Plombe oder was sonst???

Begonnen von Signalturm, 15. März 2017, 21:15:02

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Signalturm

Durfte ich heute beim Abendspaziergang finden. Es hat ähnlichkeit mit einer Plombe. Nur das Motiv wundert mich. Zuerst dachte ich an eine Umschrift. Aber jetzt hat es eher was von einer Kerbschnittverzierung. Hat jemand eine Idee??? Wie immer Danke im Voraus. Gruß Signalturm. Wundert euch nicht über die vielen Bilder. Ich hab versucht immer etwas mit dem Licht zu variieren.
Finderglück ist Finderlohn genug.

ChristophNRW

das mit dem Muster ist ja lustig, ich hatte mir erst das Bild angeschaut, bevor ich den Text gelesen habe, und hätte schwören können, da steht "AQUAVIT"  :narr:
vermutlich weil ich das (Malteser?-)Kreuz gesehen habe, aber der Malteserkreuz-Aquavit ist wohl eh nicht so alt wie das Fundstück.
Übrigens gibt es ja durchaus auch religiöse Bleifunde, etwa irgendwelche Theriakverschlüsse - also falls Gratian sich nur in seinem Forum, könntest du ja vielleicht dort einen Link nach hier setzen ....  :friede:
Tout est chaos
Tous mes idéaux : des mots abimés
Je suis d'une géneration désenchantée
(Mylène Farmer - Désenchantée)

Signalturm

Die dicke "kalkschicht" oder was immer es ist hat mich ziemlich gestört. Wegkratzen wollte ich nicht, da man sehr schnell im weichen Blei schnitzt.  Also dachte ich mal ins Ultraschallbad und etwas Essig und Zitronensäure/Haushaltsreiniger dazu und nach einer Weile wird das Zeug weicher und ich kann mit der Zahnbürste ran. Gesagt getan. Ca 300ml. warmes Wasser ins Bad und ein Schluck Essigessens und ein Spritzer Zitronensäure/Entkalker. Ultraschallbad an und erst mal laufen lassen. Dachte ich mache das einige male bis ich sehe dass etwas abgeht. Kurz auf die Toilette und als ich zurück kam war das Ding blankgeputzt. In nur 3 min. alles restlos weg. Ging mir fast zu schnell. Das Ergebnis seht ihr unten. So gelblich war sie ja fast schöner. Aber nun weis ich dass sich nichts mehr unter der Deckschicht verbirgt. Bin nur mal gespannt was das mal war. Ich finde das Motiv sieht recht alt aus von der Machart her.
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Gratian

Ich weis nicht, ich glaube fast das sind keine Buchstaben sondern es ist ein Muster VVVVVVVVV oder so. Theriakverschluß scheidet m.E aus.

Der Knubbel auf der Rückseite - ist das vielleicht eine zusammengedrückte Öse und wir haben hier einen Bleiknopf vor uns? Nach einer Stiftplombe siehts auch nicht aus...

Welchen Durchmesser hat das Stück? Welches Gewicht? Kann man den Knubbel mal von der Seite fotografieren?

Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

Signalturm

Hallo Gratian. Ja es sind definitiv keine Buchstaben. V V V V V
Durchmesser beträgt 21 mm. Stärke ohne Knubbel 4-4,5 mm. Gewicht kann ich gerade nicht wiegen. Die Jugend hat mir meine "Haschwaage" entführt.
Hier die Bilder von der Rückseite
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stratocaster

Das nenne ich "Betriebsunfall". :dumdidum:
Jetzt ist die schöne Bleipatina weg  :heul:
aber wir wissen nun, was mit mit einem patinierten Bleifund besser nicht macht.  :dumdidum:

Ich gehe bei patinierten Bleiteilen gaaaaanz vorsichtig mit einer rotierenden Messingbürste drüber.
Die Bürste muss gebraucht und eingeschliffen sein, auf keinen Fall neu.
Das glättet und stabilisiert die Patina meiner Erfahrung nach.

Im Bild als Beispiel eine patinierte Tuchplombe aus Augsburg.

Ich vermute auch, dass das ein Bleiknopf ist, aber Derfla weiß das besser.
Vielleicht spätes Mittelalter?

Gruß  :winke:
Das Sucherforum dankt all denen,
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Signalturm

Danke für den Tip. Wird so sicherlich nicht wieder vorkommen. :schaem: aber man(n) lernt bekanntlich nie aus.
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Signalturm

Mir kommt beim überlegen nach dem Fund ein früherer Fund ins Gedächtnis. Es handelte sich um eine "Ottonische Buckelfibel" aus einer Blei-Zinnlegierung. Sie wurde damals in der Auflösung als eine Fibel der armen Leute angesprochen, welche sich in ihrer Form an denen aus Edelmetall oder Emaile orientiert.  Hier der ehemalige Beitrag.:http://www.sucherforum.de/index.php/topic,67821.msg421615.html#msg421615
Man beachte den darin enthaltenen Link: http://hiltibold.blogspot.de/2012/11/fibeln-aus-der-ottonenzeit.html
Mein neuer Fund erinnert mich an eine Scheibenfibel mit Kreuzzeichen. Könnte es auch so eine Art Schmuck der kleinen Leute gewesen sein welcher eine Scheibenfibel von der Form her imitiert?.Nur so ein Gedanke
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mc.leahcim

Hallo Signalturm,
an eine Fibel mag ich nicht denken, denn es fehlt der fibeltypische Nadelhalter und Nadelrast. Was mir aber aufgefallen ist nach der Reinigung, kann aber meiner Fantasie schuldig sein, sind ev. Gesichter jeweils am Kreuzende.

Gruß

mc.leahcim
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Signalturm

Hallo mc.leahcim
Leider sind an den Kreuzenden keine Gesichter zu sehen. Ich habe das Teil schon mehrfach unter dem Mikroskop hin und hergeschoben. Leider. Aber danke fürs "Mitraten".
Was das mit der Fibel angeht so meinte ich nicht eine wirkliche Fibel aber von der Gestaltung her könnte es an eine Fibel mit Kreuz angelehnt sein.
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Robert

vielleicht ein Teil von einem Doppelknopf.

Grüße
Ro :winke:
wer alles weiß, bekommt keine Überraschung mehr

stratocaster

Kann von einem Doppelknopf sein oder vielleicht auch von
einem einfachen Scheibenknopf mit "zermatschter" Öse.
Ich habe von Derfla mal eine längere Abhandlung erhalten zum Thema
"Zinn-, Zinnblei- und Bleiknöpfe Mittelalter bis 19.Jhd."
Das Bild unten ist daraus. Derfla hat sicher nichts dagegen, dass ich das hier poste.

Gruß  :winke:
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Signalturm

So die "Haschwaage" ist wieder aufgetaucht. 11.5 Gramm wiegt das Stück. Aber ich denke das ist eher nebensächlich. Kann man bei dem Motiv von einer bewussten Darstellung des christlichen Glaubens ausgehen oder kann das einfach nur grafisch gemeint sein.???
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Derfla

Habe mir mal das Teil zur Gemüte geführt. Eine Fibel ist es auf keinen Fall. Da es aber im Mittelalter ähnliche Kreuzfibeln gibt, gehe ich davon aus, daß im Laufe der Weiterentwicklng der Kleiderordnung, also weniger oder gar keine Fibeln mehr, diese Darstellungen dann auf Knöpfe übergegangen sind. Das sieht man sehr genau bei den Adlerdarstellungen auf Fibeln, die dann später auch auf Knöpfen erscheinen. Hier z.B. : wer weiß denn überhaupt daß die Ostgotischen oder auch Westgotischen Adlerfibeln  indirekt als Reichsadler dann bei den Saliern,später bei den Staufern und dann später auf Knöpfen oder auch Gürtelapliken erscheinen natürlich in abgeänderter Form. Das läßt sich dann über das Heilige Römische Reich Deutscher Nationen, Preussen , Kaiserreich dann Weimarer Republik und zuletzt die Bundesrepublik Deutschland lückenlos dokumentieren. Bei diesem Teil gehe ich von einem Bleiknopf aus, ob Doppelknopf aus Blei oder Knopf spielt hier keine Rolle. Man sieht auf der Rückseite noch sehr genau die Gußnaht. Dieses Malteserkreuz sehe ich als christliches Zeichen, das möglicherweise als Doppellknopf am Pferdehalfter oder am Mantel eines Menschen getragen wurde. Zeitstellung ist zwischen 1300 und 1500.
Derfla  :winke:

Signalturm

 :Danke2:
Vielen Dank Derfla. Auf so eine erklärende Ansprache habe ich gehofft. Und die Zeitliche Ansprache freut mich auch. Super
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