Wie zerstöre ich Bodenfunde ???

Begonnen von Bavaricum, 07. November 2008, 19:05:39

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Bavaricum

Servus Suchende,

ich habe mich entschlossen einen Beitrag zum Thema ,,Restaurierung" zu schreiben, da man in den letzten Tagen hier im Forum zusehen durfte wie ein schöner Fund aus Eisen total ruiniert wurde.

Erstmal zur Verantwortung des Finders bezüglich eines archäologischen Artefaktes. Meiner Meinung nach steht ein Jeder in der Pflicht Gegenstände, die er nach 500 Jahren, 1 Jahrtausend, Zig-Jahrtausende aus dem Boden holt, auch so zu behandeln, daß sie für die Nachwelt erhalten bleiben. Man sollte daher die Objekte so bergen und weiter behandeln, daß sie auch noch für spätere Generationen auswertbar sind.

Elektrolyse:

Leider liest man auch hier im Forum immer wieder was über Elektrolyse. Mit dieser Art von ,,Entrostung"  werden die Fundstücke meist zerstört oder stark beschädigt. Es bleibt im allgemeinen nur noch ein Eisenskelett, übersäht von Rostnarben, übrig. Nicht umsonst wird in der Fachliteratur stets von dieser Behandlung abgeraten.

Fazit: Elektrolyse zerstört eure Funde !!!

Entsalzung:

Wichtig für die dauerhafte Konservierung von Eisen-Objekten ist die Entsalzung. Diese sollte umgehend nach der Bergung des Fundes statt finden. Kurz gesagt: wenn ich das Teil zwei Wochen nach der Bergung liegen lasse, kann ich mir die Entsalzung ersparen. In dieser Zeit haben sich die Chloride zum Großteil schon in Akaganeit umgewandelt. Eine Entsalzung mit destilliertem Wasser ist Stand vor 50 Jahren und bringt eigentlich fast garnix.

Siehe auch:
entrostung von eisenfunden
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,31584.0.html


Funde aus Bronze:

Artefakte aus Bronze sollten nicht mit Wasser gereinigt werden. Wasser kann in die Patina der Funde eindringen und diese beschädigen oder zu Abplatzern führen. Grundsätzlich sollten archäologische Bronzefunde trocken gereinigt und danach versiegelt werden.

Mit dem ,,einkochen" in Wachs ist das Versiegeln der Funde unumkehrbar da sich das Wachs nur noch im kochenden Wasser lösen läßt.

Im Museumsbereich werden derzeit Bronze-Artefakte mit Paraloid B44 konserviert:

Paraloid B44

Kurzes Fazit:

Nicht umsonst ist der Beruf des Restaurators ein Tätigkeitsbereich, den man mit einem Studium belegen muß.

Da ich mir es auch nicht leisten kann alle Funde restaurieren zu lassen, gebe ich historisch bedeutende Funde als Schenkung an meine Heimatgemeinde. Diese sorgt im Gegenzug für eine fachgerechte Restaurierung und stellt die Objekte im Museum aus.


Servus

Andreas

Carolus Rex

Hi Andreas

Artefakte aus Bronze sollten nicht mit Wasser gereinigt werden. Wasser kann in die Patina der Funde eindringen :kopfkratz: :kopfkratz: :kopfkratz:

Also ich muss sagen, dass ich meine Bronzefunde alle mit Wasser reinige und mit sonst nichts.
Ggf. werden dann noch starke Vergrustungen mechanisch unter dem Stereomikroskop gereinigt.

Das Wasser macht meiner Meinung und Erfahrung nach absolut nichts.
Die Stücke liegen über Jahrhunderte oder Jahrtausende im Boden.
Und dort bestimmt nicht immer trocken.
Hier kommen über die Zeit bestimmt hunderte oder gar tausende Liter Wasser
an die Fundstücke.
Und da willst du mir sagen, wenn ich eine Münze kurz unter Leitungswasser reinige
würde es schaden.
Ne ne kann ich nicht glauben.

Gruß CR 
------------Melden macht frei--------------

)))DRAGO(((

Zitat von: Bavaricum in 07. November 2008, 19:05:39
Funde aus Bronze:

Artefakte aus Bronze sollten nicht mit Wasser gereinigt werden. Wasser kann in die Patina der Funde eindringen und diese beschädigen oder zu Abplatzern führen.


das ist schlicht Blödsinn, weil die Objekte ja auch in der Erde Naß durch Regen werden.

Zitat von: Bavaricum in 07. November 2008, 19:05:39

Im Museumsbereich werden derzeit Bronze-Artefakte mit Paraloid B44 konserviert:

Paraloid B44


es wird auch zum Restaurieren TECE Wachse genommen.

Zitat von: Bavaricum in 07. November 2008, 19:05:39
Nicht umsonst ist der Beruf des Restaurators ein Tätigkeitsbereich, den man mit einem Studium belegen muß.


das muß man nicht, es geben Leute die können das auch ohne Studium.





Markus Brüche Der Kölsche Schatzsucher DAS ORIGINAL.: https://www.youtube.com/channel/UCMsNb3bLavUlEMWhqsC7udA

stekemest

Zitatdas muß man nicht, es geben Leute die können das auch ohne Studium.

Etwas anderes hat Bavaricum aber auch nicht behauptet. Er wollte lediglich klar machen, dass Restauration nichts ist, was man innerhalb von ein paar Minuten durch das Einwerfen von Funden in irgendwelche Lösungen erlernen kann...

)))DRAGO(((

Zitat von: stekemest in 08. November 2008, 19:10:59
Zitatdas muß man nicht, es geben Leute die können das auch ohne Studium.

Etwas anderes hat Bavaricum aber auch nicht behauptet.

Hallo stekemest

ich bin zwar nicht für Haarspalterreien, aber das tut er doch.

Zitat von: Bavaricum in 07. November 2008, 19:05:39
Servus Suchende,

Nicht umsonst ist der Beruf des Restaurators ein Tätigkeitsbereich, den man mit einem Studium belegen muß.

Servus

Andreas
Markus Brüche Der Kölsche Schatzsucher DAS ORIGINAL.: https://www.youtube.com/channel/UCMsNb3bLavUlEMWhqsC7udA

stekemest

Hallo Drago,

Zitatden Beruf des Restaurators

Es geht hier nur um den Beruf, nicht darum, ob jemand persönlich restauriert oder nicht. Und die professionelle Restauration archäologischer Objekte verlangt m.E. durchaus ein Studium.

BWGuenni

Also, ich empfinde den Eröffnungsbeitrag als sehr oberlehrerhaft.

Zum Thema Fundrestauration sind eh schon genug Beiträge im Forum vorhanden, an denen man sich orientieren kann.

Wenn ich was zu restaurieren habe, sehe ich im Forum nach oder frage ich meine Frau, die ist Restaurateurin, die restauriert sich jeden morgen.  :irre:

Günni :cool1:

heiko183

#7
Zitat von: Bavaricum in 07. November 2008, 19:05:39
Servus Suchende,

ich habe mich entschlossen einen Beitrag zum Thema ,,Restaurierung" zu schreiben, da man in den letzten Tagen hier im Forum zusehen durfte wie ein schöner Fund aus Eisen total ruiniert wurde.


Andreas

edit: Keine Beleidigungen bitte. - stm

Bavaricum

Grüß Euch Sondler,

es freut mich, daß der Beitrag so großen Anklang findet. Mir war schon klar, daß nicht alle Kommentare dazu positiv sein werden. Aber im großen und ganzen bin ich positiv überrascht.

oberlehrerhaft

Mit dem kann ich leben. Wenn es ein paar Leute dazu bringt über die Behandlung ihrer Funde nachzudenken ziehe ich mir diesen Schuh gerne an. Vielleicht habe ich auch nur eine umständliche Art und Weise mich auszudrücken. (Soll keine Entschuldigung sein)

es wird auch zum Restaurieren TECE Wachse genommen

Dieses genannte Produkt wird mit Lösungsmittel angesetzt und kann daher auch wieder mir Lösungsmittel entfernt werden. Um was es mir geht ist die Methode die Funde in Wachs (genauer gesagt in Parafin) auszukochen.

Nicht umsonst ist der Beruf des Restaurators ein Tätigkeitsbereich, den man mit einem Studium belegen muß.

Wenn Du für staatliche Stellen, Museen usw. arbeiten willst führt kein Weg daran vorbei

Wasser kann in die Patina der Funde eindringen und diese beschädigen /
das ist schlicht Blödsinn, weil die Objekte ja auch in der Erde Naß durch Regen werden.


Das stimmt schon. Wenn es sich um Bronzefunde auf Feuchtböden handelt, können diese unbedenklich mit Wasser gereinigt werden. Bei den meisten Funden die wir bergen handelt es sich jedoch um Oberflächenfunde (0-20 cm). Man kann davon ausgehen, daß diese Artefakte schon mal ganz ausgetrocknet waren. Somit schädigt eine Reinigung mit Wasser auf jeden Fall die Patina. (Dazu unten das Bild). Man sieht das vor allem an Bronzeteilen die längere Zeit direkt an der Oberfläche gelegen haben. Da ist meist keine Patina mehr vorhanden.

Zum Thema Fundrestauration sind eh schon genug Beiträge im Forum vorhanden, an denen man sich orientieren kann.

Niemand muß diesen Beitrag lesen oder etwas dazu schreiben. Wenn dazu genug geschrieben ist frage ich mich nur warum immer wieder total "kaputt-restaurierte" Funde hier gezeigt werden.

Noch kurz zu meiner Person. In den letzten Jahren hatte ich das Glück einige schöne Funde zu machen. Ich habe diese immer als Schenkung an meine Heimatgemeinde gegeben und diese bezahlten dafür eine fachmännische Restaurierung. Dadurch hatte ich die Möglichkeit mit verschiedenen Restauratoren zu reden. Die Ausführungen im Eröffnungsbeitrag sind nur die Informationen die ich von den Rastauratoren erhalten habe.

Und nun noch ein Bild einer Bronze-Schnalle die ich heute gefunden habe. Die rechte Seite ist mechanisch gereinigt (Gut, noch nicht ganz), die Linke habe ich mit Wasser sauber gemacht. Ich denke man sieht ganz deutlich, daß die rechte Seite "zerfressen" wirkt, die Linke (trotz Bronzefraß) glatt und schön patiniert.

Servus

Andreas

fisherman

Bei der Sache mit dem Wasser muss ich dir Zustimmen.Viele meiner Münzen haben leider eine sehr schlechte Patina.Auch andere Funde aus Kupferlegierungen sind teilweise so schlecht patiniert,dass bei einer Reinigung mit Wasser die Patina abbröckelt und das darunterliegende Metall zu sehen ist.Seitdem werden Funde mit schlechter Patina nur noch mechanisch gereinigt.Bei Funden mit guter Patina schadet ein wenig Wasser meistens nicht wirklich.

Schlumpfstampfer

Omg.
Heult halt  :irre:
Ne ordentliche Wiederherstellung per Schweissgerät wäre  IMHO angebracht .
Da war ja kaum noch was ohne Oxid da.

Bavaricum

Ich möchte hier nicht wieder ein Thema aufnehmen, daß an anderer Stelle schon genug diskutiert wurde.

Um was es mir geht ist Wege aufzuzeigen wie man historisch wertvolle Funde restaurieren kann ohne die Vorschlagammer-Methode anzuwenden.

Hier ein Langsax den ich 2006 gefunden habe. Der Erhaltungszustand war ziemlich schlecht außerdem ist der Bauer mit dem Traktor darübergefahren. Die Folge war, daß es auch noch verbogen wurde.

Der Restaurator legte die noch vorhandene Oberfläche frei und ergänzte die Fehlstellen mit Epoxidharz. So wurde aus dem beinahe Wrack wieder ein Objekt in musealer Qualität.

Die Kosten für die Restaurierung übernahm die Gemeinde.

Servus

Andreas

stekemest

Ist wirklich sehr schön geworden.... alle Achtung. :staun: