber nicht möglich gewesen. Ist aber auch nicht weiter schlimm, da das wesentliche soweit drin sein müsste.

Gruß
Gabi
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(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Danske

Hallo zusammen,

hier ein Ausschnitt aus einer Veröffentlichung über die bronzezeitliche Metallverarbeitung: https://www.grin.com/document/105685

Danach werden die Kannelurensteine als Klopfsteine in der Metallverarbeitung gedeutet.

Vielleicht wurden sie wie die späteren eisenzeitlichen Feuerschlagsteine mittels eines in die umlaufende Rille gelegten Seils am Gürtel getragen.

Ein interessantes Thema, Glückwunsch zum Fund, Gabi.

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

thovalo

#36

Hallo zusammen!


In der aktuellen Archäologie in Deutschland ist ein vollständiges Exemplar mit einer sehr klaren Struktur der umlaufenden Rille abgebildet. Die Datierung ist grundlegend unklar und die Funktion nicht bekannt. Es werden mögliche Beziehung zu bronzezeitlichen "Rillensteinen" angenommen, die allerdings andersartig ausgeprägt sind.

Die seltenen und rätselhaften Teile werden wohl noch länger ein Rätsel bleiben!


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Wiesenläufer

Moin,

die "Dinger" werden wahrlich ein Rätsel bleiben, zu mindestens so lange, bis mal ein Stein mit irgendwelchen Anhaftungen gefunden wird.

@ Holger, diese Veröffentlichung ist sehr interessant u.a. ist auch Dr. Jantzen aufgeführt. Auf einem unserer Lehrgänge (der jedes Jahr eine bestimmte Zeitepoche abdeckt) wird ein Bronzeteil hergestellt, der auf Youtube zu sehen ist. (Falls ihn einer noch nicht kennt) Übrigens: auf einem Sportplatz  :zwinker:

https://www.youtube.com/watch?v=n3DS_5VHA9Y

Gruß
Gabi

Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Wiedehopf

Zitatdie "Dinger" werden wahrlich ein Rätsel bleiben, zu mindestens so lange, bis mal ein Stein mit irgendwelchen Anhaftungen gefunden wird.

In der neuen 'Archäologie in Deutschland' werden die 'Dinger' als Teile von Gewichtssätzen gedeutet.

ZitatIhr Zweck blieb lange Zeit rätselhaft, bis in jüngsten Studien festgestellt wurde, das ihre Gewichte Vielfache oder Bruchteile einer wahrscheinlichen Einheit von etwa 400 g sind.

Kennt vielleicht jemand von euch die angesprochenen jüngsten Studien ?

Viele Grüße
Michael

Herlitz

Hallo Michael,

vielen Dank für diesen neuen Beitrag.
Gibt es denn Beispiele für die Gewichte die ein Vielfaches oder Bruchteile von diesen 400 sind? Irgendwie trifft das doch auf so ziemlich vieles zu.
Als eine Art Waagstein kann man sich das aber schon vorstellen. Eine Schnur um die Kannellure zum Aufhängen wäre ganz praktisch.
:winke: Sven

Wiedehopf

Hallo Sven,

sie zeigen drei 'Kannelurensteine' aus der spätbronzezeitlichen Siedlung von Hitzacker in Niedersachsen, die Gewichte sind 235 g, 905 g und 1245 g. 

Zitat.... Etwas später, an der Schwelle zum 1.Jt.v.Chr., breitet sich eine neue Form von Steinobjekten in Mitteleuropa aus, die als Gewichte genutzt worden sein können. Es handelt sich um die sogenannten Kannelurensteine: massive Steine mit einem Gewicht von bis zu 5 Kg., die ihren Namen aufgrund der charakteristischen Riller erhalten haben, die um die breiteste Stelle verläuft. Kannelurensteine werden in Deutschland und insbesondere im Norden, zumeist in Siedlungen vorgefunden. Ihr Zweck blieb lange Zeit 'rätselhaft', bis in jüngsten Studien festgestellt wurde, dass ihre Gewichte Vielfache und Bruchteile einer wahrscheinlichen Einheit von etwa 400 g sind.
Quelle AiD 04/23, Seite 30, Artikel 'Wiegen und Wert - Mitteleuropa zieht nach'

Viele Grüße

Wiedehopf

Ich habe vermutlich die angesprochenen 'jüngsten Studien' zur Funktion der Kannelurensteine als Gewichte gefunden:

https://www.academia.edu/87876626/Sind_Kannelurensteine_Gewichte_R%C3%A4tselhafte_Objekte_aus_der_Bronzezeit

(kostenfreier PDF-Download, aber anmelden muss man sich).

