Artefakt?

Begonnen von Jamol, 25. August 2019, 13:54:23

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Jamol

Hallo,
habe dieses Teil auf einem neu angelegten Weinberg in Mainfranken gefunden. Bin mir unsicher, ob es Natur ist oder von Menschenhand gemacht.
Grüße aus Mainfranken

feldspat

ein schönes Artefakt  :glotz:
Beste Grüße
Christian

thovalo



Hallo!

Ja, ein Abschlag mit bereits zuvor erfolgten dorsalen Negativen.
Debitage, jedoch kein typologisch einzuordnendes Gerät oder Geräteeinsatz.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Nanoflitter

Was ist denn das fürn Material? Verbrannt? Gruss..

Merle2

Hallo,

Das Material finde ich für Unterfranken nicht sehr typisch, könnte evtl Richtung Baiersdorfer gehen?
Ich glaube nicht das es verbrannt ist und könnte mir vorstellen das es noch schabend/ kratzend verwendet wurde...
Viele Grüße
Marc

Jamol

Danke für die Antworten.
Das Material hat mich auch sehr stutzig gemach. Es ist sehr leicht, verwittert, fast schon porös. Eine leichte Bänderung ist zu erahnen. Eventuell die Rinde eines Plattenhornsteins? Verbrannt scheint es nicht zu sein.

thovalo

#6
Zitat von: Jamol in 25. August 2019, 18:03:01
Danke für die Antworten.
Das Material hat mich auch sehr stutzig gemach. Es ist sehr leicht, verwittert, fast schon porös. Eine leichte Bänderung ist zu erahnen. Eventuell die Rinde eines Plattenhornsteins? Verbrannt scheint es nicht zu sein.


Tatsächlich ist das ein intressantes Material!

Ich bearbeite seit langer Zeit einen zentralen Fundplatz am rechten Niederrhein. Dort fanden sich drei Abschäge nahe beieinander die Deinem Material mit den rauen Anteilen sehr ähnliche gesehen haben. Leider passten sie nicht direkt aneinander an. Der Fundplatz dort war ein überregionaler Ort mit einem extrem weit reichenden Zufluss von Gesteinen verschiedenster Herkunft.

Daher wäre eine mögliche Klärung woher das Material kommen kann schon spannend!

lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

RockandRole

Servus,

Ich habe in Unterfranken Nähe Dettelbach auch mal so was gefunden, was ich eigentlich als Artefakt aus purer Silexrinde interpretiert habe. Was gab es denn sonst noch so, oder ist das ein Einzelfund?

Ein Bild der gesamten Rückseite würde auch helfen.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Jamol

Hallo Daniel,
das ist ein Einzelfund, in der Nähe von Volkach. Bild 4616 ist von der Rückseite.
LG von der Mainschleife

RockandRole

Morsche,

na Zufälle gibt's 😉 bei dir atmet ja jeder cm2 Geschichte. Bei euch ist gerade wieder mal Flurbereinigung hab ich gehört.
Ich muss aber noch dazu sagen, dass ich den Artefaktcharakter von deinem Stück nicht so ausgeprägt finde. Werde daraus irgendwie nicht schlau, und wenn dann noch so ein Material hinzu kommt, dann schürt das eher noch die Zweifel.
Mein Stück war damals auch eher rötlich, deins ist ja eher grau. Aber die Graufärbung kann von Mangan kommen.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Jamol

Genau Daniel. Ich finde auch, dass das Material eher ungewöhnlich ist. Habe vor Jahren schon einmal ein ähnliches Teil an der Mainschleife, aber an anderer Stelle gefunden. Dieses sieht noch fragiler aus. Vielleicht waren die frühen Mainfranken ihrer Zeit schon um Jahrtausende voraus, haben aus Rohstoffmangel nachhaltig gearbeitet und deshalb auch die Rinde des Hornsteins zur Herstellung von Werkzeug genutzt. Wäre doch mal ein schöner Gedanke.
LG aus Mainfranken

hargo

Präparationsabschlag. Oder?

mfg

Steinkopf

#12
Hi,
wenn ich mir 4612 anschaue -
sind die beiden Flächen wirklich Kortex oder ist die Oberfläche chemisch oder wie auch immer zerstört?
Wie fühlen sich die rauen Flächen an, wenn man mit dem Daumennagel daran kratzt?

Die Aussage: 'sehr leicht' (von Jamol) lässt mich an Artefakte denken, die im Sonnenlicht im belasteten
Wasser auch diese weiße Patinierung bekommen (weiß durch Anlösung und Porenbildung) und
bis zur Auflösung verändert werden. Dafür gibt es auch aus dem Binnenland (in Frankreich) Beispiele.

LG

Jan

Jamol

#13
Hallo Jan,
hab mir das Artefakt jetzt noch einmal genau angesehen. Wenn man daran kratzt, fühlt sich das an als wenn man an Gips kratzen würde. Dennoch kann man weder etwas ein- noch abkratzen. Es ist also ziemlich hart. Mir ist aber etwas anderes aufgefallen. An einer der beiden glatten Flächen sieht man oben so etwas wie einen weißen Rand. Wenn das der Übergang zum Kortex war, ist es unwahrscheinlich, dass das ganze Teil aus Kortex besteht, oder? Habe ein Beispiel angehängt von diesem Teil und einem rötlich gefärbten Stein, der auch eine ähnliche Bänderung hat und den selben weißen Rand. Vielleicht doch eine chemische Veränderung. In unseren Weinbergen wird ja immerhin noch ziemlich viel Chemie eingesetzt.
Grüße aus Mainfranken

thovalo



Das Thema der Einwirkung von Kraftdünger und anderen Chemikalien auf Silices ist tatsächlich nicht mal im Ansatz in der Forschung ein aktiv angegangenes Thema.
Dem "Bodenchemismus" wird alleine schön ein Effekt auf Patinierungszustände zugerehnet, da sollten hochaktive und wiederholt konzentriert eingebrachte Chemikalien auch einen Effekt haben.

Von daher ein wirklich sehr interessanter Fundbeleg!


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Nanoflitter

Sieht so aus, als wären nur die Flächen nicht zerfressen, die schon im Altertum, also vorm sauren Regen, eine resistente Patina ausbilden konnten. Ich gehe mal von einem gewissen Kalkanteil der Artefakte hier aus. Gruss..

Fischkopp

Hallo,

die Patentierung erinnert mich an 3 Artefakte aus einem entwässerten Niedermoor welches wieder renaturiert wurde. Bagger haben dort Bereiche um ca. 50 cm vertieft
wobei besagte Artefakte zu Tage kamen. Erwartet habe ich die typisch braune Moor Patina. Doch die Artefakte waren schneeweiß und etwas angefressen. Ich gehe davon aus das es sich um nordischen Feuerstein bei mir handelt da der Fundort heute nur rund 500 Meter von der Ostseeküste entfernt ist. Was zu dieser Patentierung geführt hat? Aber die Ähnlichkeit zu den Weinberg Artefakten ist auffallend.

LG Fischkopp

RockandRole

#17
Hallo Leute,

ich werfe mal mein vor 8 Jahren aufgelesenes Artefakt, welches ich ´ganz in der Nähe´ der Mainschleife auf einer großen Siedlung der Bandkeramik usw. finden durfte in den Ring.
Das Stück ist irgendwo im Fundkarton, aber ich kann mich erinnern, dass es mir auch sehr leicht vorgekommen ist. Hier sieht man deutlich, dass die Ventralseite komplett rauh ist. Auf der Dorsalseite befindet sich so etwas wie eine dünne Rinde..eine Rinde auf der Rinde  :kopfkratz:  vielleicht handelt es sich hier doch um ein spezielles Rohmaterial, welches eben lokal irgendwo zu finden ist und geeignet war für Steinartefakte.

Aber ein Zufall ist das nicht. Vielleicht sollte man mal einen Säuretest machen?

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

RockandRole

PS: Das letzte Bild von Jamol halte ich für normalen getemperten Jurahornstein aus einer Sekundären Lagerstätte mit dünner Rinde. So etwas oder so ähnlich  :winke:
gefährliches Drittelwissen

Fischkopp

Genau, die gefühlte Leichtigkeit der Steine habe ich vergessen zu erwähnen.

...vor 8 Jahren irgendwo in einer Kiste...  Ein gutes Gedächtnis.
Du kennst deine Funde sehr Gut !

LG Fischkopp

Steinkopf

"Die Leichtigkeit des Steins ..."

Jan

hargo

Hat schon was für die Psychiatrie. ; )  ; )

mfg

RockandRole

Hey Fischi,

das war hier leicht. Das Artefakt sucht bei mir im Fundus auch seinesgleichen, und die schon abgegebenen Funde sind gut sortiert.

Die Leichtigkeit der Steine  :winke:

https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/pazifik-segler-entdecken-riesigen-teppich-aus-vulkangestein-a-1283742.html

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen