Spitze?

Begonnen von Schabersucher, 08. Oktober 2025, 20:33:54

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Schabersucher

Liebe Leute,
diesen Stein habe ich an der Ostseeküste gefunden (SH). Ein Abschlag nehme ich an, auch wenn auf der Ventralseite keine Schlagbeule vorhanden ist, oder ein bearbeitetes Bruchstück. Auf der Dorsalseite Schlagnegative von proximal nach distal mit Wallnerlinien. Auf beiden Seiten Retuschen, im Bereich der Spitze auf beiden Seiten durchgängig retouchiert. Alle Retuschen von Dorsal nach Ventral. Die Basis ist auch bearbeitet, ich würde schätzen, um es zu schäften oder auf andere Art (eventuell an einem Speer oder einem Pfeil?) zu befestigen.
Was meint Ihr zu diesem Fundstück?
Viele Grüße und vielen Dank für Eure Einschätzungen!
Sven

Schabersucher

... hier kommen noch Details von der Spitze, ich konnte sie im vorherigen Beitrag nicht mehr anhängen...

Jondalar

Hallo Sven,

an ein Projektil glaube ich ob der Unregelmäßigkeit des Stückes nicht, auch wenn die 'eingezogene' Basis dies nahelegen mag...
Viele Grüße

Jondalar
'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)

Schabersucher

Zitat von: Jondalar in 08. Oktober 2025, 21:07:28an ein Projektil glaube ich ob der Unregelmäßigkeit des Stückes nicht, auch wenn die 'eingezogene' Basis dies nahelegen mag...


Hallo Jondalar,

vielen Dank für Deine Einschätzung! Wie hätte das denn im Prinzip funktioniert mit einer "eingezogenen Basis", steckt dann der (hier linke,) längere Teil im Pfeil- oder Speer-Schaft, oder wird eine Spitze eher von außen daran befestigt, zB mit einem Leder- oder sonstigen Band?

Was man hier vielleicht auch noch hervorheben kann, ist die starke Einkerbung auf der linken Seite, oberhalb des Restes vom Kortex. Diese starke Einkerbung reduziert die Breite des Spitzenbereiches so, dass die obersten 25mm so schmal bleiben, wie es sonst nur die obersten 12mm wären...
Wenn kein Projektil, würde das dann vielleicht zB für einen Bohrer sprechen? Oder vermutest Du eher, dass die Bearbeitung missglückt ist (im Sinn von zu unregelmäßig für ein eine Speer- oder Pfeilspitze ) und dass das Stück dann verworfen wurde?

Viele Grüße,
Sven
 

Jondalar

Hallo Sven,

ohne mich hier als Pfeilexperte gerieren zu wollen, wurden symmetrische, neolithische Pfeilspitzen (mit einer eingezogenen Basis) achsial mit Birkenpech eingeklebt. Spätpaläolithische, asymmetrische (und auch Bestandteile der mehrteiligen Pfeilspitzen des Mesolithikums) wurden seitlich eingeklebt. Aber ich schreibe Dir auch hier vermutlich nichts Neues...
An einen Bohrer habe ich auch gedacht, aber soweit möchte ich mich mit meinen beschränkten Kenntnissen nicht aus dem 'Fenster' lehnen...
Viele Grüße

Jondalar
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(Konfuzius)

Schabersucher

Hallo Jondalar,

vielen Dank für Deine Kommentare! Nein, ich kenne mich mit Pfeilspitzen leider überhaupt nicht aus. Was ich bisher in meiner Sammlung für Pfeilspitzen hielt, ist wohl hauptsächlich Schlagabfall (dünne, symmetrische Abschläge). Als ich die alle erstmal wegsortiert habe, sind solche Stücke wie dieses hier übrig geblieben, fast alle eher unsymmetrisch, aber immerhin mehr oder weniger stark retouchiert. Ich habe mir ja auch den Floss "Steinartefakte" zugelegt, weil ich dachte, damit wäre ich gleich schlauer, aber ich muss jetzt zugeben, dass dieses Buch für mich nicht so leicht zu lesen bzw auf meine Steine zu übertragen ist... (dem Hinweis, selbst zu lernen wie man Steine schlägt, den ich hier im Forum bekommen habe, sollte ich jedenfalls auch folgen!)
Jedenfalls, der Stein, den ich hier vorstelle, ist ja ziemlich groß. Ein seitliches Einkleben in einen Pfeil scheint mir intuitiv auch erstmal nicht so praktisch. Deshalb kann ich gut verstehen, dass du den Vorschlag einer Pfeilspitze eher kritisch siehst. Irgendwo hatte ich gelesen, dass Spitzen auch auf Pfeile oder Speere gebunden worden sein könnten, aber ich finde das Zitat dazu leider nicht mehr...

Vielen Dank also auf jeden Fall für alle Hinweise!
Sven

Jondalar

Hallo Sven,

mach' Dir keinen Stress. Du scheinst mir 'infiziert' zu sein und da lernt man dann automatisch nach und nach immer dazu... Einige der Forumsmitglieder suchen und sammeln, so habe ich als 'Flintartefakt-Novize' ja mittlerweile mitbekommen, seit Jahrzehnten... Die Erfahrungen und das Wissen lässt sich nicht in ein paar Wochen erwerben...   ;)

Anbei zwei Fotos aus dem Bomann-Museum Celle, wo man rekonstruierte Pfeile sehen kann.

Startseite / Bomann-Museum Celle

Und wenn man genau hinschaut kann man auch die teilweise 'Umwicklung' unterhalb des Projektils erkennen. Daneben die Beschreibung der Pfeilarten, Nummerierung von links nach rechts..
Viele Grüße

Jondalar
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(Konfuzius)

Jondalar

Ach... da fällt mir noch ein, ich habe bei der in diesem Beitrag

https://sucherforum.de/experimentelle-archaologie/begegnung-mit-einen-der-besten-seiner-zunft/

erwähnten Begegnung auch noch die Pfeilrekonstruktionen abgelichtet, ein wenig unscharf...
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Nanoflitter

#8
Nicht, das ich das oben gezeigte Ding für eine Pfeilspitze halte, dafür fehlt übrigens auch eine genaue Darstellung der "Basis" im eingezogenen Bereich, aber es gibt durchaus solche unregelmäßigen Teile im neolithischen. Der Archfraser hatte vor Jahren mal welche gezeigt, vielleicht kann ich die noch aufstöbern. LG

Da ist schon mal eine, gab aber noch schlimmere.
https://sucherforum.de/steinartefakte/bandkeramische-pfeilspitze-48845/