Reinigung und Konservierung von Münzen - Beispiel-_

Begonnen von c-4, 07. März 2006, 14:12:54

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

c-4

Anhand dieser Fundmünze hier kann man sehr gut die Vorgehensweise (mit Vor- und Nachteilen) bei der Säuberung von patinierten Münzen betrachten, und zwar von der Reinigung bis zur fertigen Konservierung.


c-4

Nach der ersten Reinigung mit dem Skalpell sind noch kleinere Teile der Oberfläche mit einem ziemlich harten,  ockerfarbenen Belag bedeckt. Um diesen anzulösen, habe ich dann die Münze in einen schwachen Reiniger (KB-1) eingelegt und über Nacht ,,ziehen lassen",  man sieht  die  leichte Verfärbung im Tauchbad, die auf eine geringe Lösung der obersten Patina – Schicht hindeutet. Dadurch lassen sich dann auch die Belagsreste leichter ablösen.



c-4

Diese tiefer gehende Säuberung  legt dann allerdings auch die Schäden auf der Patina bloß, die hellen Punkte sind Beschädigungen durch Druckeinwirkung (Steine vom Acker etc.), die  die hellen, unteren Teile  hervortreten lassen, außerdem wird eine hellere Verfärbung sichtbar,  die nach der ersten Reinigung noch verdeckt war. Der Zustand der Münze hat sich (rein optisch) also nach der 2. Stufe der Reinigung nicht verbessert. Man kann die Reinigung solcher Münzen auch zu weit treiben, so dass  Schäden, die  bisher  wenig in Erscheinung traten, dann gerade sichtbar werden.

Die Konservierung solcher stücke ist sehr einfach, man kann dazu vorteilhafter Weise Paraffine verwenden, hier  habe ich zunächst eine Behandlung mit BTA – Lösung gemacht. Die BTA – Lösung wird einfach auf die (mit der Heißluft – Pistole)  etwas erwärmte Münze aufgesprüht bzw. aufgepinselt.
Die BTA – Behandlung verändert die Optik nicht. 

c-4

Bei patinierten Metallen (Haupts. Kupfer u. Bronze bzw. Messing) sollte man  keine Tauchbäder aus geschmolzenem Paraffin verwenden,  meistens ist  die Patina nämlich wasserhaltig und kann bei plötzlichem Erhitzen abplatzen. Das ist auch gar nicht nötig, einfacher sind pastöse oder gelöste Paraffine anzuwenden, die werden ganz einfach mit dem Pinsel oder Lappen aufgebracht, dann genügt ein kurzes Erwärmen der Münze, und das Paraffin verteilt sich auf der Oberfläche und versiegelt diese. Das überschüssige wird  mit einem saugfähigen Tuch oder Zellstoff abgenommen. Microkristalline Paraffine machen sich dabei gut, weil sie nicht so stark zum nachträglichen auskristallisieren neigen, was mitunter leichte weiße Verfärbungen zur Folge haben kann. (Die sich aber durch leichtes Erwärmen leicht beseitigen lassen)
Es ist  auch noch möglich, eventuelle Fehlstellen oder Beschädigungen mit entsprechend eingefärbten Paraffinen abzudecken (Paraffin NG oliv, braun und schwarz) Durch Mischen der versch. Sorten kann man den Farbton relativ genau treffen.
Das Paraffin verbessert die optische Wirkung wesentlich, dass die helleren Beschädigungen  etwas vereinheitlicht werden, sie fallen dann farblich nicht mehr auf.

stratocaster

Zitat von: c-4 in 07. März 2006, 14:17:19
meistens ist  die Patina nämlich wasserhaltig
Da bin ich nun anderer Meinung, es sei denn, die Patina ist mechanisch beschädigt
oder gar keine richtige Patina, sondern eher irgendwas Acetat-Grünspan-mäßiges.

Außerdem sind 55 Grad Schmelztemperatur des Paraffins nicht gerade viel.
Warum soll da was durch Wasser verursacht platzen ? Bei über 100 Grad glaube ich das gerne
Gruß  :hacker: :winke:
Das Sucherforum dankt all denen,
die zum Thema nichts beitragen konnten
und dennoch geschwiegen haben !

c-4

Die Patina besteht aus Kupfer-hydroxycarbonaten, die enthalten immer Wasser.  :-)
55 °C...anscheinend kennst du die Hardcore -Restaurierer nicht... das fängt bei 130 Grad an, nach oben  erst durch Stichflammen begrenzt.  :narr:

stratocaster

Zitat von: c-4 in 07. März 2006, 23:54:38
55 °C...anscheinend kennst du die Hardcore -Restaurierer nicht... das fängt bei 130 Grad an, nach oben  erst durch Stichflammen begrenzt.  :narr:
Oh jeh.  :irre:
Um die hartnäckigen Lehm-Beläge wegzubekommen, habe ich auch schon
mit kochendem Öl rumprobiert (überwiegend erfolglos)
Aber Paraffin schmilzt bei ca. 55-60 Grad und ist sofort sehr dünnflüssig.
Warum sollte man dann mit der Temperatur höher gehen?  :belehr:
Aber gut; wenn es hardcore-Restaurierer gibt, nach der Devise: Viel bringt viel  :irre: :narr: :irre:

Mit der Wassereinlagerung in einem Kupfer-hydroxid will ich mich aber auch noch mal schlau machen.
(Bin zwar kein Chemiker aber Werkstoffkundler)
Gruß  :hacker: :winke:
Das Sucherforum dankt all denen,
die zum Thema nichts beitragen konnten
und dennoch geschwiegen haben !

c-4

Na ja, die Paraffinbehandlung kann man auch so betreiben, dass man das P. bis auf 120/140 Grad erhitzt, auf jeden Fall deutlich über 100 Grad °C, um das Wasser aus dem Werkstück auszutreiben. Das ist gut beim Eisen, da kann nicht viel passieren. Wenn keine Blasen mehr aufsteigen, dann kann man davon ausgehe, dass sich kein (physikalisch) gebundenes Wasser mehr  drin befindet. daher  die hohe Temperatur.
Der Hinweis in Bezug auf Bronze (u. Kupfer-) Patina gilt eben diesem Vorgang, d.h., auf diese Weise sollte nicht mit Bronze - Objekten (Münzen usw.) umgegangen werden. Das niedrigschmelzende P. mit Fp. um 60 Grad nicht schädlich sind, ist wahrscheinlich. Man kann das P. aber leicht auf 200 Grad erhitzen. Und ob du es glaubst oder nicht, manche machen das. :D (das weiß ich nu wirklich GANZ sicher)
Das Bronze - Patina Wasser enthält, ist kein Geheimnis, das folgt schon aus der Bezeichnung Kupfer-HYDROXY - Carbonat. Da ist  bei den (oben erwähnten) Temp. Vorsicht geboten, aber das kann  natürlich ein jeder selbst herausfinden, wenn ers nur lange genug probiert.

Wenn man für eine entsprechende Münze so viel Arbeit in die Reinigung  investiert hat, dann sollte man vielleicht nicht unbedingt die "Schock - Methode" anwenden, zumal das gar nicht nötig ist, außerdem bringt feilschen um jeden Cent bei solchen Sachen irgendwie auch nix. Entsprechende Paraffine zur Konservierung, auch hochwertige, sind sehr preiswert. Da muss man nicht unbedingt auf 'Omas Friedhosfskerzenwachs' zrückgreifen.

Carolus Rex

Hi C-4

Kann ich da auch mit Paraffin von Teelichtern oder Grableuchten arbeiten ??

Gruß CR
------------Melden macht frei--------------

c-4

Zitat von: Carolus Rex in 09. März 2006, 11:33:42
Hi C-4

Kann ich da auch mit Paraffin von Teelichtern oder Grableuchten arbeiten ??

Gruß CR

Schau mal hier:

http://www.restaurierung-und-mehr.de/html/stearin_und_paraffin.html

Es scheint in den letzten Jahren wieder verstärkt zum Einsatz von Stearin usw. in verschiedenen Kerzenmassen zu kommen, jedenfalls deuten die Firmenprospekte  vermehrt darauf hin. Das kann auch mit der allgemein zunehmenden Verwendung von Pflanzenölen zusammenhängen, in Verbindung  mit  verteuerten Erdölprodukten  etc.
Fettsäuren haben aber  in Konservierungsmittel für Metalle nix verloren. daher sollte man etwas Vorsicht walten lassen.

Carolus Rex

------------Melden macht frei--------------