Der Eimer des Monsieur C.

Begonnen von St. Subrie, 16. Oktober 2021, 21:00:51

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St. Subrie

Guten Abend Euch allen,

heute zeige ich Euch eine kleine Auswahl aus einer unglaublichen Menge von römischer Keramik und auch einige Steinobjekte, wir haben einen ganzen Eimer solcher Funde und das kam so :
Seit Jahren suche ich in den Weingärten und Feldern einer kleinen Gemeinde im nördlichen Ende unseres Tales im Vorland der Pyrenäen, zeitweise haben mich auch die ehrenwerten Mitglieder unseres Forums Rheingauner und Undertaker bei Suchgängen begleitet. Einer der Fundschwerpunkte in dieser Gemeinde waren auch die Felder und Weingärten der Familie C., Großvater, Vater und Sohn. Im Laufe der Jahre lernt man viele Menschen kennen. Vor einiger Zeit bedeutete mir der Großvater, ich möge doch mal bei ihm zu Hause vorbeischauen, er wolle mir etwas zeigen. Und das war ein ziemlich großer Eimer, voll mit Scherben und auch Steingerät, aufgeklaubt und gesammelt in einem langen Winzerleben. Den Eimer schenkte er mir, hatte davon gehört, daß wir in unserem Dörfchen ein kleines "Museum" mit sehr vielen Funden aus allen Gegenden des Tales eingerichtet haben.
Hier nun drei seiner Funde, das Fragment eines Models zur Herstellung von Öllämpchen, der Stopfen einer Amphore und ein kleines Steingerät, wohl neollithisch. Erst jetzt kam ich dazu, die "Eimerfunde" mit fachkundigen Freunden zu besprechen, die bei uns zu Besuch waren. Denn wirklich scherben- und steinkundig bin ich leider immer noch nicht.

Mit Gruß in die Runde
St. Subrie

Wiesenläufer

Moin St. Subrie,

das Model für für das Öllämpchen finde ich sehr interessant.
Ist bestimmt nicht sehr oft zu finden, wenn auch bei römisch besiedelten Gebieten sowas vielleicht häufiger vorkommt.

Leider konnte ich, selbst auf meinen beiden großen RKZ Fundplätzen, noch nie das Fragment einer Fibel-Gussform finden.

Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Fabulas

Bonjour St. Subrie,

eine wirklich schöne Geschichte. Es ist doch irgendwie schön und verbindend, dass wir allesamt - also auch die eigentlichen "Nichtsucher" wie der Winzer, etc. - die Augen aufhalten und nach Spuren zivilisatorischer Vergangenheit schauen.
Solche Begegnungen haben immer etwas einmaliges und doch gibt es sie öfter als man denkt. Dass die Funde dann herausgerückt werden, hat meistens einen besonderen Umstand, wie das kleine Museum, das Ihr aufgebaut habt.
Gratuliere dazu. Danke für's Zeigen!

Viele Grüße!
Fabulas

St. Subrie

Guten Tag Euch allen,
heute mal etwas ungewöhnliches aus dem Vorland der Pyrenäen, meiner zweiten Heimat im Süden :
Wie ihr wißt, bin ich schon seit bald 12 Jahren hier im Süden mit der Sonde und natürlich auch den Augen unterwegs, mit Genehmigung der Grundeigentümer und Kenntnis der regionalen Archäologie.
Für die überaus zahlreichen Funde aus unserem Tal haben wir seit langem ein kleines Museum im Rathaus eingerichtet, inzwischen sind es fünf Vitrinen. Einmal im Jahr, im Spätherbst haben auch die Winzer mehr Zeit, stellen wir bei einer Abendveranstaltung die neuesten Funde und die Ergebnisse unserer Arbeit zu den älteren Funden vor. Eingeladen sind alle Grundeigentümer, aber auch alle anderen Interessierten im Tal.
Wir sind gerade dabei, unsere neueste Vitrine einzurichten, dabei kam mir ein Gedanke :
Die Winzer sehen mich oft in ihren Weingärten bei der Prospektion und manchmal entsteht auch ein Schwätzchen, zum Beispiel  zu neueren Funden. So auch schon vor längerem mit Monsieur Cassignol, altersmäßig mir noch um Jahre voraus. Er betrachtete die neuen Funde aus seinem Weingarten, einige römischen Scherben, und bedeutete mir dann, ich möge doch mal bei ihm zu Hause vorbeikommen, er wolle mir etwas zeigen.  Und das war dann ein ganzer Eimer mit überwiegend schönen römischen Scherben, aber zum Beispiel auch ein Bleimodel zur Herstellung einer Gussform für eine frühmittelalterliche Schnalle und vieles andere mehr. Der Inhalt des Eimers, den er uns schenkte, beschäftigt uns nun schon seit langem. Ich zeige Euch hier mal ein paar Fotos.
Bei Überlegungen zur Gestaltung einer neuen Vitrine kam mir dann der Gedanke : Warum nicht eine Etage dem Eimer des Monsieur Cassignol widmen, fast alles ausgesucht schöne und bestimmt auch interessante römische Scherben ! Die genauen Fundorte sind zwar nicht bekannt, aber die betroffenen Weingärten sehr wohl. Uns so werden wir es dann auch machen, in der Landessprache unter der Überschrift "Le seau de Monsieur Cassignol".
Vielleicht hat ja der eine oder andere von Euch Gedanken zu bestimmten Stücken, ich selbst erkenne einige Fragmente römischer Öllämpchen, manche sogar noch mit der Öffnung für den Docht.

