Dreieckiger Abschlag mit retuschierter Kante

Begonnen von Steinkopf, 24. Oktober 2017, 22:33:44

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Steinkopf

Hallo,

das abgebildete Fundstück ist zunächst ein sehr dünner, feiner dreieckiger Abschlag
mit den Kantenlängen  17 / 22 / 24  mm.

Die feine Retusche formt eine gerade Kante.

Gefunden auf einem sandigen Acker (Altmoräne) im nördlichen Weser-Ems-Gebiet.

Ich halte dieses Teil für eine Pfeilschneide, bei der nur eine Laterale retuschiert wurde.

LG

Jan

hargo

Hallo,

mit der gewohnten Klinge als Grundform für Pfeilschneiden wäre mir wohler.
Bin gespannt.

mfg

Steinkopf

#2
Hallo Hargo,

das Leben ist kein Wunschkonzert!

Hier im Nord-Westen fallen die meisten Artefakte sehr viel kleiner dürftiger aus,
als im flintreichen Jungmoränengebiet von HH, SH, DK und Mc Pomm!
Die Weichsel-Eiszeit hat die Gebiete links der Elbe nicht mehr beliefert.
Flint der Saale-Eiszeit hat locker 100.000 Jahre des Frostes und der Verwitterung mehr hinter sich
und taugt nur noch für wesentlich kleinere und oft dürftig aussehende Artefakte.
Gro0e Klingen sind im nördlichen NL-Grenzgebiet eher rar.

Das Mesolithikum war im NW mikrolithisch geprägt - nicht mit der fulminanten Ertebölle-Klingenkultur vergleichbar,
hat schon Schwabedissen festgestellt.
Der Grund mag auch in der sehr anderen Landschaft begründet sein:
Erteböllesiedlungen waren vor allem an den Küsten, Binnenseen, Flüssen und deren Mündungen.
Nordwest-Deutschland war zumeist Binnenland mit wenigen Seen, großen Wasserläufen etc.

Beide Gebiete sind mir seit Jahrzehnten als Suchgebiete vertraut.
Der Vergleich ist ein interessantes Thema für sich.

Diese nur einseitig oder auf einer Seite nur sehr gering retuschierten Teile tauchen
auch bei TBK-Ausgrabungen auf und müssen in diesem Kontext auch so dokumentiert werden.
Jaap Beuker aus Assen (NL) hat diese Funde in trichterber-zeitlichen Ausgrabungen ausdrücklich erwähnt.
Die 'Meister' der Vorzeit haben einfach unsere Typologien nicht gekannt und es sich manchmal einfach gemacht.
Statistisch gesehen dominieren in der Trichterbecherzeit die Pfeilschneiden aus Abschlägen.

LG

Jan





StoneMan

Moin Jan,

weil ich gerade "auf dem Sprung bin" nur mal eben für Deinen letzten Beitrag  :super: :super: :super:

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

hargo

Hallo Steinkopf,

das klingt nach geballter, regionaler Fachkompetenz.
Danke für deine interessanten Ausführungen.

mfg

thovalo




Es wäre auch eine Ansprache als mirkolithisches "endretuschiertes" Stück möglich.  :glotz:



Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

hargo

#6
 :kopfkratz:
Die Retusche liegt jedenfalls gegenüber des Schlagpunktes.
Du meinst also, am Ende des Abschlags retuschiert. Endretuschiert!
Schließt das eine Pfeilschneide aus?

mfg

thovalo

Zitat von: hargo in 27. Oktober 2017, 23:33:35
:kopfkratz:
Die Retusche liegt jedenfalls gegenüber des Schlagpunktes.
Du meinst also, am Ende des Abschlags retuschiert. Endretuschiert!
Schließt das eine Pfeilschneide aus?

mfg

Die längere Gegenseite ist so dünn und brüchig. Ich habe neben mehr als 300 beidseitig retuschierten Pfeilschneiden viele unilateral retuschierte kleine Abschläge aufgelesen. Evident ist diese Form als Pfeilschneide nicht.

Nehmen konnte man jede Grundform die halbwegs in die Richtung ging auch ohne jede Retuschierung.
Grundsätzlich fehlt die retuschierten Gegenseite um eine sicher Vermutung ausprechen zu können.

Ich habe vor zwei Wochen auch einen kleinen Abschlag mit gerader Retusche aufgelesen, der hier noch untern den vielen Neufunden liegt. Die kommen immer wieder mit vor und bleiben für mich eher "rätselhaft" weil sie so klein und filigran erscheinen.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.