Ein Fundstück zur Diskussion

Begonnen von Steinkopf, 30. Januar 2015, 22:51:36

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Steinkopf

Dieses eher grob und archaisch anmutende Fundstück möchte ich hier zur Diskussion einstellen:

Jan

thovalo


Das ist ein Geschiebefeuerstein mit Resten seiner "natürlich" abgewitterten Oberfläche".
Die Negative wirken in ihrer Anlage nicht intentionell ausgeführt obwohl sich so etwas wie eine "Centerline" ergeben hat.

Solche Stücke kommen hier, im Bereich er südlichsten Verbreitung von Geschiebefeuerstein, auch wiederholt mit vor.
Die Teile sind hunderte Kilometer weit verschoben, vielfach bestoßen und mit Negativen, teils noch mit kalkiger Kortex bedeckt.

Es bildeten sich dabei auch Stücke die zunächst als möglicherweise artifizielle bearbeitet ins Auge fallen.


Deinen Fundbeleg würde ich eher noch als Geschiebefeuerstein mit natürlich entstandenen Negativen ansehen.


lG Thomas  :winke:


Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

hochwald

Moin Jan,

Fundort und Größe des Stückes wären noch interessant.

Gruß!
hochwald

Steinkopf

Gefunden wurde das Stück am Limfjord.
Es ist ca. 13 x 6 x 3,2 cm groß.

Jan

StoneMan

Moin,

artifiziell ja, auch Intention meine ich da zu sehen - opportunistisch eben, das Ergebnis zählt.

Ganz vorsichtig sag ich mal, Abschlaggerät ohne klareren Gerätetyp. Ich hab da noch einen
Gedanken, den behalte ich erst mal im Kopp.

Gruß

Jürgen


PS  @ Thomas, zu Cortex, kein Kalk oder Kreide, "Opal-ct" ist die weiße Rinde - aber... *back 2 topic* ;-)



Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Sprotte

Sieht aus wie die Vorarbeit für ein Kernbeil.

Viele Grüße
Sprotte

Steinkopf

Schönen Dank Thomas, Jürgen, Hochwald und Sprotte fürs Hinschauen!

Ich liebe solche Stücke, die niemals in Ausstellungen gelangen,
die bestenfalls im Grabungsbericht auftauchen aber doch zum Formenspektrum gehören.

Das gezeigte Stück war ein Strandstein und hat seine narbigen Oberfläche zum großen Teil noch behalten.
Die Form ist perfekt und eine intakte Schneide ist auch da.
In Grabungsberichten tauchen solche 'minimalinvasiv' bearbeiteten Stücke als atypisches Kernbeil auf.

Das Fundstück stammt von einem Fundplatz der Erteböllekultur. Die Patinierung ist durch die Bodenchemie
im nassen Wiesengebiet hinter einem Strandwall entstanden.

Ein ähnliches Stück - mit etwas weitergehenden Bearbeitung hänge ich hier an. Hier sind schon beide Kanten bearbeitet.

Jan


Steinkopf

Um alle Teilnehmer - auch solche mit Geröllphobie - zu versöhnen,
hier noch ein gut gearbeitetes symmetrisches Kernbeil mit gelungenem 'Schneidenschlag'.
Es sind nur noch kleine Cortexreste geblieben.

LG

Jan

Kelten111


StoneMan

Moin,

prima, danke Jan   :Danke2:

Ganz wertvoller Beitrag solche "atypischen" Geräte zu zeigen.

Wie schon an anderer Stelle geschrieben, droht man ´auf der Stelle´ zu treten, wenn man
stets die "klassischen", "attraktiven"  Beispiele für eine Bestimmung zugrunde legt.

Gerne mehr davon, sonst landen wichtige Fundstücke in den Garten.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

thovalo


Mit den angeschlossenen Vergleichsbildern und der Ausführung dazu ist der Fundbeleg dann auch in den Bildern zu erschließen.
Eindrucksvoll die Bandbreite dieses Gerätetyps. Was es auch erschwert ist, dass es diese Artefaktgruppe nicht im Rheinland gibt.
Da sind die Augen nicht entsprechend klar geschult.

Danke fürs Zeigen!

lG THomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.