Levallois-Spitze/Schaber oder Beilvorarbeit?

Begonnen von Steinereihe, 14. April 2015, 23:24:05

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Steinereihe

Moin,

Ich bitte um Bestimmungshilfe.  :glotz:

Die Länge ist 12,8 cm.
Habe Ich gefunden an einem Fundort zwischen Maastricht und Aachen. Da gibt es alles von MP Faustkeile bis Alles neolithisches.

Formweise seht es ein bisschen wie eine Beilvorarbeit aus, aber die Laterale Seiten sind scharf, und die 'Schneide', na ja die seht nicht aus wie eine Schneide.
Seht auch ein bisschen aus wie einige Levallois-Spitzen/Schaber die mal beim Googlen vorbei kamen. Oder... na ja, damit habe Ich hier so wirklich keine Ahnung was es denn ist...

Wuerde mich sehr freuen wenn da einige Einschaetzungen kommen würden!

Liebe Gruessen und Gutfund, S.

p.s Ich habe angefangen meine Funden zu melden. Die Einschatzungen die ich hier bekomme sind sehr hilfreich um bessere Fundmeldungen machen zu koennen.

thovalo


Das sieht für MICH eher nach einem "regulär" gelösten Abschlag aus und nicht nach einer Spitze im Levalloisprinzip.
So wie ich das sehe und verstehe kann das zeitlich auch eine jungneolithisch datierende Spitze sein.
Nicht sehr üblich aber im Jungneolithikum auch umgesetzt worden ist die ventrale Retuschierung.

lG Thomas   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

hargo

12,8 cm :kopfkratz:
Geht das noch als Blattspitze durch?
mfg

hargo

Na gut, dann halt doch ein Schaber(?).

mfg

Silex

Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rolfpeter

Hallo,

Levallois-Abschlag, Blattspitze, Schaber oder sonst was Paläolithisches ist das nicht. Das ist Jungneolithikum (MIchelsberger Kultur) reinsten Wassers. Für MK spricht neben der Abwesenheit von Patinierung auch die Größe des Abschlags und die hohe Qualität des Rohmaterials. Sieht ganz nach bergmännisch gewonnenem Rijckholt-Feuerstein aus.

Neben Beilklingen, die als Kerngeräte ausgeführt sind, kennt MK auch Hiebgeräte aus Grundformen, also aus Abschlägen oder Klingen. Die können ungeschliffen nach Art der Scheibenbeile oder partiell, oft nur minimal geschliffen als Dechselklingen auftreten. Bei Werkzeugen dieser Art befindet sich das Arbeitsende meistens am Proximalende der Grundform. Ab und an finden sich Werkzeuge dieser Art, die weder Schliff, noch einen klassischen Schneidenschlag haben. Dafür zeigen sie Gebrauchsspuren, wie sie von ausgesplitterten Stücken bekannt sind. Etwas in der Art scheint hier vorzuliegen.
Die Teile sind recht selten und meines Wissens in der Literatur nicht beschrieben. Habe auch keine Ahnung, wozu sie gebraucht wurden.
Auf dem Foto ist ein vergleichbares Stück von einer MK-Fundstelle bei Jülich zu sehen. Was man auf dem Bild nicht sieht, ist eindeutiger Schäftungsglanz auf den Graten und der Ventralfäche am spitzen Ende der bis zu 13 mm dicken Klinge.

:winke:
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Steinereihe


Hallo RP, Alle,

Danke! Der Archaeologe die spezialisiert ist in Süd Limburg hat fast genau dasselbe gesagt  :super:: MK, selten, Scheibenbeil-artig geschlagen. Die sehr flache Retusche/Aussplitterungen sind auch mehr typisch fuer MK, altere Scheibenbeile sind manchmal mehr steil retuschiert, und die haben eine richtige Schneide. Die gibt es aber auch auf diese Fundstelle.

Der Archaeologe kennt diese Stücke fast nur von MK Fundstellen wo es auch Flint-winnung gab. Vielleicht hat die Funktion etwas damit zu tun.
Auf diese Stelle hat mann nur Gruben in den Boden gegraben um den Flint zu erreichen, es war nicht eine richtige Mine, wie in Rijckholt.

Es gibt hier sehr große Flint 'Roh-blocke' mit Abschlag-Negativen, viele Klingen-Kerne, tausende Abschläge, Kratzer, und ein Bohrerkonzentration. Vielleicht hat mann da sehr lokal Holz bearbeitet. MP gibt es auch, aber sehr selten.

Es gibt hier gute und schlechte Qualität Flint (auch die sehr gute fast schwarze), und auch nicht-lokale Varietäten.
Die geschliffen Stücken sehen nicht-Lokal aus. Vielleicht gab es neben Flint-winnung, basale Flint-Bearbeitung und Holzbearbeitung auch Wiederverwendungsaktivitäten.

LG S.


rolfpeter

Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert