Moin,
diese Spitze habe ich heute aufgelesen. Sie stammt von einem neolithischen Siedlungsplatz in SH, in der umgebung findet sich aber enorm viel Mesolithikum. Sie ist 3,3 cm lang und komplett kantenretuschiert. Die Basis ist unbearbeitet. Wie genau würdet ihr sie ansprechen?

Eine Art rückengestumpftes Schneidgerät. Als Spitze wird es nicht gedient haben. Gruss..

Guten Morgen, das Teil ist nicht nur rückengestumpft sondern umlaufend retuschiert.Dann ist doch eine Funktion als Messerchen sinnlos.   Es erfüllt doch jegliches Kriterium, oder? Mit 3,3 cm ist es laut Definition 3mm zu groß für einen Mikrolihen. Aber warum sollte es nicht als Spitze gedient haben?viele Grüße, Mathis

Servusle,

ich würde hier den Gedanken an eine Spitze nicht so einfach verwerfen. Aber vielleicht sollten wir die Bestimmung den Leuten überlassen die näher dran sind, regional gesehen.

Kann man bei dir in der Gegend Artefakte der Brommekultur finden, Mathis?

Liebe Grüße Daniel

So wie ich das auf den Bildern sehe, ist eine Seite gestumpft, die andere schneidend ausgeführt. Was immer es ist, ein schönes Artefakt. Gruss...

Zunächst einmal ein ein interessantes Stück - danke für's Zeigen!

Von der Ventralseite wurde es noch nicht abgebildet. Von wo wurde es abgeschlagen?

Nach der ersten Abbildung könnte es abgebrochen sein?

LG

Jan

Aaaalso, es sind, wie gesagt, beide Seiten retuschiert. Für mich ungewöhnlich ist, dass die Retuschen Auf einer Seite von dorsal, auf der anderen von ventral angelegt sind. Deshalb erkennt man auf den Bildern immer nur die eine Seite.  Die Basis ist unversehrt, an der Spitze fehlt ein Stück. Ich stelle nochmal Bilder von der Ventralseite rein, die ich sträflicherweise vergessen habe. 
Ich versuche auch nochmal die Retuschen darzustellen.

Zitat von: RockandRole in 30. Dezember 2016, 13:17:35
Servusle,

ich würde hier den Gedanken an eine Spitze nicht so einfach verwerfen. Aber vielleicht sollten wir die Bestimmung den Leuten überlassen die näher dran sind, regional gesehen.

Kann man bei dir in der Gegend Artefakte der Brommekultur finden, Mathis?

Liebe Grüße Daniel

Die Brommekultur findet sich in der Ecke tatsächlich nicht mehr.

Servus 

Nicht mehr heißt also kann keine Bromme sein? Aber allgemein Federmesser wäre ja noch möglich.
Der
Schlagpunkt liegt hier an der Spitze. Macht man oft um Spitzen an der Spitze zu stabilisieren. Die Klinge ist wohl in einer Hinge-Fracture geendet, wenn ich richtig sehen muss. Da ist also nichts gebrochen, falls das zutrifft.

Eine wechselseitige Retusche meinst du ist das? Hmm glaube Neolithikum können wir defintiv ausschließen 

Greets Daniel 

Ich befinde mich mit dem Fundplatz knapp nördlich von Hamburg in der Alsterniederung. Ich glaube die Verbreitung der Brommekultur endet knapp vorher, oder? Federmesserkultur wäre möglich.
Mmm, wie soll ich`s erklären.... die eine Retusche ist von dorsal gedrückt worden, die andere von ventral.

Ich hab grad mal in einem älteren Thread von mir geschaut, da war auch eine wechselseitig retuschierte "Spitze" gezeigt. Die wurde dann relativ überzeugend in die Bohrerecke geschoben. Gruss...
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,64215.msg398725.html#msg398725

Interessant. Vielen Dank für den Link. Ich habe den praktischen Nutzen dieser wechselseitigen Retusche beim Bohren noch nicht so ganz erfasst.

Na ja, die Schneidkanten zeigen, wie bei heutigen Bohrern auch, in die selbe Drehrichtung. Gruss...

Ich erkenne keinen Bohrer sondern eine gebogene "Rückenspitze" .... wie die kulturell näher eingestuft werden kann wird sich noch zeigen. Schaut man sehr genau hin, ist das eher ein verschossenes und aufgetroffenes Projektil.

Distal (an der Spitze) ist eventuell ein Negativ ausge"schossen" (?), leider vollkommen unscharf im Foto, und der Bruch der Basis passt auch zu einem sog. Aufprallschaden!


Klasse Fundbeleg!  


PS: "umlaufend retuschiert" kann ich nicht erkennen!
Der Schneidenverlauf scheint nicht retuschiert zu sein!

Meine Bitte ist die um ein klares und scharfes Foto der Ventralseite!

Guten Morgen, es juckt mir ziemlich in den Fingern, mich gleich an die neuen Bilder zu machen. Ich würde aber einen mächtigen Ärger mit der Frau kriegen. ☺ So kommen die Bilder erst im nächsten Jahr. Vielen Dank für euer Interesse und kommt gut rüber.

Zitat von: Poseidon1 in 31. Dezember 2016, 10:17:46
Guten Morgen, es juckt mir ziemlich in den Fingern, mich gleich an die neuen Bilder zu machen. Ich würde aber einen mächtigen Ärger mit der Frau kriegen. ☺ So kommen die Bilder erst im nächsten Jahr. Vielen Dank für euer Interesse und kommt gut rüber.

Gute Stimmung ist wichtiger!  


SteinZEIT hat ZEIT!


Dir einen guten Rutsch und weiter so interessante Funde!



Die angehangenen Bilder zeigen den Neufund einer leider rezent stark beschädigten "Rückenspitze" des späten Jungpaläolithikums bis späten Paläolithikums und im Avatar ein spätpaläolithisches "Federmesser", authentische Funde von "Rückenspitzen" an denen Du dich ggf. weiter und näher orientieren könntest.


Am Niederrhein, der Region zwischen Bonn bis zu den Niederlanden sind die Rückenspitzen insgesamt meist deutlich kleinformatiger ausgeführt worden. In den weiter nördlich und nord-östlich gelegenen Landschaften stand viel mehr hoch qualitätsvoller Feuerstein in deutlich größeren Formaten der Rohgesteinstücke zur Verfügung. Dort konnten Rückenspitzen dann auch deutlich größer hergestellt werden. Das Format Deines Fundbelegs passte da prima mit rein.

lG Thomas

Danke euch!!!! Ich werde das Teil mal in Schleswig vorzeigen. Dann gibt es Klarheit. Ich halte jetzt beide Varianten (Bohrer, Spitze) für möglich.