Randstück

Begonnen von Signalturm, 14. Februar 2017, 20:40:54

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Signalturm

Diese Keramikfragment wurde bei uns auf einem Acker gefunden auf welchem schon Terra Sigillata, Leistenziegel und ein größeres Stück einer Amphore gefunden wurde. Könnte dieser Fund evtl. von einem Amphorenrand stammen?
Der Radius innen beträgt ca. 10 cm. Auf der Außenseite knapp unterhalb des  oberen Randes eine kleine Rille oder Stufe.
Ich freue mich wie immer auf eure Mithilfe. Danke im Voraus.
Finderglück ist Finderlohn genug.

Nanoflitter

Amphore, würde ich auch sagen. Gruss...

thovalo

#2


Ja, das Randfragment einer Amphore .......
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Sigillata

Erinnert eher an Topf Niederbieber 104 mit innen verdcktem Rand (Kolbenrand).

thovalo

Zitat von: Sigillata in 14. Februar 2017, 21:54:59
Erinnert eher an Topf Niederbieber 104 mit innen verdcktem Rand (Kolbenrand).


Hier liegt die größte Kompetenz .... wobei das Format wirklich beachtlich ist!
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Signalturm

Zuerst einmal Danke für eure Mühe.    :Danke2:
Immer wieder klasse wie ihr euch reinkniet.
"Hier liegt die größte Kompetenz ..."  Wenn Thovalo so schreibt dann glaubt er sicherlich an das berichtete. Und der Nickname "Sigillata" dürfte auch von einiger Erfahrung in Sachen römischer Gebrauchskeramik sprechen.
Also habe ich mich daran gemacht und nach "Niederbieber 104" gegoogelt. Ich fand dann auch ein schönes PDF mit einer Auswertung von Keramikfunden in der Saalburg. Dort auch besagte Niederbieber 104 mit Abbildung und Maßen.
Beim ersten Anblick des Randprofiles dachte ich: "Klasse-Treffer" Der dicke Rand nach innen und außen die Rille knapp unterhalb des Randes. Das schien zu passen. Als ich dann aber sah dass der Topf eigentlich fast senkrecht endet kamen mir erste Zweifel.
Wenn ich meinen Fund so hindrehe das innerer Wulst und äußerer Rand mit Rille Lagerichtig sind so ist deutlich zu sehen das die Topf oder Amphorenwandung eine Bauchige Form haben müsste. Im PDF steht auch ein Durchmesser des Topfes mit 28 cm. Wenn ich den Kolbenrand auch der Zeichnung Maßstabsgetreu umrechne auf meinen Fund ist dieser 2-3 mal so dick wie in der Zeichnung. Bei natürlich relativ ähnlichem Profil. Auch der Durchmesser innen ist bei meinem Fund für einen Topf 104 höchstwahrscheinlich viel zu eng. Also ist der leichte Zweifel von Thovalo evtl. doch berechtigt.?  :kopfkratz:
Freue mich weiter auf eure Meinungen. Gruß Signalturm
Finderglück ist Finderlohn genug.

Sigillata

Die Wandung kann unter dem Rand bereits leicht gerundet sein, aber auch steil. Das war etwas abhängig vom Töpfer.  Es ist definitiv Nb. 104, eine Form die nicht nur in Urmitzer Ware vorkommt sondern auch, wie hier (und bei Funden aus der Eifel) auch in orangefarbigem Ton vorkommt.

Signalturm

Hallo Sigillata
Ich möchte nicht als Beratungsresistent gelten und freue mich über ein Ranstück eines römerzeitlichen Kochtopfes mindestens genauso arg wie über ein Amphorenstück. Aber mir fehlt zum Verständnis bei meinem Fund noch der Klick. Will sagen ich hab es noch nicht richtig kapiert.  Du hast mir in deiner letzten Antwort geschrieben:.."Die Wandung kann unter dem Rand bereits leicht gerundet sein, aber auch steil." Für mein Verständnis heißt das sie kann schon leit nach innen gehen-direkt unter dem Rand-oder zuerst senkrecht/gerade um dann einzuknicken/einzubiegen-rund halt. Aber laut der Zeichnung nicht breiter nach außen als der Rand ist. Also nicht kugelig/Bauchig-nach außen gehend. Das besondere an der Form 104 ist doch das der Rand nicht nach außen auskragt sondern nach innen gezogen ist. Ich habe mir erlaubt mein Bruchstück mittels Bandschleifer und Schleifbock etwas einzuebnen um es auf den Scanner zu legen. So kann man besser die genaue Form des Randes sehen. Wenn ich mir jetzt die Zeichnung und das
Randstück betrachte passen für mich 2 Dinge nicht zusammen. Wenn ich das Foto so drehe das der innere Rand ähnlich wie auf der Zeichnung nach innen auskragt dann ist an dem Übergangsstück von Rand zur Wandung schon eine deutliche Wölbung nach ausen zu sehen. Drehe ich den Fund so das der äußere Rand gerade bzw. senkrecht steht so geht das Wandungsteil fast 45 ° nach außen. Oder gab es bei der Form 104 soch große Variablen in der Gestaltung und die Zeichnung stellt nur einen idealisierten Durchschnittstopf 104 dar. Jeder Töpfer hat ja auch seine Freiheiten. Aber wie ist das mit dem geringen Innendurchmesser zu verstehen. Bitte last mich nicht Dumm sterben und klärt mich auf. Danke
Ich hoffe ich nerve nicht mit meinen ständigen nachfragen.
Gruß Signalturm
Finderglück ist Finderlohn genug.

Levante

Guten Abend,

ich sehe, dass die Positionierung des Randfragmentes nicht ganz einfach ist, jedoch denke ich, die Neigung die du rot umrandet hast passt nicht ganz. Während die Positionierung an der Kleberolle besser zu passen scheint, was auch eher zu einer Amphore passen würde.
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Signalturm

Ist es möglich über den Innendurchmesser des Halses einer Amphore über deren Inhalt bzw. deren Verwendung zu spekulieren. Oder andersherum gefragt: Amphoren für Flüssigkeiten - hatten die einen engeren Hals als Amphoren für Trockenfrüchte, Oliven,Datteln etc. Bei dem vorliegenden Stück wäre es möglich mit der Hand oder einer Kehle, Schaufel ins Amphoreninnere zu gelangen um Vorräte zu entnehmen. Zum reinen Ausgießen müsste der Hals ja nicht so groß sein. Freue mich auf eure Anregungen. Danke
Gruß Signalturm
Finderglück ist Finderlohn genug.


Signalturm

Danke für den interessanten Link
Finderglück ist Finderlohn genug.

Nabia

Hallo Signalturm, du schreibst von einem PDF mit der Saalburg-Keramik - könntest du da vielleicht den Link posten, btite  :zwinker:
Vielen Dank!
Im Übrigen halte ich das Stück auch eher für einen Amphorenrand. Nb. 104 habe ich schon massenhaft gefunden, aber hier kommt es mit der Form nicht so richtig hin.

Sigillata

#13
Ihr habt wohl Recht, das kommt davon wenn man nicht wirklich genau hinsieht. Mea culpa. Hier noch was annähernd vergleichbares von einem FO in der Eifel:

StoneMan

Zitat von: Sigillata in 20. Februar 2017, 11:35:05
... Mea culpa. ...

:super: :super:

Moin,

da brauche ich ja nun meine Ampohre nicht erst fottofieren...   :zwinker:

Danke Sigillata.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

thovalo

Zitat von: Sigillata in 20. Februar 2017, 11:35:05
Ihr habt wohl Recht, das kommt davon wenn man nicht wirklich genau hinsieht. Mea culpa. Hier noch was annähernd vergleichbares von einem FO in der Eifel:

Die Form kommt dem deutlich näher!  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Sigillata

Sah NB 104 auf den ersten Blick aber ähnlich. So ist es in der Tat eine Amphore.

Signalturm

Hier der nachgefragte Link zur Gebrauchskeramik auf der Saalburg.
Auf der Seite kann man das PDF downloaden: https://publications.ub.uni-mainz.de/theses/frontdoor.php?source_opus=1396&la=de
Und noch einmal ein dicker Dank an alle die immer so fest mithelfen bis alles gelöst ist. Klasse.
Gruß Signalturm
Finderglück ist Finderlohn genug.

