kann man das als Tayac-Spitze ansprechen ?

Begonnen von RockandRole, 11. Mai 2023, 05:26:32

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

RockandRole

Hallo Leute,

hier noch ein Fund von der letzten Begehung einer häuptsächlich mittelpaläolithischen Stelle.

Ich bin selbst noch nicht so firm mit diesem Artefakttyp, deshalb vermute ich einfach mal drauf los. Spitze meint hier auf alle Fälle kein Projektil, sondern eher so etwas wie ein Bohrer oder etwas zum Stechen. Dann hat das ´oft´ noch etwas mit Clactonbuchten zu tun. Also direkt hart geschlagene Buchten. So etwas kann man hier ja einseitig rechts (schaut man von der Dorsalseite aus) finden. Das Artefakt ist auch spitz überformt, obwohl es auf der linken Seite nur marginal passiert ist und sogar im vorderen Drittel noch etwas von der Geröllrinde stehen gelassen wurde. Der ´Bobbes´ wird von Geröllrinde gebildet.

Kennt sich da einer ein wenig besser aus?

liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Furchenhäschen

#1
Servus Daniel,
bei deinem Platz und den verwendeten Gesteinen für die Werkzeugherstellung hat man immer das Gefühl,
der Stein bzw. die natürliche Steinform gibt vor was daraus werden soll. Häufige Grundformen deiner aufgelesenen Artefakte sind Dreiecksformen.
Da einen solchen Werkzeug-Typ wie eine Tayacspitze festzumachen halte ich für nicht realistisch.
Auch bei diesem hier gezeigten Werkzeug gibt doch der natürliche Stein die Form vor.
Welche Werkzeugformen liegen denn hauptsächlich vor, Schaber und Keilmesser und evtl. "einfache Spitzen"!
Ich denke das ist ein weiterer interessanter Schaber von diesem spannenden Fundplatz!

Grüße
Peter


Fischkopp

Hallo Daniel,
für mich ein sehr exotisches Material. Danke für die guten Bilder.
LG Fischkopp

RockandRole

Schönen guten Morgen,

das ist definitiv so, dass die Kieselformen stark die Umrisse von den fertigen Werkzeugen beeinflussen. Bei der Größe des Rohmaterials, hatte man es sich auch nicht leisten können, viel Fleisch für die Formgebung zu verschwenden. Hier spiegelt sich das auch wieder. Die Clactonbucht halte ich aber trotzdem für ein formgebendes Ereignis. Auch sind die Retuschen dieses Mal eher im Anfangsstadium, viel zu steil und damit unvorteilhaft für einen Schaber  :glotz: bin immer noch bei spitze.

Hauptsächlich findet man natürlich Schaber, wenige mit flächiger Retusche,  Keilmesser gibt es auch gar nicht so wenige. Dann gibt es ein paar Stücke mit Buchten und ein paar Stücke die man als Kratzer ansprechen könnte. Kleine Biface sind sehr selten. Spitzen gibt es eigentlich so gut wie keine.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Furchenhäschen

Guten Morgen Daniel,

wenn Du zu der Tayacspitze im Floss parallelen ziehst so wäre ich mir da nicht sehr sicher.
Immer ausgehend von dem auf dem Fundplatz für die Werkzeugherstellung  vorherrschenden und verwendeten Gesteinen.
Hätte ich jetzt einen 1A Jurahornstein, der sauber und problemlos zu bearbeiten ist wäre solch eine Spitze evtl. abzuleiten aber bei den schwierigen Gesteinen würde ich persönlich es mir als Laie nicht trauen dies als zweifelsfreie Tayacspitze anzusprechen.
Hast Du aber Recht, hast Du mich in jedem Fall ansprachemäßig was das Paläolithikum anbelangt rechts überholt. :zwinker:
Danke fürs zeigen und jedenfalls ein sehr interessanter Aspekt und Diskussionsthread.

Viele Grüße
Peter :winke:


hargo

Zitat von: Furchenhäschen in 12. Mai 2023, 08:41:30
...
Hast Du aber Recht, hast Du mich in jedem Fall ansprachemäßig was das Paläolithikum anbelangt rechts überholt. :zwinker:
Danke fürs zeigen und jedenfalls ein sehr interessanter Aspekt und Diskussionsthread.

...

Wow, darf man das als "Ritterschlag" verstehen?
Wenn ja, würde ich ihn an deiner Stelle annehmen, Daniel.

mfg

RockandRole

Danke für die Blumen  :Danke2:

Ich schaue ja nur, was meiner Meinung nach eine sinnvolle machbare Bearbeitung ist und wäge dann ab, viel ist Bauchgefühl. Also alles beim Alten  :winke: sicher bin ich mir mit der Ansprache auf gar keine Fälle.
Manchmal wünsche ich mir ganz arg den Jurahornstein, an dem man nicht so viel interpretieren muss, trotzdem ist er dann auch eine Herausforderung.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Furchenhäschen

Zitat von: RockandRole in 13. Mai 2023, 08:13:00

Manchmal wünsche ich mir ganz arg den Jurahornstein, an dem man nicht so viel interpretieren muss, trotzdem ist er dann auch eine Herausforderung.

Liebe Grüße Daniel

Hallo Daniel

ja, das für deine Fundstücke verwendete Gesteinsmaterial macht es einem schon extrem schwer.
Das ist aber nicht so schlecht da man gezwungen ist sich damit intensiv auseinanderzusetzen.

Grüße
Peter

thovalo



Moin!

Ich lebe m Rhienland und bin eben auch hier unterwegs. Doch räumlich anchließend geht es z.B. ins Sauerland und im Westen in die Eifel. Da sind Radiolarite dann auch im Gebrauch gewesen und gerae aus dem Sauerland werden erst jetzt hin und wieder mal Radiolaritartefakte bekannnt und angesprochen. Ich denke mir, dass es da noch viel Luft nach Oben geben wird, sich mit diesem Material intensiver auseinanderzusetzen. Ich habe erstmalig auf einem mesolithischen Platz Artefakte aus einem dunklen Gestein .... "Radiolarit" im weiteren Sinne (weil das Material noch nicht abschließend analysiert und eingeordnet worden ist) aufgelesen. Ich denke dass solche Artefakte n anderen Stellen tatsächlich auch gar nicht gesehen und als solche erkannt werden.

Daniels Material ist überdurchschnittlich homogen, was hier nur sehr selten der Fall ist. Insofern hat Peters Hinweis auf die Materialwahl und die daraus erwachsenen Möglichkeiten aber auch Bearbeitungsgrenzen schon ihre Berechtigung.

Die meiste Fachliteratur bezieht sich auf Artefakte aus Feuerstein, Hornstein und Quarzite und das insbesondere für die Altsteinzeit. Daran sind die Brucheigenschaften recht gleichmäßig, gut erkennbar und zu beschreiben. Beim spräderen Radiolarit ist das nicht immer leicht.

Was Daniel da sammelt und leistet ist wirkliche Pionierarbeit. Da wird sich in eienr späteren Gesamtbetrachtung noch Manches ausbalancieren und an Besonderheiten entdecken lassen.


lG Thomas   :winke:


Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.