Schlachtfest äh... -feld

Begonnen von Jondalar, 15. März 2025, 09:50:12

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Jondalar

Endlich fertig geworden!!!


Hallo zusammen,

wiewohl ich mich auch im Bereich der Fossilien als ein Sammler mit klar regionaler Ausrichtung bezeichnen würde, gibt es Ausnahmen, vor allem was das Fränkische anbetrifft.

Für alle die es nicht wissen sollten: Die Tongrube von Mistelgau in der Nähe von Bayreuth, ist seit langem für Ihren Fossilienreichtum bekannt. Als die dazugehörende Ziegelei noch im Betrieb war, wurde meines Wissens das Sammeln der hübschen, pyritisierten Kleinammoniten toleriert, zumindest am Wochenende. Es gab ein Tabu: Die an der Grubensohle anstehende Schicht, eine Kalkbank an Grenze vom Lias epsilon zum Lias zeta, die aus unzähligen Belemniten besteht. Sie durfte nicht angetastet werden, da auf ihr auch bei schlechten Wetter die Fahrzeuge des Betreiber sicher fahren konnten.

Als dann vor 20 Jahren der Betrieb eingestellt wurde und niemand mehr die 'heilige' Schicht 'bewachte', brach unter den Fossilienbegeisterten Goldgräberstimmung aus und man machte sich nach dorthin auf, um sich einige Platten zu sichern.

Aus dieser Zeit stammt das hier vorgestellte Stück, welches seitdem unpräpariert bei mir lagerte, da der Aufwand bis zu einem passablen Sammlungsstück doch beträchtlich ist. Nach einigen Pausen habe ich es nun fertig gestellt.


'Belemnitenschlachtfeld': Rostrenanreicherung verschiedener Arten, Dactyloteuthis sp. u.a.

Länge: 340mm
Breite: 200mm
Dicke: max. 60mm
Formation: oberer Lias
Fundort: Tongrube Mistelgau bei Bayreuth

Werkzeuge:
- Graviergerät
- Skalpell
- Feinbohrschleifer
- Stahlwolle, verschiedener Feinheitsgrade
- Zweikomponentenkleber
- Steinpflegemittel

Viele Grüße

Jondalar


p.s.: Die Grube lohnt auch heute noch einen Besuch.

Fossiliengrube Mistelgau - LfU Bayern - LfU Bayern

Wie ich gerade las, ist allerdings das Sammeln momentan nicht erlaubt

p.p.s: schöne Funde von dort lassen sich im Urwelt-Museum in Bayreuth bestaunen

Urwelt-Museum Oberfranken


'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)

Carolus Rex

Hi.

Toller Fund und tolle Arbeit.
Bei uns in RLP wird seit ein paar Jahren ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Suche nach Fossilien auch genehmigungspflichtig ist und alle Funde gemeldet werden müssen.
Wie ist das bei euch geregelt?

Gruß CR
------------Melden macht frei--------------

StoneMan

Moin Jondalar,

schöne Arbeit  :super:

Das weckt Erinnerungen an meine Fossilien-Ähra.

@ CR,

das sollte für ganz Deutschland gelten, aber der Fund datiert lange vor der neuen (leidigen) Gesetzesgebung.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Furchenhäschen

#3
Zitat von: StoneMan in 15. März 2025, 10:45:04Moin Jondalar,

schöne Arbeit  :super:

Das weckt Erinnerungen an meine Fossilien-Ähra.

@ CR,

das sollte für ganz Deutschland gelten, aber der Fund datiert lange vor der neuen (leidigen) Gesetzesgebung.

Gruß

Jürgen

Hallo,
hat sich denn auch für das Sammeln von Fossilien etwas geändert, mir ist nur diese Fassung bekannt.

https://www.kulturgutschutz-deutschland.de/DE/AllesZumKulturgutschutz/Kulturgutschutzgesetz/WasBedeutetKGSG/Kunstsammler/Palaeontologische.pdf?__blob=publicationFile&v=2

Grüße Peter

StoneMan

Zitat von: Furchenhäschen in 15. März 2025, 11:34:23hat sich den auch für das Sammeln von Fossilien etwas geändert, mir ist nur diese Fassung bekannt.

