Das Fragment einer "Badorfer Reliefbandamphore"

Begonnen von thovalo, 26. Februar 2023, 17:57:18

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thovalo



Guten Abend!

Heute hatte ich das Glück, das größere Fragment einer karolingischen Badorfer Reliefbandamphore entdecken und bergen zu können. Das Fragment hat Alles was ein solches Großgefäß aus karolingischer Zeit ausmacht. Ein Teilstück des Randes, einer der Henkel und eine Partie mit rollstempelverzierter Leiste. Das ist ein Schaustück das Interessierten etwas zu dieser Art von Keramik und zu diesem Gefäßtyp vermitteln kann.

Auf der Innenseite erkennt man die verschiedenen Streichrichtungen die im Verlauf der Reduzierung der Wandungsstärke und der Glättung der Innenwandung entstanden waren.

Diese Großgefäße waren die Container ihrer Zeit und wurden entlang der Rheinschiene insbesondere in Richtung Norden ausgetauscht. Der Vertrieb erfolgte dabei über karolingische Schiffstransporte mit Ausgang über den Hafen der alten römischen Stadtgründung Köln.

Belege dieser Großgefäße finden sich daher entsprechend entlang des Rheins insbesondere in den karolingischen Emporien und Handelsplätzen wie der gleichfalls römischen Gründung Neuss, Krefeld-Gellep, Duisburg-Serm, Dorstad und Haithabu.

Bekannt und oft benannt ist der Transport von Wein in solchen Ton"fässern", doch wird in ihnen Alles transportiert worden sein, was in dieser Zeit Handelsgut gewesen ist und dort sinnstiftend hinein passte. Waren diese Gefäße geleert, konnten sie praktischerweise weiter genutzt werden, bis sie zuletzt zerbrachen und dadurch unbrauchbar geworden waren.


lG Thomas    :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Wiedehopf

Toller Fund, gratuliere !

Das ist doch noch kein (Früh)Steinzeug, oder wie nennt man diese Art von Keramik  ?

Viele Grüße
Michael

thovalo



Das ist Irdenware. Der Brand führt dabei noch nicht zum Sintern von Feldspatplättchen in der Tonmasse.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

hargo

Irdenware!
Die "Container ihrer Zeit" waren demnach vermutlich nicht dicht.
Gibt es dazu konkrete Erkenntnisse? Wie hat man das gehandhabt?
War offensichtlich kein großes Problem?

mfg

thovalo



Der Scherben ist Feuchtigkeitsdurchlässig. Durch die Verdunstung hatte das Gefäß dann einen kühlenden Effekt.


lG Thomas   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Levante

Guten Abend,

ich durfte das schöne Fragment ja mittlerweile schon in diversen Gruppen bestaunen und mich mit Dir über den schönen Fund freuen.  :Danke2:

Typologisch ist hier die Ansprache als "Hart gebrannte Irdenware" vermutlich am passendsten.

Anhand der Badorfer Fragmente, die mir vorliegen (nicht aus Töpferei Abwurf) sind hier verschiedene Untergruppen des Scherbens möglich. Von Hart gebrannt bis klingend hart gebrannt. Weich gebrannte Irdenware kenne ich zumeist nur aus dem Umfeld der Töpfereien.

LG

Patrick
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Heino

Hallo zusammen,
bei mir gibt es auch Stücke die sehr weich gebrannt sind, so das die Reliefbänder so gerade noch erkennbar sind.
Gruß Heino

thovalo



Das gezeigte Stück ist nicht hart gebrannt. Es gab weitere Funde der Stelle die bm reinigen rötlich abfärben weil die Substanz zu schwach gebrannt ist.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.