Rätselhafte, leicht frivole Dame

Begonnen von Ölfinger, 23. November 2022, 20:29:50

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Ölfinger

Hallo in die Runde!
Diese Dame aus Messing oder Bronze (habe ich noch nicht getestet) habe ich in Schweden auf dem Flohmarkt gekauft.
Sie stammt laut der älteren Dame, von der ich sie erwarb, aus einem "echten Chateau" in Frankreich.
Die Höhe beträgt etwa 18cm und sie ist massiv. Irgendwer hat sie mal recht brutal mit dem Winkelschleifer aus einem größeren Gesamtkunstwerk herausgetrennt. Dabei wurde offenbar das Gesäß in Mitleidenschaft gezogen und grob nachbearbeitet. Dennoch kann man erkennen, daß auch solche Details wie die Vulva ursprünglich detailliert dargestellt waren. Sie scheint auf einem großen Henkelkorb zu sitzen, der zum großen Teil von ihrem sehr locker sitzenden Kleid verdeckt wird.
Aus dem Bauch heraus würde ich sie anhand ihrer Haartracht in die Mitte des 19. Jh einordnen. :kopfkratz:

Hat irgendwer hier eine Idee, wozu sie mal gehörte und wie alt sie ist? Ich bin für jede Idee dankbar.













Grüße
Ölfinger
was ich so treibe

Wiedehopf

Hallo,

aufgrund der vorhandenen 'Verkalkungen, bzw. Gussformrückstände' würde ich vom Gefühl her sagen:

Neuzeitliche, für Floh-und Antikmärkte hergestellte Pseudo-Antiquität in Jugenstilanmutung.
So was wäre damals nie in den Handel gelangt. 

Auf dem letzten Foto wirkt die Skulptur sehr schön, der Rest so na ja, nicht authentisch. Kann mich aber auch irren.

Viele Grüße
Michael   

mike 81

Sich regen bringt Segen

Signalturm

Hallo Mike. Bist du schon 18 Jahre alt. ? Die Bilder sind nicht ganz Jugendfrei. :narr:

Nein Spaß beiseite. Ich sehe alle Bilder
Finderglück ist Finderlohn genug.

Carolus Rex

Hi.

Die Kalkablagerungen könnten für einen Brunnen sprechen.  Wenn ich sehe wie brutal die abgetrennt wurde wurde sie evtl. geklaut.
Google doch mal nach gestohlenen Sachen in Schweden.

Gruß CR
------------Melden macht frei--------------

mike 81

Zitat von: Signalturm in 24. November 2022, 16:10:16
Hallo Mike. Bist du schon 18 Jahre alt. ? Die Bilder sind nicht ganz Jugendfrei. :narr:

Nein Spaß beiseite. Ich sehe alle Bilder

:nixweiss: jetzt sind sie da  :kopfkratz:
Da hat sich wohl mein Tablett vorher verschluckt  :narr:

Beste Grüße
Mike
Sich regen bringt Segen

Carolus Rex

Oder hast du mittlerweile Geburtstag gehabt
:narr: :-D
------------Melden macht frei--------------

Ölfinger

Ich finde schon, daß sie durchaus "wertig" verarbeitet ist. :kopfkratz: Das einzige Detail, was ich schlecht gelungen finde, sind die Füße und Schuhe.
Achso, ich vergaß: aus den Knien kamen mal ca. 2mm dicke Stahldrähte.
Die mineralischen Ablagerungen sehen aus wie Mauermörtel.
An einen Krimi mag ich nicht so recht glauben. Eher einen aufwendigen Gebrauchsgegenstand, der kaputt war und aus dem vor dem Wegwerfen die Figur etwas brutal entnommen wurde. Trotzdem werde ich mit meinem rudimentären Schwedisch mal versuchen, was rauszufinden.
Die Kernfrage ist, was das Ganze im kompletten Zustand für ein Gegenstand war. :glotz:
Grüße
Ölfinger
was ich so treibe

Wiedehopf

ZitatDie Kernfrage ist, was das Ganze im kompletten Zustand für ein Gegenstand war

Bei der von dir angegebenen Höhe von 18 cm könnte ich mir noch vorstellen, dass es der Aufsatz einer Kaminuhr war. Da gibt es die dollsten Dinger im Jugendstil, Historismus und Art-Deco. Für eine Brunnenfigur erscheint mir das etwas zu klein.

Viele Grüße
Michael

Carolus Rex

------------Melden macht frei--------------

Ölfinger

Danke. Durch einen Tipp aus einem anderen Forum sind wir etwas weiter.
Hier: https://www.antikvar.su/index.php?http_id_part=54&http_id_prod=1912 wird eine fast vollständig identische Figur angeboten.
Einziger Unterschied zu meiner ist die Vergoldung und die abgeschnittenen Teile, die bei der angebotenen Figur gar nicht erst vorhanden waren. Wahrscheinlich wurde das Urmodell für verschiedene Skulpturen abgewandelt. :kopfkratz:
Grüße
Ölfinger
was ich so treibe

Wiedehopf

Also nach dem verlinkten Text ist das dann eine erotische Wiener Bronze (ob Original, Replik oder von erotischen Wiener Bronzen inspirierte Neuschöpfung kann ich nicht beurteilen). Wenn Original, dann um 1900.

Viele Grüße
Michael

Übersetzung aus dem Russischen mithilfe eines Online-Programms
ZitatKunshtyuks "/ deutsch. Kunststück/ wurden als lustig bezeichnet, hatten eine verborgene Bedeutung oder ein unerwartetes Geheimnis, Objekte der dekorativen Kunst (meistens Figuren und Schatullen). Erotik und sogar reine Pornografie waren unter solchen Objekten ein separates Thema. Besonders viele davon wurden als feine Wiener Bronzen veröffentlicht. In den weitesten Schichten der männlichen Gesellschaft dieser Zeit waren Kunstyuki mit dem Effekt der "erotischen Überraschung" sehr beliebt als originelles Geschenk, das Individualität und einen besonderen Sinn für Humor betonen konnte. Trotz des nicht ganz anständigen Rahmens der Produkten wurden sie oft als Bürodekorationen und Accessoires verwendet.

Gratian

#12
Wenn ich mal das Augenmerk der Herren weg vom Zentrum des Universums bzw. dem "Ursprung der Welt" auf die Umgebung der Dame lenken darf: Die Frau sitzt in einem Korb wie Ölfinger schon schrieb. Das ist wohl Teil einer eine "erotischen" Deckeldose die beim Abheben des Deckels das "Allerheiligste" preisgibt...so wie die hier:

https://www.invaluable.com/auction-lot/erotische-skulptur-frau-auf-einem-korb-sitzend-2707-c-81c460e801

Wir haben wohl hier eine als Deckeldose gefertigte zweiteilige erotische Bronze einer auf einem Korb sitzenden jungen Frau in weit schwingendem Gewand mit reichem Faltenwurf. So wie es in der Auktion auch angepriesen wurde ohne das letzte Detail zu enthüllen das durch eine brutalen Akt der Zerstörung dem frivolen Betrachter hier preisgegeben wurde  :smoke:  vermutlich sind dem Besitzer der Dose - was für ein Wortspiel - die Synapsen durchgeknallt als er die nicht öffnen konnte...und er hat zum Winkelschleifer gegriffen.

Ob Original des frühen 20. oder Repro des späten 20. Jahrhunderts sei mal dahingestellt...
Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

Alexis

"Das echte Chattaeu in Frankreich" scheint leider ein Märchen zu sein. Ich meine, dass es sich um ein Werk aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts handelt. Die Dame ist der Kunst Art decó sehr ähnlich. Das Werk könnte in Jahren 1900 - 1945 geschaffen werden.
Grüsse
Alexis

Tomcat

Life burns!

Ölfinger

Ja, vielen Dank nochmal.
Inzwischen glaube ich, der Kollege Wiedehopf hat recht und das gute Stück ist ein Ab- bzw. Nachguß.
Die schlecht weggetrennten Stege dürften Steiger sein und ausgerechnet den Popo hat man, ganz entgegen der natürlichen Strömungsrichtung, als Einguß verwendet. Auf den Bildern der Originale findet man sowas nicht.
Bei Gelegenheit bekommt die Dame etwas Zuwendung von mir und wird wohl als Galionsfigur auf meinem nächsten Musikinstrument thronen. Das wird allerdings noch ein Weilchen dauern, weil der Bus erstmal Priorität hat und ich noch jede Menge Teile zusammensammeln muß.  :dumdidum:
Grüße
Ölfinger
was ich so treibe