neue Ränder einer Wüstung

Begonnen von RockandRole, 20. März 2017, 09:06:01

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RockandRole

Hallo Leute,

hier sind ein paar neue Randformen von der vermutlichen Wüstung vom Untermain. Die ersten 2 sind für mich so außergewöhnlich, da müsste man doch die Zeitstellung und die Gefäßform herleiten können.

Wie ist denn die eure Erfahrung mit solchen Wüstungen. Habt ihr Verfärbungen, Hüttenlehm oder Knochen? Hier sieht es eigentlich recht Mau aus, obwohl gepflügt wurde!

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Sigillata

Die erste Scherbe stammt doch eindeutig von einem römischen mortarium (Reibschale).

RockandRole

Hallo Sigillata,

vielen Dank für deine Bestimmung. Wenn es die in der Spätantike auch noch gab, wäre das schön. RKZ wäre für diesen Platz eigentlich keine guten Nachricht  :besorgt:

liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Sigillata

Die spätantiken Reibschalen sahen etwas anders aus, das vorliegende Stück stammt sicherlich aus der mittleren Kaiserzeit.

Nanoflitter

Für die beiden anderen Ränder würde ich für den profilierten auf 13.Jh, bei dem geknickten etwas früher, 12.Jh tippen. Gruss...

thovalo

Zitat von: Sigillata in 20. März 2017, 09:50:55
Die spätantiken Reibschalen sahen etwas anders aus, das vorliegende Stück stammt sicherlich aus der mittleren Kaiserzeit.


Ja so sehe ich das auch!



Der Rest ist hohes MA!
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Nanoflitter

#6
Ich krieg den Schnitt der Reibschale noch nicht ins Hirn :kopfkratz:, kann mir den mal jemand richtig auf die linke Seite ausrichten? So wie das Gefäß steht. Danke,  Gruss...

RockandRole

Hallo Leute,

so ein Mist. Wir wollen nämlich keine Römer auf dieser Seite des Main  :-) aber jetzt mal ganz im Ernst, hoffentlich hat die ein Germane irgendwo gefunden und mitgenommen!

Danke auch Nano für die Ansprache der anderen Keramik. Also kein Frühmittelalter!? Irgendwie kommt dieses Mal die ganz frühe und ganz späte Keramik  :kopfkratz:

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Sigillata


Nanoflitter

Danke, Tesi!  :super:
@Daniel: kannst du mal genau von links auf die in die Schnittansicht von Tesi ausgerichtete Scherbe ein Bild machen? Von etwas weiter weg, um Verzerrungen zu vermeiden? Ich hab da so ein komisches Gefühl. Danke...

RockandRole

Mach ich gerne Nano. Muss nur schnell zum Zahnarzt  :heul:

gefährliches Drittelwissen

thovalo

Zitat von: RockandRole in 21. März 2017, 06:41:43
Hallo Leute,

so ein Mist. Wir wollen nämlich keine Römer auf dieser Seite des Main  :-) aber jetzt mal ganz im Ernst, hoffentlich hat die ein Germane irgendwo gefunden und mitgenommen!

Danke auch Nano für die Ansprache der anderen Keramik. Also kein Frühmittelalter!? Irgendwie kommt dieses Mal die ganz frühe und ganz späte Keramik  :kopfkratz:

Liebe Grüße Daniel


Es gab ja durchaus einen "kleinen Grenzverkehr" und so eine Reibschale war ein wertiges Gebrauchsgut. Das konnten die Germanen so nicht produzieren aber gebrauchen. In den beiden von mir bislang entdeckten RKZ - Siedlungen außerhalb der Provinzgrenze der germania secunda war römische Töpferware, neben Irdenware einheimisch-germanischer Tradition, immer mit am Start.


Wie ist denn eure Erfahrung mit solchen Wüstungen. Habt ihr Verfärbungen, Hüttenlehm oder Knochen? Hier sieht es eigentlich recht Mau aus, obwohl gepflügt wurde!


Ja: Verfärbungen, Hüttenlehm, Knochen ...... Metallreste, Glas, Baukeramik, Mahlsteine, Produktionsreste usw. was eben das alltägliche Leben so ausgemacht hatte.

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Nanoflitter

Zitat von: RockandRole in 21. März 2017, 18:04:42
Mach ich gerne Nano. Muss nur schnell zum Zahnarzt  :heul:



Hatt sich erledigt, hab mir was gebastelt, was mir den Rest Vorstellung brachte. Gruss...

RockandRole

Ui, cool. Trotzdem hab ich was für dich  :winke:
gefährliches Drittelwissen

Nanoflitter

Das hatte ich gerade nicht gemeint... :heul: aber trotzdem danke, ich hatte nur meinem 3D Verständnis nachhelfen müssen, alles OK bei dem Fragment. Gruss...

Nanoflitter


RockandRole

Guten Morgen

erstmal danke für deine Rückmeldung Thomas, ich hatte das überlesen. Wir sind uns mit der Wüstung nämlich gar nicht so sicher. Wir hatten bisher nur 1x Hüttenlehm. Nach dem pflügen kam irgendie nichts nach. Außerdem ist die Fundstelle irgendwie komisch begrenzt. Aber das bekommen wir noch raus. Die Glockenbecherprinzessin und der einzige Mesolith stammt auch von dort!

Das ist ja ne tolle Rekonstruktion Nano. Mit welchem Programm machst du das?

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Nanoflitter

Mit 123D Design hat es dann geklappt. Der erste Versuch mit einem anderen Prog war nicht so prickelnd. Gruss...

thovalo

Zitat von: Nanoflitter in 23. März 2017, 07:33:07
Mit 123D Design hat es dann geklappt. Der erste Versuch mit einem anderen Prog war nicht so prickelnd. Gruss...


SEHR geil!  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#19
Zitat von: RockandRole in 23. März 2017, 05:47:57
Guten Morgen

erstmal danke für deine Rückmeldung Thomas, ich hatte das überlesen. Wir sind uns mit der Wüstung nämlich gar nicht so sicher. Wir hatten bisher nur 1x Hüttenlehm. Nach dem pflügen kam irgendie nichts nach. Außerdem ist die Fundstelle irgendwie komisch begrenzt. Aber das bekommen wir noch raus. Die Glockenbecherprinzessin und der einzige Mesolith stammt auch von dort!

Das ist ja ne tolle Rekonstruktion Nano. Mit welchem Programm machst du das?

Liebe Grüße Daniel

Solche scheinbar begrenzten Fundflächen können sich unterschiedlich erklären. Es kann sich um den weiter entfernte Außenbereich einer einzelnen Hofesstelle handeln in dem sich nur wenige Artefakte verstreut finden. Es kann aber auch das Ergebnis des Auftrags von Aushub von einer anderen unbekannten Stelle sein. Solche Verlagerungen fanden zu allen Zeiten und sehr oft statt, sodass man zumindest ein deutlich hohes und homogen zusammen gesetztes Fundaufkommen benötigt um eine Wüstung zu vermuten. Die Annahme sollte dann noch idealer weise durch Sondagegrabungen abgesichert werden können, was ja dann nur noch überaus selten in Angriff genommen wird.

In allen drei Fällen des Projektes am Rhein haben sich die kartierten Fundaufkommen mit den ergrabenen Befunden absolut gedeckt. Das Fundaufkommen setzte sich aus Rotlehm, gemischt mit Keramik, kalzinierten Knochen, Metall- und Glasfundbelegen sowie Perlen aus Glas und Stein zusammen. Trotz tausender Fundbelege wollte vorher Niemand sicher von einer Wüstung sprechen. Vielleicht auch weil die Lage  angesichts der mächtigen Festung in der Nähe außergewöhnlich ist.


Die von Dir hier gezeigte hochmittelalterliche Keramik reicht noch nicht zur Annahme der Lage einer Wüstungsstelle. Das Material kann problemlos auch durch den Auftrag von Mist mit auf dem Flurstück verteilt worden.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

RockandRole

Hallo Thomas,

wir hoffen alle, dass es kein Aushub ist. Das Problem ist halt das abschließend zu beurteilen. Bis dahin sammeln wir noch kräftig! Ich muss mich mal ersthaft mit dem Landwirt unterhalten, vielleicht weiß der ja noch was. Ich soll sowieso bei Gelegenheit einen verlorenen goldenen Ohring von seiner Frau Mama wieder finden.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Heino

Hallo,
wenn mann die Fundstellen der Keramik lange genug begeht, findet mann mit etwas Glück auf Wüstungen hochgepflügte Grubenfüllung. Dafür sollte der Acker im Herbst gepflügt, abgeregnet und noch nicht bearbeitet sein. Hier Rotlehm und dunkle Verfüllung von einem Platz viel Karolingerkeramik Mahlsteinbruchstücken und Spinnwirteln. Eine Wüstung läuft nicht weg, nur Geduld.
Gruß Heino

Heino

Entschuldigung, hier das Bild.

thovalo

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.