Pragmatismus pur: Aus Beil mach' Kern

Begonnen von Neos, 26. Oktober 2024, 16:00:09

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Neos

Moin, zusammen,

so könnte eine Exkursion, wie ich finde, eigentlich immer beginnen: Mit einem Fund, der das Herz erfreut. Vor einer Woche fand ich auf einem meiner endneolithischen Fundplätze gleich zu Beginn den Nacken eines überschliffenen Beiles, der eine Sekundärverwendung als Kernstein erfahren hat.

Auf diesem Fundplatz, den ich im April 2015 entdeckte, habe ich mittlerweile 901 Artefakte auflesen können. Darunter befinden sich neben den für diese Zeit typischen Löffelschabern auch einige Klopfsteine, eine Sichelklinge vom Typ "Stenild", Scheibenbeile sowie geschliffene Beil- und Meißel-Fragmente. Der, wie auf allen meinen neolithischen Fundplätzen, am häufigsten vertretene Gerätetyp ist der Schaber/Kratzer (n=63).

Hier die Daten des Kernsteins:

  • Fundgebiet: Nördliches Schleswig-Holstein
  • Länge: 75,9 mm
  • Breite: 12,1 - 27,6 mm
  • Dicke: 1 - 8,2
  • Gewicht: 19 g

Viele Grüße und ein fundreiches Wochenende wünscht

Frank

Steinkopf

Moin Frank,

da hast Du uns mit aufs Maisfeld genommen und gleich ein interessantes
Fundstück vorgestellt. Von der Beilklinge zum Klingenkern.

Durch das Beil ist auch die Zeitstellung in etwa geklärt.

Das Feld ist noch groß und ich wünsche Dir weiterhin Findeglück!

LG
Jan


Wiedehopf

Sehr interessant !

Ich mag sehr diese Stücke, die nach ihren ersten 'Leben' noch eine Zweitverwendung gefunden haben.

Viele Grüße
Michael

hargo

Schon damals von jemandem gefunden und wiederverwendet.
Heißt, das ist mindestens das dritte Mal, dass ein Mensch den Stein in der Hand hält.

mfg

Danske

Moin Frank,

wieder mal ein sehr interessantes Stück von dir. :super:

Weist der Nacken Schlagnarben auf? :glotz: Dann wäre noch eine dritte Verwendung als Klopfer gegeben. Oder handelt es sich um Reste der Kortex?

Liebe Grüße
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

thovalo


Guten Sonntag!  :winke:

Das Nutzen von Beilklingen als Materialressource ist hier am Niederrhein die Regel, weil es hier sonst keine Feuresteinressourcen gegeben hat. Da war so ein bestenfalls bereits funktionsunfühig gewordener "Barren" aus Feuerstein noch gut für viele kleinere Gerätschaften und Geräteeinsätze.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

StoneMan

Moin Frank, moin @ll,


Pragmatismus ist mein Favorit.  :super: Sehr schöner Beleg dafür.

Das Beil geht wohl in Richtung Spitz- Dünnnackenbeil? Ich habe ein ähnliches Fragment (ohne Sekundärverwendung),
was in die TBK eingestuft wurde.

Sollte ich zum TDA kommen, bringe ich es mit.

Danke fürs Zeigen.  :glotz:
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Neos

Moin, Jan,

Zitat von: Steinkopf in 26. Oktober 2024, 18:19:50Das Feld ist noch groß und ich wünsche Dir weiterhin Findeglück!

dank dir, das wünsche ich dir auch!  :daumen:

Viele Grüße

Frank

Neos

Hallo, Michael,

Zitat von: Wiedehopf in 26. Oktober 2024, 21:29:54Ich mag sehr diese Stücke, die nach ihren ersten 'Leben' noch eine Zweitverwendung gefunden haben.

ja, das geht mir auch so. Mit den vorhandenen Ressourcen effizient umgehen: Sinnvoll – damals wie heute.

Viele Grüße

Frank

Neos

Moin, hargo,

Zitat von: hargo in 26. Oktober 2024, 23:14:21Schon damals von jemandem gefunden und wiederverwendet.
Heißt, das ist mindestens das dritte Mal, dass ein Mensch den Stein in der Hand hält.

ja, so könnte es sein. Tatsächlich fasziniert mich ausnahmslos bei jedem Fund, den ich mache, die Vorstellung, dass vor zig Tausenden von Jahren ein Mensch diesen Stein in der Hand hatte und damit etwas gemacht hat. Das war bei meiner allerersten Exkursion vor 44 Jahren so und ist bis heute geblieben.

Viele Grüße

Frank

Neos

Hallo, Holger,

Zitat von: Danske in 27. Oktober 2024, 01:03:31Weist der Nacken Schlagnarben auf? :glotz: Dann wäre noch eine dritte Verwendung als Klopfer gegeben. Oder handelt es sich um Reste der Kortex?

der Nacken weist (leider) keine Schlagnarben auf. Was man als mögliche Schlagnarben auf den Fotos interpretieren könnte ist in der Tat nur Rinde.

Viele Grüße

Frank

Neos

#11
Moin, Thomas,

Zitat von: thovalo in 27. Oktober 2024, 12:35:06Das Nutzen von Beilklingen als Materialressource ist hier am Niederrhein die Regel, weil es hier sonst keine Feuresteinressourcen gegeben hat.

... und für mich ist es das erste Mal, dass ich einen Kern finde, der aus einem überschliffenen Beil hergestellt wurde. Nach 44 Jahren zum Teil recht intensiver Sammeltätigkeit...

Aber klar: Im Norden gab es Flintressourcen in Hülle und Fülle im Vergleich zu deiner Fundgegend.

Viele Grüße

Frank

Neos

Moin, Jürgen,

Zitat von: StoneMan in 27. Oktober 2024, 13:14:03Das Beil geht wohl in Richtung Spitz- Dünnnackenbeil? Ich habe ein ähnliches Fragment (ohne Sekundärverwendung), was in die TBK eingestuft wurde.

ich denke auch, dass der Nacken zu einem dünnnackigen Beil gehörte.

ZitatSollte ich zum TDA kommen, bringe ich es mit.

Bitte, ja!  :super:

Viele Grüße

Frank

PS: An alle Interessierten: Der Tag der Archäologie findet dieses Jahr übrigens am 23. November statt, und zwar die die Jahre zuvor in Schleswig. Details gib's hier.