Halbe Flintknolle. Kern oder Geofakt?

Begonnen von Persephone, 09. Februar 2025, 17:36:06

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Persephone

... aus dem Norden Niedersachsens.

6cm lang
4,5cm breit und
3cm hoch

Mir ist dieses Stück ein Rätsel. Der Fundzusammenhang ist ein mehrphasiger Platz.
Ist das ein Geofakt?
Falls es sich um den Abbau von Abschlägen handelt, was der Stein vorgaukelt, was ist das für eine Methode?

 :winke: Persephone

Wiedehopf

Hallo Persephone,

das hat schon eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Levallois-Schildkern. Zumal ich keine Anhaltspunkte für Frostabplatzer erkenne.

https://stonetoolsmuseum.com/artefact/europe/levallois-flake/2383/

Aber ob das für deinen Fundort zutrifft ? Wer weiss, es wurde in den letzten Jahren schon häufiger über 'Neandertaler des Nordens' berichtet.

Viele Grüße
Michael

Persephone

Moin Michael,

ich wollte mich nicht so weit aus dem Fenster lehnen. Aber ja, das ist auch meine Assoziation :glotz:

Danke für den link. Den werde ich mir in Ruhe durchlesen

 :winke: Persephone

RockandRole

Morsche,

zum Glück hab ich Rückenschmerzen und darf schon wach sein  :dumdidum:  Michel zeigt einen Levallois-Abschlag mit zentripetaler Kernpräparation für diesen zentralen Abschlag. Man sieht also nur das Ergebnis und nicht, wie es dazu geführt hat.

Der Unterschied zu dem vorgestellten Stück ist es, das es für die Abschläge? gar keine Schlagflächenpräparation und Kontrolle der Winkel gibt. Und zwar auf der Seite mit der Rinde. Das wäre bei einem L-Kern anders und wird ja häufig sehr akkurat und akribisch ausgeführt.

Nach meinem jetzigen Wissensstand würde ich einen L-Kern ausschließen, habe aber auch keine vernünftige Erklärung für die Entstehung des Fundstücks.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Steinkopf

#4
Moin in die Runde,

Meinen Glückwunsch zu diesem Fundstück!

Es ist ein diskoid abgebauter Kern - kommt sporadisch vor.
Hat etwas von Levallois-Technik, da vom Rand zur Mitte abgebaut wurde.

Bei Sucherforum / Steinartefakte habe ich früher mal zwei Beispiele eingestellt,
die auch als diskoider Kern bei der zuständigen Archäologie registriert wurden.
Schwer zu datieren -  meso oder neolitisch.

LG
Jan

PS:  Der Beitrag gehört in die Rubrik 'STEINARTEFAKTE' verschoben

RockandRole

Der Einschätzung von Jan würde ich mich anschließen  :winke:
gefährliches Drittelwissen

Persephone

Zitat von: RockandRole in 10. Februar 2025, 06:01:43Ich guck jetzt, ob ich das mit dem Zitieren hinbekomme:

Morsche,

zum Glück hab ich Rückenschmerzen und darf schon wach sein  :dumdidum:  Du Glücklicher :narr:

Michel zeigt einen Levallois-Abschlag mit zentripetaler Kernpräparation für diesen zentralen Abschlag. Man sieht also nur das Ergebnis und nicht, wie es dazu geführt hat.

Der Unterschied zu dem vorgestellten Stück ist es, das es für die Abschläge? gar keine Schlagflächenpräparation und Kontrolle der Winkel gibt. Und zwar auf der Seite mit der Rinde. Das wäre bei einem L-Kern anders und wird ja häufig sehr akkurat und akribisch ausgeführt.

Ja, ich kann mir die Bearbeitung nicht wirklich vorstellen wegen der fehlenden Schlagfläche

Nach meinem jetzigen Wissensstand würde ich einen L-Kern ausschließen, habe aber auch keine vernünftige Erklärung für die Entstehung des Fundstücks.

Liebe Grüße Daniel

Danke Daniel, nit der Erklärung kann ich einiges anfangen!

Persephone

Zitat von: Steinkopf in 10. Februar 2025, 08:17:45Moin in die Runde,

Meinen Glückwunsch zu diesem Fundstück!

Ja, das ist schon hübsch und magisch :-)

Es ist ein diskoid abgebauter Kern - kommt sporadisch vor.
Hat etwas von Levallois-Technik, da vom Rand zur Mitte abgebaut wurde.

Aber zu welchem Zweck hat man auf diese alte Technik (die es ja anscheinend gar nicht ist) zurückgegriffen?

Bei Sucherforum / Steinartefakte habe ich früher mal zwei Beispiele eingestellt,
die auch als diskoider Kern bei der zuständigen Archäologie registriert wurden.
Schwer zu datieren -  meso oder neolitisch.

Meso würde wohl anhand des Zusammenhangs eher hinkommen. Deine Beispiele werde ich hier einmal raussuchen.
Danke für dein feedback; spannend!


LG
Jan

PS:  Der Beitrag gehört in die Rubrik 'STEINARTEFAKTE' verschoben

Danske

Hallo zusammen,

für das eigene Verständnis:
Es handelt sich also um einen diskoiden Kern mit einer bevorzugten Abbaufläche. Für einen Levalloiskern fehlt die Präparation der Schlagfläche durch Retuschierung einer Kante.

Das würde heißen, dass man aus diesem Kern nach Präparation einer Schlagfläche einen Levalloiskern machen könnte??

Ein sehr schöner Fund, Persephone, Glückwunsch :Danke2:

LG
Holger 
Ignoramus, ignorabimus.

Persephone

Vielen lieben Dank Holger :Danke2:

Vielleicht gibt es ja noch jemanden, der eine Erklärung für diesen unweit strapaziöseren Abbau eines Kerns hat?!

 :winke: Persephone

Steinkopf

Hi Persephone,

Du fragst nach "eine(r) Erklärung für diesen unweit strapaziöseren Abbau eines Kerns...":

Abschläge, Klingen etc. gelingen wenn es eine Schlagfläche und einen geeigneten Abbauwinkel gibt.
Normalerweise wird so etwas sorgsam präpariert. Bei dieser Disco-Vorlage ist dies mehr oder weniger
vorgegeben.

Der Meister wird dafür ein feines Äuglein gehabt haben - für die kurzen klingenartigen
war das bei diesem 'Discus' eine Steilvorlage.
Eine Kenntnis der sehr viel älteren Levallois-Technik war dafür nicht vonnöten.
Anders als beim Mitspielen im Sucherforum (Scherz).

LG
Jan

Persephone

Moin Jan,

Also, der Meister hatte einen Plan, sah diese Knolle und ihm war klar, dass sie genau den Zweck erfüllte, den er im Sinn hatte, nämlich kurze und klingenartige Abschläge zu produzieren.
Stimmt das soweit?
Dann wundert mich nur, dass es so sporadisch, wie du geschrieben hast, den Anlass gab, eben diese Technik auszuüben.
Und das Mitspielen im Sucherforum ist erfreulicherweise äußerst niedrigschwellig :narr:

 :winke: Persephone

RockandRole

Zitat von: Danske in 10. Februar 2025, 17:20:55Hallo zusammen,

für das eigene Verständnis:
Es handelt sich also um einen diskoiden Kern mit einer bevorzugten Abbaufläche. Für einen Levalloiskern fehlt die Präparation der Schlagfläche durch Retuschierung einer Kante.

Das würde heißen, dass man aus diesem Kern nach Präparation einer Schlagfläche einen Levalloiskern machen könnte??

Ein sehr schöner Fund, Persephone, Glückwunsch :Danke2:

LG
Holger


Ja, eine bevorzugte Anbaufläche. Das Levallois-Konzept und Diskoide-Konzept sind ja voneinander klar abgegrenzt. Das kann man meiner Meinung nach nicht vermischen. Abgegrenzt und teilweise ja in gewissen Schritten ähnlich. Äh, wisst ihr wie ich meine?  :friede:
gefährliches Drittelwissen

thovalo



Guten Morgen!

Ich halte dieses Stück für kein nach Bildern sicher einzuschätzendes tatsächliches Artefakt. In flintreichen Regionen kommen solche Stücke mit Anmutungen von Kernsteinen immer wieder mit vor. Es wäre ideal, wenn mal ein Archäologe, der sich mit dere Steinzeit der Fundregion auskennt, diesen Fundbeleg ansieht.


lG Thomas  :winke: 
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Danske

Hallo Thomas,

das Stück weist nach meiner Einschätzung mehrere deutliche Schlagpunkte auf. Ich denke nicht, dass die in dieser Anzahl und Anordnung durch natürliche mechanische Prozesse entstehen können?

LG
Holger
Ignoramus, ignorabimus.

Persephone

Hallo zusammen, schön, dass sich hier noch eine Diskussion entspinnt :-)

Thomas, das Stück kommt aus einer äußerst flintarmen Umgebung.

 :winke: Persephone

Neos

Hallo, Persephone,

ein spannendes Stück stellst du uns hier vor!  :super:

In Schleswig-Holstein kenne ich Kerne dieser Art – so deiner denn einer sein sollte – ausschließlich aus endneolithisch/bronzezeitlichen Äckern: Schrundelig und wenig bis (meist) gar nicht präpariert. Ob es sich hier wirklich um einen Kern handelt? Leichte Zweifel habe ich, da bin ich ehrlich. Sicher kann das – wie Thomas schon schreibt – wohl nur ein fachlich versierter Archäologe beurteilen. Dass du dieses Stück jedoch in einer, wie du schreibst, flintarmen Gegend gefunden hast, macht es dann noch mal spannender.

Solltest du mal die Gelegenheit haben, das Stück vorzustellen, dann lass uns gerne am Ergebnis der Beurteilung teilhaben, wenn du magst.

Viele Grüße

Frank

StoneMan

Moin,

@ Persephone,

hast Du bitte mal ein, zwei Seitenansichten von dem Fund?

Danke im Voraus

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Persephone

Zitat von: Neos in 11. Februar 2025, 19:59:58Hallo, Persephone,

ein spannendes Stück stellst du uns hier vor!  :super:

Dankle für die  :Danke2:

In Schleswig-Holstein kenne ich Kerne dieser Art – so deiner denn einer sein sollte – ausschließlich aus endneolithisch/bronzezeitlichen Äckern: Schrundelig und wenig bis (meist) gar nicht präpariert. Ob es sich hier wirklich um einen Kern handelt? Leichte Zweifel habe ich, da bin ich ehrlich. Sicher kann das – wie Thomas schon schreibt – wohl nur ein fachlich versierter Archäologe beurteilen. Dass du dieses Stück jedoch in einer, wie du schreibst, flintarmen Gegend gefunden hast, macht es dann noch mal spannender.

Spannend. SH ist ja immer "etwas anders", da man zumeist eine Fülle von Flint anfindet. Selbst an flintarmen Plätzen war es einfach, welchen dorthin zu verbringen.

Ja, es ist nicht final geklärt, aber ich denke, die Indizienlage geht Richtung Artefakt.
Sobald ich feedback zu dem Stück habe, werde ich es mitteilen


Nach wie vor haeb ich eine Frage: Warum wurde diese Methode partiell angewendet? Wo ist der Gewinn im Vergleich zum Otto-Normal-Abbau?

Solltest du mal die Gelegenheit haben, das Stück vorzustellen, dann lass uns gerne am Ergebnis der Beurteilung teilhaben, wenn du magst.

Viele Grüße

Frank

Viele Grüße zurück :winke:

Persephone

Moin Jürgen,

hier die hoffentlich hilfreichen Bilder

 :winke: Persephone

Nanoflitter

Das Ding ist wohl auch aus einem Frostsprung gemacht, die "Wallnerlinien" auf dem einen Bild gehen von innen nach außen, auch schön Kreisförmig. Gruss..

StoneMan

Moin,

@ Persephone,

Danke für den Nachtrag. Meine Befürchtungen, dass ich dadurch noch mehr verunsichert bin, sind bestätigt.
Das heißt aber gar nichts - wenn es in die Richtung "Levallois-Technik" geht - bin ich weitestgehend raus.
Nur so habe ich mir das bei einem "Levallois-Kern" nicht vorgestellt.

Leider kann ich Dir nicht weiterhelfen.

@ Nanoflitter,

ich sehe, was Du auf Bild 20250212_160025 meinst, das könnte aber auch im Stein selbst
liegen - eine Art Bänderung.  :nixweiss:

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

hargo

Moin,

schwierig, bin auch raus.

mfg

Steinkopf

#23
Moin Persephone,

Deine Angabe: "..das Stück kommt aus einer äußerst flintarmen Umgebung."

Da wird dann jeder verfügbare Fitzel genommen um scharfkantige Abschläge zu gewinnen.

Soweit zur "Frage: Warum wurde diese Methode partiell angewendet? Wo ist der Gewinn im Vergleich zum Otto-Normal-Abbau?

Resteverwertung im Rahmen des verfügbaren Materials. Mangels Masse konnte hier nichts Anspruchsvolles präpariert werden.

LG
Jan

Persephone

Zitat von: StoneMan in 12. Februar 2025, 20:54:19Moin,

@ Persephone,

Danke für den Nachtrag. Meine Befürchtungen, dass ich dadurch noch mehr verunsichert bin, sind bestätigt.
Das heißt aber gar nichts - wenn es in die Richtung "Levallois-Technik" geht - bin ich weitestgehend raus.
Nur so habe ich mir das bei einem "Levallois-Kern" nicht vorgestellt.

Danke für deine Einschätzung Jürgen. Levallois kann man wohl ausschließen

Leider kann ich Dir nicht weiterhelfen.

@ Nanoflitter,

ich sehe, was Du auf Bild 20250212_160025 meinst, das könnte aber auch im Stein selbst
liegen - eine Art Bänderung.  :nixweiss:

Es handelt sich hier um eine Art Bänderung

Gruß

Jürgen

 :winke: Persephone



Persephone

Zitat von: Steinkopf in 13. Februar 2025, 07:52:37Moin Persephone,

Deine Angabe: "..das Stück kommt aus einer äußerst flintarmen Umgebung."

Da wird dann jeder verfügbare Fitzel genommen um scharfkantige Abschläge zu gewinnen.

Soweit zur "Frage: Warum wurde diese Methode partiell angewendet? Wo ist der Gewinn im Vergleich zum Otto-Normal-Abbau?

Resteverwertung im Rahmen des verfügbaren Materials. Mangels Masse konnte hier nichts Anspruchsvolles präpariert werden.

LG
Jan

Moin Jan,

danke für deine Einschätzung. Meine Frage bezieht sich auf die Abbaumethode.
Du meinst, diese Knolle konnte nur/einfacher diskoid abgebaut werden?
Mir erschließt sich das nicht. Man hätte die Knoille doch auch köpfen und Klingen abbauen können?

 :winke: Persephone


Steinkopf

Leider kannst dem Flintknapper diesen Vorschlag nicht mehr machen.

LG
Jan