Kleiner Kern

Begonnen von Schabersucher, 15. September 2025, 22:40:41

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Schabersucher

Liebe Leute,

hier kommt ein kleiner Kern (?) für kleine Klingen (?). Eine Seite ist teilweise retouchiert, im dritten Teil-Bild rechte Kante, untere Hälfte. Fundort: Ostsee-Strand, SH.

Viele Grüße

Nanoflitter

Bin auch hier am zweifeln, kein richtiger Abschlag, auch kein Kern. Was sollte jemand mit sowas anfangen, wenn ich die krumme "Schlagbahn" an der Kante betrachte? Eher Geröllprodukt. Übrigens wird archäologisch genau anders geklappt wie technisch...musste mich da auch stark umgewöhnen. :zwinker: LG

Schabersucher

Hallo Nanoflitter,

vielen Dank!
Zitat von: Nanoflitter in 15. September 2025, 23:33:45Übrigens wird archäologisch genau anders geklappt wie technisch...musste mich da auch stark umgewöhnen. :zwinker:
OK, gut zu wissen! Ich hatte irgendwo gelesen, dass in der Archäologie beide Konventionen benutzt werden. Und da habe ich die genommen, an die ich mich im Job mal gewöhnt habe...

Zitat von: Nanoflitter in 15. September 2025, 23:33:45Bin auch hier am zweifeln, kein richtiger Abschlag, auch kein Kern. Was sollte jemand mit sowas anfangen, wenn ich die krumme "Schlagbahn" an der Kante betrachte? Eher Geröllprodukt.
Es sind sieben Facetten, die sich vom Basal bis Terminal ziehen, sowie zwei kleinere, die auch so ausgerichtet sind. Das kommt mir nicht so geröllartig vor... die Schlagfläche ist durch eine Retusche reduziert, was ja dafür sprechen würde, dass der Kern noch eine Funktion bekommen hat. Benutzen könnte man ihn als "Cutter", er ist dank der Retuschen an der Kante, auf die man in der zweiten Ansicht schaut, immer noch schön scharf. Die "krumme Kante" liegt ja der retuschierten Kante gegenüber, sollte eigentlich nicht stören. Die meisten Kerne, die ich sonst finde (oder was ich dafür halte), sind nicht so schön ästhetisch mandelförmig. Dass sich der oder diejenige, die diesen superschönen  :-D  Kern (wenn es einer ist) produziert hat, nicht von ihm trennen wollte, und ihn noch weiterverwendet hat, könnte ich jedenfalls gut verstehen.

Leider geht durch das Zusammenfügen von Bildern in einer Collage und den folgenden Export als .jpg etwas Auflösung verloren. Ich lade dann meistens .jpg Bilder mit bis zu 5MB Größe hoch. Das Bild, was dann hier im Forum angezeigt wird, hat aber zB in diesem Fall nur noch eine Größe von 0.08 MB. Dabei geht leider nochmal sehr viel Auflösung verloren. Vielleicht lade ich als nächstes lieber Einzelbilder von Details hoch?

Viele Grüße,
Sven

Wiedehopf

ZitatEs sind sieben Facetten, die sich vom Basal bis Terminal ziehen, sowie zwei kleinere, die auch so ausgerichtet sind. Das kommt mir nicht so geröllartig vor.

Moin Sven,

das ist auch kein abgerolltes Stück sondern wahrscheinlich durch Gletscherdruck- und Bewegung entstanden. Petersen zeigt solche Pseudoartefakte aus dem Norden in seinem Buch Flint fra Danmarks Oldtid (Moräneknust stk.)

Viele Grüße
Michael

Nanoflitter

Zitat von: Schabersucher in 16. September 2025, 10:24:16Hallo Nanoflitter,

vielen Dank!OK, gut zu wissen! Ich hatte irgendwo gelesen, dass in der Archäologie beide Konventionen benutzt werden. Und da habe ich die genommen, an die ich mich im Job mal gewöhnt habe...
Es sind sieben Facetten, die sich vom Basal bis Terminal ziehen, sowie zwei kleinere, die auch so ausgerichtet sind. Das kommt mir nicht so geröllartig vor... die Schlagfläche ist durch eine Retusche reduziert, was ja dafür sprechen würde, dass der Kern noch eine Funktion bekommen hat. Benutzen könnte man ihn als "Cutter", er ist dank der Retuschen an der Kante, auf die man in der zweiten Ansicht schaut, immer noch schön scharf. Die "krumme Kante" liegt ja der retuschierten Kante gegenüber, sollte eigentlich nicht stören. Die meisten Kerne, die ich sonst finde (oder was ich dafür halte), sind nicht so schön ästhetisch mandelförmig. Dass sich der oder diejenige, die diesen superschönen  :-D  Kern (wenn es einer ist) produziert hat, nicht von ihm trennen wollte, und ihn noch weiterverwendet hat, könnte ich jedenfalls gut verstehen.

Leider geht durch das Zusammenfügen von Bildern in einer Collage und den folgenden Export als .jpg etwas Auflösung verloren. Ich lade dann meistens .jpg Bilder mit bis zu 5MB Größe hoch. Das Bild, was dann hier im Forum angezeigt wird, hat aber zB in diesem Fall nur noch eine Größe von 0.08 MB. Dabei geht leider nochmal sehr viel Auflösung verloren. Vielleicht lade ich als nächstes lieber Einzelbilder von Details hoch?

Viele Grüße,
Sven

Ja, Einzelbilder, möglichst in arch. Klappreihenfolge sind die bessere Wahl. Evtl. im Dateinamen beschriften. Als Zusammenfassung sind deine Bilder aber ok und können auch dann noch ihren Platz finden. LG

Schabersucher

#5
Moin Michael,

Zitat von: Wiedehopf in 16. September 2025, 11:05:19das ist auch kein abgerolltes Stück sondern wahrscheinlich durch Gletscherdruck- und Bewegung entstanden. Petersen zeigt solche Pseudoartefakte aus dem Norden in seinem Buch Flint fra Danmarks Oldtid (Moräneknust stk.)

Vielen Dank für das Bild von Petersens Stein zum Vergleich! Es gibt da ein paar Ähnlichkeiten, aber eher mehr Unterschiede zu meinem Stein. Mir ist auch nicht klar, wie man sich das vorstellen soll: In einer Moräne liegt der Stein zwischen vielen anderen Steinen ... hoher Druck ... Bewegung ... ungemütlich und ziemlich kalt. Da können Flächen abgesprengt werden, abgeschliffen werden, aber wie könnten über die gesamte Länge des Steins (von basal bis distal) feine Grate entstehen, die rund um den Kern verteilt sind?

Ich vermute eher, dass es sich um einen (mesolithischen?) Kern für Mikroklingen handelt. Ich habe diesen Artikel gefunden: Mikkel Soerensen, et al., "The First Eastern Migrations of People and Knowledge into Scandinavia: Evidence from Studies of Mesolithic Technology, 9th-8th Millennium BC", http://dx.doi.org/10.1080/00293652.2013.770416
Hier wird u.a. das "conical core pressure blade concept" beschrieben, siehe Fig 1 in dem Artikel. Als Zwischenprodukt gibt es "bullet-shaped", also patronenförmige Kerne mit runder oder ovaler Schlagfläche. Von dieser ausgehend werden mit pressure-flaking dünne Klingen abgetrennt, immer rund um den Kern herum.

Weil Klingen am basalen Ende dicker sind als am distalen, muss sich durch die Reduktion die Patronenform in eine Mandelform verändern. Die Grate trennen die einzelnen Negative voneinander ab, wie bei jedem Kern dieser Art. Als die Schlagfläche/der Restkern zu klein wurde, wurde er die Ausgangsform für ein kleines Werkzeug (wie ich mir das vorstelle, habe ich ja oben beschrieben). 

Was würde dagegen sprechen?
Wie stellt ihr euch die Vorgänge in der Moräne vor?
Hat Petersen das in seinem Buch genauer beschrieben?
Und hat vielleicht noch irgendjemand anders im Forum Kerne für Mikroklingen gefunden?

Viele Grüße,
Sven


Wiedehopf

Moin Sven,

ZitatUnd hat vielleicht noch irgendjemand anders im Forum Kerne für Mikroklingen gefunden?

Ich bilde mir ja ein, mal einen solchen Kern mal gefunden zu haben, siehe hier:

https://sucherforum.de/steinartefakte/winziger-kernstein/msg494614/#msg494614

Ansonsten habe ich einen, allerdings nicht von mir selbst gefundenen Lamellenkern aus einer Altsammlung, der wohl den von dir angesprochenen Bullet-Shaped-Kernen entspricht oder nahe kommt (siehe Bilder).

ZitatWie stellt ihr euch die Vorgänge in der Moräne vor? Hat Petersen das in seinem Buch genauer beschrieben?

Da brauche ich etwas Zeit zum Übersetzen, oder kann vielleicht jemand hier im Forum besser Dänisch als ich ? (Seite 40 in dem Buch ('Moränen-Kultur').

Ich gönne dir wirklich, dass du mit deinem hier vorgestellten Stück ein Artefakt gefunden hast. Ich selbst bin über die Jahre als Sucher im Geschiebegebiet allerdings recht vorsichtig und skeptisch geworden, denn es ist schon verblüffend was der Gletscher mir so alles an vermeintlichen ! Artefakten vor die Haustür gekippt hat. 

Viele Grüße
Michael