Bohrer

Begonnen von Steinkopf, 01. November 2024, 09:05:24

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Steinkopf

Hallo,


ein Fundstück von einer Küste, die von der Ostsee 'abgebaut' wurde.
Ein zum Bohrer retuschiertes, spitz zulaufendes Flintstück.


Die dunklen Flächen halte ich für ehemalige Risse, Klüfte, die dann durch Frostsprengung frei kamen.
Zwei retuschierte Kanten vervollständigten den spitz zulaufenden Bohrer.
Am gut in der Hand liegende Griffteil ist etwas Cortex.

Von Fundplatz ausgehend vielleicht neolithisch?
Der 'Grauschleier' entwickelte sich beim Aufenthalt im Wasser.
Sonnenschein und Salzwasser greifen die Flintoberfläche an und lassen sie porös werden.
Poröse Flächen erscheinen hell: Kreide, Yton, Porzellen (ohne Glasur) etc.

LG
Jan

hargo

#1
Hallo,

gebe zu bedenken, dass im Floss (Bohrer) S.477 nichts vergleichbares zu finden ist.
Auch nicht auf S.639 > Grundformerzeugung im Nordischen... usw. --> Ertebölle- / bis Trichterbecherkultur.<

mfg

thovalo

Moin!

Auf den ersten Bilck wirkt das Stük gewaltig archisch und erinnert an einen Spitzschaber. Doch die lateralen "Einschläge" und entstandenen Negative scheinen mir wenig gezielt angelegt zu sein. Es gibt die "Grobbohrer" im Norden, aber auch dazu scheint mir dieser Fund nicht zu gehören.

Bei mir bleibt eher der Eindruck eines natürlichen Stücks mit lateralen Bestoßungen. Die Kenner aus dem Norden können das bestimmt besser einschätzen.

Alleine das riesige Format des Abschlags wäre hier regelrecht Ausehenerregend!


Aber auch nur nachdem, was die Blder zeigen!



lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Wiedehopf

Moin zusammen,

in der dänischen Literatur werden ähnliche Stücke als 'Handspitze' aufgeführt. Diese datieren in die frühe Erteböllezeit, wenn nicht sogar noch früher. Insofern auch der archaische Eindruck den Thomas bemerkte.

Viele Grüße
Michael

Steinkopf

#4
Moin Hargo, Thomas und Michael,

Dieser Fund stammt nicht aus Süddeutschland und auch nicht aus dem Rheinland
sondern von der Ostseeküste Jütlands - eine Region, 
die mit Feuerstein in allen Formaten und unterschiedlichen Varietäten mehr als reich gesegnet ist.
 
Die Typologie geht bei den Bohrern von der Grundform  aus: 

Kernbohrer (oft recht groß - XXL,
aus Bohrer aus Abschlag zumeist mit günstiger spitz zulaufender Form
und Klingenbohrer - zumeist recht fein gearbeitete Werkzeuge.
(Quellen: 'Je seg pa oldsager' Politikens, und P.V.Petersen: 'FLINT')

Bei Scheiben- und Kernbohrern wurden günstig vorgeformte Stücke
zum Zweck des Werkzeugs überformt. Das ist hier geschehen.

Die Spitze war bei diesem Stück vorgegeben. Es wurden zwei Kanten bearbeitet:
Eine mit feinen Retuschen zur Spitze hin und bei der  anderen Kante war mehr Material abzuschlagen.
Mehr war für die Herstellung eines funktionsfähigen Gerätes nicht erforderlich.

Einen anderen Kernbohrer hatte ich unter :
https://sucherforum.de/steinartefakte/kernbohrer/msg399162/#msg399162
hier eingestellt.

Es tut mit leid, wenn ich die Erwartung an ein superfeines Stück aus Floss oder wen auch immer (aus südlichen Gefilden)
hier nicht erfüllen konnte.

Der Blick der Archäologen, die Typologien erstellen, und vieler Teilnehmer in diesem Forum ist -
wenn er schon über Grenzen geht - eher nach Süden gerichtet.

Wat de Buur nich kennt ...

LG
Jan

hargo

#5
Danke, das erweitert den Horizont.

mfg

thovalo

Zitat von: Steinkopf in 02. November 2024, 13:21:48Moin Hargo, Thomas und Michael,

Dieser Fund stammt nicht aus Süddeutschland und auch nicht aus dem Rheinland
sondern von der Ostseeküste Jütlands - eine Region, 
die mit Feuerstein in allen Formaten und unterschiedlichen Varietäten mehr als reich gesegnet ist.
 
Die Typologie geht bei den Bohrern von der Grundform  aus: 

Kernbohrer (oft recht groß - XXL,
aus Bohrer aus Abschlag zumeist mit günstiger spitz zulaufender Form
und Klingenbohrer - zumeist recht fein gearbeitete Werkzeuge.
(Quellen: 'Je seg pa oldsager' Politikens, und P.V.Petersen: 'FLINT')

Bei Scheiben- und Kernbohrern wurden günstig vorgeformte Stücke
zum Zweck des Werkzeugs überformt. Das ist hier geschehen.

Die Spitze war bei diesem Stück vorgegeben. Es wurden zwei Kanten bearbeitet:
Eine mit feinen Retuschen zur Spitze hin und bei der  anderen Kante war mehr Material abzuschlagen.
Mehr war für die Herstellung eines funktionsfähigen Gerätes nicht erforderlich.

Einen anderen Kernbohrer hatte ich unter :
https://sucherforum.de/steinartefakte/kernbohrer/msg399162/#msg399162
hier eingestellt.

Es tut mit leid, wenn ich die Erwartung an ein superfeines Stück aus Floss oder wen auch immer (aus südlichen Gefilden)
hier nicht erfüllen konnte.

Der Blick der Archäologen, die Typologien erstellen, und vieler Teilnehmer in diesem Forum ist -
wenn er schon über Grenzen geht - eher nach Süden gerichtet.

Wat de Buur nich kennt ...

LG
Jan


Das sind so grobe Definitionen wie es die Stücke selber sind!
Und soetwas gibt es eben in den südlichen Regionen nicht.

Da fällt das Mitgehen und Mitsehen schwer!


lG  Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Wiedehopf

Am Rhein, am Rhein,
da liebte man die Geräte spitz und fein -

dagegen man am Ostseestrand
so manchen groben Prengel fand !

Viele Grüße
Michael  :friede: