Guten Abend,

anbei einige Eindrücke von einem neuen, gemeinsamen Projekt.

Konni hatte in Großalmerode eine Baustelle aufgetan, in der es nun hoffentlich mal möglich sein wird, den Töpferabwurf in Schichten zu dokumentieren.

Sie war in dieser Baustelle schon mehrfach am Sammeln von Abwurfmaterial und am letzten Samstag durfte ich nun endlich die Baustelle begutachten.

Zu Anfang war ich mehr als entsetzt, wie viel Material dort herumliegt und von den Bauarbeiten durcheinander geworfen wurde.

Wir haben mich anfangs erst mal sensibilisieren müssen, auch wenn ich nach Konnis Meinung wohl zu schnell und zu grob arbeite.  

Die Fundsituation stellte sich so dar, dass die Grundstückseigentümer einen Drainage Kanal angelegt haben und hierbei massiv auf Töpferabwurf gestoßen sind.

In diesem Bereich zeigt sich momentan Töpferabwurf aus dem frühen 18. Jahrhundert. In anderen Bereichen tritt auch schon Material aus dem späten 16. Jahrhundert zu tage.

Bislang scheint alles was zu finden ist gestört zu sein, aber es ist zu vermuten, dass es auch noch stellen gibt, an denen das Material wie nach dem Abwurf liegen geblieben ist.

Hier sind für die nächsten Wochen weitere Untersuchungen und Protektionen zu wünschen.

Anbei mal einige erste Eindrücke.

Die Bilder von den gewaschenen Scherben und teilweise rekonstruierten Gefäßen folgen später.

Als besondere Rarität ein Schnappschuss mit dem selten abgerichteten Scherben suchenden Individuum namens Konni.

Auf Wunsch und nach Absprache kann ich gerne noch eine totale nachreichen.

Wie ihr auf den Bildern sehen könnt, ist mir mal wieder mein Nordpfeil abhanden gekommen ... ist jetzt schon der dritte in kurzer Zeit.

Zum einmessen sind wir aber auch so gekommen. 

Der sehr geehrte Thomas hatte leider keine zeit, aber beim nächsten Einsatz wird er sich nicht drücken können. 

ach ja, noch ein kleiner Hinweis für die Rheinländer, bislang fand sich zum Großteil nur recht schlichte Gebrauchskeramk, aber es zeigte sich in Fragmenten auch schon das gute Steinzeug der Renaissance, was den Rheinischen Waren in nichts nachsteht. Wie schon gesagt die Bilder folgen später.

Mal ganz Laienhaft gefragt. Wie wichtig ist denn so ein Nordpfeil bei dieser Art von Funden. Bei einem Grab kann ich es ja nachvollziehen zwecks Hinweisen auf die Bestattungsrichtung und so. Aber würden bei reinen Scherben nicht der Maßstab als Größenvergleich reichen? Oder gehört sich das mit dem Pfeil einfach so bei einer ordentlichen Dokumentation? Gruß Signalturm

Hallo Patrick,

vielen Dank, so schön hätte ich das nie hingekriegt. Aber Du solltes doch an Deiner Rechtschreibung arbeiten, denn, mich abzurichten, hat bis heute noch keiner geschafft. 

Bei Dir klingt das alles so wichtig, ich hätte gesagt. "Wir haben zusammen ein wenig im Matsch gewühlt." Aber, das hatten wir ja schon... Auf jeden Fall hat es riesig Spaß gemacht und vielleicht können wir ja die eine oder andere Lücke über Groa schließen.

Liebe Grüße
Konni

Hallo Konni,

ich glaube, Patrick meinte: ...mit dem selten "abgelichteten", Scherben suchendem Individuum..., oder?
Er ist eben so in seiner individuellen Art.
Schöner Beitrag! Beim nächsten Einsatz bin ich dabei, okay? Bitte mir rechtzeitige Info senden.
Freue mich schon!
Habe da Knieschützer gesehen. Muss ich mir noch kaufen. Sonst bekommt der alte Mann noch AUA.
Patrick, meine Gummistiefel habe ich im Umzugkarton wiedergefunden.

