Dechsel und Sichelklinge

Begonnen von archfraser, 08. Mai 2015, 20:44:31

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archfraser

Hi

Hab heute meinen Sohn zum Sporttraining gefahren.
Da ich keine Lust hatte, bei schönem Wetter in der Halle zu warten, bin ich noch mal ein Stündchen über eines  meiner Lieblingsfelder gelaufen.
Und siehe da, es hat sich gelohnt.
Schon wieder eine Dechselklinge und nicht weit weg davon eine Sichelklinge inklusive Sichelglanz.
:d4:

archfraser
,,Es mag sein, dass wir durch das Wissen anderer gelehrter werden. Weiser werden wir nur durch uns selbst."

Michel de Montaigne

Nanoflitter

Du schleppst ganz schön was heim, Gratuliere! Auf meinem LBK-Acker gabs bis jetzt außer einem "Stein mit Loch", der wohl später zu datieren ist, noch nicht ein Dechselkrümel.... :besorgt:
Gruss...

thovalo

#2

Deine gefundenen Dechselklingen sind fast alle stark verrundet. Auch diese hier, die ganz schon kurz und gestaucht daher kommt.
In Deiner Region scheint weitgehend Basalt verwendet worden zu sein.
Das ist ein besonderes Merkmal für DEINE Fundbelege.

Das Material der Klinge finde ich interessant. Problematisch ist, dass der Fundbeleg anpatiniert ist.   :glotz:
Das kann gut Schotterfeuerstein sein.
Bandkeramisch passt auch für die Klinge.

Hervorzuheben ist an Allen Deinen Funden die starke Anhaftung von oxydierten Eisen.
Über die kleine Klinge hinweg ist z.B. ein Eisengerät den Grat entlang gezogen.  :glotz:

Die Befunde sind lange schon ge- und wohl eher schon zerstört.


Konzentrationen von Dechselklingen deuten auf Gräberfelder .... weißt Du bestimmt schon.


Die von Dir begangene Fundregion liegt nahe zur Eifel?
Schreib die doch bitte IMMER mit dazu.
Dann kannst Du ggf. auch mehr Informationen bekommen.


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

archfraser

Hallo Thomas

Basalt ist schon das Hauptmaterial hier, es gibt aber auch nicht wenige Funde aus Amphibolit und wesentlich seltener auch Diabas.
Bei der Klinge denke ich eher an Rijckholt-Feuerstein, welcher hier am meisten gefunden wird.

Das mit den Eisenanhaftungen hast du sehr gut bemerkt, der Boden in der ganzen Gegend ist sehr eisenhaltig.
Auch mit der Zerstörung hast du Recht. Der Ackerboden ist hier stellenweise nur noch knapp 50cm dick. Vor einigen Jahren fanden hier punktuelle Ausgrabungen statt, um die Größe des Areals und die Zerstörung zu erkunden. Das gesamte Areal ist etwa 10Ha groß und die Zerstörung enorm. 12 Langhäuser wurden dokumentiert, aber noch weitere angenommen.

In den 70er Jahren wurden hier bei Amateurgrabungen bereits 152 Dechsel und sehr viel Hämatit gefunden was, wie du ebenfalls bereits beschrieben hast, auf Gräberfelder hindeutet. Da auch ich seit Jahren immer wieder Hämatit und Dechsel auflese, meist im selben Umfeld, so war auch das ein Grund für die letzten Ausgrabungen. Diese konnten aber keine Gräber feststellen, sondern ebenfalls wieder Langhäuser welche nicht auf vorherigen geophysikalischen Untersuchungen erkannt wurden.

Nahe zur Eifel ist schon ganz gut beschrieben.

archfraser
,,Es mag sein, dass wir durch das Wissen anderer gelehrter werden. Weiser werden wir nur durch uns selbst."

Michel de Montaigne

thovalo



Danke für die spannende Schilderung!
Klasse Geschichte!

Rijckholt ist das diesmal nicht!  :glotz:


lG Thomas   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.