Scherbe wohl Glockenbecher

Begonnen von RockandRole, 17. Februar 2025, 11:01:29

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RockandRole

Hallo Leute,

gestern war ich auf einem von mir entdeckten Platz, welcher ein paar Jahre eine Wiese und welcher noch nicht datiert war. Irgendwie war ich da bei Mittelneolithikum, gestern aber ist eine Scherbe, wohl von einem Glockenbecher aufgetaucht.
Das ist jetzt erst meine 2. oder 3. dieser Zeitstellung. Muss mal die alten Funde sichten, ob sich da vielleicht nicht auch noch was drunter verbirgt.

Anbei ein Beispiel von einem passenden Beleg, was die Verzierung angeht.

Hier noch die Quelle vom Bild   https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/wie-sich-die-glockenbecherkultur-ausbreitete/

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

thovalo



Moin, lieber Daniel!

Die Scherbe erst in aller Ruhe trocknen lassen und dann vorsichtig den Sand abpinseln. Diese Scherben sind leider hoch empfindlich, doch denke ich Du hast raus wie man damit umgehen sollte. Dann kann man auch mehr erkennen.

VERZIERTE Glockenbecher sind in aller Regel mit Bestattungen verbunden. Der Befund wäre dann bereits durch die Dodenbearbeitung zumindest tiefer berührt worden. Dazu könnten noch einige der typischen Silexartefakte kommen.

Tatsächlich konnte ich zweimal Gebrauchskeramik aus Siedlungsaktivitäten der Glockenbecherleute bergen. Die war außerordentlich hart gebrannt und mit Quarzfraktur durchsetzt. Ganz anders als die zugehörigen feinen verzierten bruchempfinlichen Becher.

Diese Bestattungen liegen meist vereinzelt oder in sehr kleinen Gruppen beieinander.

Insofern wären es auch gut möglich, das sonstige und zahlreicher vorhandene Artefakte an der Oberfläche tatsächlich auch einer anderen Zeitstellung angehören.


Selbst so eine einzelne, zuzuordnende Scherbe ist bereits ein besonderer Fund.

lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Furchenhäschen

#2
Zitat von: thovalo in 17. Februar 2025, 13:00:38Moin, lieber Daniel!

VERZIERTE Glockenbecher sind in aller Regel mit Bestattungen verbunden. Der Befund wäre dann bereits durch die Dodenbearbeitung zumindest tiefer berührt worden. Dazu könnten noch einige der typischen Silexartefakte kommen.

Diese Bestattungen liegen meist vereinzelt oder in sehr kleinen Gruppen beieinander.

Insofern wären es auch gut möglich, das sonstige und zahlreicher vorhandene Artefakte an der Oberfläche tatsächlich auch einer anderen Zeitstellung angehören.


Selbst so eine einzelne, zuzuordnende Scherbe ist bereits ein besonderer Fund.

lG Thomas  :winke:

Hallo miteinander,
richtig, ein eher seltener Oberflächenfund aus unterschiedlichen Ursachen. Die Gräber der Glockenbecherzeit lagen jedenfalls in Bayern stets ziemlich tief und immer außerhalb des Pflughorizonts, deswegen finden sich verzierte Glockenbechergefäßscherben als Lesefund auch selten.
Schnurkeramik käme aufgrund der relativ kleinen Scherbe evtl. auch noch in Frage?
Grüße Peter

RockandRole

#3
Hallo Leute,

ich gehe davon aus, dass man hier mal wieder etwas tiefer gepflügt hat, weil man den Wiesensoden ja tief einarbeiten muss. Ich habe alleine aus dieser Verfärbung, welche eine Fläche von ca. 2 m² hatte, ca. 40 keramische Fragmente ausgelesen. Ich habe die ersten 15 cm mit den Händen noch einmal durchwühlt. An der Oberfläche lagen nur so ca 4 Fragemente. Die Glockenbecherscherbe lag auch noch unter der Oberlfäche.
Diese Verfärbung war nur ganz leicht sichtbar. Im Gegensatz zu einigen anderen auch sehr flächig begrenzten Verfärbungen. Diese waren pechschwarz.

Habe noch einen verzierten Oberrand aus der gleichen Grube? und noch ein mit Rillen verzierte Wandscherbe 50 m weiter weg. Die stelle ich bei Zeiten auch noch ein  :winke:

Bin mit relativ sicher, dass die Verzierung nicht mit der Schnur gemacht wurde. Meine paar Belege von Schnurkeramik sind von der Verzierung auch etwas gröber  :kopfkratz:

liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Furchenhäschen

Zitat von: RockandRole in 17. Februar 2025, 15:25:21Hallo Leute,
Habe noch einen verzierten Oberrand aus der gleichen Grube? und noch ein mit Rillen verzierte Wandscherbe 50 m weiter weg. Die stelle ich bei Zeiten auch noch ein  :winke:

Bin mit relativ sicher, dass die Verzierung nicht mit der Schnur gemacht wurde. Meine paar Belege von Schnurkeramik sind von der Verzierung auch etwas gröber  :kopfkratz:

liebe Grüße Daniel

Hallo Daniel,
die Grabkeramik war von der Tonqualität doch eher schlecht bzw. sind die Scherben recht stark angewittert und auch nicht gereinigt. Fingertupfenleisten in der Glockenbecherkultur sind allerdings etwas fraglich, oder?

Grüße Peter

RockandRole

Hallo Peter,

ich trockne die Scherbe noch, dann mache ich noch einmal Bilder.

