Abschlag aus farblos-klarem Gangquartz

Begonnen von psearch, 06. Mai 2018, 10:00:55

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

psearch

Hallo,

hier mal ein Beispiel eines Abschlages aus einem lokalen, farblos-klaren Gangquartz. Ist schwer zu fotografieren aber ich denke man sieht schon was, besonders die Dorsalreduktion.


MFG PSearch

Nanoflitter

Echt was schönes, danke fürs Zeigen!  :super: Gruss..

psearch

Neben farblos-klaren Gangquartz kommt dieser auch in der üblichen milchfarbigen Varietät vor und wurde ebenfalls verwendet. Nicht zu vergessen eine lokale Chalcedonvariante, die in bis zu 2kg schweren Brocken aufgelesen werden kann.
Sicher eine wirtschaftlichere Variante zum importierten Feuerstein, den man aber trotz des lokalen Reichtums an Rohmaterialien aus sozialen Gründen weiter gezogen hat.

Heino

Ist das Mesolithisch? Die Pfeilspitze gehört zeitlich wohl eher nicht mit den Quarzen zusammen. Oder was denkst Du?
Gruß Heino

psearch

Die Fundstelle ist eher linearbandkeramisch, das Pfeilspitzenfragment  ist zweiseitig flaechenretuschiert und ist wohl eher ein Verlustfund.

RockandRole

Servusle,

ja der Artefaktcharakter ist deutlich zu sehen.  :super: würde ich erst einmal auch so benennen. In der Qualität kommt der Gangquarz schon nahe an Bergkristall heran. Dieses Rohmaterial lässt sich bei uns in Aschaffenburg auf den Feldern hinter Schweinheim finden. Dort ist das Grundgestein Gneis glaube ich, Hornblendeschiefer gibt es da auch. Aber leider habe ich noch keine Artefakte dort gefunden.

An anderer Stelle aber schon. Dort wurden Kiesel aus dem Main verwendet. Das Material wird hoffentlich bald ausgewertet.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

thovalo

Zitat von: RockandRole in 06. Mai 2018, 14:04:31
Servusle,

ja der Artefaktcharakter ist deutlich zu sehen.  :super: würde ich erst einmal auch so benennen. In der Qualität kommt der Gangquarz schon nahe an Bergkristall heran. Dieses Rohmaterial lässt sich bei uns in Aschaffenburg auf den Feldern hinter Schweinheim finden. Dort ist das Grundgestein Gneis glaube ich, Hornblendeschiefer gibt es da auch. Aber leider habe ich noch keine Artefakte dort gefunden.

An anderer Stelle aber schon. Dort wurden Kiesel aus dem Main verwendet. Das Material wird hoffentlich bald ausgewertet.

Liebe Grüße Daniel


Find ich nicht!

Bergkristall hat charakteristische Spalteigenschaften die bei jeglicher kinetischen Beeinflussung auftreten. Muscheliger Bruch ist auch bei einem Schlag durch natürliche Vorgänge charakteristisch. Ein Stück mit diesen Merkmalen ist noch kein sicher zu identifizierendes Artefakt. Wenn man einen Werkplatz mit einer deutlichen Abschlagkonzentration und Restkernen hätte, wäre ein Ansprache als Artefakt eher möglich weil es dann in einen deutlichen Kontex passt. Besteht den ein solcher gesicherter Fundzusammenhang?

lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

psearch

Hallo Thovalo,

Ich würde dir Recht geben wenn das ein Fund auf einem mit Quarzgeroellen gepflasterten Acker wäre. Die gibt es dort aber nicht.
Das Grundgebirge des Fundplatzes besteht aus Sandstein, in dem theoretisch zwar auch einzelne Quarzgeroelle eingebettet sein könnten, aber es gibt auch Abschläge mit Kortex der rauh und nicht abgerollt ist, mit rauhen Eisenoxidanhaftungen. Dies ist typisch für ein in der Nähe vorkommendes oberflaechliches Quarzvorkommen.
Und es gibt mehrere Abschläge, ich habe nur diesen wegen der schönen durch Eisenoxid herausgehobenen Dorsalreduktion genommen.
Bei direkt auf Fundstellen vorkommenden Rohmaterialen akzeptiere ich den Artefaktstatus übrigens erst dann, wenn die Anzahl der Abschläge ohne Kortex größer ist als die mit vollständiger oder teilweiser Kortexbedeckung. Nur dann ist eine gewisse Intention nachzuweisen. Und wenn dann noch Klingen da sind, gibt es eigentlich keine Zweifel mehr. Ansonsten ist es nur ein Artefaktverdacht.

MFG PSearch

psearch

... und ohne Artefakte aus regionalen und überregionalen Rohmaterialien handelt es sich sowieso nicht um einen ernstzunehmenden neolithischen Fundplatz .... und im Mesolithikum ist es sicher auch nicht anders. Der Homo Sapiens war schon immer gut vernetzt  :prost:

MFG PSearch

thovalo



Danke für Deine gute Beschreibung und Rückmeldung!


In meiner Region wurden Quarz- und Bergkristalle als Zuschlag für die Eisenverhüttung verwendet und die Stücke zuvor schlagend zerlegt, darunter gibt es dann etliche "Artefakte"  ... daher meine Vorsicht.

Aus dem südlichen Afrika kenne ich hervorragende Artefakte aus lupenreinem Bergkristall, darunter perfekt retuschierte und typologisch "lupenreine" Belegstücke ..... dort handelte es sich um eine feste Materialtadition!


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

psearch

Hallo Thovalo,

das ist ein interessanter Punkt den du da anfuehrst der mir so bisher nicht bekannt war. Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Geo- bzw. Artefaktdiskussion. Natürlich abhängig von der Region, zeigt aber wie wichtig es ist den Kontext einer Fundstelle zu kennen  :super: .
Während lokale Rohmaterialen auf allen meinen Fundstellen vorkommen, stellen sie stets mengenmäßig nur eine Minderheit dar. Aber auch dann hat eine korrekte Produktionskette vorzuliegen. Aber gerade die lokalen Rohmaterialien haben für einen Heimatforscher einen besonderen Reiz . So toll auch Klingen aus Senonflint sind, Abschläge aus Quarz sind halt was anderes  :narr:

MFG PSearch

thovalo



....  Abschläge aus Quarz sind halt was anderes .... 


Da gehe ich auf jeden Fall mit!


Dr. Wendt zeigte mir im damaligen South-West-Africa eine vollständig erhaltene und überaus perfekt gearbeitete flächig retuschierte Pfeilspitze aus reinem Bergkristall aus einem geschlossenen Grabungsbefund. Bei einem solchen Objekt ist kaum zu glauben dass es für einen rein praktischen Gebrauch bestimmt gewesen ist!

Die Faszination dazu noch solcher perfekter Objekte aus diesem Material ist nicht zu beschreiben und wenn man sie sieht ist der Anblick kaum verblüffendn.

In meiner Sammlung habe ich einige wenige Stücke aus Bergkristall und ich meine, dass sie hier auch schon irgendwo mit vertreten sind.


lG Thomas

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.