Hier ist eine neuere Fassung - aber Du scheinst recht zu haben - es war im Vorfeld
wohl zu kontroversen Darstellungen gekommen.
Ich habe diese Version aber auch noch nicht durchgelesen.

Gruß

Jürgen

Aha.
Zitat aus obeigem Link:

XI. BEDEUTUNG FÜR SAMMLERINNEN UND SAMMLER VON SOWIE DEN HANDEL
MIT FOSSILIEN (PALÄONTOLOGISCHEN OBJEKTEN)
Das Gesetz enthält weiterhin keine Regelungen, die jemanden unangemessen in seiner Freiheit
einschränken, Fossilien zu sammeln. Die Voraussetzungen für die Eintragung in das Verzeich
nis national wertvollen Kulturgutes sind so formuliert, dass entsprechende Objekte davon
regelmäßig nicht betroffen sind. Abgesehen von absolut herausragenden Einzelfällen (zum
Bei spiel einem Archaeopteryx), scheidet die Eintragung von Fossilien regelmäßig aus. Dies
belegt schon die bisherige Eintragungspraxis: Lediglich sieben Objekte und damit drei Pro
mille der bisherigen Eintragungen betreffen paläontologisches Kulturgut in Privateigentum.
-
-
Das KGSG enthält Sorgfaltspflichten, die bei einem Verkauf von Kulturgut für jedermann und
damit auch für Sammlerinnen und Sammler von Fossilien oder sonstigen paläontologischen
Objekten zu beachten sind. Danach ist allein dafür Sorge zu tragen, dass keine Fossilien in
Verkehr gebracht werden, die gestohlen oder illegal eingeführt wurden. Diese Sorgfaltspflicht
beschränkt sich ausdrücklich auf den ,,zumutbaren Aufwand", so dass bezogen auf die gängigen

Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Jondalar

Hallo Carolus Rex,

vielen Dank für Dein positives Feedback.
Ich habe recht gute Kontakte zum hiesigen Naturkundemuseum, welches ich im Falle eines besonderen Fundes informiere. 

Bei Euch in RLP (Rheinland-Pfalz ?) liegt das Augenmerk vermutlich in erster Linie auf den Wirbeltieren des Perm und soll deren Schutz gewährleisten, oder?
Viele Grüße

Jondalar
'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)

Jondalar

Hallo Jürgen,

vielen Dank für Deinen Zuspruch und die Infos zum Kulturschutzgesetz.
Viele Grüße

Jondalar
'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)

Carolus Rex

#7
Hi.

Den genauen Gesetzestext habe ich nicht zur Hand, da ich eine Nachforschungsgenehmigung für die Suche mittes MDs habe.
In unserem Infotext steht, dass man sich bei der Suche mittels MD oder paläontologische  Funden sich bei Ansprache immer ausweisen muss und nur in gestörten Erdschichten bzw. der Humusschicht suchen darf.
Bei unseren Besprechungen / Treffen werden wir aber immer darauf hingewiesen,  dass die Suche nach paläontologische Funden genehnigungs- und Meldepflichtig ist. Geh davon aus, dass Funde wie bei Detektorfunden behandelt werden.

Leider kann ich nicht mehr dazu sagen.


Gruß CR
------------Melden macht frei--------------

Furchenhäschen

#8
Hallo,
in Bayern, im Jura sind beispielsweise sogar einige Steinbrüche für die Fossilienfreunde und die Suche frei gegeben.
 https://www.naturpark-altmuehltal.de/fossiliensuche/
Für die Fossiliensuche gibt es in Bay  keine gesetzlichen Einschränkungen. Das man in Steinbrüche welche noch in Betrieb sind nichts zerstört versteht sich doch von selbst.
Grüße Peter


Carolus Rex

Tippfehler geändert.
Man sollte lesen was das Autokorrekturprogramm macht :irre:

Gruß CR
------------Melden macht frei--------------

StoneMan

Moin nochma,

mit meiner Anmerkung zum KGSG wollte ich kein Fass aufmachen und auch sonst wie
keinen erhobenen Finger andeuten.

Meine Anmerkung ist dem damaligen (verständlichen) Aufschrei und der Bestürzung im Steinkern-Forum zuschulden.

Gut Fund beim Fossiliensammeln.

Gruß

Jürgen


Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Shard

Hallo Jondolar,

tolle Arbeit!

Mit welcher Technik hast du das denn so schön rausgeholt?


Gruß Shard

Jondalar

Hallo Shard,

danke für den Zuspruch.
 Im Gegensatz zu den heutzutage oft angewandten druckluftbasierten Präparationstechniken stichele ich 'old school' noch mit einem einfachen Graviergerärt, schabe mit einem Skalpel und 'schleife' mit Stahlwolle und einem Multifunktionsgerät. Dann Abwaschen, das Ganze von Vorne... 

Der wesentliche Faktor aber ist die Zeit. Im Gegensatz zu vielen anderen Dingen höre ich bei einem Stein erst auf, wenn ich es nicht mehr besser hinbekommen. Der zeitliche Aufwand bei dem gezeigten Stück war für ein Schlachtfeld eigentlich zu hoch, aber ich konnte nicht vorher aufhören.
Das von Dir gezeigte Kalkstück kann ich momentan nur auf dem Handydisplay betrachten und daher nicht wirklich beurteilen. In Frage kommen vielleicht auch chemische Präparationsverfahren. Das sollte man bei einem fremden Gestein aber vorher nur vorsichtig an unrelevanten Stücken oder untergeordneten Stellen ausprobieren. In Frage kommt das schonende Rewoquat, normaler Essig oder KOH, wobei ich bei dem von Dir gezeigten Stück 'gefühlt' nicht an die Wirksamkeit von KOH glaube.
Viele Grüße

Jondalar
'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)

Shard

Hallo Jondolar,

danke für die Informationen.
an das Stück mit den Nummuliten hatte ich für den Anfang zum probieren nicht gedacht. Ich hatte noch ein Stück mit einem Muschelfragment gefunden. Daran würde ich mich erst mal probieren.

Mal sehen ob ich da etwas rausholen kann.
Ich probiere es erst Mal mit Skalpell und einem Multitool (Dremel ähnlich). Oder ist von letzterem abzuraten?

Gruß Shard

Nanoflitter

Schau doch mal nach Graviergerät, die sind gar nicht teuer, auch von Dremel. Da kannst mal etwas üben. Gehörschutz empfehle ich. LG

hargo

Belemniten.
Wurde das irgendwo in den zahlreichen Kommentaren schon gesagt?
Habe den Überblick verloren.

mfg

Jondalar

Hallo Shard,

ein Multitool ist, ob der Vielseitigkeit, bei der Fossilpräparation ein sinnvolles Gerät, ersetzt aber nicht ein stichelndes Werkzeug mit dem Gesteinsteile von dem Fossil 'abgesprengt' werden können. Und wie Nanoflitter schon schrieb, sind die Anschaffungskosten für ein Gaviergerät, sofern Du es häufiger nutzen möchtest, überschaubar.
Viele Grüße

Jondalar
'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)

Shard

Servus,

ja, das werde ich dann wohl tun. Und dann mit dem Graviergerät den Stein grob entfernen und mit dem Skalpell nacharbeiten? Zuletzt Feinschliff?

Gruß Shard

Jondalar

Hallo Shard,

grundsätzlich kann man sagen, dass jedes Gestein ein jeweils eigenes Vorgehen bei der Präparation erfordert. Eine Ferndiagnose bei einem unbekannten Material ist daher problematisch.

Bei dem von Dir eingestellten Stück, das ich nun mal ein wenig größer betrachten konnte, lohnt meines Erachtens nur das bereits von der Natur bereits recht gut freigelegte, runde Exemplar. DAFÜR braucht es aber eigentlich kein Graviergerät. Mit einem Skalpell, einer kräftigen Nadel oder ähnlichem lässt sich das störende Gestein vermutlich entfernen. Sinn macht sicherlich auch das Stück ,freizustellen', d.h. einmal rundherum das an das Fossil angrenzende Gestein entfernen, damit dieses ein wenig hervorsteht. Dann das Stück mit einer rotierenden, weichen Bürste des Multitools weiter von den Gesteinsresten befreien und am Ende dann mit einem Steinpflegemittel oder versuchsweise Speiseöl 'einlassen' um den Kontrast zu erhöhen.
Viele Grüße und viel Erfolg

Jondalar
'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)