Einhenkelkrug - Neolithisch? - Bronzezeit? - Mittelalter?

Begonnen von master-jeffrey, 12. Oktober 2013, 10:16:27

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master-jeffrey

 :winke:

Vorab: Der unten abgebildete, einhenkelige Krug ist kein klassischer Lesefund.

Ich war die letzten Tage zu einem Kurzurlaub in der Eifel und habe neben unzähligen römischen Wasserleitungen, Tempeln und Villae Rusticae auch den ein oder anderen Antiqutätenladen besucht und durchstöbert. Bei einem fiel mir neben Flaschen, Gläsern und anderer Keramik aus dem 19.-20. Jahrhundert das unten abgebildete Stück ins Auge. Die freundliche Besitzerin des Ladens erklärte mir, sie habe das Stück neben einigen anderen aus einem Nachlass erworben, wüsste es aber zeitlich nicht zu verorten. Da konnte ich nicht anders, als dem Krug einen schönen Platz in meiner Vitrine anzubieten und ihm zu versprechen, zu recherchieren was er denn für einer ist.

Für mich sieht das gute Stück recht alt aus und aus dem Bauch heraus würde ich es aufgrund der Form in die frühe Bronzezeit verorten. Ich kann mich natürlich auch täuschen, da ich mit Ausnahme einiger Stücke der griechischen und römischen Antike nicht wirklich versiert bin mit der Formensprache der Frühzeit. Es ist aber wohl ohne Töpferscheibe in Freihandtechnik modelliert worden.

Ich würde mich über eventuelle weitere Ansatzpunkte oder Literatur- und Abbildungshinweise freuen, damit ich meine Recherchen ein wenig vorantreiben könnte.

Durchmesser mit Henkel: 10 cm
Höhe: 6 cm
Gewicht: 215 g

mfg

Master-Jeffrey


Humboldt

neolithisch glaube ich nicht vieleicht späte Bronzezeit oder so 1-3 Jh n.chr

aber das sind alles nur vermutungen eines Neulings.. :zwinker:

http://www.ars-replika.de/1__Jahrhundert/1__Jh__Handwerk/Keramikherstellung/keramikherstellung.html

Tomcat

Hey Jeffrey,
rein aus Interesse - kannst Du uns auch die Unterseite zeigen?
Vielen Dank!
Tomcat
Life burns!

master-jeffrey

Zitat von: Tomcat in 12. Oktober 2013, 15:18:53
Hey Jeffrey,
rein aus Interesse - kannst Du uns auch die Unterseite zeigen?
Vielen Dank!
Tomcat

Einmal die Unterseite und ein Ausschnit in 45facher Vergrößerung (ein bißchen unscharf).

mfg

Master-Jeffrey

Tomcat

#4
Oh super! Interessant vor allem wegen der Magerung.
Ein Gedanke, den ich hatte war "So, unsere Daumenschale, die wir schon in der letzten Stunde gemacht haben, werden wir heute noch um einen Henkel erweitern" ( :schaem:), aber das ist angesichts dieser Bilder wohl ausgeschlossen.
Da sehe ich kleine Quarzstücke - sowas im Ton ist doch sehr unmodern!

mfg
Tct
Life burns!

Silex

Wenn keine Nachahmung- dann wäre  das Teil ordentlich alt. BZ käme mir auch in den Sinn.
Da käme mein Nachforschungseifer auch in Gang. Bitte weiterrecherchieren was über den Sammler noch rauszubekommen ist!!!
Danke vom
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.


Humboldt

@ Hargo..du kanns auch oben links auf benachrichtigen klicken ;)

Furchenhäschen

Hallo,
die Abbildung des Gefässbodens bestärkt eigentlich meinen Eindruck,
dass es sich bei dem zweifelsohne handwerklich sehr geschickt hergestellten Topf um eine alte Museumsreplik handeln könnte.
Nicht eine vor- und frühgeschichtliche Bodenscherbe aus meinem umfangreichen Fundus zeigt eine ähnlich helle Bodenpartie im Vergleich zur Färbung des Gesamtobjektes.

Grüße
Peter

master-jeffrey

 :winke:

Entschuldigt die späte Rückmeldung; war wohl während es Kurzurlaubs ein wenig zu leicht angezogen und habe die letzten beiden Tage vornehmlich mit heißem Tee und ohne Internet im warmen Bett verbracht.
Vielen Dank für das rege Interesse an dem Stück.
Furchenhäschen; selbst wenn es eine Kopie sein sollte, wovon ich natürlich, trotz deines in Teilen nachvollziehbaren Kommentars*, nicht so recht überzeugt sein möchte, kannst du das Stück genauer verorten? Kultur und Zeitraum?

*In Teilen nachvollziehbar insofern, als dass ich davon ausgehe, dass die von dir gefundenen Stücke Oberflächenfunde während der Begehung eines Areals waren und nicht in situ gefunden wurden oder? Lagerung über einen langen Zeitraum verändert ja die Oberflächenstruktur je nach Umgebung recht individuell. -

Ich habe mir das Stück unter der Lupe ziemlich genau angeschaut und es sieht für mich nicht so aus, als wäre der Ton ein neuer: Einmal die verschiedenen Steinchen, das Material das zu Magerung eingesetzt wurde und andererseits die unregelmäßige und umfangreiche "Versinterung" des Tons, lassen mich zusätzlich zum Gesamteindruck an ein hohes Alter denken. Ich habe einige griechische und römische Keramikerzeugnisse, bei denen es ansatzweise ähnlich aussieht, wenn auch ein wenig differenter.
Ich werde das Stück im November auf jeden Fall mit zum Archäologen nehmen, wenn ich meine diesjährigen selbstgemachten Funde dort vorzeige und ihn einmal fragen, ob er mir noch mehr dazu sagen kann. Sein Fachgebiet ist eigentlich Keramik. Aber die Neugierde treibt mich um und ich möchte auch gerne bereits im Vorhinein erfahren, was ich da habe. 

mfg

Master-Jeffrey

Furchenhäschen

#10
Hallo Master-Jeffrey,
unmittelbar am Gefässrand angesetzte Henkel
gibt es z.B. in Süddeutschland bei Gefässen der Altheimer Kultur, ebenso aber bei Glockenbecherzeitlichen Gefässen und auch während der Bronzezeit.
Trotzdem tendiere ich immer noch zu einer Replik, für mich ist die relativ scharfkantige Ausführung der Henkelränder und die helle Gefässbodenfärbung ausschlaggebend.
Sollte ich mich täuschen würde mich das für dich sehr freuen denn damit hättest Du ein wirklich schönes, sowie in der Vollständigkeit sehr attraktives Gefäss für das private Heimmuseum erworben.
Einziges Manko ist, dass über den Fundort usw. absolut nichts bekannt ist.(Das schmälert ungemein)
Wenn ich fragen darf, was hast Du investiert?

Grüße
Peter

master-jeffrey

Hallo Peter,

danke für deine ausführlichen Informationen samt der Ansatzpunkte, die dich zweifeln lassen, auch wenn ich naturgegebenermaßen hoffe, dass du dich irrst.  :-)
Aber sei es wie es sei, sobald ich vom Archäologen etwas aufschlussreiches erfahren habe, werde ich die neuen Informationen hier im Forum posten. Auch wenn es sich denn um ein Replikat handelt.
Jetzt werde ich erst einmal ein bißchen Literatur zum Them suchen. Und ja, schade ist es auf jeden Fall ungemein, dass nichts zu den Fundumständen bekannt ist. Das Stück selber beinhaltet aber bei entsprechender Auseinandersetzung damit, auch noch einige Infiormationen die glücklicherweise unabhängig vom Fundort erhalten bleiben. Und die möchte ich so umfangreich zu Tage fördern wie eben möglich. Schade, dass eine Thermolumineszenz Analyse so teuer ist, dass es sich nicht lohnt bei dem Stück. (Für den interessierten: http://www.kotalla.de/?page_id=234)

Ich schreibe dir eine PM, was ich für das Stück bezahlt habe.

Einen angenehmen Abend.

Master-Jeffrey

Tomcat

Afrikanische Keramik ist zwar noch weniger meine Stärke als europäische, dennoch gebe ich zu bedenken, dass dank ausführlicher Kolonialisiererei in Frankreich noch manches Stück von dort herumgeistern dürfte.

mfg
Tct
Life burns!

master-jeffrey

 :winke:
So, zurück vom Archäologen inkusiver persönlicher Inaugenscheinnahme und Rücksprache mit zweier Kollegen, die Spezialisten für die frühe Metallzeit sind. Das Stück ist definitiv ein Echtes und es ist eine Tasse. Recht selten aus dem Material und in der Form und der Zustand bzw. die Intaktheit des Gefäßes ist ein zusätzliches Sahnestück. Hätte ich ihn selbst gefunden, es wäre wohl das Fundstück des Monats geworden. Da die Tasse aber wohl aus einem Grabfund stammt, begegnen solche Stücke mir bei der Ackersuche nicht in Situ und so gut erhalten.
Südliche Eifel kann auch passen, wobei das durch die nicht nachzuvollziehbaren Wege, die das Stück nach seinem Auffinden durchgemacht hat, nicht gesichert ist. Das mindert natürlich den wissenschaftlichen Wert ein wenig. Eine Schnellaufnahme (Größe, Gewicht, Füllmenge, Farbe und Beschreibung) fürs Archiv hat jedoch stattgefunden. Habe auch schon meine Bereitschaft kundgetan, das Stück für weitere wissenschaftliche Auswertung oder Ausstellungen bei Bedarf zu Verfügung zu stellen.

Im Endeffekt: Jippie!!! Ich freu mich und werde mein Datenblatt des Stückes entsprechend anpassen, wenn ich die gegebenen Informationen noch einmal in schriflicher Form erhalte.

mfg

Master-Jeffrey

mc.leahcim

Herzlichen Glückwunsch master jeffrey.
Da hat dich dein Näschen doch auf ein schönes Stück gestossen. :super:

Eine "Sammeltasse" der besonderen Art.

Michael
Gum biodh ràth le do thurus. = Möge deine Suche erfolgreich sein (Keltisch/Gälisch)
Die soziale Kälte hilft nicht die globale Erwärmung aufzuhalten!!

teabone

Das ist eine erfeuliche Nachricht master jeffrey und ich gratuliere Dir zu dem schönen Fund.  :winke:

LG Augustin
Such- und Fundgebiet: Weinviertel, Nö.

Furchenhäschen

Hallo Master-Jeffrey,
mein Glückwunsch,
dann hast Du wahrlich ein gutes Näschen bewiesen.
Dann könnte ja auch frühe Bronzezeit hinkommen.
Für die Showroomvitrine ist das Gefäss ein Blickfang.

Grüße
Peter 

thovalo


Aus dem Antiquitätenhandel ohne jeden Anhalt der Herkunft erworben ist für das Objekt jeder wissenschaftliche Hintergrund verloren.
Dann passt es auch in eine private Vitrine.

Immerhin echt und alt!  :super:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Levante

Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)