Glasarmreiffragment

Begonnen von mike 81, 11. Oktober 2018, 18:46:15

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mike 81

Servus und juhuuu,  :prost:

mein zweites Bruchstück. Diesesmal nicht Lateneblau sondern im Endeffekt grün.  :staun:
Auf meinem Handschuh noch auf dem Acker wirkte es blau.
Auf meiner "Fotogartenbank" fast schwarz und erst auf der Taschenlampe sieht man die grüne Farbe.  :glotz:
Die Sonne vermochte es nicht zu durchscheinen.
Die gelbe Auflage ist leicht erhaben.
26mm lang und 10mm breit.

Waren die zur gleichen Zeit vertreten wie mein erstes Bruchstück oder muß ich den Fund anders zeitlich einordnen  :nixweiss:
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,73616.0.html

Gruß Mike
Sich regen bringt Segen

Signalturm

Ich durfte neulich auch ein Fragment eines 5 Rippigen blauen Glasarmreifes mit gelber Fadenauflage finden. Beim Telefonat mit dem Amt wurde ich dann an Dr. Heiko Wagner / Freiburg verwiesen. Dieser hat seine Doktorarbeit über keltischen Glasschmuck in Süddeutschland/Schweiz und Oberrhein geschrieben. Er hat mir dann erklärt das die mehrrippigen Ringe mit dem gelben oder Weisen Auflagen eher zu den älteren 250-200 v. Ch zählen und je jünger desto einfacher/glatter die Form. Am Schluss nur noch glatt und ohne Glasfadenauflage. Fast wie moderner Modeschmuck.
Finderglück ist Finderlohn genug.

mike 81

Ok. Danke erstmal. 
Dann ist der schon am Ende anzusiedeln,  wenn auch noch mit Auflage.

Gruß Mike
Sich regen bringt Segen

thovalo


Ein sehr schöner Fundbeleg!

Er datiert spätlaténezeitlich und in der grünen Grundfarbe sind solche Ringe nur selten zu finden. Bei Tageslicht erscheinen sie purpur. Schwarz gibt es in der Glafarbe nicht. Selbst vollkommen Schwarz erscheinende Gläser erscheinen im Durchlicht purpurfarbig/violett.

lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

mike 81

Servus Freunde der Glasarmteifen,

anhand der Bilder schätzt mein Archäologe das Fragment als spätrömisch und nicht latenezeitlich ein.
Er meint, dass weder die intensiv grüne, fast schwarz erscheinende Glasfarbe noch die Art der Zickzack Auflage dazu passen. Spätrömische Glasarmreifen sind zwar selten, aber durch die annähernd schwarze Farbe gekennzeichnet. Zickzack Auflagen kämen in dieser Zeit ebenso vor.

Hat da jemand Literatur oder einen guten Link zu römischen Glasarmreifen ?

Gruß Mike
Sich regen bringt Segen

thovalo

#5
Zitat von: mike 81 in 15. Oktober 2018, 11:35:25
Servus Freunde der Glasarmteifen,

anhand der Bilder schätzt mein Archäologe das Fragment als spätrömisch und nicht latenezeitlich ein.
Er meint, dass weder die intensiv grüne, fast schwarz erscheinende Glasfarbe noch die Art der Zickzack Auflage dazu passen. Spätrömische Glasarmreifen sind zwar selten, aber durch die annähernd schwarze Farbe gekennzeichnet. Zickzack Auflagen kämen in dieser Zeit ebenso vor.

Hat da jemand Literatur oder einen guten Link zu römischen Glasarmreifen ?

Gruß Mike


Ein Archäologe ist auch nur ein studierter Mensch!  :dumdidum:


Eine Regel kann man allerdings festhalten:

laténezeitliche Glasarmringe sind aus einem Glasstück gedehnt und zeigen deshalb spindelförmige Blasen innerhalb der Glasmasse (schau einfach mal im Gegenlicht rein ob das der Fall ist.)

römische Ringe sind aus einem Glasstreifen(stab) gebogen und an den Enden zusammengepasst. Sie weisen diese spindelförmigen Blasen nicht auf. Nahtlose Ringe konnten die Römer nicht.

Die Fadendekore sind an laténezeitlichen Ringen hoch variabel und so wie ausgebildet ist das KEIN Ausschlußkriterium.


lG Thomas  :winke:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Signalturm

Lies mal in diesem Link die Seiten 64-66.
http://www.augustaraurica.ch/fileadmin/user_upload/2_Arch%C3%A4ologie/7_Literatur%20und%20Verlag/02_Forschungen_in_Augst/FiA10.pdf
Es ist mal wieder ein tolles Buch aus der Reihe: Forschung in Augst und steht zum kostenlosen download bereit. 25% der in Augst gefundenen Armringe waren aus Glas.
Auch in Trier gibt es viele Glasarmringe. Und Produktionsstätten. Diese Glasarmringe waren in der späteren römischen Zeit fast schon Massenware. ( So zumindest die Literatur)
Farbe und Form würde schon passen und dein Archäologe könnte in diesem Fall tatsächlich auch recht haben.
Finderglück ist Finderlohn genug.

Levante







Hi,

egal wie das Fragment nun datiert, auf jeden Fall ein für uns seltener und ansprechender Fundbeleg. Ich vertraue da ganz auf Thomas, bei Glas hat er sich noch nie getäuscht.... :hilfe3:

LG
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

thovalo

Zitat von: Levante in 15. Oktober 2018, 14:57:52





Hi,

egal wie das Fragment nun datiert, auf jeden Fall ein für uns seltener und ansprechender Fundbeleg. Ich vertraue da ganz auf Thomas, bei Glas hat er sich noch nie getäuscht.... :hilfe3:

LG



Attentione Amigo .........   ds sind ja "nur" Fotos. Das Kriterium der spindelförmigen Blasen im Glaskorpus ist schon wichtig. Wenn vorhanden gibt es die Tendenz in die Laténezeit. Wenn nicht, dann anders.

lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Levante

Zitat von: thovalo in 15. Oktober 2018, 15:37:10

Attentione Amigo .........   ds sind ja "nur" Fotos. Das Kriterium der spindelförmigen Blasen im Glaskorpus ist schon wichtig. Wenn vorhanden gibt es die Tendenz in die Laténezeit. Wenn nicht, dann anders.

lG Thomas  :winke:


Guten....

..ich wollte damit lediglich ausdrücken, dass ich deine Meinung sehr schätze und meist auch ohne Zweifel auf diese vertraue. Ausschließlich bei blauen Glasknöpfen (Ösenperlen) bleibe ich skeptisch.

:winke:  :smoke: :winke:
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

mike 81

Zitat von: thovalo in 15. Oktober 2018, 15:37:10

Das Kriterium der spindelförmigen Blasen im Glaskorpus ist schon wichtig. Wenn vorhanden gibt es die Tendenz in die Laténezeit. Wenn nicht, dann anders.

lG Thomas  :winke:

Servus nochmal,  :winke:

hab mal mit der Herbstsonne zwischen den Fingern fotografiert. Die Bläschen sind schon spindelförmig.  :glotz:
Und den Querschnitt habe ich noch gar nicht angegeben. Der ist D - förmig.

Gruß Mike
Sich regen bringt Segen

Heino

Hallo,
tatsächlich erinnert mich das Stück weder in der Farbe, noch in der Ausführung an die gängigen Stücke, die vor allem in den Niederlanden und am Niederrhein vorkommen. Die letzten Fotos zeigen aber das es sich um einen nahtlos hergestellten Ring gehandelt hat. Eventuell kann mann ihn im Umfeld der D-förmigen mit Fadennetz verzierten Ringe sehen, die ganz am Anfang der Produktion standen. Die Farben dieser Ringe sind allerdings Hellblau und Hellgrün. Und die Auflagen sind oft Dunkelblau. Wir wissen allerdings vieles noch nicht was mit diesem schönen und geheimnisvollen Schmuck zu tun hat.
Gruß Heino

thovalo



Danke für die guten neuen Bilder!


Hierbei sollte man bei den vorhandenen Kriterien, wozu auch die nun deutlich erkennbaren horzizontalen stries der Ventralfläche gehören, tatsächlich eher an ein spätlaténzeitliches Exemplar denken!

lg Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#13
Zitat von: Heino in 16. Oktober 2018, 11:46:23
Hallo,
tatsächlich erinnert mich das Stück weder in der Farbe, noch in der Ausführung an die gängigen Stücke, die vor allem in den Niederlanden und am Niederrhein vorkommen. Die letzten Fotos zeigen aber das es sich um einen nahtlos hergestellten Ring gehandelt hat. Eventuell kann mann ihn im Umfeld der D-förmigen mit Fadennetz verzierten Ringe sehen, die ganz am Anfang der Produktion standen. Die Farben dieser Ringe sind allerdings Hellblau und Hellgrün. Und die Auflagen sind oft Dunkelblau. Wir wissen allerdings vieles noch nicht was mit diesem schönen und geheimnisvollen Schmuck zu tun hat.
Gruß Heino

Aus den Niederlanden und vom rechten Niederrhein kenne ich jeweils einen Ringbeleg mit vergleichbarer Färbung und D-förmigen Profil. Sie streuen vereinzelt zwischen  den Ringen mit D-förmigen Profil in "Purpur" mit und ohne Fadenauflage.

Bei den Fragmenten ohne Fadenauflage ist jedoch nicht zu klären ob sie nicht von Ringen mit Abschnitten von Fadenauflagen stammen, also nur zufällig ein unverziertes Teilstück repräsentieren.

In den Niederlanden und am Niederhein scheint es zwischen den beiden "Fundprovinzen" nähere Beziehungen bestanden zu haben. Unter den dort verbreiteten Ringen dominieren die späten mit D-förmigen Profil in laténeblau und purpur (mit und ohne Fadenauflagen), dreirippige, fünfrippige und siebenrippige Stücke ohne Fadenauflagen in laténeblau. Plastisch verzierte oder Stücke mit eingestochenen Mustern sind dem gegenüber nur sehr selten zu belegen. "Kleine Ringe", die bestenfalls von Babies oder Kleinkindern als Armringe hätten getragen werden können, vielleicht aber eher doch Ohrgehänge an Drahtaufhängungen waren, sind ebenfalls extrem selten nachzuweisen.

Es wird eine Produktion im Bereich eines keltischen Siedlungszentrums bei Niederzier behauptet. Das ist facharchäologisch nicht gesichertzu belegen. Die Interpretation einiger weniger Einzelfunde geschmolzener Glasreste als Beleg für eine Produktion ist in einer Zeit häufiger Brandbestattungen in die auch solche Glasarminge begegeben wurden wenig zielführend.

Noch viel Potential für Forschung!

lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Levante

Einfach eine geile Farbe.  :super:
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

mike 81

Zitat von: Levante in 16. Oktober 2018, 16:19:29
Einfach eine geile Farbe.  :super:

Jupp, die Farbe ist genial.  :super:
Und für mich einer der schönsten bisher gemachten Lesefunde überhaupt.

Wird bald in eine Fundmeldung gegossen.
Mal sehen, ob und oder wann sich der zuständige Archäologe des BLfD meldet, und wie er das Fragment einschätzt.
Die bisherige Einschätzung stammt nicht vom Amt. 

P.S. Alle bisherigen Fundmeldungen heuer sind noch nicht beantwortet  :nono:

Gruß Mike
Sich regen bringt Segen