Bis denne, LG Thomas

Oh Gott,

meine Rechtschreibung ist anscheinend auch nicht besser!
Es heißt natürlich: ..."dem...Scherben suchenden Individuum"...

Gute Nacht allerseits!

Thomas                                                             

Huhu,

war aber mal ein witziger Rechtschreibfehler, dafür musste ich aber schon bluten.
Gestern waren wir noch mal zum Scherben sammeln vor Ort, da wir noch auf 200 Scherben zur Einreichung brauchten. Irgendwie hat beim ersten Besuch in der Baustelle viel mehr zusammengepasst als wir dachten, daher sind wir nur auch so 50 Scherben gekommen.

Ich konnte mich auch mit einem der beiden Grundstückseigentümer unterhalten und ich werde ihm wohl beim Abtragen eines Bereiches der Abraumhalde helfen. Auch wenn das Material in diesem Bereich recht jung ist, etwa Anfang BIS Mitte 18. Jahrhundert, ist es doch meine erste Untersuchung im Töpferabwurf von Almerode.

Es zeigte sich schon, dass viel mehr Material, welches wir in der Vergangenheit in ESW bei Stadtgrabungen gefunden haben, nicht in ESW produziert wurde, sonder auch aus Almerode stammt.

Des Weiteren zeigte sich, dass in dem Abwurfhalden nicht nur homogen der Töpferabwurf gelandet ist, sondern es sich ebenso der Verbraucherabfall in der Halde findet, sprich organische Reste-Knochen und Glas. Was für eine Nähe der Werkstatt zum Wohnbereich spricht.

Dies ist nun mitten in der Stadt nicht sonderlich verwunderlich, aber dennoch schön zu belegen. 
Heute Abend folgen die ersten weiteren Bilder.

Zitat von: tomdulie in 29. Juli 2014, 21:57:39
Hallo Konni,

ich glaube, Patrick meinte: ...mit dem selten "abgelichteten", Scherben suchendem Individuum..., oder?
Er ist eben so in seiner individuellen Art.
Schöner Beitrag! Beim nächsten Einsatz bin ich dabei, okay? Bitte mir rechtzeitige Info senden.
Freue mich schon!
Habe da Knieschützer gesehen. Muss ich mir noch kaufen. Sonst bekommt der alte Mann noch AUA.
Patrick, meine Gummistiefel habe ich im Umzugkarton wiedergefunden.

Bis denne, LG Thomas

Hallo Thomas,

mir war schon klar, was Patrick meinte, aber es war mir doch wichtig, dass es den anderen, die das lesen, auch klar ist. 

Ich freu mich schon.

Liebe Grüße
Konni

Anbei nun die ersten gewaschenen Funde aus dem Töpfereiabfall bzw. Abwurf.

Einige der gezeigten Funde wurden glücklicherweise von Konni gemacht und konnten von mir übernommen werden.  


Dazu noch ein Stück Ofenwand mit Knicker-Anhaftungen.

Zu sehen ist ein Stück Ofenwand mit mehreren, teils verbrannten und verbackenen Steinzeug Murmeln, Illern oder auch Knickern.

Auf der Rückseite ist noch der Schamott zu erkennen, aus dem der Ofen auf gemauert war. Die Grauen Stellen, stellen den Ton dar, mit dem der Ofen ausgekleidet wurde.

Normalerweise wurden die Murmeln in so genannten Kanonen Pötten gebrannt. Im Töpferbereich spricht man auch von gebacken, daher auch der Name Bäcker für Töpfer.

Es wird sich bei dem Ofenbrand wohl so zugetragen haben, dass der Ofen mit Kanonenpötten voll mit Murmeln bestückt wurde, jedoch die Temperatur zu heiß wurde oder der Ofen Platzte.

Hierbei gingen auch die Kanonenpötte zu Bruch und die Murmeln landeten auf dem Ofenboden, wo sie mit einander verbacken waren.

Der Ofen wurde wohl anschließend abgebrochen und neu aufgebaut und die Brocken, auch dieses hier, landeten auf der Abwurfhalde.

