Siedlungsstelle Rössen-Großgartach

Begonnen von Waldläufer85, 23. Januar 2016, 17:41:59

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Waldläufer85

Hallo  :winke:

hier mal ein bisschen verzierte Keramik einer von mir seit 2010 begangenen Fundstelle. Andere Kulturgruppen sind auf dieser Stelle nicht vertreten. Auf einer begrenzten Fläche von etwa 25 x 25 Metern fanden sich im Zeitraum der letzten 5 Jahre mehr als 15 Kg Keramik sowie einige Steingeräte. Die feingeglättete und verzierte Keramik macht insgesamt nur etwa 5 % des Fundmaterials aus, daher freue ich mich jedes mal bei einer Begehung wenn so ein Stück dabei ist.

Viele Grüße

Philip

Waldläufer85


Waldläufer85


RockandRole

Hi Philip

Glückwunsch zu den Funden, und danke dass du sie mit uns teilst. Ein Platz mit nur einer Zeitstellung ist sehr interessant, weil man ja automatisch alles zuordnen kann. Ich würde auch gerne noch ein paar Steingeräte sehen  :engel:
Da ist sogar eine Scherbe mit Innenverzierung dabei und von Siebgefäßen :super:

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

thovalo

#4

Wow .... heiße Ware!  :smoke:


Rössener Keramik wird dem Anschein nach als fast ebenso selbstverständlich wie die Keramik der LBK dargestellt. Außerhalb des Gräberfeldes von Rössen und der benachbarten Kreise ist die verzierte Rössener Keramik aber selten und die der LBK eher schon langsam übersatt und tendenziell massenhaft vorhanden und trotz der Herausarbeitung einzelner auf bestimmte Dekore bezogener Traditionskreise langsam "durch" und von exklusiven Besonderheiten, wie organischen Auflagen, breit und gut bekannt .........  


Die Randform mit den eingedrückten Kreisen unterhalb des Randes ist nicht so ganz typisch .......  


Ich konnte einige Keramik der nachfolgenden Bischheimer Kultur auflesen, da ist auch dieses Dekor mit vertreten. Die mittelneolithische Keramik hat mich in ihrer zumindest hier extrem feinen Ausarbeitung total überrascht. Dem gegenüber ist die Keramik der Eisenzeit Schulkindwerkunterrichttöpferei!


Klasse Bilder und danke für´s Zeigen!


lG Thomas   :winke:



PS:stammen Deine Funde aus NRW, Hessen oder aus dem "nahen Osten"?
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Waldläufer85

Hallo Daniel,

die Stelle ist wirklich sehr spannend, die Bodenverfärbungen dort erkennt man schon von Weitem. Es ist in meinem Suchgebiet die einzige Stelle auf der nur eine Kulturstufe vertreten ist. Ich bin diesen Acker schon mehrfach zusammen mit Mitarbeitern des Denkmalamtes abgegangen und die nächste Fundstelle ist etwa 200 m entfernt (LBK). In der näheren Umgebung wurden vor vielen Jahren beim Bau einer Kleingartenanlage schon Funde aus der gleichen Zeit gemacht. Allerdings gab es damals wohl leider keine richtige Untersuchung durch die Archäologen, was ich persönlich nicht verstehe.
An Steingeräten kann ich leider nur die Funde der letzten 2 Begehungen zeigen, der Rest liegt bereits beim Amt.

Viele Grüße

Philip

Waldläufer85

Hallo Thomas,

die Fundstelle liegt im Stadtgebiet von Frankfurt am Main. Die Datierung der Fundstelle erfolgte durchs Denkmalamt. In etwa 1,5 Km Entfernung gibt es 2 Siedlungsstellen der Bischheimer Kultur. Eine davon wurde wegen einer Baumaßnahme gegraben und auch publiziert. Die Grobkeramik der o.g. Fundstelle würde ich persönlich niemals in diese Kulturstufe einordnen wenn nicht hin und wieder solche verzierten Scherben auftreten würden. Es wurden auch schon Vermutungen angestellt, dass hier evtl. die Einflüsse verschiedener Gruppen zusammentrafen.

Viele Grüße

Philip

thovalo

#7
Zitat von: Waldläufer85 in 23. Januar 2016, 18:12:31
Hallo Thomas,

die Fundstelle liegt im Stadtgebiet von Frankfurt am Main. Die Datierung der Fundstelle erfolgte durchs Denkmalamt. In etwa 1,5 Km Entfernung gibt es 2 Siedlungsstellen der Bischheimer Kultur. Eine davon wurde wegen einer Baumaßnahme gegraben und auch publiziert. Die Grobkeramik der o.g. Fundstelle würde ich persönlich niemals in diese Kulturstufe einordnen wenn nicht hin und wieder solche verzierten Scherben auftreten würden. Es wurden auch schon Vermutungen angestellt, dass hier evtl. die Einflüsse verschiedener Gruppen zusammentrafen.

Viele Grüße

Philip


Ja, die kurz unter dem Randumlauf "gepunkteten" Randstücke datieren meiner Meinung nach spät rössenzeitlich bis Bischeim, was in der von Dir begangenen Region ja fast schon perfekt auf eine fortwährende Siedlungsentwicklung im mittleren Neolithikum hindeuten würde!

Geil sowas zu sehen .....  :glotz:


Bischheim at its best .........


http://www.sucherforum.de/index.php/topic,47603.0.html



........ dieses extrem reich verzierte Gefäßfragment wurde von Jens Lüning, der diese Kultur beschrieben und definiert hat, bestätigt.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Waldläufer85

Das hier sind ein paar Beispiele der groben Keramik von der gleichen Fundstelle..

thovalo



Perfekt und absolut übereinstimmend mit der hier am rechten Niederrhein auftretenden Grobkeramik des mittelneolithischen Fundplatzes!
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Waldläufer85

Vielen Dank für deine Einschätzung, Thomas. Die Keramik ist knochenhart gebrannt und an den frischen Bruchkanten kann man sich ohne Weiteres in die Finger schneiden..

thovalo



Ja, hier ist das auch so ... charakteristisch ist solche Keramik am Niederrhein aber auch und gerade für das späteste Neolithikum / die früheste Bronzezeit!


Ich habe jetzt keine Bilder der hier gefundenen tief eigedrückt gepunkteten Keramikbelege gefunden.  :heul:


Toll was D finden konntest!
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

RockandRole

Na ihr beiden

Das wird ja noch doller  :-) die gepunktete Scherbe ist mir auch gleich aufgefallen. Ich schau mal in den Grabungsbericht der  Bischheimer Kultur  in Schernau, vielleicht lässt sich da ein Vergleichsstück finden. Toll mal was zu sehen, was so datiert und was so nahe an meiner Heimat liegt (40 km)

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Waldläufer85

Hier mal was von einer kleinen Grabung in der Nähe der o.g. Fundstelle ( ca. 300 m entfernt ). An der Oberfläche fand sich damals nach dem Pflügen in einem Bereich von etwa 2 x 2 Metern einiges an grober Keramik, die ebenfalls sehr hart gebrannt war und sich keiner bestimmten Zeit zuordnen ließ. Zunächst  hatte man die Vermutung, es handelt sich um eine angepflügte Bestattung, daher entschied man sich kurzfristig die Stelle zu untersuchen.Das abgebildete Stück war das einzige Fragment in dieser Grube mit Rand sowie einer Verzierung, zu der es bislang nichts Vergleichbares aus der Gegend gibt. Die Stelle wurde als endneolithisch/frühbronzezeitlich bestimmt. Steinfunde gibt es aus diesem Bereich bisher keine..

RockandRole

Servus Philip

Bei den Zeichnungen von Schernau war leider kein identisches Vergleichsstück dabei. Leidiglich eine annähernd kreisrunde Doppelreihe, wobei der Einstich aber meiner Meinung nach ein wenig seitlich erfolgt ist.
Die Verzierung sieht mir auch inspiriert aus von den Siebgefäßen.

Zu deiner Zusammensetzung kann ich leider auch nichts beitragen. Bischheimer Scherben die ich gesehen habe, waren nur auf dem Oberrand so seitlich gedreht länglich gestochen.

Trotzdem ist das eine beachtliche Zusammenführung  :super:

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Waldläufer85

Servus Daniel ,

ich danke Dir für Deine Info. Es ist ja sicherlich auch denkbar, dass vereinzelt Verzierungselemente verwendet wurden, die einzigartig in Ihrer Region waren / sind. Die Töpfer von damals haben da sicherlich nicht unbedingt nach festen Vorgaben ihre Gefäße verziert.  :kopfkratz:

Liebe Grüße

Philip

thovalo

#16


Die Scherbe mit der eingedrückten Punktreihe unterhalb des Randes fällt ja auch farblich deutlich aus der Reihe. Solche Merkmale treten, nach dem was ich in der Auseinandersetzung mit den hier aufgelesenen Fundbelegen finden konnte, ab der MK auf Doch da drücken sie sich auf der Innenseite als "Noppen" mit durch. Einge"stochen", wie am Fundbeleg zu sehen, finden sie sich dann in Keramikinventaren ab der Zeit der Wartbergkultur. Mit Siebgefäßen scheint das weniger zu tun haben. An Siebgefäßen gehen die Löcher "durch" und sind funktional angelegt, hier scheinen sie eher dekorativ gemeint zu sein.  :glotz:


How ever, es gibt viel an besonderen Aspekten zwischen Himmel und Erde ...... vielleicht kommt mit der Zeit ja noch mehr an richtungsgebenden Fundbelegen zusammen.


lG Thomas  :winke:



Bilder dazu hier:


gibt es bei Google als PDF download



Sonderdruck aus den Kolloquien des Institutes für Ur- und Frühgeschichte Erlangen 1

DIE STELLUNG DER ENDNEOLITHISCHEN CHAMER KULTUR
IN IHREM RÄUMLICHEN UND ZEITLICHEN KONTEXT

Erlangen 26.-28.3.1999



Hier leider nur in einer eher flauen zeichnerischen Darstellung:

http://www.jungsteinsite.uni-kiel.de/1999_calden/ca_g1/ca_g1.htm
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

RockandRole

Hallo Philip

Ist zwar weit weg, aber hier ist jedenfalls jemand am Werk gewesen der die gleiche Art hatte zu verzieren.
http://www.archaeologische-baubegleitung.de/anderhavel/index.html. Nummer 177


Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Waldläufer85

Servus Daniel  :winke:

Ich danke dir für den Link! Das ist ja wirklich ne ganze Ecke von uns hier entfernt, aber die Verzierung ist so ziemlich die gleiche. ich hoffe auf der Fundstelle taucht dieses Jahr noch mehr Keramik mit solchen Punkten auf.Hab da auch was Ähnliches in einem Grabungsbericht einer Michelsberger Siedlung hier in der Gegend gesehen, da gab es wohl auch manchmal solche Einstichverzierungen, allerdings nur immer in einer Reihe unterhalb des Randes.

Bis dann und viele Grüße

Philip

steinwanderer

Moin Philip,
nur so zur Anmerkung. Meine TBK- Scherben haben die gleiche Ornamentik.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

Waldläufer85

Hallo Klaus,
danke für die Info.Kommt dieser Verzierungstyp bei Dir in der Region häufig vor? Das ist für mich hier nach über 8 Jahren Feldbegehungen der erste Fund dieser Art.

Viele Grüße
Philip

steinwanderer

Moin Philip,
ja die Muster kommen hier oben häufig vor.
Identisch sind bei Rössen 1 alle außer in der ersten reihe die Nr. 3 und das letzte.
Das Leiterband Inder 2. Reihe Nr.3 ist typisch TBK.
Bei Rössen Nr.6 sind alle aus der 2. Reihe identisch.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav