Sicheleinsatz aus wirklich minderwertigem Material

Begonnen von Furchenhäschen, 14. Mai 2017, 18:11:50

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Furchenhäschen

Hallo,
die gestrige Feldbegehung erbrachte diesen späten, evtl. bronzezeitlichen Sicheleinsatz.
Fundort ist Oberbayern, also unweit den bekannten Hornsteinabbaugebieten des Jura.
Umso mehr verwundert es das für einen Sicheleinsatz ein dermaßen minderwertiger Hornstein verwendet wurde
wo doch deutlich besseres Material unweit jederzeit zu bekommen war.

Gruß
Peter

palaeo1

#1
Das ist einfach zu erklären ! Nicht jeder war in der Lage sich die guten Ressourcen zugänglich zu machen. Und wenn das gute eingehandelte Material verbraucht war, wurde auf die weniger guten Ressourcen zurückgegriffen. Ein gleiches Bild gibt es in der TBK des niedersächsischen Tieflandes. Nur 100 km nördlich von Siedlungen haben wir an der Küste beste Vorkommen an Flint. Aber in den Siedlungen finden wir Beile, die nur noch der Funktionsform entsprechen, aber weitab jeder Typologie liegen. Das intentionelle Problem liegt darin, dass wir mit den einschlägigen Publikationen (Hahn/Floss) nur die Idealtypologie vermittelt bekommen. Die Realität liegt weit außerhalb.

Gruß0
palaeo1

Furchenhäschen

Zitat von: palaeo1 in 14. Mai 2017, 18:26:24
Das ist einfach zu erklären ! Nicht jeder war in der Lage sich die guten Ressourcen zugänglich zu machen. Und wenn das gute eingehandelte Material verbraucht war, wurde auf die weniger guten Ressourcen zurückgegriffen. Ein gleiches Bild gibt es in der TBK des niedersächsischen Tieflandes. Nur 100 km nördlich von Siedlungen haben wir an der Küste beste Vorkommen an Flint. Aber in den Siedlungen finden wir Beile, die nur noch der Funktionsform entsprechen, aber weitab jeder Typologie liegen. Das intentionelle Problem liegt darin, dass wir mit den einschlägigen Publikationen (Hahn/Floss) nur die Idealtypologie vermittelt bekommen. Die Realität liegt weit außerhalb.

Gruß0
palaeo1
das Gefühl habe ich langsam auch,
wenn man die "ausgefallenen" Stücke mal genauer unter die Lupe nimmt und sich etwas vom Ideal entfernt.

Grüße
Peter :winke:

thovalo



Das zeigt sich auch auf dem von mir beobachteten Fundgelände. Es wurden im späten Neolithikum zuletzt auch die großformatigen älteren Gerätschaften aufgearbeitet deren man auf dem Fundareal habhaft werden konnte.

Die Feuersteinbeilklingen wurden als Rohmaterialbarren zerlegt und aus dne Zerlegungsprodukten wieder Gerätschaften gefertigt.


Knappe Recourcen und rationales Agieren führten zu einem Werkstoffkreislauf und zur Verwertung eher nicht so qualitätsvoiller Materialien!


Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.