Abschlag mit Gebrauchsspuren (?)

Begonnen von Schuhnagel 2, 22. Mai 2024, 10:27:51

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Schuhnagel 2

Hallo

Hier ein neuer Fund von der mesolithische Freilandstation. Das Stück scheint mir in mehreren Hinsichten interessant zu sein. Ich versuche mich an einer Beschreibung:

Mesolithische Freilandstation.
Abschlag von Geröll mit dicker Rinde. Silex.
Der Grat dorsal verläuft quer zum finalen Abschlag.
Glanzpatina im Bereich der Rinde.
Gebrauchsspuren auf der Schneide, unterbrochen von einer späteren Beschädigung.

Was meint ihr dazu?

Viele Grüsse

Ulrich
Westliche Voralpen, Simmental

Furchenhäschen

Servus Ulrich,
gehen wir mal systematisch vor,
Glanzpatina auf mesolithische Artefakten hatte ich bislang noch nie, die Blaue Randmarkierung lässt Glanz erkennen.
Möglicherweise handelt es sich nicht um Gebrauchsglanz, es könnte sich ebenfalls um alten natürlichen Oberflächenglanz handeln denn die zerfranste Laterale scheint davon frei zu sein. Ob es sich letztendlich wirklich um Gebrauchsspuren handelt vermag ich nicht zweifelsfrei zu beurteilen, möglich scheint es aber durchaus zu sein.
Liege ich richtig mit der blauen Kreismarkierung um den Bulbus?

Grüße Peter :winke:

Schuhnagel 2



Ja, in deinem blauen Kreis müsste der Bulbus sein, er liegt jedoch im Bereich der rauen Rinde und scheint untypisch.
Der Glanz auf 9611 ist auf Überbelichtung zurückzuführen, um die Struktur sichtbar zu machen.

Gemeint war die bräunliche untere Schlagbahn im Bereich der rau brechenden Rinde. Optisch wirkt das auf mich wie eine mattglänzende Beschichtung. Gebrauchsglanz durch die Handhabung vielleicht? Mangels vergleichbarer Objekte bleibt das wohl Spekulation.

Viele Grüsse

Ulrich

Westliche Voralpen, Simmental

thovalo

Guten Tag!  :winke:

Da Kantenveränderungen haben eine breite Varianz und es sind die verschiedensten Ursachen möglich, insbesondere auch solche die natürlichen Ursprungs sind. Stücke von möglicher Debitage aus Oberflächenfundzusammenhängen auf Gebrauchsspuren hin zu untersuchen ist wenig sinnvoll.

Gebrauchsspurenanalysen werden mikroskopisch durchgeführt und liefern gelegentlich auch neue Aspekte zur Analyse des Gebrauchs von Feuersteinartefakten. Am sinnvollsten ist sie, wenn sie sich mit ergrabenen Artefakten befaßt, sind deren Spurenbilder zumindest eher warscheinlich seit der Entstehung in der Urgeschichte nicht oder wenig verändert überliefert worden.


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Schuhnagel 2

Thomas, ich habe nicht nach Gebrauchsspuren gesucht, sondern nach einer Erklärung für die unterschiedlichen Spuren an den scharfen Kanten, und diese sind für mich hier unverkennbar. Und auch für den Umstand, dass die heikle Spitze völlig unversehrt ist.
Ob nun ergrabene Funde den damaligen Zustand besser konservieren, hängt wiederum von verschiedenen Faktoren ab, nicht zuletzt davon, wie lange sie offen dalagen und wer so alles darauf herumgetrampelt ist. Und vom Bodendruck und möglichen Scherkräften bei Hangbewegungen etc.
Bitte verstehe mich nicht falsch: Ich bin froh um deine Einwände. Das zwingt mich dazu, zu argumentieren.

Ob sinnvoll oder nicht hängt von der Fragenstellung ab. Ob lohnend oder nicht hängt davon ab, welcher Art Lohn man erwartet.

Viele Grüsse

Ulrich
Westliche Voralpen, Simmental

hargo

#5
Nach 9608 + 9595.jpg zu beurteilen ein basales Klingenfragment.

mfg

Schuhnagel 2

Zitat von: hargo in 22. Mai 2024, 23:46:35Nach 9608 + 9595.jpg zu beurteilen ein basales Klingenfragment.

mfg

Du meinst so rum? Bruchstelle oben? Spannend, da wäre ich nicht drauf gekommen. Ergibt durchaus Sinn!

Viele Grüsse

Ulrich
Westliche Voralpen, Simmental

hargo

#7
Zitat von: Schuhnagel 2 in 23. Mai 2024, 08:57:34Du meinst so rum? Bruchstelle oben? ...

Ja,

dorsal und ventral genau so ausrichten.

Basalfragmente, wie dieses, waren in der Regel nicht zu gebrauchen und wurden von der Klinge abgetrennt.
Man hatte es scheinbar eher auf die medialen Teilstücke abgesehen.

Der vermeintlichen Kantenretusche würde ich keine Bedeutung zumessen.
Was bleibt, ist ein basales Klifra.

mfg

Furchenhäschen

Hallo Ulrich,
Abschlag ja, der ist gesichert aber wenn man den theoretischen Verlauf der Lateralen (besonders die Rechte)betrachtet ist selbst die Ansprache als Klinge reine Spekulation. Wie verläuft denn die rechte Laterale weiter? Man weiß es nicht!
Grüße Peter

RockandRole

Servusle,

sorry, dass ich mich so rar mache. Ich kann nur bestätigen, dass sich der Bulbus bei Kieselschiefer im Bereich von Störungen, sich manchmal nicht  richtig ausbildet. Die Energie geht halt in die vorhandene Störung.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Schuhnagel 2

Zitat von: Furchenhäschen in 24. Mai 2024, 07:04:31Hallo Ulrich,
Abschlag ja, der ist gesichert aber wenn man den theoretischen Verlauf der Lateralen (besonders die Rechte)betrachtet ist selbst die Ansprache als Klinge reine Spekulation. Wie verläuft denn die rechte Laterale weiter? Man weiß es nicht!
Grüße Peter

Hier ein etwas älterer Fund (Mittelstück), ebenfalls mit ausladender Laterale.  Ich glaube eher an Zufall als an gleiche Intention: Ansonsten sind die beiden Fragmente völlig unterschiedlich.
Dieses hier hätte ein Trapez werden können, aber ein beabsichtigter Bruch ist nicht zu erkennen.
Viele Grüsse
Ulrich
Westliche Voralpen, Simmental

Furchenhäschen

Servus Ulrich,
Ja die Abschläge des Mesolithikums laufen formell oftmals völlig aus dem Ruder,vielleicht gestaltet sich das im Süddeutschen bzw. den Voralpenregionen etwas anders als im Norden oder dem französischen Mesolithikum wenn ich deren Werkzeuginventare genauer betrachte.
Grüße Peter