Sigillata

Die ganze Diskussion bestärkt mich nur darin, in Zukunft keine Kommentare mehr abzugeben. :winke:

stratocaster

Zitat von: Sigillata in 20. Februar 2017, 17:55:59
Die ganze Diskussion bestärkt mich nur darin, in Zukunft keine Kommentare mehr abzugeben. :winke:

Na-na
So geht's ja nicht  :zwinker:
Das Sucherforum dankt all denen,
die zum Thema nichts beitragen konnten
und dennoch geschwiegen haben !

Signalturm

Also das fände ich aber echt schade. Auch wenn du dir zuerst sicher warst - schien ja auf den ersten Blick auch zu passen. Das Teil war mir einfach nur zu groß.für einen Topfrand. Ich würde mich auch weiterhin über ein Urteil von dir zu meinen Funden freuen.
Und keiner von uns ist doch Unfehlbar. Ich finde das tolle hier im Forum das ich jeden Abend immer etwas dazu lerne.
Finderglück ist Finderlohn genug.

Sigillata

Zitat von: stratocaster in 20. Februar 2017, 18:14:04
Na-na
So geht's ja nicht  :zwinker:
Na klar gehts so: Falschinformationen meinerseits sind für mich nicht akzeptabel.

stratocaster

Zitat von: Sigillata in 21. Februar 2017, 08:55:37
Na klar gehts so: Falschinformationen meinerseits sind für mich nicht akzeptabel.

Eine 99%ige Trefferquote ist doch phantastisch  :Danke2:
Und in dem Beitrag ging es auch ausgesprochen gesittet zu  :ildf:

Ich habe für mich die Begriffe "falsch" oder "richtig" weitgehend aus meiner Denke
und aus meinem Sprachgebrauch verbannt. :belehr:
Mit "nutzlos" und "hilfreich" kommt man viel weiter.
Und Deine Beiträge gehören mit Abstand zu den Hilfreichsten hier im Sucherforum.

Gruß  :winke:
Das Sucherforum dankt all denen,
die zum Thema nichts beitragen konnten
und dennoch geschwiegen haben !

StoneMan

Zitat von: stratocaster in 21. Februar 2017, 11:25:33
...
Und Deine Beiträge gehören mit Abstand zu den Hilfreichsten hier im Sucherforum.
...

Moin,

das Zitat ist von mir fettmarkiert, weil ich das sowas von unterstreichen möchte  :super: :super: :super:

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Signalturm

Als ich bei der Suche nach Bestimmungshilfen für Amphoren war stolperte ich im Netz über eine Dame Namens Martin-Kilcher. Sie hat in der Schweiz ihre Doktorarbeit über römische Amphoren und ihre Bestimmung in Augst geschrieben. Heute hat sie eine Profesur an der Uni in Bern für römische Archäologie. Ich war so Mutig und habe sie mit meinen Bildern des Randstückes angeschrieben. Heute bekam ich diese nette Antwort von ihr.:
Guten Tag Herr Gmeiner,

..beim Randstück dieser Amphore handelt es sich um die Form Dressel 20, die im heutigen Südspanien vorab im Tal des Guadalquivir (in der Antike: Baetis, danach die Provinz Baetica) in zahlreichen Töpfereien hergestellt wurde und die zum Transport von jeweils etwa 60 L Olivenöl dienten. Sie gehören zu den sehr gängigen Importamphoren während der ganzen römischen Kaiserzeit.

Das Randprofil und das Fabrikat sprechen am ehesten für eine Zeitstellung im späten 2./frühen 3. Jahrhundert.

Wenn Sie wollen, können Sie mal meinen Band Römische Amphoren aus Augst und Kaiseraugst. Forschungen in Augst 7/1 (Augst 1987) ansehen und die zeitlich entsprechende Gesamtform eruieren.


Mit freundlichen Grüssen

S. Martin-Kilcher


Prof. em. Dr. Stefanie Martin-Kilcher
Universität Bern
Institut für Archäologische Wissenschaften
Abt. Archäologie der Römischen Provinzen

Fand ich einfach Klasse von der Dame.  Gruß Signalturm
Finderglück ist Finderlohn genug.