Zu Datieren ist dieser Fundbeleg in das 17. oder 18. Jahrhundert.

Hier nun eine Model für was auch immer. 

Hoffentlich habt ihr eine Idee wozu sie gedient haben könnte, Abdrücke mit Plastilin habe ich auch gemacht.

dazu noch ein Töpferwerkzeug aus den Tiefen der Abraumhalde. Hier konnte sich sogar der Holzgriff noch erhalten.

Momentan halte ich es für einen Tonschaber oder um ein Modelliermesser oder ähnliches.

Nach der Restauration werden wir mehr wissen.

Die Funde zeigen, dass eine genaue und sorgfältige Untersuchung auch von relativ jungem Töpferabwurf den ein oder anderen interessanten Fundbeleg bringen kann.

Und zum Abschluss noch einen Enghalskrug aus dem frühendes 18. Jahrhunderts.

Die fehlenden Scherben haben wir wohl auch mitgenommen, leider konnte ich diese bei den Massen an Scherben noch nicht zuordnen.

Als kleiner Tipp, Steinzeug klebt sich am besten Mit Ponal Extra.

Es handelt sich im Übrigen um das Gefäß auf den ersten Bildern, leider war er jedoch gänzlich zerschlagen bzw. zerscherbt.

Und noch eine kleine Auswahl an Tonpfeifen, sollten auch alle Mitte des 18. Jahrhunderts zu datieren sein.

Die verzierten Stücke haben im übrigen eine gewisse Ähnlichkeit mit den Zierelementen auf der Mode, gibt es hier eventuell eine Verbindung?

 

Guten Morgen,

schön hast Du das gemacht. Der Henkel für den Krug ist doch bestimmt auch noch irgendwo dazwischen.

Bei dem Model weiß ich auch nicht, für was das sein soll. Ich kann mir höchstens vorstellen, das es Zierelemente für Grabschmuck sein könnten, hier sind ja auch die Grabsteine aus Keramik gebacken worden.

Oder ein Ziegel- oder Rohrebäcker wollte Vorschläge für eine dekorative Erweiterung seines Firmenstempels, deshalb zwei Vorschläge. Also in der Mitte im Kasten der Name und rechts und links ein Ornament. 

Und, ganz wichtig, in Großalmerode heißen die Murmeln "Üller".

Liebe Grüße
Konni

Hallo ich bin es, der "Ausgestoßene"!

Wäre gern dabei gewesen, hatte aber leider keine Info.
Der "Oberindianer" hat mal wieder alles an sich gerissen.
Das Model könnte vielleicht auch verwendet worden sein für
Kachelofenfriese, Arkantus etc., etc.

Bis auf bald,

LG tomdulie

Zitat von: Leseratte in 31. Juli 2014, 06:53:45

Und, ganz wichtig, in Großalmerode heißen die Murmeln "Üller".

Das lese ich mit großem Interesse: 
Ich bin ja in Berlin-Neukölln aufgewachsen und dort haben wir zum Fußball "Ülle" gesagt.
Der Satz: "Ick hab die Ülle anne Omme jekricht" heißt übersetzt, dass man
vom Fußball am Kopf getroffen wurde.

Gruß 

Gugiux,

obwohl wir gerade telefoniert haben.. möchte ich nun doch widerrufen.

Eventuell können wir uns morgen doch so zwischen 14:30 und 15:00 auf der Baustelle treffen.

Ich würde zumindest an der schon gestörten Stelle mal gerne unter das Pflaster schauen.

Auch der "Ausgestßene" könnte zu uns stoßen.

Gerne können wir noch mal telefonieren.

LG

Könnte das Werkzeug auch ein Uhrenschlüssel sein???

Eine schöne Dokumentation. Da macht das Lesen Spaß!

Viel Glück noch bei eurem Vorhaben und jede Menge neue Erkenntnisse!

Zitat von: stratocaster in 31. Juli 2014, 20:01:30
Das lese ich mit großem Interesse: 
Ich bin ja in Berlin-Neukölln aufgewachsen und dort haben wir zum Fußball "Ülle" gesagt.
Der Satz: "Ick hab die Ülle anne Omme jekricht" heißt übersetzt, dass man
vom Fußball am Kopf getroffen wurde.

Gruß 

Das ist wirklich interessant. Ich versuche schon länger nachzuvollziehen, wo dieses Wort herkommt und am sinnvollsten erscheint mir die Erklärung, dass es aus dem Lateinischen kommt, da heißt Kugel "ulla".

Liebe Grüße
Konni

Zitat von: Esmoker in 31. Juli 2014, 23:57:41
Könnte das Werkzeug auch ein Uhrenschlüssel sein???

Wie würde ein solcher Uhrenschlüssel denn aussehen?  Am Wochenende sind wir bei einem gelernten Töpfer zu Besuch, dem werde ich die Sachen mal zeigen, mal sehen was er sagt.

Unter anderem Fand sich eine Recht dicke Patrone welche hinten zusammengedrückt war und in der Öffnung für das Geschoss war ein geschliffenes rundes Holz eingesteckt.

Möglicherweise eine Art Malhorn für arme. 

So in etwa http://www.uhrenkabinett.de/zubehoer/bilder/coll_tu_schluessel4.jpg

Hallo Patrick und Konni,

Die Großalmeröder Gesichts-Tonpfeifenköpfe wurden auch hergestellt mit Motiven
verschiedener amerikanischer Präsidenten.

Gruß, Thomas

Stimmt, und die Sphinx und "Starspangled Banner" und Blumen und Tiere und das Niedersachsenpferd...

Liebe Grüße
Konni

Guten Abend,

Uhren Schlüssel möchte ich eher ausschließen, die Ähnlichkeit ist nicht sehr groß, zumindest wenn man das Teil in den Händen hält.

Dieses schöne Fragment kommt im Übrigen auch aus der angesprochenen Baustelle.

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,63521.0.html


Morgen geht es wieder auf Forschungsreise, daher müssen wir noch einiges an eingeweichten Scherben waschen.

An das sortieren und Kleben ist noch nicht mal zu denken, da werden bestimmt freiwillige gesucht.

Hier nur mal ein Teil des bislang geborgenen Materials.

Mittlerweile haben sich schon mehre Leute gefunden, welche gerne etwas Referenzmaterial haben möchten zum Vergleich mit anderen Fundkomplexen.

Etwas interessanter wäre sicherlich älteres Material, kommt aber bestimmt noch.  

Im Hintergrund sind übrigens meine Chili Pflanzenvon diesem Jahr zu erahnen, gibt ne super Ernte.  

Liebe Grüße und euch auch ne schöne Zeit oder nen schönen Urlaub.  

Guten Morgen,

was`n Haufen Zeug. Ich hab das WE genutzt, um bei den Nachbarn Berge von Schmelztiegeln aus dem Lehm zu klauben. Es ist definitiv Produktionsabfall von mindestens zwei Meistern, habe zwei Stempel gefunden. Dass beide Göbels waren, ist klar, fast alle Schmelztiegelhersteller in Epterode waren Göbels, den Verwandschaftsgrad dieser beiden bekomme ich aber raus, sobald ich meine Ortschronik wieder habe, dann habe ich auch die genaue Produktionszeit. Also, falls mal jemand Referenzmaterial für Schmelztiegel braucht... Leider konnte ich nicht tief genug um an die ganzen Sätze ranzukommen. Je tiefer ich kam, desto größer wurden die Brocken. Ich habe auch ein paar noch ineinander stehende Sätze, aber die Ränder sind zum größten Teil abgeschlagen. Es ist einfach nahezu unmöglich, hier in den Boden reinzukommen.

Liebe Grüße und schönen Tag
Konni

Wenn´s sein muss, besorge ich einen Bagger!

Gruß, Thomas

Na da habt ihr ja Spaß! 

Das "Model" macht auch auf mich einen "architektonischen" Eindruck ...... 
Also tatsächlich etwas wie eine Leistenkachel ..... ein grüner Glasurrest ist erkennbar ..... 

Es gibt so einiges an seltsamen Weisstonobjekten ......  mal sehen was das sein kann!

lG Thomas