Gehenkelte germanische Glasperle?

Begonnen von Levante, 07. Dezember 2015, 08:55:54

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Levante

Huhu,

kann mir bitte jemand Bilder oder eine Veröffentlichung mit Abbildungen einer gehenkelten Glasperle zeigen? Wir haben am Wochenende wieder Untersuchungen unseres frühst kaiserzeitlichen Gräberfeldes vorgenommen, einmal mehr zeigte sich, dass dieses Gräberfeld bereits in der älteren Eisenzeit belegt wurde, weiter zeigte sich, dass wir vermutlich Wälle haben welche durch das Gräberfeld ziehen.  Wie diese zu beurteilen sind ist mir noch nicht so ganz klar, da sie sich momentan als 2 parallele eingeebnete Gräben darstellen.
Hier fand sich am Samstag eine vermeidliche längliche Glasperle, Blau mit weißen feinen Fäden. Leider hat die Perle aber keine Bohrung und ist einseitig alt gebrochen. Bilder werde ich erst heute Abend einstellen können, jedoch hoffe ich schon vorab auf eure Mitarbeit.
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Sprotte

Hallo,

eine geeignete Monographie zu dieser Problemstellung wäre "Die Perlen der römischen Kaiserzeit und der frühen Phase der Völkerwanderungszeit im mitteleuropäischen Barbaricum". Allerdings kenne ich nur achtförmige (oder achterförmige) Glasperlen (keine "gehenkelten") aus zumeist blauem Glas, die zeitlich in die späte Römische Kaiserzeit und frühe Völkerungswanderungszeit datieren. Aber ich kann ja einmal in dem enstsprechendem Buch nachschauen, falls es nicht verfügbar sein sollte ...

Viele Grüße
Sprotte

Levante

Huhu,

anbei nun die Bilder der wie ich finde wunderschönen "Perle".


@Sprotte

da ich die Literatur nicht vorliegen habe, wäre es schön wenn du mal nachschauen könntest.
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Nanoflitter

Die Perle find ich ganz toll :super:, aber sich zeitlich festlegen :kopfkratz: :nixweiss: :kopfkratz: wird schwierig.
Schöner Fund! Gruss...

TeSi

#4
HIer das von Sprotte erwähnte Buch: ein Standardwerk: http://www.archaeology.ru/Download/Tempelmann/Perlen.pdf
sprotte meint in seinem Kommentar wohl den typ TM 84

Nanoflitter

Den Typ 84 halte ich zwar für nicht zielführend, aber Danke für den Link! :super:  :Danke2:  :Danke2:  :Danke2:
Gruss...

TeSi

Sprotte schrieb, dass er nur achterförmige blaue Perlen kenne (=Typ TM 84), um den es sich hierbei natürlich nicht handelt. :winke:

Levante

Guten Morgen,

vielen Dank für eure Beiträge, jetzt wissen wir schon mal was es nicht ist.  :kopfkratz:
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Levante

Kann die "Perle" nicht über die runden Einwölbungen gefasst worden sein? Also wenn man sich diese Einwölbungen am anderen Ende auch vorstellt. So wie die gefasten Steine in einem Kruzifix oder einem Heiligenschrein?

Kann die "Perle" nicht über die runden Einwölbungen gefasst worden sein? Also wenn man sich diese Einwölbungen am anderen Ende auch vorstellt. So wie die gefasten Steine in einem Kruzifix oder einem Heiligenschrein?
@Thomas,

als wir bei dir waren hattest du doch da eine Publikation mit Farbfotos von Glasperlen? Wie lautet da der Tittel?
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

thovalo

Zitat von: Levante in 08. Dezember 2015, 06:27:10
Kann die "Perle" nicht über die runden Einwölbungen gefasst worden sein? Also wenn man sich diese Einwölbungen am anderen Ende auch vorstellt. So wie die gefasten Steine in einem Kruzifix oder einem Heiligenschrein?

Kann die "Perle" nicht über die runden Einwölbungen gefasst worden sein? Also wenn man sich diese Einwölbungen am anderen Ende auch vorstellt. So wie die gefasten Steine in einem Kruzifix oder einem Heiligenschrein?
@Thomas,

als wir bei dir waren hattest du doch da eine Publikation mit Farbfotos von Glasperlen? Wie lautet da der Tittel?



Das waren die fränkischen Perlen in den Regierungsbezirken Düsseldorf und Arnsberg!


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Levante

Zitat von: thovalo in 08. Dezember 2015, 07:54:54

Das waren die fränkischen Perlen in den Regierungsbezirken Düsseldorf und Arnsberg!


lG Thomas  :winke:

Macht ja nichts, schau mal bitte ob du was ähnliches Findest.  :glotz:
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Levante


Die ,,Perle" muss ja nicht zwangsläufig zeitspezifisch sein, Fränkisch oder ähnliches wäre auch möglich? Wir befinden uns außerhalb des bislang bekannten Gräberfeldes aber innerhalb zweier eingeebneten Wälle welche ich aber noch nicht so recht deuten kann, da dieser Bereich bislang nahezu Fund leer ist lediglich eine Ansammlung von Feuerstein Abschlägen lässt sich hier bislang beobachten, diese sind aber noch nicht gewaschen.  :dumdidum:
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

StoneMan

Zitat von: Levante in 07. Dezember 2015, 08:55:54
...
...dass wir vermutlich Wälle haben welche durch das Gräberfeld ziehen. 
Wie diese zu beurteilen sind ist mir noch nicht so ganz klar, da sie sich momentan als 2 parallele eingeebnete Gräben darstellen.
...
Moin,

@ Patrick, hast Du einmal bei diesen ´Wällen´ an "Wölbäcker" (Wölb-Äcker) gedacht?
Mal nur ein Gedanke, da ja weder eine nähere Beschreibung, noch ein Bild vorliegt.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Levante

#13
Zitat von: StoneMan in 08. Dezember 2015, 12:52:47
Moin,

@ Patrick, hast Du einmal bei diesen ´Wällen´ an "Wölbäcker" (Wölb-Äcker) gedacht?
Mal nur ein Gedanke, da ja weder eine nähere Beschreibung, noch ein Bild vorliegt.

Gruß

Jürgen


Wie heißt es so schön...alles ist möglich... :-D

...aber ich denke nicht, dass sich auf einer relativ geraden fläche zwei Wölbäcker über die Fläche ziehen.

Wölbäcker sind bei uns eher untypisch, hier finden sich eher kleinere Ackerterrassen an den Hängen. Wir haben etliche Ackerterrassen mit einem Flurnamen welcher auf eine Wüstung schließen lässt, aber die Auffindung der dazugehörigen Ansiedlung lässt jedoch noch auf sich warten.

Bilder kann ich zwar welche machen aber eben nicht veröffentlichen, da die Fundstelle noch unter besonderem Schutz steht um die entsprechenden Leute nicht auf den Plan zu rufen. Da ja bekannt ist wo ich am suchen bin, wären Bilder durchaus hilfreich zur Ansprache der Fundstelle.
Mal Abwarten was das Amt zum meinen Vorschlag einer Bodenradar Untersuchung und ggf. einer späteren gemeinsamen Grabung der noch zu rettenden oder gefährdeten Befunde sagt.
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

StoneMan

Ok - danke für den Nachtrag.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

stratocaster

Hat jetzt nichts mit der Perle zu tun,
aber der Ausdruck "gehenkelte" wird von meinem Gehirn
immer als "gehen Kelte" gelesen  :irre:

Gruß  :zwinker:
Das Sucherforum dankt all denen,
die zum Thema nichts beitragen konnten
und dennoch geschwiegen haben !

hargo

#16
Zitat von: Levante in 08. Dezember 2015, 06:27:10
Kann die "Perle" nicht über die runden Einwölbungen gefasst worden sein?


Hallo,

könnte es theoretisch auch als Anhänger, mit eingelassener Öse, konzipiert worden sein?

mfg

Levante

Zitat von: hargo in 08. Dezember 2015, 16:12:00
Hallo,

könnte es theoretisch auch als Anhänger, mit eingelassener Öse, konzipiert worden sein?

mfg


Durchaus denkbar ,

ich werde gehe Kelte Perle noch einem befreundeten Archäologen vorlegen, mal sehen was zurück kommt.
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Sprotte

Zitat von: TeSi in 07. Dezember 2015, 21:20:34
HIer das von Sprotte erwähnte Buch: ein Standardwerk: http://www.archaeology.ru/Download/Tempelmann/Perlen.pdf
sprotte meint in seinem Kommentar wohl den typ TM 84

Hallo,

ich hatte das Standardwerk damals nach langer Recherche käuflich erworben - schön, dass dieses Werk jetzt auch für alle Interessierten online verfügbar ist. Aber - in der Tat - der Typ 84 (genau den meinte ich) passt leider überhaupt nicht (schade).

Viele Grüße
Sprotte

Levante

Also...

..ich habe jetzt verschiedene Meinungen eingeholt, sprich von befreundeten Archäologen.

Die Ansprache geht von RKZ bis Früh-Mittelalter. Der Ausdruck gehenkelte Perle ist mit Sicherheit falsch, da wir aber nicht genau wissen wie die Perle durch-locht war wird die Ansprache leide nicht einfacher. Es muss wohl nicht mal unbedingt eine Perle im engeren sinne sein, eine Applikation an einem Kästchen oder an einem Gefäß wäre im weiteren Sinne wohl auch möglich.

Soll heißen ist bin eigentlich kein Stück schlauer.  :heul:

Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

TeSi

DAs Stück kann, Dr. Siegmund zufolge, auch als Anhänger und nicht als Perle angesprochen werden.

Nanoflitter

Ich hab alles abgegrast, was ich im Netz finden konnte. Aber eine in dieser Farbkonstellation einer Zeit zuzuordnen, entspricht dem Zeitrahmen, den du schon bekommen hast. :-) Ein Pendant eines Ohrringes oder einer Kette wäre am ehesten anzunehmen, wie auch immer der befestigt war. Ein paar Rundumbilder der Bruchstelle wären ganz nett, vielleicht kann man sich da ein Bild machen. Aber ich denke, die hast du schon 100 mal unter der Lupe betrachtet, der Ötzi wurde aber auch 1000 mal untersucht, ehe einer die Pfeilspitze entdeckte. :-D Gruss...

Levante

#22
Zitat von: TeSi in 09. Dezember 2015, 17:30:44
DAs Stück kann, Dr. Siegmund zufolge, auch als Anhänger und nicht als Perle angesprochen werden.

Äh...wer ist Dr. Siegmund?  :kopfkratz:

Na das geht doch alles in die Richtung meiner anfänglichen Überlegung, da wir ja am erhaltenen Ende diese leichten Einwölbungen haben, könnte hier doch durchaus ein Draht eingebogen sein, um den Anhänger in der Fassung zu halten?

Wie nennt man denn die Technik mit welcher dieses schöne Muster in das Glas gebracht wurde?

Ich habe leider nur ein Bild von etwas ähnlichem auftreiben können, die Perle bzw. die Form des Glassteines passt nicht, da eher Birnen oder Tropfenförmig, aber die Halterung könnte die mögliche Ähnlichkeit der Befestigungsart schon verdeutlichen?

Mein beispiel datierte glaube ich in das frühe Mittelalter bzw. in früh Slawische Zeit, aber ich bin mir mittlerweile nicht einmal sicher, ob er überhaupt echt ist. 

Wie nennt man denn die Technik mit welcher dieses schöne Muster in das Glas gebracht wurde?
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

TeSi

Lies mal die entsprechenden Posts in deinem Beitrag in FB, dann wüsstest du das. Er als ausgesprochener FMA-Experte sollte das wissen.

Levante

Zitat von: TeSi in 09. Dezember 2015, 19:47:21
Lies mal die entsprechenden Posts in deinem Beitrag in FB, dann wüsstest du das. Er als ausgesprochener FMA-Experte sollte das wissen.

Guten Morgen Tesi,

irgendwie drückst du dich für mein morgendliches Gefühl sehr kryptisch aus und daher verstehe ich nicht was du mir sagen möchtest, wer ist Dr. Siegmund? Das es eine Typologie nach Siegmund gibt ist mir mittlerweile bekannt, aber ich verstehe nicht wo er mein Stück entsprechend anspricht?  :kopfkratz:
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

hargo

http://www.ebay.co.uk/itm/WONDERFUL-MEDIEVAL-BLUE-GLASS-BEAD-PENDANT-/201372946829

Hast du sicherlich schon gesehen.
Nur als Beispiel für eine Aufhängung mittels eingelassener Draht-Öse zu verstehen.


mfg

Nanoflitter

Hi Levante, ich hab hier noch eine Perle gefunden, aber in einer franz. Publikation. Hat etwas Ähnlichkeit mit deiner.
Hier gibt's die Pdf. http://sacarcheo.nuxit.net/biblio/Le%20Verre%20Cabart/aide%20memoire.pdf
Gruss...

Levante

Vielen Dank für die Link`s

Also mehr wird da wohl leider nicht raus kommen, da die Befestigungs-Seite fehlt.

Ein befreundeter Archäologe datiert sie von RKZ bis Früh-Mittelalter also eine recht weite Zeitspanne.

Aber von daher könnte ähnliches durchaus im Buch von Thomas enthalten sein, anbei noch mal ein Seitenhieb an ihn bitte im Buch nach ähnlichen Stücken zu suchen.

Da sich die Perle auf gleicher Linie wie meine Früh-Mittelalterliche Schnalle und der karolingische Schlüssel fand, könnte früh-Ma. durchaus passen.

Wenn wir die Fundverteilung bzw. die Höhe auf der Werra Terrasse weiter spinnen haben wir da eventuell eine Altstraße in diesem Bereich welche jedoch noch näher untersucht werden muss.

Schließlich handelt es sich um die ersten früh-Ma. Funde in einem gewissen Umkreis.
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Levante

#28
Guten Morgen,

nachdem ich ja zuletzt die Ösenperle Typ 84b finden durfte, habe ich mich nun näher mit der Materie beschäftigt. Was sagt ihr zu dieser Konstruktion?

https://edoc.ub.uni-muenchen.de/9450/1/Walter_Susanne_G.pdf

Tafel 294

Es wäre demnach eine gefasste Glaskugel wie aus Iversheim (5)

Die Datierung wäre demnach vermutlich Merowinger zeitlich?

Hat hierzu jemand nähere Infos oder Vorschläge?

LG

Patrick
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

thovalo

Zitat von: Levante in 20. März 2017, 10:10:59
Guten Morgen,

nachdem ich ja zuletzt die Ösenperle Typ 84b finden durfte, habe ich mich nun näher mit der Materie beschäftigt. Was sagt ihr zu dieser Konstruktion?

https://edoc.ub.uni-muenchen.de/9450/1/Walter_Susanne_G.pdf

Tafel 294

Es wäre demnach eine gefasste Glaskugel wie aus Iversheim (5)

Die Datierung wäre demnach vermutlich Merowinger zeitlich?

Hat hierzu jemand nähere Infos oder Vorschläge?

LG

Patrick



Das sind ja Metallfassungen für kugelige "Perlen"., ganz üblich bei den Merowingern auch mit Berkristallkugeln und anderen besonderen Steinen. Welche Beziehung haben die Deiner Ansicht zu dem Perlenfragment?
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.