Glätt-/Poliersteine

Begonnen von Danske, 04. September 2024, 21:37:23

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Danske

Guten Abend zusammen,

in Ergänzung zum Thread von Luca hier zwei Beispiele von Fundstücken, die beide vom bekannten rheinhessischen LBK-Acker stammen.

Das erste Stück ist aus Lydit und weist eine spiegelglatte Fläche mit quer verlaufenden tieferen und feineren Riefen auf. Es wurde im Amt als zweifelhaftes Artefakt mit Tendenz zum Geofakt angesprochen.

Das zweite Stück ist aus Quarz und weist ebenfalls eine spiegelglatte, allerdings stark glänzende Fläche auf. Es wurde im Amt als Glätt- und Polierstein angesprochen. Dafür würde der deutliche Glanz sprechen, der in dieser Ausprägung auf natürliche Weise nicht entstünde.

LG
Holger

 
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

thovalo



Schönen guten Abend!

Das Thema "Glättsteine" ist schlicht unbegehbares Terrain. Es handelt sich meist um Gesteine mit parallelen feinen Schrammen und glänzenden "polierten" Teilflächen.

"Poöierstein" ist meist der Versuch, wei Du es hier beschreibst, glänzende und poliert wirkende Flächen an Geteinen zu erklären. Sicher belegen lässt sich ein solche Verwendung in fast keinem Fall.

Klassischerweise sollen Glättsteine der Politur von Keramik gedient haben, doch selbst das lässt sich nicht belegen und auch nicht, das dadurch dann ein solcher Glanz an einem Stück Milchquarz entstehen würde.


Es ist eine nur scheinbare funktionale Erklärung für manchmal unklare Phänomene an einzelnen Gesteinstücken.


Ich kenne keine "Glättsteine" die einmal tatsächlich in direkten Zusammenhang mit polierter oder überglätteter Keramik aufgefunden worden wäre.


Als "Glättsteine" werden eigentlich und kurioserweise Gläser (") zur Glättung von Leinenstoffen bezeichnet, die auch als Gniedelsteine und noch mit anderen Begriffen angesprochen werden. Die haben allerdings ein deurlich größeres Format.



lG Thomas


Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Danske

Guten Abend Thomas,

da stimme ich Dir zu, deshalb befinden sich die beiden von mir gezeigten Stücke auch in der Kiste "Zweifelhafte Fundstücke", auch trotz der Ansprache des Amtes zu dem Teil aus Quarz.

Wahrscheinlich ist die funktionale Erklärung aus der experimentellen Archäologie heraus entstanden, bei der es gelang, die Glättung und den Glanz auf vorgeschichtlicher Keramik durch den intensiven Einsatz von Kieselsteinen zu erreichen. Ob das in alter Zeit tatsächlich praktiziert wurde, lässt sich natürlich nicht belegen, selbst dann nicht, wenn man einen glatten und glänzenden Kiesel neben einem bandkeramischen Kumpf finden würde.

Die Glättgläser zum Glätten von Stoffen, Leder oder Papier sind natürlich eine andere Nummer.

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

Lodolu

Danke dir Dankse fürs Zeigen deiner Exemplare! Eben die Tatsache, dass mein Stein viele der aufgezählten Merkmale besitzt, hat mich ihn ursprünglich auflesen und denken lassen, es sei so ein Glätt- bzw. Polierstein oder was auch immer. Allerdings würde ein Geofakt natürlich erklären, warum es (bisher) dort der einzige Fund blieb.
Wir werden es wohl nie erfahren. Da hilft nur weiter suchen  :fight1:

hargo

Zitat von: Danske in 04. September 2024, 23:04:21...deshalb befinden sich die beiden von mir gezeigten Stücke auch in der Kiste "Zweifelhafte Fundstücke",...

Da sollten sie auch bleiben.

mfg