Steinzeugauflage -figur

Begonnen von Ahrbach, 15. November 2012, 19:58:09

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Ahrbach

immer wieder hoch erfreut bin ich über derartige Steinzeugauflagenfunde.
Hier ein besonders schönes Exemplar mit der Darstellung einer schönen dame.
Ich meine ein DEG F....D lesen zu können. Über einige infos zu dem Stück würd ich mich sehr freuen
lg

thovalo

#1
Komm grad mal nicht an die entsprechende Literatur:

Möglicherweise die Darstellung der "GEDVULT" (?):

DE (die) GED..T ( das T rechts vom Kopf)
das würde ich als die Darstellung der Geduld ("DE GEDVLT") vermuten.
Das V L stand wohl heute weggebrochen über dem Kopf, so ungelenk eingeschoben wie das T noch an der rechten Backe klebt!


"Das Wort Geduld (auch altertümlich: Langmut) bezeichnet die Fähigkeit zu warten. Oft gilt Geduld als eine Tugend; ihr Gegenteil ist die Ungeduld. Als geduldig erweist sich, wer bereit ist, mit ungestillten Sehnsüchten und unerfüllten Wünschen zu leben oder diese zeitweilig bewusst zurückzustellen. Diese Fähigkeit ist eng mit der Fähigkeit zur Hoffnung verbunden. Geduldig ist auch, wer Schwierigkeiten und Leiden mit Gelassenheit und Standhaftigkeit erträgt..........Geduld ist eine Frucht des Heiligen Geistes.."  aus Wikipedia

Wirklich immer schön solche Stücke!

Die Zeit ist die zweite Hälfte des 16. Jh.; der Produktionsort ist Siegburg!


linkes Gefäß "DE GEDVLT" auf dem Fragment einer Schnelle von 1566 aus einer Grabung in Münster

http://www.muenster.de/stadt/ausgrabungen-stubengasse/pics/verstopfter_neuzeit8g.jpg

"Schnelle mit allegorischen Motiven
Ausgesprochen aufwändige Steinzeuge produzierten die rheinischen Werkstätten der Renaissance. Ein schönes Beispiel für die im 16. Jahrhundert auf dem Gefäßkörper aufgebrachten allegorischen und biblischen Szenen ist diese Schnelle.
Das mit der Darstellung der Geduld (DE GEDVLT) und der Jahreszahl 1566 versehene Trinkgefäß stammt aus der "Bummel". Rechts ein ebenfalls mit einer Auflage versehener Trichterhalsbecher."

Foto: M. Hörnschemeyer



glG thomas   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

grünland


Toller Fund, tolle Scherbe und einwandfrei - DE GEDULT.
..Mensch, und wenn bedenke das ich als waschechter Münsteraner lange in unmittelbarer Nachbarschaft zur Stubengasse gewohnt habe.....da hätte ich ja auch so eine jovele Scherbe finden können...

LG
Guido


thovalo

 :-)

Die Siegburger Auflagen sind nach "Kleinmeisterstichen" wie dieses Beispiel entstanden.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

grünland


..und / oder von Bleiplaketten wie dieses Beispiel zeigt.
( wobei wir es hier mit einer Kölner "Geduldsschnelle" zu tun haben. )


thovalo

#5
Zitat von: grünland in 17. November 2012, 13:54:12
..und / oder von Bleiplaketten wie dieses Beispiel zeigt.
( wobei wir es hier mit einer Kölner "Geduldsschnelle" zu tun haben. )


Die Beiplaketten von Flötner entstanden wieder nach Anregungen durch Stichvorlagen!

Übrigens kommt die Bleiplakette der Darstellung des Scherbens ausgesprochen nahe und könnte durchaus das Vorbild gewesen sein!  :super:

Bzw. ein Kölner Gefäß mit dieser Auflage kann als Vorbild der Siegburger Auflage gedient haben. Die Auflagen waren ja auch leicht azuformen. Die Kölner und Siegburger Töpferfamilien waren nahe verwandt und die Kölner zogen nach Aufgabe ihres Gewerbes in der Stadt entweder nach Siegburg, Raeren, Frechen oder in den Westerwald!


glG thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Levante

Guten Abend,

wirklich ein Toller Fundbeleg, bei uns sind Scherben von Schnelle so selten wie Gold.
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Ahrbach

Vielen Dank für eure aufschlussreichen Beiträge....   so findet der Suchende sogar Zeichen ,die einen auch persönlich weiterbringen. Denn für mich war diese scherbe ein Zeichen, dass ich an meiner Geduld noch arbeiten sollte. denn diese Tugend ist nicht die meinige.....
LG