Die Schneidenpartie einer in der Arbeit gebrochenen Beilklinge

Begonnen von thovalo, 14. April 2023, 22:36:51

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thovalo



Moin!

Heute bin ich am späten Nachmittag raus an den Rhein bei Duisburg gefahren und habe das Stück einer abgeernteten aber noch nicht bewirtschafteten Flur begangen. Überraschend traf ich dabei auf die Hälfte einer wohl im Gebrauch gebrochenen Beilklinge aus Lanayefeuerstein vom Rijckholttyp aus den Niederlanden.

Das die Klinge das Abernten so überstanden hat ist schon bemerkenswert. Die Schneide ist noch wirklich scharf und die inzwischen gereinigte Klinge glänzt im Licht. Beide Langseiten sind schmal angeschliffen.

Das war mal eine schöne und vergleichsweise recht dünne Beilklinge.


Wenige Meter weiter fand sich auch ein Stück noch teilweise aufgerauter Schleifplatte aus feinkörnigen Quarzit.


Jedenfalls ein kleiner Glücksmoment als ich den Fundbeleg zu sehen bekam!


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Nanoflitter


hargo


Fabulas

Cool!
Da ich ja auch immer noch Ausschau halte  :-D, aber auch noch viel lerne(n muss), habe ich eine Frage:

Ich habe auf dem Bild mal markiert, was ich nicht weiß: Ist dieser rot markierte Teil intentionell, also so geschliffen worden?

Viele Grüße
Anita

thovalo



JA, die Oberfläche ist vollständig überschliffen. Dabei sind, je nach vorgeschlagener Grundform auch unterschiedliche facetten entstanden. Bei dieser Beilklinge ist der Schliff besonders sorgfältig und gut formend ausgeführt worden.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Fabulas

#5
Zitat von: thovalo in 15. April 2023, 15:06:41

JA, die Oberfläche ist vollständig überschliffen. Dabei sind, je nach vorgeschlagener Grundform auch unterschiedliche facetten entstanden. Bei dieser Beilklinge ist der Schliff besonders sorgfältig und gut formend ausgeführt worden.


lG Thomas  :winke:

Dankeschön. Mir war bisher nicht bewusst, dass die Steine auch geschliffen wurden. Der ist wirklich sehr schön. Jetzt muss ich mal nachlesen, wie die Schleifarbeit ging, bzw. mit was. OmG - es lernt sich nur stückchenweise....
Nachtrag - ich hab's: https://www.lwl-landesmuseum-herne.de/de/blog/ein-stein-veraendert-die-welt-werkzeuge-aus-dem-neolithikum/

Liebe Grüße
Anita

Neos

Moin, Thomas,

das ist ein wahrlich schönes Stück einer geschliffenen Beilschneide. Herzlichen Glückwunsch dazu!  :Danke2:

Viele Grüße

Frank

Wiedehopf

 
ZitatJetzt muss ich mal nachlesen, wie die Schleifarbeit ging, bzw. mit was.

@ Anita: schau mal hier im Forum unter 'Experimentelle Archäologie'. Da gibt es einige sehr schöne Beispiele von Forumsmitgliedern, die sich ausgiebig mit dem Schleifen von neu hergestellten Steinartefakten beschäftigt haben.

@Thomas: toller Fund. Nicht nur die geschliffene Schneide sondern auch die durch den Schliff abgesetzten Schmalseiten finde ich bemerkenswert !   

In dem von Anita verlinktem Artikel des LWL-Museums finde ich den Satz
ZitatDie glatte Oberfläche hat keine spezielle Funktion. Sie sieht einfach schöner aus.
Das halte ich für fragwürdig.

Viele Grüße
Michael


thovalo



Danke und es ist ja immer ein Zufall so ein Stück oder überhaupt steinzeitliche Arteakte anzutreffen.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

Zitat von: Wiedehopf in 15. April 2023, 21:58:22
     

In dem von Anita verlinktem Artikel des LWL-Museums finde ich den Satz  Das halte ich für fragwürdig.

Viele Grüße
Michael

Das hale ich auch für fragüwrdig.

Eine nicht geschliffene Beilklinge aus Feuerstein funktioniert sicher auch und ich habe gerade erst gelernt, dass in Großbritanniern 90% der Beilklingen NICHT überschliffen wurden.

Hier ist es genau anders herum und die nicht beschliffenen Formen sind zumeist noch nicht weiter bearbeitete (überschliffene) Vorarbeiiten. Das Schleifen von harten Silex ist eine richtige Herausforderung. Das mit steinzeitichen Mitteln zu bewältigen kann nicht nur mit Ästhetik begründet werden.

Geschliffene Ytücke bieten z.B.keine Ecken und Kanten die ausbrechen konnten und ein geschliffene Schneide ist erstaunlich scharf, wie man das sogar nach einigen tausend Jahren an diesem Stück nachfühlen kann. Damit konnte man ohen Scharten zu verursachen sehr glatte Späne von Hölzern ablösen. Das feinere Arbeiten mit geschliffenen Formen bot sicherlich deutliche Vorteile.


lG Thomas  :winke:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Robert

da bin ich auch der Meinung, präzise Werkzeuge sind immer effektiver.

Grüße
Robert
wer alles weiß, bekommt keine Überraschung mehr

Steinkopf

Moin Thomas, Moin in die Runde,

Es ist eine besonders akkurat geschliffene Beilscheide - Ein Glücksgriff!
Wie lang mag das Beil wohl gewesen sein?

In meinem Schweifgebiet im norddeutschen Küstengebiet tauchen geschliffene Beile erst
mit der Trichterbecherkultur (TBK) auf - fast ausnahmslos sehr sorgfältig gearbeitet.

Später, mit der Einzelgrabkultur wird oft nur das notwendige Funktionsende fein geschliffen.
wo es  nicht notwendig ist, reicht ein Überschleifen der hervorstehenden Kanten.

Vielleicht ist diese 'Stiländerung' eine Anpassung an eine andere Schäftungsmethode:
Die zumeist dünnackigen TBK-Beile wurden geschäftet indem sie den Holm durchdrangen.

Zum Ende der TBK und in der Einzelgrabkultur wurden die eher dicknackigen Beilblätter
von der Schäftung umfasst, eingefasst.
Vielleicht war eine feine Bearbeitung  zum Nackenende hin für die Funktion so nicht mehr notwendig.


Schöne  Grüße

Jan.