Unförmiges römisches Ziegelteil

Begonnen von Nanoflitter, 12. November 2016, 18:13:13

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Nanoflitter

Ein recht unförmiger Ziegel. Was vom Dach? :kopfkratz: Gruss...

Sigillata

Hier hilft nur eine Autopsie zur genauen Ansprache, ein Ziegel scheidet wohl aus.

Nanoflitter


Levante

Guten Morgen,

ich halte es für die Halspartie einer Amphore, wobei hier die Lippe abgebrochen ist und eine Zuordnung daher erschwert wird.
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Nanoflitter

Amphoren sind doch Drehscheibenware, das Teil ist handgeformt, innen wie außen. Sieht wirklich in der Hand aus wie Ziegel... Gruss und dank dir!

Levante

Zitat von: Nanoflitter in 14. November 2016, 13:16:35
Amphoren sind doch Drehscheibenware, das Teil ist handgeformt, innen wie außen. Sieht wirklich in der Hand aus wie Ziegel... Gruss und dank dir!

Also ich sehe da Drehrillen, typisch einer Amphore, lediglich etwas verwaschen und nur leicht ausgeprägt.   :smoke:
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Sigillata

Wo Levante Recht hat, hat er Recht. Halsfragment einer Amphore mit Henkelansatz. Leider fehlt der Rand, um eine genauere Typ-Ansprache zu ermöglichen.

Nanoflitter

Ich werd das Teil nochmal genau betrachten und bei Bedarf nochmal ausgerichtete Fotos machen. Wär ja gut, wenns eine Amphore wäre. Wollte ja auch nichts in das Ding hineindichten. Gruss und danke euch!

Sigillata


Nanoflitter

Hab mal was gebastelt, könnte schon eine Amphore gewesen sein. Die Innenseite ist aber nicht ersichtlich überdreht. Das war Handarbeit, auch nicht abgerollt. Da aussen weggebrochen, hab ich mal den Innendurchmesser als Referenz genommen. Die Neigung der Schnitte ist auch eher geraten. Gruss...

Levante

Zitat von: Nanoflitter in 14. November 2016, 18:10:27
Hab mal was gebastelt, könnte schon eine Amphore gewesen sein. Die Innenseite ist aber nicht ersichtlich überdreht. Das war Handarbeit, auch nicht abgerollt. Da aussen weggebrochen, hab ich mal den Innendurchmesser als Referenz genommen. Die Neigung der Schnitte ist auch eher geraten. Gruss...

warum so kompliziert.  :zwinker:
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Nanoflitter

So kompliziert war's jetzt nicht, fördert auch mein Verständnis für das Teil und mein Vertrauen in die Ansprache. Wie kommt es eigentlich bei den römischen Ziegeln ob Dach ob Mauer ob ziegelähnliche Keramik immer zu den mörtelähnlichen Anhaftungen? Das hab ich auf allen "meinen" Villen gleichermaßen
beobachten können. Bei anderen, eisenzeitlichen oder älter wie jüngeren Sachen hab ich das noch nie gesehen. Gruss...

Sigillata

Die Zeichnung ist doch wirklich gut geworden.  :winke:

RockandRole

Hey Nano,

bitte weitermachen mit den tollen Zeichnungen  :super: das fördert auch mein Verständnis mit der Ausrichtung!

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Levante

Zitat von: Nanoflitter in 14. November 2016, 19:39:24
So kompliziert war's jetzt nicht, fördert auch mein Verständnis für das Teil und mein Vertrauen in die Ansprache. Wie kommt es eigentlich bei den römischen Ziegeln ob Dach ob Mauer ob ziegelähnliche Keramik immer zu den mörtelähnlichen Anhaftungen? Das hab ich auf allen "meinen" Villen gleichermaßen
beobachten können. Bei anderen, eisenzeitlichen oder älter wie jüngeren Sachen hab ich das noch nie gesehen. Gruss...

Moin moin,

diese Beobachtung erklärt sich wie folgt...zunächst einmal wurden Ziegel oder auch Ziegel artige Fragmente in die Mauern eingearbeitet. Ebenso gibt es Laufhorizonte aus Ziegelbruch welche mit Mörtel stabilisiert wurden, hier sind oft auch keramische Scherben eingearbeitet oder eingetreten.
Diese gibt es jedoch nicht nur im römischen Kontext, hier tritt es nur vermehrt auf. Ebenso gibt es Einbauten von Ziegeln oder Scherben in Ma. Mauern, gerade auf Burgen. Laufhorizonte aus Ziegle und anderem Bruch gibt es relativ häufig im Stadtarchäologischen Kontext.
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Nanoflitter

Das mit dem Laufhorizont usw. klingt einleuchtend! Danke! :super: In Pompeji hab ich sogar gesehen, wie mehrere Amphoren, wo unten die Spitzen abgeschlagen waren, als Regenablaufrohr an der Wand vermauert waren. :smoke:
Aber die vielen Mörtelanhaftungen sind nun klar. Gruss... :Danke2:

Sigillata

#16
Bei den Laufhorizonten handelt es sich um estriche aus Stampflehm, bei denen der Ziegelbeischlag allerdings so klein war, dass es sich nur noch um minimale Bröckchen handelte, die der Bindung dienten. Ziegelbänder in Mauern römischer Gutshöfe kommen zwar vor, sind aber eher selten und datieren vor allem in die späte Kaiserzeit. EIn Faktor, der zur Kalkbindung an Gefäßfragmenten  führt: wir leben in einer Gegend mit kalkhaltigen Böden, wie Nanoflitter sicher bestätigen kann. Bei uns kommt sowas jedenfalls häufiger vor.

Nanoflitter

Kalkhaltig ist zumindest unser Wasser :besorgt:, die Anhaftungen fallen mir vor allem an der römischen Baukeramik und den ziegelartigen Keramiken wie der Amphore auf. Vielleicht setzt sich da der Kalk aus dem Boden besonders gut an. Gruss und dank dir!

RockandRole

Hallo Leute,

Ich beobachte solche Kalkablagerungen manchmal an paläolithischen Artefakten. Je frischer die ausgepflügt sind, desto höher die Chance auf Anhaftungen. Nach einiger Zeit an oder Nähe der Oberfläche verschwinden sie.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Nanoflitter

Der Kalk sitzt sogar auf den glatten TS Stücken. Mit etwas 
gutem Willen kriegt man das evtl. ab. Aber das lohnt hier wohl nicht. Bei einem repräsentativen Stück würde ich mir vielleicht die Mühe machen. Aber die Stücke will noch nicht mal das Amt sehen. Wichtig ist hier nur der Fundpunkt und die Zeitstellung, dann werden die Stücke wohl nie mehr ihr Tütchen verlassen. :-) Gruss...

teabone

 :winke:

wegen der Kalkablagerungen; die sich auch auf einigen meiner Keramikscherben finden und teilweise sehr dick sind, kann man sie in stark verdünnte Salzsäure legen.
Wichtig ist eine darauffolgende gute Wässerung. Vor der Säurebehandlung lege ich sie noch in Wasser damit die Säure nicht vollständig eindringt.
Selbst bei geglätteten Oberflächen bleibt der Glanz erhalten.
Da die Krusten speziell bei den Bruchflächen störend sind lassen sich zusammengehörige Teile nach der Behandlung leichter anpassen.

LG Augustin
Such- und Fundgebiet: Weinviertel, Nö.

Nanoflitter

Klingt gut! Wenn ich mal was gescheites finde, werd ich das nach ein paar Tests mal versuchen. Gruss...