Keramik erzhaltig?

Begonnen von Laurin5, 02. Mai 2007, 15:56:01

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Laurin5

Guten Tag,
ähnliche Stücke mit einem blau-grauen Schimmer, so als ob sie aus Steinmehl hergestellt wären, habe ich schon mehrere gefunden. Das Material glänzt teilweise als ob es Erze oder Katzensilber enthielte. Kennt jemand von euch ähnliche Stücke?
Herzliche Grüße
Laurin5

Albrecht

Hallo,
in dieser Form kenne ich sie nicht, jedoch ohne den metallenen Glanz. Die schwammartige Konsistenz entsteht bei sekundärem Brand. D.h. die Keramik wurde nach ihrem eigentlichen Brand einer weiteren Erhitzung ausgesetzt, gewollt oder nicht. Kann beim Haus-/Stadtbrand, beim Hineinfallen in die Feuerstelle oder bei Leichenverbrennungen etc. entstehen. Möglichkeiten gibt es da viele.
Ist die Keramik leicht und bimsartig?

Kann natürlich auch Koksschlacke sein. Gibt sie ein Signal im Leiwertbereich um 0?

mc.leahcim

Hallo Laurin5,
ich habe auch so ein Teil gefunden. Das Teil glänzt zwar nicht ganz so wie deins aber ich sehe doch Ähnlichkeiten. Über Leitwerte kann ich nichts sagen. (habe einen Tesoro) Es gibt aber ein Bombensignal. Auf jeden Fall besser wie Schlacke, die ich auch ab und zu finde. Trotzdem bin ich mir nicht sicher ob es nicht doch sowas ist und eben Metallreste drin sind.

Gruß

Michael
Gum biodh ràth le do thurus. = Möge deine Suche erfolgreich sein (Keltisch/Gälisch)
Die soziale Kälte hilft nicht die globale Erwärmung aufzuhalten!!

Rambo

Jetzt werdet ihr lachen aber es ist so... bei manchen Keramiken gibt ein Metallsuchgerät sogar einen Pips von sich. Habe ich erst unlängst auf einem weggeschobenen, römischen Hügelgräberfeld bei einer Nachsuche gehabt. zwar war das Pipserl nur sehr schwach, aber immerhin es war was.
Es besteht aber auch die Möglichkeit, das bei Quarzmagerung das eine oder andere erzhältige Steinderl mit in der Keramik gebrannt wird, dann pipst es auch.
Gruß Rambo
Willst du der Väter Taten kennen
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und das Schlechte still verzeihn

Albrecht

Rambo,
Mir ist ein Fall sehr gut bekannt, da hat ein seriöser Pfleger auf einer erstmal ersichtlich sterilen Fläche Brandgräber im ausgelaugten Sand mit einem 6000DiProSL geortet. Sie wären sonst einer Kiesgrube geopfert worden. Es war kein Metall darin.
Ein sehr guter Bodenabgleich ist immer ratsam.

wühlmaus

Hi  :winke:

ja ja, die Keramik und der Detektor ... Ist mir selbst schon passiert ... Ein altes C-Scope Billiggerät hatte mir tatsächlich einen dicken, römischen Ziegel angezeigt. Wahrscheinlich weil der Eisenoxydgehalt in dem Stück recht hoch war.
Mir ist aber auch ein Fall bekannt, bei dem Sonden des Kampfmittelräumdienstes Urnenbestattungen angezeigt haben.

Wie Rambo schon sagte, je nach Einstellung des Gerätes kann Keramik ausschlagen (bzw wenn man eine Billigsonde ohne Metallunterscheidung benutzt). Genau wie er würde ich auch von etwaigen Bestandteilen der Magerung ausgehen ...

Aber jetzt zurück zum Thema, der gute Laurin schreibt ja nicht, dass er das Stück per Detektor gefunden hat, sondern nur, dass es metallen schimmert ...

Ich würde Laurins Scherbe zur Graphittonkeramik zählen, dass heißt der silberne Glanz stammt von der Magerung beigemengtem Graphitstaub. Soweit ich weiß gibt es Graphitbemengungen als Überzug und zur Bemalung seit der Urnenfelderzeit. Wirkliche Graphittonkeramik, wie sie Laurins (Rand-)Scherbe ist, kam ab dem 5Jh.v.Chr. mit dem Beginn der Latenezeit auf. Aus dieser Keramik wurden vorallem Kochtöpfe hergestellt, da die Graphitbeimengung die Keramik wasserundurchlässig und unempfindlich gegen Temperaturschwankungen macht. Außerdem steigert diese Magerung zusätzlich die Wärmeleitfähigkeit ... Der perfekte Kochtopf! (In diesem Zusammenhang nochmal ein Verweis auf Albrechts Idee mit dem sekundären Brand... )
Was die Form der Scherbe angeht komm ich aber ins Schwitzen, solche Dornränder sind mir im Rheinland mehr von mittelalterlichen Kugel(-koch-)töpfen bekannt (allerdings ist mir hier wiederum nichts über Graphitmagerung bekannt  :platt: )... Wie es in der mittelalterlichen Alpenregion ausschaut, entzieht sich meiner Kenntnis ... Deshalb mein zaghafter Datierungsansatz: Latenezeit ...

mc.leahcim's Wandscherbe würde ich eher als mittelalterliche Grauware oder Faststeinzeug ansehen. Wußte nicht, dass die auch "piepen" kann...

:winke:
Gerd

c-4

Wahrscheinlich enthält die Keramik Eisenoxid, das kann  absichtlich zugesetzt worden sein oder zufällig in die Mischung gelangt... Bei den Glasuren  gibt es stark eisenhaltige Arten, die bis zu 12 % Eisenoxid enthalten.

Silex

servus, Freunde,
Aufgrund der Fotos kann ich kaum erkennen ob  der "Metalleffekt" von  den glitzrigen Partikeln  oder eher der schwarzen Grundmasse herrührt.
Das Fragment  ist auch meiner Meinung nach nicht oberflächlich graphitiert (@ wühlmaus) ( dies geschah auch , nicht zuletzt deswegen , da man metallene Gefäße nachahmen wollte) sondern , wie man im Profil erkennen kann, Graphittonware. Und den zeitlichen Horizont hat Wühlmaus für diesen Fall schon angegeben. Die "Obernzeller Graphittonware" die oft mit vorgeschichtlichen Fundstücken verwechselt wird  scheidet hier, bei Laurins Fundstück, wohl aus.
Wenn Du mehr weißt, Laurin, lass es uns wissen. Denn Keramik muss man wirklich in den Händen halten und erfühlen.
bis bald,
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Laurin5

Hallo zusammen,
vielen Dank für euer reges Interesse und die wertvollen Hinweise. Das Stück reagiert auf meinen Detektor (Tesoro silver u Max) nicht, es ist auch nicht magnetisch. Graphittonware kann ich gut nachvollziehen. Es gibt bei uns Steine, die ähnlich blau schimmern; vielleicht hat man solche fein zerbröselt und dem Ton beigegeben, aus welchen Gründen auch immer.
Laurin5

mc.leahcim

#9
Hallo liebe Scherbenmühsamaufsammler,
wie Rambo schon schrieb gibt es Scherben die einen Laut geben. Ich habe meinen Diskriminator (Tesoro silver µmax) zwischen Iron und Foil gestellt und diesen kleinen "Ton"film gedreht.  :smoke:

Blamiert wäre ich alledings wenn ich ein Stück Schlacke geschwenkt habe. :narr: :heul: (Bilder der Scherbe siehe oben)

Also werft die Boxen an und schaut und  :staun:

http://www.meb.uni-bonn.de/haematrans/Michael/Scherbe/scherbe_mit_signal.avi

Gruß
Michael
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Silex

#10
Ehering ? oder metallisch geklammerte Knochenbruchstelle? Eisenüberschuss im Blut? Goldpartikel unter den Fingernägeln?
Auratische Gloriolen und Magnetfeldverdacht beim Schwenker.
Danke auch für den Hinweis: "Scherbe oben" Ich dachte schon ein neuer "handlicher" Taschendetektor wär auf den Markt geworfen worden...mit dem man zum Beispiel "Spulen" suchen kann   oder verendete  Sondler
geschmacklos,
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

wühlmaus

Hi mc.leahcim   :winke:

Vielen Dank für dein Video!
Echt kniffelig ... von meinem Tesoro (Compadre  :engel: ) kenne ich in diesem Diskriminator Bereich solche - doch recht klaren - Anschläge nur von Schlacke ...
Wenn ich sondel, hab ich den Disk immer bis kurz vor Foil aufgedreht, dh wenn unsere rheinische Grauware oder Faststeinzeug in dem Bereich anschlagen würde, müßte mein Maschinchen auf einigen Äckern eigentlich piepen wie verrückt ...  :platt:

Wie verhält sich die Scherbe, wenn Du sie an den Rändern mit dem Daumennagel ritzt? Faststeinzeug reagiert kaum auf den Nagel, Graue-Irdenware müßte sich ritzen lassen, Schlacke müßte trocken krümmelig brechen, ähnlich wie ein harter Schwamm aus aufgeschäumten Sand ...
Es ist echt schwierig vom Foto her was zu sagen ...
Sie sieht, wie gesagt, wie eine mittelalterliche Wandscherbe aus. Das Fehlen von eindeutigen Fingerrillen des Töpfers auf der Innenseite, müßte an sich nichts heißen, da im Hochmittelalter größere Töpfe nicht unbedingt auf der schnelldrehenden Scheibe hergestellt wurden ...

Soweit ich weiß wurden oder werden Hochöfen von Zeit zu Zeit im Inneren gereinigt. Dabei schlägt man mit einem Hammer die Schlackenschichten von den Wänden, dabei könnten auch solche flachen, scherbenartigen Formen entstehen ...  :irre:

... wie Silex oben schon sagte: Manchmal muß man es wirklich in den Händen halten ...

:winke:
Gerd

mc.leahcim

Hi wühlmaus,
Das "Scherbchen" lässt sich mit dem Nagel nicht anritzen. Weder aussen noch im Innenteil. (Bild: Magerung/braun) Ich habe auf diesem Feld auch schon vereinzelt Schlacke gefunden. Die gibt bei der beschriebenen Diskriminatorstellung aber keinen klaren Ton. Außerdem sah die Schlacke die ich bisher gefunden habe immer eher wie Koks aus. Von der Form her und auch von der Porösität her. Da das Feld natürlich bestellt ist und ich bis jetzt erst mal sondiert habe, (also mal kreuz und quer gelaufen) werde ich erst nach der Ernte ev. mehr finden.
Ich tendiere aber inzwischen eher zu deiner Therorie der abgeklopften Schlacke weil ich es mir anders nicht erklären kann. Die einzigen Steine die schon mal Laut geben sind Basaltsteine und die eigendlich auch nur in der Urform als Säule, so wie man sie schon mal als Grenzstein findet

Gruß

Michael
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