Viele Grüße
Michael

Wiesenläufer

Moin Michael,

lang, lang ist es her.  :irre:

Eine interessante Studie und trotzdem sind diese Kannelurensteine für mich noch immer geheimnisvoll.
Gesichert ist ja eigentlich "nur", dass sie in die  Bronzezeit gehören, was ich durch die Funde rund um den Kannelurenstein auch bestätigen kann.
Zumal sich in diesem Fundgebiet eine Siedlungskammer der gesamten Bronzezeit befindet.
Direkt am Fundort meines Steines ist nichts mehr hinzu gekommen aber in unmittelbarer Nähe mindestens eine Siedlung und mehrere zerstörte Gräber auf dem gesamten Höhenrücken. Ein Teil am angrenzenden Fundort kann ich leider nicht begehen, obwohl ich dort eine Fortsetzung des Bronzezeitlichen Fundplatzes vermute.
Diese enorme Vielfalt an Gewichtsangaben irritiert mich.  :kopfkratz:
Als Laie ist es eigentlich plausibler mir vorzustellen das (mein Stein) eine "grobe" Gussform für Arm-/Beinringe ist.
Gewichte hätte man auch einfacher herstellen können  :friede:
Passenden Stein, Loch rein, etwas zuhauen, abschätzen,glätten und fertig!
Mein Stein bewegt sich ja um die 400g, doch weiter sagt er mir nichts aus und liegt schon lange unbeachtet im Magazin.

Lieben Gruß

Gabi



Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Signalturm

Hallo Gabi. Du schreibst: ...grobe Gusdform..."
Das kann ich mir nun mal gar nicht vorstellen.
Wenn für die Metallverarbeitung, dann doch eher wie ein
Ambos und zum runddchleifen etc., oder?   :kopfkratz:
Aber da bräuchte ein guter Schmied auch keinen dolchen Stein für.    :nixweiss:
Finderglück ist Finderlohn genug.

Wiedehopf

ZitatMein Stein bewegt sich ja um die 400g, doch weiter sagt er mir nichts aus und liegt schon lange unbeachtet im Magazin.

Moin Gabi,

ich habe einen Kannelurenstein aus einer Altsammlung der ca. 195 g wiegt. Das ist doch, bei aller gebotenen Skepsis, schon mal eine verblüffende Bestätigung für die Gewichts-Hypothese.

Viele Grüße
Michael

Nanoflitter

Für Armreife zu biegen oder glätten? :nixweiss:

Fabulas

Mensch Gabi - was für ein Fund! Ich gratuliere Dir, bin erfreut neidvoll  :-D
Grandios. Ich habe die pdf's ausprobiert. Sie werden in den Download-Ordner auf den Rechner geladen. Vor Dir hast Du dann eine leere Seite.
Vorausgesetzt bei Dir ist es so wie bei mir.  :dumdidum:

Liebe Grüße
Anita

Wiesenläufer

Zitat von: Signalturm in 21. Juli 2023, 08:34:18
Hallo Gabi. Du schreibst: ...grobe Gusdform..."
Das kann ich mir nun mal gar nicht vorstellen.
Wenn für die Metallverarbeitung, dann doch eher wie ein
Ambos und zum runddchleifen etc., oder?   :kopfkratz:
Aber da bräuchte ein guter Schmied auch keinen dolchen Stein für.    :nixweiss:

Moin Signalturm,
ist halt nicht so einfach.  :kopfkratz:
Habe mir die PDF zum wiederholtem Male durchgelesen, durchaus möglich das es in Richtung Gewichte gehen kann, doch selbst die Form variiert bei den einzelnen Stücken sehr stark. Die umlaufenden Rille(n) kann ich für ein Gewicht ja noch nachvollziehen.
Aber auch da hätten sie es sich auch einfacher machen können. 
Vielleicht gibt es ja mal einen Grabungsfund wo alles passt.

Lieben Gruß

Gabi


Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Wiesenläufer

Zitat von: Fabulas in 21. Juli 2023, 18:37:21
Mensch Gabi - was für ein Fund! Ich gratuliere Dir, bin erfreut neidvoll  :-D
Grandios. Ich habe die pdf's ausprobiert. Sie werden in den Download-Ordner auf den Rechner geladen. Vor Dir hast Du dann eine leere Seite.
Vorausgesetzt bei Dir ist es so wie bei mir.  :dumdidum:

Liebe Grüße
Anita

Moin Anita,

ja, der Fund war schon was besonderes und ich bin auch immer wieder in diesem Bereich am suchen.
Leider bisher ohne weiteren Erfolg.
Da ich angemeldet bin (was mich mittlerweile wegen der täglichen Werbung nervt) brauche ich die PDF nicht runterladen,
sondern kann die weiter unten einfach lesen.

Lieben Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Wiedehopf

Moin Gabi,

Zitatdoch selbst die Form variiert bei den einzelnen Stücken sehr stark

Genau das ist mir in den Jahren in denen ich über diese Teile lese auch aufgefallen und ich denke dass hier zum Teil eine Überschneidung zu einem anderen Gerätetyp vorliegt und dass das nicht immer sauber getrennt wird bzw. getrennt werden kann.

Da gibt es auf der einen Seite der Variationsbreite die scharf und exakt ausgeprägten, eher kleineren, aufwändig hergestellten Exemplare.  Die kann ich mir recht gut z.B. als Lauf- oder Schiebegewicht auf einer Balkenwage aus Knochen vorstellen. Die beiden 'Tellerchen' könnten dann zur Handhabung beim Verschieben gedient haben. Oder auch zum volumenmäßigen Abmessen seltener Substanzen die bei der Herstellung von Bronze, Medizin, Bier oder was weiss ich benötigt wurden ('man nehme ein Kannelurentellerchen Bilsenkrautpulver'). Zusätzlich trat vielleicht auch noch ein symbolischer Wert dazu, wie die Funktion als Berufskennzeichen einer spezialisierten Gruppe.

Auf der anderen Seite der Variatiosbreite gibt es die eher flau und nachlässig gearbeiteten flachrund bis flachoval gearbeiteten Steine mit einer umlaufenden Rinne, die meiner Beobachtung nach viel häufiger abgebildet werden (so auch jetzt die drei Exemplare in der AiD).  Ich kann mir vorstellen, dass bei denen auch oft eine Verwechselung mit eisenzeitlichen Schlagfeuerzeugen, die an einer über die Rinne geführte Kordel am Gürtel getragen wurden, vorliegt.

Zwischen diesen beiden Varianten gibt es dann eine große Bandbreite von Übergangsformen. 


Moin Nano:

ZitatFür Armreife zu biegen oder glätten?

Die 'Bronzeschmied-These' und die 'Gewichts-These' scheinen mir bisher am plausibelsten. Sie müssen sich ja auch nicht gegenseitig ausschließen.   

Viele Grüße
Michael                 

p.s. die phantasiereichste These war bisher, dass es sich um symbolische Darstellungen von Käse-Laiben handelt, die als Grabbeigabe verwendet wurden. 

Robert

ein toller Fund, hab ich bis jetzt auch nicht gekannt :super: :super: :super:

Grüße
Robert
wer alles weiß, bekommt keine Überraschung mehr

slowfood

Hi,

die Gewichtshypothese wird international noch recht skeptisch betrachtet. Rahmstorf und Ialongo haben durchaus große Verdienste bei der Ermittlung alter Gewichte z.B. aus der Bronzezeit. Da wird aber sehr viel mit komplexer Statistik gearbeitet und leider sprechen die Dinger rein gar nicht, da sie keine Bezeichnungen tragen.
Ich bin gespannt wie das weitergeht und ob es jemals ein abschließendes Ergebnis geben wird.

slowfood
But thou, O Daniel, shut up the words and seal the book, even to time of the end; many shall run to and fro, and knowledge shall be increased.