Heute ein echter Sechser - naja, kommt auf den Blickwinkel an!

Kleiner Anhänger für Bettelarmband oder Kettchen. Ich dachte erst: Gold  - Es war so sauber und eigentlich auch schwer mit 5 g.
Aber ich denke es ist Messing oder 
Maß: 8 mm

Viele Grüße
Fabulas

Nicht nur falsches Gold. Auch die Zahlen sind falsch plaziert. Die Augenzahl auf zwei gegenüberliegenden Seiten muss immer 7 ergeben. Also 6 und 1, 5 und 2 und die 4 ind 3 stehen sich gegenüber.

Hallo Signalturm,

mit anderen Worten ein richtig billiges Teil? Messing?
Jetzt bin ich neugierig: Warum müssen die Augenzahlen so stehen, dass die zwei gegenüberliegenden Seiten immer 7 ergeben?

Viele Grüße!
Fabulas

Das mit der Summe gilt für heutige Würfel, war aber nicht immer so, z.B. nicht bei den Wikingern: https://de.wikipedia.org/wiki/Spielw%C3%BCrfel#Mittelalter_und_fr%C3%BChe_Neuzeit

Das Würfeln war bei den Römern ein sehr beliebtes Spiel. Es war aber auch zu vielen Zeiten verboten oder galt als unschicklich, da vielfach hohe Geldsummen verspielt wurden. Was aber schon immer war ab der Antike, das sind die Regularien bei den "Würfel-Kulturen" welche sich in dem Spiel auskanten und darauf bedacht waren das nicht "gemogelt" wurde. Wenn auf einem offizielen Spielwürfel die Summe der Augenpaare auf zwei sich gegenüberliegenden Seiten immer die Zahl 7 ergeben, dann würfelt man im Durchschnitt pro Wurf die Augenzahl 3,5. (zähle die Augen eines Würfels zusammen so kommst du auf 21.    21 : 6 = 3,5 Punkte )
Du kannst einem Würfel beim Abwerfen immer vorgeben um welche Achse er sich dreht. Welches der 4 Felder, die sich um diese Achse rotieren, nachher nach oben zeigt kann man nicht wirklich beeinflussen.
Plaziert man aber um die eine Achse die 4 höchsten Zahlen 3,4,5 und 6 so ergeben diese 4 Zahlen zusammen 18.  18 :4 = 4,5.  Würfelt der Spieler mit dem falschen Würfel immer bewusst um die Achse mit den hohen Zahlen so erreicht er pro Wurf im Durchschnitt 4,5 Punkte.  
Sollte es für den Spielverlauf wichtig sein eine möglichst niedrige Augenzahl zu werfen so lässt der Falschspieler den Würfel um die Achse mit den niedrigen Zahlen 1, 2, 3 und 4 rotieren.
Diese Zahlen ergeben zusammen nur 10.   10 : 4  = 2,5. Beim werfen um diese Achse hat der Spieler die möglichkeit immer recht tief zu bleiben mit seinem Ergebniss.
Da früher schon viele Falschspieler unterwegs waren achtete man darauf dass die Augenzahl immer korrekt war. Damit man beim Werfen nicht noch versuchte den Würfel zu beeinflussen, erfanden die Römer auch noch den Würfelturm. Damit konnte man sich die Diskusionen um ungültige oder falsche Würfe ersparen. Siehe hierzu den Link:
http://www.ars-ludorum.de/wuerfelturm.html
Unser leider verstorbener Kollege Fieldwalker fand bei unserer Forschungsgrabung auf einem germanischen Gräberfeld (im Vorfeld eines römischen Legionslager, Föderatie der Römer) einen Spielwürfel mit 6 Seiten. Nicht komplett gleichmässig quadratisch und die Augenzahlen auch falsch plaziert. Sicherlich von einem spielbegeisteter Germanen der sich seinen Würfel selbst gemacht hat. Die genauen Regeln der Herstellung waren ihm wohl nicht geläufig.
Laut unserem leitenden Archäologen finden sich solche Würfel meist nur im Barbaricum.
Zur verdeutlichung siehe das Würfelnetz des "falschen Würfel". Beachte die beiden unterschiedlich gefärbten Würfelachsen.
Gruß Signalturm

Das untere Bild zeigt einen korrekten römischen Würfel aus Bein.

Zitat von: Jacza in 16. Januar 2021, 22:45:24
Das mit der Summe gilt für heutige Würfel, war aber nicht immer so, z.B. nicht bei den Wikingern: https://de.wikipedia.org/wiki/Spielw%C3%BCrfel#Mittelalter_und_fr%C3%BChe_Neuzeit

haha, vielleicht ein Wikingerwürfel 

Hallo Signalturm,

WOW, vielen Dank für die interessante und ausführliche Beschreibung!

Jetzt weiß ich, warum ich Mathenull und unlogischste Frau aller Zeiten nicht zu den Gewinnern - bei allem was mit Zahlen zu tun hat - zähle 

Du hast Dir total die Mühe gegeben und ich muss mir erst ein Würfelexemplar nach Deiner Zeichnung basteln, damit ich es richtig verstehe.
Aber ich mache das, denn das hinterlistige Spiel will ich begreifen.
So kann ich zu meinem Fund meinen Enkelinnen - wenn ich sie mal wiedersehe  - auch was erzählen und vielleicht kann ich auch mal was ausprobieren  . Toll!! 

Vielen vielen Dank!


Fabulas

In den früheren Zeitschriften zur Römerforschung in Augst gibt es noch das Heft zu den Gegenständen des römischen Alltags. Darin gibt es auch einen Beitrag zu Spielen zu Zeiten der Römer
Gruß Signalturm

Klasse Signalturm!

Brot und Spiele - ja das zieht heute auch noch.

Ist das Flache auf der Zeichnung ein Würfelteller? Auch der Würfelturm ist sehr praktisch. Damit könnte man gut verhindern, dass der Würfel immer durch's ganze Zimmer kullert, vor allem, wenn die Kleinen wild würfeln

Deine Beiträge haben mir heute die Laune gerettet.   
So ein obermieses kaltes Regenwetter, da wollte ich nicht mal lange mit dem Hund raus. Und dabei habe ich alle Arbeit so erledigt, dass ich heute ein Stündchen auf's Feld gekonnt hätte.

Jetzt war ich zeitweise bei den Römern, habe gehört, wie die Würfel klackern und Münzen klimpernd von Hand zu Hand wandern. Mord und Totschlag außen vor gelassen.

Einen schönen Abend wünsche ich Dir!

Fabulas

Nein das Flache sind Spielsteine in Originalgröße.
So ähnlich wie heute für Dame- oder Mühlespiel.

Zitat von: Signalturm in 19. Januar 2021, 19:38:09
Nein das Flache sind Spielsteine in Originalgröße.
So ähnlich wie heute für Dame- oder Mühlespiel.

So 

Danke Ihr Beide!
Schön geschliffene Spielsteine aus echtem Stein oder aus Horn oder anderem Naturmaterial sind viel schöner als sämtliche Kunststoffteile.

Heute Traumwetterchen. War schon mal 1 Stündchen draußen.
Was ich gefunden habe, zeige ich bald - ich bin begeistert.

Liebe Grüße
Fabulas

Servus,

nur zur Info, das sind 2 von mir, aus Glas gab es solche Spielsteine auch.

Grüße
Robert

Hi Robert,

sehr sehr schön. Sehen gar nicht aus wie aus Glas, eher wie Stein.

Dankeschön fürs Zeigen! 

...und viele liebe Grüße aus dem Taubertal

Anita

Servus Anita,

der Linke ist aus ganz dunkelblauem Glas, der Rechte aus Bein.

Grüße
Robert