Einige Beispiele karolingerzeitlicher Randbelege

Begonnen von thovalo, 09. April 2015, 20:51:35

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thovalo



Ansichten einiger aktuell aufgelesener Randbelege karolingerzeitlicher Gefäßkeramik, aus dem Bereich einer bislang unbekannt gewesenen großflächigen Siedlung rechts des Niederrheins.

Charakteristisch ist an diesen Stücken neben der Randform auch die Zweifarbigkeit des Scherbens mit einem deutlichen Unterschied zwischen Außenfläche und Kern.

Die sechs Randstücke unterschiedlicher Gefäße repräsentieren gleichzeitig das Vorhandensein von sechs Gefäßen dieser Zeitstellung. Insofern hat jeder Fundbeleg dieser Art und Zeitstellung eine deutliche Aussagekraft die ansteigt, je weiter der Fundplatz von den Produktionsstätten liegt.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#1

Das Randstück einer größeren Gefäßform mit dicht gesetzten Rollstempeldekor.
Eher noch "Begleitkeramik" der vergleichsweise größeren Badorfer Amphoren.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#2


Ein Randbeleg mit Rollstempeldekor in der Keramik "Badorfer Machart" in oxydierend gebrannter Irdenware.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#3

Das Randfragment eine Kugeltopfs aus "karolingischen Steinzeug" aus Mayen oder vom Kölner Vorgebirge.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo



Ein Randbeleg eines Kugeltopfes in einer Warenart die technologisch zurecht als "karolingisches Steinzeug" angesprochen wird.

In der Machart, Ausführung der Tonmasse und des Brandes ist für dieses Gefäß eine Produktion in den Töpfereien bei Walberberg oder Kierdorf am Kölner Vorgebirge oder im Bereich des Töpferzentrums Mayen in der Eifel möglich.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

St. Subrie

Guten Abend,

eine wichtige und interessante Entdeckung hast Du da gemacht ! Zumindest kennt man jetzt die Lage und wird bei drohenden Bodeneingriffen reagieren können.  Bei uns im Rhein-Main-Gebiet mit seinem rasanten Wachstum der Bebauung hat die  Prospektion der voraussichtlich irgendwann betroffenen Gebiete große Bedeutung für die Bodendenkmalpflege.
Habe vor nicht einmal einem Jahr angefangen, mich auch mit karolingerzzeitlicher Keramik zu beschäftigen, seitdem ich im letzten Sommer den Auftrag erhalten habe, die seit Jahren laufenden Ausgrabungen einer frühmittelalterlichen Anlage  "sondenmäßig" zu betreuen und auch das weitere Umfeld zu prospektieren. Da interessiert selbstverständlich nicht nur das Metall. Die Grabungsberichte hat der örtliche Geschichtsverein online gestellt  http://www.ghv-mainhausen.de/archaeologie.html  und darin finden sich natürlich  Parallelen zu Deinen Funden. Den Bericht 2014 habe ich als PDF-Datei, wen's interessiert, bitte PN.

Dir in jedem Fall Glückwunsch, Deine karolingerzeitlichen Fundbelege können sich sehen lassen !

Gruß

St. Subrie

dappeler

Eins bist du dem Leben schuldig, kämpfe oder trags mit Ruh -
Bist du Amboss, sei geduldig, bist du  Hammer schlage zu!

thovalo

#7


Das sind sechs markante Neufunde von vielen   .......  sehr, sehr vielen  :staun:


Ehrlicherweise habe ich selber keinen Überblick mehr über das gewaltig gewordene Fundvolumen, weil ich schon sehr früh die aufgelesenen und eingemessenen Fundmengen der Keramikbelege auf den Feldfluren nicht mehr selber verwahren und bearbeiten konnte und mich auf die steinzeitlichen Funde auf dem selben Gelände konzentrieren musste. Die Keramik wurde zunächst im Magazin der Denkmalpflege zwischengelagert und befindet sich seit dem vergangenen Jahr im Besitz und Eigentum des Landes NRW.

Das 9. Jh. war die späte Hochphase des Ortes, der im 10 - frühen 11. Jh. in seiner überregionalen Bedeutung aufgegeben worden ist, weil sich die militärstrategischen Verhältnisse und die administrative Gliederung der Landschaft grundlegend verändert hatten. Weil kein Historiker aber auch kein Archäologe die Besonderheiten der regionalspezifischen Verhältnisse ab der Zeit der Spätantike berücksichtigt hatte, sondern nur darüber spekuliert worden ist, blieb der Ort so lange Zeit unerkannt.

...... die geologischen Prospektionen sind gelaufen, die geomagnetischen Prospektionen laufen noch ......



Keramikbelege aus der Endphase der Siedlung

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,66427.msg412888.html#msg412888


Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

RockandRole

Hallo Thomas, Hallo Subrie

Hab mir mal deinen Link zu Gemüte geführt und hab dabei einiges gelernt. Danke fürs einstellen  :zwinker:
Mir war gar nicht bewusst, dass sich ganz in der Nähe meines Wohnortes (Mainaschaff) eine so tolle Befestigungsanlage befindet und die schon mehrmals ergraben wurde. Wenn wieder eine Kampagne läuft kannst du ja mal Bescheid geben, evtl. hab ich Zeit ein wenig zu helfen!

Besonders die Scherben haben mich interessiert, da ich in Bayern eine Fundstelle mit ganz ähnlicher Zeitstellung prospektiere.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

thovalo



Inzwischen kam die Ansage einer Metallprospektion ..... ich weiss zwar nicht wie das auf den bewachsenen Flurstücken die entscheidend sind voran gehen soll, aber ......


.........  DANN ist der Bereich allerdings in meinen Augen auch "sichtbar" geworden und ich sorge mich um den weiter führenden unbeschadeten Bestand.


Nach Prospektion des LVR einer Fundstelle mit der Oberflächefundaufsammlung zweier Goldgulden durch "geschulte Sondengänger" tauchten dann Nachts plötzlich weitere Detektorgänger auf ......  das war zumindest dubios!


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

hargo

Cool bleiben. Muss nicht überall so schlecht laufen.

mfg

St. Subrie

Hallo Thomas, kann Deinen Ärger und Sorge gut verstehen, leider kann man nie ganz sicher sein, auch unter Sondengängern gibt es solche und solche. Unser Grabungsareal liegt auf einigen mittelgroßen Äckern, gleich nebenan sind das Gehöft und die Weiden eines Schäfers und der hat Hunde, riesige Zottelviecher, sehr freundlich, wenn man sie kennt. Nächtliche Sondengänger kennen sie aber  nicht...
Wir schützen uns auch anderweitig gegen solche Zeitgenossen, sofort nach dem Pflügen werden die Äcker innerhalb sehr kurzer Zeit vollflächig begangen und sorgfältig abgesucht. Raubgräber würden sich einen Frust holen, sind ja, vor allem nachts, nur auf den schnellen Erfolg aus. Und den gibt es nicht, jedenfalls bis zum nächsten Pflügen und auch dann sind wirklich interessante Funde selten.
Hoffentlich geht das bei Euch gut.
Gruß
St. Subrie

PS @ RockandRole : Wegen Teilnahme an der nächsten Grabung müßtest Du dich an die Kreisarchäologie wenden. Die sind aber eher an laufender Mitarbeit interessiert, so mal kurz zwischendurch wird nicht gehen.

RockandRole

Hallo Subrie

Sicher sind die Leute vom Amt an laufender Mitarbeit interessiert. Die werde ich aber auch noch für Hessen gar nicht leisten KÖNNEN..obwohl ich nichts gegen einen Kontakt mit dem Hessischen Amt hätte, gerade weil ich ja Grenzbewohner bin. Dieses Gebiet ist für mich aber ausnahmslos unbekannt.
In Aschaffenburg sind mein Papa und ich die einzigen die Funde melden und mit dem Amt zusammen arbeiten.

Das Ehrenamt in Bayern, die Betreuung von zich neuen Fundstellen  und die Teilnahme an noch 2 archäologischen Kreisen raubt mir schon ein bissl die  Zeit. Deswegen hätte ich meine Hilfe nur auf "Abruf" angeboten. In Bayern war eine kurzzeitige Mitarbeit an Ausgrabungen, bis jetzt jedenfalls immer möglich

Freue mich aber über jeden Kontakt!!

Liebe Grüße Daniel

gefährliches Drittelwissen

thovalo



@ hargo und St Subrie


Heute kam eine mail, das genau von DER Außenstelle die Detektorgänger eingesetzt werden sollen. Na dann bin ich mal gespant!
Zugleich laufen erste auch Sondagen.

Bin noch viel mehr gespannt WAS an Befunden noch zu fassen sein wird, ob man die mit einem Handelsplatz oder einem Standort von Vertretern der gehobenen oder hoher sozialer Schichten der Franken in Verbindung bringen kann.

Vielleicht erwischt eine Sondage auch einen neolithischen Befund der Rössener, Bischheimer, Michelsberger oder Spät-bis Endneolithischen Kultur, die sehr eng auf den geplanten Sondagebereichen beieinander liegen.


Wenn ich die Maßnamen begleiten kann, dann sehe ich zu diese auch zu dokumentieren!


lG Thomas   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

hargo

Die betreffende Person ist schon lange nicht mehr dabei.

mfg

thovalo

Zitat von: hargo in 03. Juli 2015, 23:46:18
Die betreffende Person ist schon lange nicht mehr dabei.

mfg


Das ist eine gute Nachricht!  :super:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.