Ein gebohrter Kieselstein von bandkeramischer Fundstelle

Begonnen von sven, 15. November 2015, 08:04:54

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sven

Hallo,

in Mitteldeutschland, in einem Gebiet, wo sowohl Flußablagerungen mit Gestein aus den südlichen Mittelgebirgen, als auch eiszeitliches Geschiebe vorkommen, fand ich diesen sicherlich hohlgebohrten Kieselstein. Seine Außenflächen sind nicht beschliffen, es ist kein Gerätetyp. Das Gestein ist extrem dicht und hart, das geht in Richtung Kieselschiefer/Lydit.
:winke: Sven

Nanoflitter

Da ist ja mehr Loch als Stein! Wird schon das Nackenende einer Axt sein. Nackenenden sind oft liederlich bis gar nicht bearbeitet, manchmal nur der Schneidenbereich geschliffen... wenn die natürliche Form einigermaßen passte.
Gruss...

sven

Zitat von: Nanoflitter in 15. November 2015, 09:03:06
Da ist ja mehr Loch als Stein! Wird schon das Nackenende einer Axt sein. Nackenenden sind oft liederlich bis gar nicht bearbeitet, manchmal nur der Schneidenbereich geschliffen... wenn die natürliche Form einigermaßen passte.
Gruss...

Das scheint hier aber ausgeschlossen, die Flächen sind nicht beschliffen und das Stück ist zu leicht. Die Wandstärke an der Bohrung ist so dünn, dass das Stück nicht halten kann. Allerdings könnte der Bruch natürlich darauf hinweisen. Ich möchte den hochentwickelten Bandkeramikern aber nicht so viel Unvermögen unterstellen, dass sie diesen Stein ernsthaft als Spaltwerkzeug verwendet haben.  :nono:
:winke: Sven

thovalo

#3


Ich glaube die Diskussion ist für Dich schon "durch" aber die Korrektur des Materials ist erst einmal wichtig.

Das ist definitiv ein Sedimentgestein und kann sehr viel deutlicher als TONschiefer angesprochen werden. Der ist leicht zu durchbohren und zeigt an Deinem Fundbeleg eindeutig das charakteristische Oberflächenbild der so genannten "Wurzelpatina".
Zu sehr "verkieselt" kann der Schiefer daher nicht sein. Vielleicht geht es auch in Richtung Wetzschiefer.

Das ändert schonmal sehr viel. Insbesondere war das nur selten das Ausgangsmaterial zur Herstellung von durchbohrten Gerätschaften für den funktionalen Gebrauch im Neolithikum.

Zudem ganz klar und nicht von der Hand zu weisen ist, dass dieser Oberflächenfunde der Bandkeramik zugehören KANN aber nicht MUSS!
Tonschiefer ist ein im Neolithikum sehr viel eher im Spät- und Endneolithikum verwendetes Gestein.

Das ist aus meiner Sicht auch nicht unbedingt ein neolithisches Objekt!


Die durchbohrten Tonschieferstücke die ich kenne, sind stabförmig, seltener oval mit spitzovalen Querschnitt und gehören zu frühmittelalterlichen bis neuzeitlichen "Probiersteinen", manchmal sind es auch Wetzsteine.
Das könnte auch in diese Richtung gehen.

Also weitere Recherche und sorgsames Nachspüren wo das tatsächlich hin gehören kann und ob es sich überhaupt um ein steinzeitliches Artefakt handeln kann. Die konische Durchbohrung passte gut in ein mittelalterlich-neuzeitliches Zeitfenster.

lG Thomas   :winke:



Ich glaube die Funde im link passen hervorragend zur "bildlichen Ergänzung" von dem was ich in diesem Fragment vermute!

http://artefacts.mom.fr/de/result.php?id=AGS-1001&find=AGS&pagenum=1&affmode=vign
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

sven

Danke, Thomas!

Das ist ein interessanter neuer Hinweis.  :super:
Tatsächlich hinterlassen Edelmetalle Striche auf dem Stein! Was nun noch nicht viel heißen muß.
Mittelalterliche Funde gibt es hier natürlich auch. Die fallen bei mir immer etwas hintern runter  :schaem: .
Neben Scherben blaugrauer Art, teilweise laufrädchenverziert, auch ein halber Spinnwirtel und einen abgebrochenen Mörserstößel aus Serpentinit.
Die Fundstelle liegt in der Nähe einer alten Fließgewässerüberquerung an einer Handelsstrasse.
:winke: Sven

thovalo



Dann liegen doch auch reichlich Indikationen vor, darin auch den Überrest eines in der Bohrung gerochenen mittelalterlichen Gestein"artefakts" sehen zu können!


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

sven

Zitat von: thovalo in 15. November 2015, 15:37:48

Dann liegen doch auch reichlich Indikationen vor, darin auch den Überrest eines in der Bohrung gerochenen mittelalterlichen Gestein"artefakts" sehen zu können!


lG Thomas  :winke:

Durchaus!
Hier mal noch ein Vergleichsstück mit zugegeben kleinerer Bohrung. http://www.archaeologie.bl.ch/Pages/Funde/Bilder/P_F_01.html

:winke: Sven

thovalo

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

RockandRole

Hallo Leute

Ich möchte zu bedenken geben, dass Edelmetall AUCH Spuren auf Kieselschiefer/Lydit hinterlässt. Hier ist nämlich auch ein unterschiedlicher Tonanteil enthalten. Manche von meinen patinierten Stücken sehen fast schon wie Tonschiefer aus. Die sind dann aber einige 1000 Jahre alt.
Hier halte ich einen Tonschiefer aber auch für möglich. Beim letzten Mal habe ich mich aber auch getäuscht 
:-D

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen