Seltsamer Kernstein???

Begonnen von Steinkopf, 01. Juni 2024, 08:49:52

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Steinkopf

Hallo,

Bei meinen ersten Suchgang auf einem unergiebigen Feldhob ich ein mir rätselhaftes Teil auf:

Feuerstein, sehr reines Material, Maße: 45 x 35 x 20 mm;
            kein Cortex, Rückseite mit älterer, leicht patinierter Spaltfläche;

Von zwei gegenüberliegenden Schlagflächen wurde jeweils ein Abschlag 'gedrückt',
                            mit starken Wallnerlinien.

Beide Schlagpunkte splittrig gebrochen, Lücke in der Schlagfächenkante

Es sieht mir irgendwie modern und nicht alt aus.
Artefakt oder Farming-fakt?

LG
Jan

Schuhnagel 2

Hallo Jan

Die hohe Qualität des Silex müsste sich wohl in der Qualität der Negative spiegeln, was hier eher nicht der Fall ist.

Viele Grüsse

Ulrich
Westliche Voralpen, Simmental

Nanoflitter

Das Ding ist auf einem "Amboss" brachial zertrümmert worden, oder halt in einen Mähdrescher geraten. (So gegenläufige Negative gibts z.B. auf Amboss.) Mehr kann ich nicht sagen. Gruss..

hargo

#3
Hallo,
ich halte es für von vielleicht (ca.) 2000 m Gletschereis (Dicke) gedrückt.
Also, ein Geofakt.

mg

Sprotte

Hallo, ob Geofakt oder nicht, ist schwer zu entscheiden. Hierbei ist nämlich auch zu beachten, dass zu manchen Zeiten der Flint teils nur einfach zertrümmert wurde (wie z.B. in der Einzelgrabkultur) und die besten Stücke dann weiterverarbeitet worden sind. Anderseits wurden von Spezialisten auch immer "schöne" Beile, Dolche, Pfeilspitzen usw. angefertigt.

Viele Grüße, Sprotte

Schuhnagel 2

Hallo
Wie ich inzwischen kapiert habe, ist eine intentionale Bearbeitung nachweisbar, wenn das Objekt bestimmte Anforderungen erfüllt und sich bestenfalls typologisch einordnen lässt.
Ein negativer Nachweis wird hingegen nicht möglich sein und es scheint sinnlos, dies überhaupt zu versuchen. Es gibt bei solchen Funden wie dem, der hier diskutiert wird, also bloss die zwei Kategorien: a) intentional und b) weissnicht.
Na ja, ich habe hier schon einige zweifelhafte Stücke gezeigt, wobei der Fundzusammenhang eine Intention immerhin vermuten lässt. Die Frage ist: ist bei Jans Fund ein solcher Zusammenhang event. gegeben?
Viele Grüsse
Ulrich
Westliche Voralpen, Simmental

Steinkopf

#6
Hallo,

Jetzt zu diesem untypischen Fund:

Zitat Ulrich:
"Die hohe Qualität des Silex müsste sich wohl in der Qualität der Negative spiegeln,
was hier eher nicht der Fall ist."
 
Die wellige Struktur auf der 'Abbaufläche' sind vom Bruch zu den Seiten ausgehende "Wallnerlinien",
die sich auf diesem feinen Flint besonders deutlich abzeichnen.


@ hargo
Durch den Transport der Saaleeiszeit hat es natürlich einen Hintergrund als Geofakt.
Die am Bruch fragilen Reste müssen später entstanden sein. Sie wären verrundet worden.


Zitat Sprotte:
"Hallo, ob Geofakt oder nicht, ist schwer zu entscheiden. Hierbei ist nämlich auch zu beachten, dass zu manchen Zeiten der Flint teils nur einfach zertrümmert wurde (wie z.B. in der Einzelgrabkultur) und die besten Stücke dann weiterverarbeitet worden sind. Anderseits wurden von Spezialisten auch immer "schöne" Beile, Dolche, Pfeilspitzen usw. angefertigt."

So ähnlich hat es ein zuständiger Archäologe mir heute bestätigt. wobei er die Bronzezeit nannte.
Danke für Deine Einschätzung!


Zitat Nanoflitter:

"Das Ding ist auf einem "Amboss" brachial zertrümmert worden, oder halt in einen Mähdrescher geraten.
(So gegenläufige Negative gibts z.B. auf Amboss.)"

Danke für diesen Hinweis. Dieses gleichzeitige bipolare Abdrücken hatte ich vorher noch nicht gesehen.
Auch wenn die Ursache offen bleibt, ist es mir ein interessantes Stück gewesen.

Steine zu lesen kann interessanter sein, als eindeutige Stücke einzutüten.

Merci

Jan





Wiesenläufer

Moin Jan,

ist zwar schon ein Weilchen her, MIR GEFÄLLT ER ABER IRGENDWIE AUCH NICHT.
Aber, ich gehe oft auf dem Feld nach Gefühl.  :schaem:

Liebe Grüße

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Steinkopf

Moin Gabi,

mir gefällt auch so manches nicht - aber dieser Stein war nun mal ein FAKT.

Mit gleich zwei Bulbusnegativen und kräftigen Wallnerlinien hat er mich herausgefordert.

Schön, dass Du wieder Funde einstellst!

LG
Jan

Nanoflitter

So einfach ist das gar nicht, mit dem Amboss, hab ich festgestellt.  :schaem:
Je nachdem, wie das Stück aufgelegt ist, auch abhängig vom Material des Amboss, wird die Schlagenergie komplett reflektiert, und die Wallnerlinien laufen entgegen der Schlagrichtung. Das kam sehr häufig bei meinem kleinen Versuch vor. Wird wohl so manches Weltbild einstürzen. :-D Gegenläufige Wallnerlinien hab ich nicht erzeugen können, nur, wenn ich den Stein mal gedreht hab, also mit 2 Schlägen. Mit einem Schlag ist das sicher grosser Zufall. Gruss..