So genau kenne ich mich auch nicht so aus mit dem Endeolithikum. Dachte die Fingertupfenleisten wären ein Durchläufer ab dem Jungneolithikum bzw Spätneolithikum bis Eisenzeit. Hab auch Eisenzeit in der Nähe, kann sich auch überlagern. Die Fundstelle ist eine Sandinsel innerhalb von Ton- bzw. Lössböden.

Ist die Tupfenleiste ein Ausschlusskriterium? Weil diese Scherbe war der verzierten Scherbe am nächsten.

liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

RockandRole

gefährliches Drittelwissen

Furchenhäschen

#7
Zitat von: RockandRole in 17. Februar 2025, 17:34:44Hallo Peter,

ich trockne die Scherbe noch, dann mache ich noch einmal Bilder.

So genau kenne ich mich auch nicht so aus mit dem Endeolithikum. Dachte die Fingertupfenleisten wären ein Durchläufer ab dem Jungneolithikum bzw Spätneolithikum bis Eisenzeit. Hab auch Eisenzeit in der Nähe, kann sich auch überlagern. Die Fundstelle ist eine Sandinsel innerhalb von Ton- bzw. Lössböden.

Ist die Tupfenleiste ein Ausschlusskriterium? Weil diese Scherbe war der verzierten Scherbe am nächsten.

liebe Grüße Daniel
Hallo Daniel,

Oberflächennahe, eindeutig  identifizierbare Fundstellen der Glockenbecherzeit sind jedenfalls in meiner Fundgegend selten.

Könnte ja durchaus auch eine verlagerte Scherbe sein.
Wir entdeckten z.B. mal ein Münchshöfener Erdwerk in welchem es sowohl Münchshöfener Keramik, UK und in einem kleinen Bereich Glockenbecher gab, ein komplizierte Fundsituation.

Grüße Peter

Danske

Zitat von: RockandRole in 17. Februar 2025, 17:34:44Dachte die Fingertupfenleisten wären ein Durchläufer ab dem Jungneolithikum bzw Spätneolithikum bis Eisenzeit.

Ist die Tupfenleiste ein Ausschlusskriterium? Weil diese Scherbe war der verzierten Scherbe am nächsten.

Hallo Daniel,

Fingertupfenleisten gab es bereits in der LBK, sie durchziehen die gesamte Vorgeschichte.

Die Einordnung solch kleiner Scherben zu einer Kultur ist für Laien schwierig, vielleicht mit Ausnahme der Bandkeramik. Vielleicht ist die Beurteilung nach Reinigung und Trocknung besser möglich.

Liebe Grüße
Holger
Ignoramus, ignorabimus.

RockandRole

Hallo Holger,

aufgesetzte Leisten ohne Fingertupfen habe ich 1-2 aus der LBK, aber mit Fingertupfen noch nicht. Hast du da Literatur dazu?

Das Fragment ist klein, doch ist schon viel drauf zu sehen. Mal abwarten, jetzt ist es Kamin getrocknet. Aber nur auf der Ablage  :zwinker:

Aus der weiteren Umgebung habe ich typische Pfeilspiten, einen Hornsteindolch, Sicheln aus Plattenhornstein. Das sind alles so Indizien.

Die Keramik erinnert mich an die bei mir ums Eck. Da gibt's auch ein Fragment vom Glockenbecher.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

RockandRole

Hast recht, in Polen gibt's so etwas auf alle Fälle. Noch nie gesehen. Mal schauen ob es das auch hier gibt.

 :winke:
gefährliches Drittelwissen

Danske

Moin Daniel,

hier eine Ausarbeitung zu Hanau-Mittelbuchen, Seite 56 und Tafel 2.

https://www.researchgate.net/publication/259903821_T_Kerig_Hanau-Mittelbuchen_Siedlung_und_Erdwerk_der_bandkeramischen_Kultur_Materialvorlage_-_Chronologie_-_Versuch_einer_handlungstheoretischen_Interpretation_Universitatsforschungen_zur_Prahistorisch

Müsste auch was zum Main-Dreieck haben, ich suche weiter. Meine digitale Bibliothek ist ziemlich unaufgeräumt. :schaem:

LG Holger
Ignoramus, ignorabimus.

Furchenhäschen

#12
Hallo Daniel,
ich muss meine erste Ansprache zu Deiner Scherbe revidieren!
Ich lag wohl mit meiner Einschätzung daneben. Ich habe meinen Fundus durchforstet und kann auch etwas Glockenbecherzeitliches zum direkten Vergleich bieten.
Die Scherbe wurde von der Facharchäologie bestimmt, ist also gesichert.
Ich finde man kann einen Teilabschnitt gut mit deiner etwas angewitterten Scherbe vergleichen.

Grüße Peter

RockandRole

Super Randscherbe Peter  :-) da sieht man richtig, dass die feinen Einstiche mit einem vielzinkigem Gerät, fast schon so etwas wie einem Kamm gemacht wurden  :glotz:
Hier ist noch einmal meine in gereinigtem Zustand. Ist auch nicht ganz gerade, also sollte es vielleicht auch ein vielzinkiges Gerät gewesen sein? Was für ne Arbeit.

Liebe Grüße Daniel

gefährliches Drittelwissen

Furchenhäschen

#14
Hallo Daniel,
das enggestochene Zierband kann man gut vergleichen, schade ds man von der Fortführung des nächsten, unteren Zierelemtes nicht mehr recht viel sieht.
Auffällig ist schon, dass gerade Keramikscherben durch die Kreiselgge nur mehr sehr Kleinformatig aufgelesen werden können. Wirklich schade.
Viele Grüße Peter