Hallo Freunde, 


Ihr habt zum großen Teil ja bestimmt schon Eure Erfahrungen mit der Restaurierung von Keramikgefäßen sammeln können. Ich habe das nun zum ersten Male gemacht.

Ich hatte diesen herrlichen Frechener Krug in der ,,Bucht" in England gesteigert und wartete nun voller Vorfreude auf den Postboten. Das Paket kam, aber das Klimpern im Inneren verhieß nichts Gutes. Und so war es auch. Der Krug war beim Transport in über 40 Scherben und einen Haufen Kleinsplitter zerbrochen.

Was tun? Schreiend ums Haus laufen? Geld zurückfordern? Irgend jemanden verprügeln? Den eigenen Kopf an die Wand schlagen? Mit internationalen Anwälten den Rest meines Lebens im Ausland vor Gericht stehen? Gutes Geld dem faulen hinterherwerfen?

Der Pott war nicht arg teuer gewesen. 1620/30 getöpfert. Außerordentliche 43 cm hoch. Herrlich verziert mit drei großen, kobaltgetupften floralen Modeln und mit einem kobaltblauen, gestempelten Schulter-Halsschmuck verziert, den ich so noch nicht in der Literatur gefunden habe. Er hatte keine Bartmaske, auch wenn ein Stück vom Hals früher verlorengegangen ist. Er lag wohl knapp 300 Jahre in der Themse, was die innen gewachsenen Meeretiere, Seepocken und Muschelschalen, belegen. Und nun ist er nach kurzer Postbeförderung völlig kaputt. Sch.....

Also: Kleber gekauft und Kreppband. Kleber: Pattex classic flüssig. Das zieht sofort in die Risse ein. Nachteil: man muss sehr genau kleben, da man später nicht mehr korrigieren kann.  Uhu plus zum Auffüllen von Rissen. Prestolith Feinspachtel zum Auffüllen der Löcher, die dem Fehlen der feinen Splitterchen zu verdanken sind.

Noch bin ich nicht fertig, aber es sieht schon ganz gut aus. Wenn die Risse beigefärbt sind, wird man wahrscheinlich nur aus der unmittelbaren Nähe sehen, dass der Krug völlig kaputt ist.

Mit frischem Mut Winfried

Hallo Winfried,

ist doch wieder sehr schön geworden, bis auf das Kobaltblau. 

Grüße

Patrick

Chapeau!

Klasse gemacht und dennoch sehr schade, dass er aus Unachtsamkeit so stark zerbrochen ist!

Thomas   

Ist schön geworden.
ich habe übrigens sehr gute Erfahrungen mit Ponal gemacht.
Es trocknet zwar langsam, aber lässt sich mit Wasser und Geduld wieder anlösen.
Ausserdem wird es beim Trocknen transparent.
Ponal mit Wasser gemischt und mit Pinsel aufgetragen eigenet sich übrigens vorzüglich zum konservieren poröser vorgeschichtlicher Keramik.
m.

Hallo,

Ponal ist für Steinzeug recht ungeeignet, eher für Irgendware und Vorgeschichte.

Grüße

Patrick

Hallo Freunde,

inzwischen habe ich meinen "Frechener Riesen" fertig und möchte Euch das Resultat meiner Bemühungen
nicht vorenthalten. 
Ihr erinnert Euch: in der Bucht UK gesteigert, (Ein herrlicher Frechener, 42 cm hoch, ohne Sprünge, fast komplett, bis auf ein
Stück vom Hals/Lippe. Er hatte ca. 300 Jahre in der Themse gelegen, innen voll mit Muschelschalen und auf dem Postwege in 40 Scherben
zerbrochen, plus ein Häuflein Splitter. 

Nun ist er fertig, "Auferstanden aus Ruinen". 

Das fehlende Teil Hals und Lippe habe ich mit Prestolith anrestauriert, bemalt wurde der Krug zurückhaltend von einem Kölner Freund mit Ölfarben, die danach im Gesamtglanz der Glasur gefirnist wurden. Diese Malarbeiten, die ein großes Können erfordern sind, meiner Meinung nach, hervorragend gelungen. Hier nun die Bilder, im gleichen Thread oben sind auch die ersten Bilder: Vorher-Nachher.

Grüße Winfried

ZitatWas tun? Schreiend ums Haus laufen? Geld zurückfordern? Irgend jemanden verprügeln? Den eigenen Kopf an die Wand schlagen? Mit internationalen Anwälten den Rest meines Lebens im Ausland vor Gericht stehen? Gutes Geld dem faulen hinterherwerfen?

wie wäre es mit: DHL haftbar halten. Pakete sind bis 500 € versichert...Zumindest die Kosten für den kaputten Pott einklagen oder die Kosten für's Restaurieren...

Ansonsten hast du ihn wirklich wieder schön hinbekommen...    

Hallo Winfried,

schön ist er geworden, na ja, so weit das für Steinzeug aus dem Westerwald überhaupt geht.  

Ach ja ich hätte da so nen Trichterbecher abzugeben, bei Interesse einfach mal melden. 

Hi Patrick,

Du könntest ggf. mit dem Westerwald recht haben. Habe selbst auch schon darüber sinniert. Bin aber wegen der Modeln und
der Farben des Scherbens auch hier noch schwer mit mir am ringen. 

Für Frechen ist so eine Hals-Verzierung bisher in der Literatur, die mir zur Verfügung steht, nicht dokumentiert. 
Vogt hat eine ähnliche blaue Halskrause, aber auf westerwaldgrauem Tonkrug, frech und mutig direkt in den Weserwald exportiert.

Fragen über Fragen,

Und was das Trichterbecherchen angeht: ich ringe im Moment mit einer barocken Westerwälder Schreibgarnitur, einem Westerwälder Knibiskrug und einem Berkemeyer.  Und ich weiß im Moment noch nicht, wer den Kampf gewinnt, die Vernunft oder ich. 

Viel Feind, viel Ehr! 

Kontoleidende Grüße Winfried.