Mit vielen Grüßen
St. Subrie

St. Subrie

#4
Man wird alt, ich gebe es zu, einzelne Stücke aus dem Eimer hatte ich schon früher gepostet, leider völlig vergessen...
Dennoch, die Ausstellung verschiedener Objekte in einer unserer Vitrinen (die ich gerade völlig umgestalte) ist neu, ich bastele noch am Text. Zum Glück gibt es im Zweifelsfall mittlerweile ein gutes Übersetzungsprogramm als Hilfsmittel.
Ich habe mal die beiden Themen zusammengeführt  :winke: :friede: Es grüßt der Gauner vom Rhein

St. Subrie

Tja, wenn der Gauner vom Rhein nicht wäre, dann hätte ich zwei Beiträge zum selben Thema verbrochen. Und wie man Beiträge zusammenführt, da bin ich als Oldtimer überfordert.
Vielen Dank, lieber Gauner !

stratocaster

Zitat von: St. Subrie in 05. Mai 2022, 16:46:26

Man wird alt, ich gebe es zu, einzelne Stücke aus dem Eimer hatte ich schon früher gepostet, leider völlig vergessen...


Mach Dir nichts draus  :dumdidum:
Wie schreibt Gabi so schön: "Wer viel geht findet viel"
Und ich hab schon soooo viel für Dich gereinigt, dass ich davon mindestens die Hälfte wieder vergessen habe
(wenn ich nicht meine Doku hätte).

Schöne Scherben  :super:
meint der Keramik-Ahnungslose  :zwinker:
Das Sucherforum dankt all denen,
die zum Thema nichts beitragen konnten
und dennoch geschwiegen haben !

hargo

Zitat von: stratocaster in 05. Mai 2022, 19:53:05
...

Schöne Scherben  :super:
meint der Keramik-Ahnungslose  :zwinker:

Gewiss einer eigenen Vitrine wert.

mfg

Wiesenläufer

Zitat von: hargo in 06. Mai 2022, 00:35:05
Gewiss einer eigenen Vitrine wert.

mfg

Sehe ich auch so.  :super:

Lieben Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

St. Subrie

Bei einem dieser Objekte rätsele ich, ob Artefakt oder Natur. Das Material ist Stein, anscheinend relativ weich.. Die Form wäre für ein natürliches Objekt  eher merkwürdig. Könnte es sich eventuell um eine aus Stein gearbeitete Form handeln, gewissermaßen um ein Model zum Formen von Objekten aus Ton etwa ? Allerdings, was das Geformte dann darstellen könnte, dazu fällt mir nichts ein.

Carolus Rex

Hi.

Das wird natürlich sein.

Gruß CR
------------Melden macht frei--------------

Levante

Guten Abend,

wer hatt den das vermeidliche Modelfragment einer Öllampe bestimmt?

Das ist das Fragment einer verzierten Keramik, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Oftwerden derartige Fragmente als Votivkeramik gedeutet.

Model für Öllampen sind in der Regel aus einem härteren Material, was die Herstellung einer großen Stückzahl ermöglichte.

Mich erfreuen vor allem die Fragmente kleiner Teller (Schüsseln) auf dem letzten Foto. Dazu sollte es doch eine nähere Ansprache geben?

LG

Patrick
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

St. Subrie

Eigude Levante,
bei Gelegenheit, das kann dauern, werde ich mich in Sachen Modelfragment bei den beiden Archäologen erkundigen, bei denen ich seinerzeit Rat gesucht habe. Vielleicht war es ja ein Irrtum meinerseits.
Was die  Fragmente auf dem letzten Bild betrifft, ist guter Rat teuer. Will heissen, ich müßte hilfsbereite Fachleute mit entsprechenden Spezialkenntnissen finden.
Mit Gruß
St. Subrie