Klingenfragment mit Stielretusche?

Begonnen von Steinkopf, 13. Februar 2025, 18:16:42

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Steinkopf

Moin,

Vor längerer Zeit hab ich an einem Fundplatz nahe der Ostsee einige Klingen gefunden.

Ein Klingenfragment fiel mir dabei auf, da es am Proximalende beidseitig durch Retuschen verjüngt war.
Eine Ähnlichkeit, die mich an die von Neos gezeigten 'gestielten Klinge' denken ließ:
https://sucherforum.de/steinartefakte/ungewohnliches-gerat-eine-gestielte-klinge/.

Küstenbereiche der Ostsee sind durch Gletschereisschmelze zeitweise unter Salzwasser gewesen
und später durch tektonische Landhebung dann wieder Festland geworden.
Eine Dynamik, die es im Binnenland so nicht gegeben hat und die Erkundung der
Vorzeit noch einmal besonders interessant macht.
Zumal das Mesolithikum im Ostseeraum besonders von Küstenkulturen geprägt war.

Fundstücke, die lange  Salzwasser und Sonne ausgesetzt waren,
wurden äußerlich in ihrer Stuktur porös und wirken dadurch weiß patiniert.

Auf dem dritten Foto ist dieser innere Kern der Klinge sowie die hell patinierte äußere Schicht zu erkennen.

LG
Jan

Neos

Moin, Jan,

was für eine wundervoll patinierte Klinge! Ich liebe diese Patina!!! Einfach klasse! :super:

Es hat den Anschein, als sei die Klinge beidseitig lateral retuschiert. Ist das so? Und aus welcher Fundgegend stammt das Stück?

Viele Grüße

Frank

Danske

Moin Jan,

ein interessanter Fund, den du uns zeigst.

Es könnte durchaus sein, dass die Lateralen der Klinge zum Zwecke der besseren Handhabung oder der Schäftung beidseitig retuschiert wurden, auf einer Länge von etwa 4 cm, also bis zur Stelle, an der die Klinge breiter wird (Klinge mit Schaftretusche).

Leider ist die Klinge rezent gebrochen, so dass eine gesicherte Ansprache schwierig ist. Weist auch eine Laterale, wie auf dem letzten Foto links unten erkennbar, eine rezente Beschädigung auf? :glotz:

Auf jeden Fall ein schöner Fundbeleg, die Patina ist wirklich toll. :super:

LG
Holger
Ignoramus, ignorabimus.

hargo

Moin,

die vermeintliche Annahme einer Schaftretusche an diesem Stück basiert vermutlich auf ...647.jpg
Die Schaftretusche ist allerdings auf allen anderen Fotos nicht erkennbar.
Da bedarf es m. E. noch einer Ergänzung.

mfg

Steinkopf

#4
moin hargo,

es erstaunt mich nicht, wenn der Begriff 'Schaftretusche' Erwartungen weckt, die wir z. B. bei
Messern aus Solinger Stahl kennen. Insofern ist es problematisch, diesen Begriff auf den
ungleich spröderen Feuerstein anzuwenden. Schwachstellen im Flint würden zu leicht brechen.

Bei dem von Dir genannten Foto (...647.jpg) sind - schon perspektivisch - die Retuschen kaum erkennbar.
Diese ist von der Ventralseite ausgeführt und ist auf den entsprechenden Bildern ...640, ...646 und ...650
besser zu sehen.

Eine umfängliche Diskussion dieser 'Messer mit Schaftretusche' mit Literaturangaben ist im
oben erwähnten Beitrag von Neos zu finden.
Der link zu diesem Thema befindet sich in meinem Eingangsbeitrag (oben).

In den deutschspachigen Typologien sind Besonderheiten des Nordens oft unterrepräsentiert -
um es euphemisch zu sagen. Vielleicht verhindert die Erdkrümmung den Blick - oder
Frankreich hat einfach das  bessere Klima für Ausgrabungen.

In 'FLINT' von Peter Vang P. ist ein solches Teil auch im Kontext einer Ausgrabung abgebildet.

LG
Jan






hargo

Moin,

das klingt überzeuged.
Dann halte ich mich mal zurück.

mfg

Steinkopf

#6
Moin Frank, Moin Holger

danke fürs genaue Hinschauen.
Ja, ein kurzes Stück am proximalen Ende ist beidseitig retuschiert.
Auf einer Seite ist ein schmales Stück rezent beschädigt. Die andersfarbige Patinierung läßt es sichtbar werden.
Das Fundstück stammt aus der Region um Horsens.

Holgers Anmerkung:
"Leider ist die Klinge rezent gebrochen, so dass eine gesicherte Ansprache schwierig ist."
 kann ich nur hinzufügen, daß sie dadurch die aktuellen Vorgaben für das Führen  eines Messers erfüllt"
(Scherz)
Weiterhin gut Fund!

LG
Jan