Pfeilbewehrung, Spitze, Bohrer?

Begonnen von Danske, 08. November 2024, 17:14:53

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Danske

Moin,

die hier gezeigte Spitze stammt vom kleinen LBK-Fundplatz in Rheinhessen.

Die Basis scheint alt gebrochen zu sein und weist keine Retuschen auf. Die Lateralen sind dorsalseitig retuschiert, ventral keine Retuschen.

Die Spitze ist sehr filigran, eigentlich zu zart, um das Stück als Bohrer zu nutzen.

Bin hinsichtlich der Ansprache etwas ratlos :kopfkratz:

Maße:
Länge: 27 mm
Breite an der Basis: 13 mm
Dicke an der Basis: 4 mm
Gewicht: 1 gr

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

Nanoflitter

Hab in meinem Inventar einige solcher Spitzen, die abgebrochen sind. Da bleibt nur viel Raum für Spekulation. Gruss..

Neos

Moin, Holger,

ein klassischer Bohrer ist das natürlich nicht. Aber um Löcher in weiches Material zu bekommen, dazu hat es allemal gereicht und wurde hierfür auch, so vermute ich, genutzt.

Ich würde dieses Artefakt als ,,Spitzgeräte-Fragment" ansprechen. Die Bezeichnung sollte m. E. passen.

Viele Grüße

Frank

Steinkopf

Hallo Holger,

Glückwunsch zu einem eindrucksvollen Fundstück.
Man kann versuchen es zwischen Gerät und Pfeilspitze zu ergänzen.
"the answer my friend is blowing in the wind"  (Bob Dylan)

LG
Jan

Danske

Danke, ihr 3 :winke:

Dachte erst an eine an einer Lateralen beschädigte Pfeilspitze, die an der Stelle nochmal nachretuschiert wurde. Ich denke, eine Verwendung als Pfeilbewehrung wäre auch ohne Basisretuschierung möglich, aber eine Ansprache des Stücks als solche ist ohne bearbeitete Basis schwierig.

Aber Spitzgeräte-Fragment passt, so tüte ich es ein.

LG
Holger 
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

thovalo

#5
Moin!

Das ist eine ganz typische abgebrochene kleinerformatige Spitzklinge, wie sie bereits in der LBK der linksrheinischen Lößbörde regelmäßig mit vorkommen. Dazu handelt es sich, dem Eindruck der etwas grieseligen Bildern nach, scheinbar um den klassischen Lanayefeuerstein vom Rijckholttyp aus den Niederlanden, der in Klingenform bis in die südlichen Seeufersiedlungen ausgetauscht worden ist. Zur Spitze hin scheint etwas Kortex vorhanden zu sein. Oder ist das Teil einer Inkluse?

Die direkte Spitze scheint in irgendeiner Form ausgesplittert/beschädigt worden zu sein. Bruchstücke von Klingengeräten aus diesem möglichen Feuerstein und in unterschiedlichsten Variationen der Gbrauchssttdien gehören zum Inventar, der LBK. und wie immer, kann man auch eine jüngere Datierung des Fundbelegs nicht ausschließen.


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Danske

Hallo Thomas,

danke für deine Ansprache.

Ja. die Fotos sind schlecht. :schaem: Meine Digicam hat schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, auch sind die Gesamtumstände zur Fertigung von aussagekräftigen Fotos bei mir eher suboptimal.

Feuerstein vom Typ Rijckholt hatte ich auch vermutet.

An der Spitze befindet sich weder Kortex noch eine Inkluse, vielmehr hat sich dort, wie bei vielen meiner Fundstücke, eine leichte Kalkkruste gebildet.

Da ich auf dem Platz noch nichts gefunden habe, was eindeutig auf eine jüngere Kulturstufe hinweist, wird LBK passen.

LG
Holger :winke:
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

hargo

Zitat von: thovalo in 09. November 2024, 11:44:45...
Das ist eine ganz typische abgebrochene kleinerformatige Spitzklinge, ...

Wo ist die abgebrochen, warum nicht Bohrer?

mfg

Danske

Zitat von: hargo in 10. November 2024, 00:03:11Wo ist die abgebrochen, warum nicht Bohrer?

Ich denke, die Klinge ist alt gebrochen, sieht zumindest so aus. Ich werde morgen mal Fotos des basalen Endes machen.

Was die Verwendung des Stücks angeht, kann man wohl nur mutmaßen, wie die anderen hier bereits geschrieben haben.

Habe mal im Hahn nachgeschaut, er beschreibt und zeigt u.a. einen Fein- bzw. Mikrobohrer mit einer ähnlichen Spitze wie bei meinem Stück. Allerdings denke ich nicht, dass die feine Spitze beabsichtigt war, sondern erst nach Beschädigung der Spitze entstanden ist.

Möglich ist m.E. auch die Verwendung der abgebrochenen Spitze als Pfeilbewehrung. Hahn schreibt zu den bandkeramischen Pfeilspitzen, dass deren Basis auch unbearbeitet sein kann.

Wie dem auch sei, ich lege das Stücke dem Amt als distales Fragment einer Spitzklinge vor. Mal schauen, was die dazu sagen.

LG
Holger   
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

hargo

Zitat von: Danske in 10. November 2024, 17:02:21...

Wie dem auch sei, ich lege das Stücke dem Amt als distales Fragment einer Spitzklinge vor. Mal schauen, was die dazu sagen.
   

Distal würde ich auch hervorheben. Eindeutig Bohrer, oder?

mfg

thovalo


Guten Morgen!

Eindeutig finde ich das nicht! Es ist einfach eine aus welchen Hintergrund auch immer, ausgezipfelte Spitze. Die lateralen Retuschierungen sind beide von Ventral nach Dorsal ausgeführt worden und es gibt ventral keine Aussplitterungen, die einen Gebrauch als "Bohrer" dokumentieren würden

Von daher halte ich die Ansprache als abgebrochene Spitzklinge (so nennt man sie auch im älteren Neolithikum) für ausreichend und zutreffend.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

hargo

#11
Zitat von: thovalo in 11. November 2024, 10:40:02... und es gibt ventral keine Aussplitterungen, die einen Gebrauch als "Bohrer" dokumentieren würden

...

OK, aber es braucht keine Aussplitterungen für einen Bohrer. Es zählt lediglich die beidseitige, annähernd konkave Zubereitung und nicht zuletzt auch die exponierte Spitze.

mfg

thovalo

Zitat von: hargo in 11. November 2024, 23:07:15OK, aber es braucht keine Aussplitterungen für einen Bohrer. Es zählt lediglich die beidseitige, annähernd konkave Zubereitung und nicht zuletzt auch die exponierte Spitze.

mfg

Doch die Aussplitterungen braucht es, um den Gebrauch als Bohrer evident zu belegen.
Wenn das nicht vorliet, bleibt es immer Spekultation.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

hargo

Nach meiner Erkenntnis nicht.
Auch wenn die Aussplitterungen nicht vorliegen, bleibt es typologisch ein Bohrer.

mfg

thovalo

Zitat von: hargo in 12. November 2024, 23:39:58Nach meiner Erkenntnis nicht.
Auch wenn die Aussplitterungen nicht vorliegen, bleibt es typologisch ein Bohrer.

mfg


..... typologisch eine Spitzklinge  :zwinker: , da es kein Merkmal für die Funktion als Bohrerspitze gibt!


Es gibt auch keine Wechselretusche. Also einmal von ventral nach dorsal und dorsal nach ventral retuschiert.



lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Danske

Zitat von: Danske in 10. November 2024, 17:02:21Ich werde morgen mal Fotos des basalen Endes machen.

Die gemachten Fotos sind nix geworden. Versuche es morgen nochmals, ich befürchte allerdings, dass ich mir in absehbarer Zeit doch ein anderes Equipment zulegen muss.

Hab ein Päckchen für's Amt fertig gemacht. Wenn ich was von denen höre, melde ich mich. Kann aber erfahrungsgemäß etwas dauern. :dumdidum:

LG
Holger :winke: 
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.